Großzügigkeit sorgt für Aufregung
Alterssitz von Bischof Kapellari
Das Schreiben eines gewissen Dr. Martin Weingartner an Bischof Krautwaschl – ersterer übermittelt es auch an namhafte Medien, wie Profil, Kleine Zeitung usw. – sorgt für Aufregung. In seinem Schreiben kritisiert Weingartner den von seiner Fläche und Ausstattung her großzügigen Alterssitz von Altbischof Egon Kapellari. Er zitiert als Quelle dafür die Autobiographie des emeritierten Philosophieprofessors Anton Kolb (Titel: „Brücken bauen zwischen Wissenschaft, Politik, Religion und Medien“). Dort findet sich auf Seite 124, so Weingartner, die Passage: „Kapellari hat dort (Kloster der Elisabethinen in Graz, Anm.) eine Wohnung von 360 m2 bezogen. Damit kann er zwar mit den Kurienkardinälen in Rom noch nicht gleichziehen, kommt ihnen aber immerhin sehr nahe …“
Und Weingartners provokante Interpretation: „Und das in Zeiten, wo der Papst mit einem winzigen Apartment im vatikanischen Gästehaus St. Martha sich bescheidet … Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, Herr Bischof, aber für mich ist das ein Skandal. Und ich verspüre wirklich große Lust, dies der Presse zuzuspielen. Seine Exzellenz hat offenbar noch nicht mitbekommen, dass die Zeit der „Fürstbischöfe“ von Graz-Seckau schon längst vorbei ist. Kaum zu glauben, dass auch die Steiermark einen (kleinen) Tebartz-van Elst hat …“ (Anm.: deutscher Bischof, der wegen seines Luxuslebens heftig attackiert wurde).
Nicht überraschend löste dieses Schreiben in der Diözese selbst Staunen aus. Martin Gsellmann, Pressesprecher des Bischofs, bewertet diese Information als nicht vollständig und auch unfair. Es sei richtig, dass der Altersitz von Egon Kapellari insgesamt eine Fläche von 324,06 m2 (und nicht 360!) umfasst. Dieser befindet sich im Bereich des betreuten Wohnens auf dem Gelände des Spitals der Elisabethinen in Graz im Bezirk Lend. Laut einer Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz gibt es die Verpflichtung, dass die Diözesen den Aufwand für einen angemessenen Alterssitz eines Bischofs mit der nötigen Infrastruktur übernehmen. Dazu gehört im Fall von Egon Kapellari eben eine Haushälterin, für die es dort am Alterssitz auch eine eigene Wohnung gibt. Weiters umfasst der Alterssitz ein Speisezimmer mit anschließender Küche, dem privaten Schlafbereich für den Bischof, eine Kapelle, ein Büro, einen Bibliotheksraum, sowie eine Gästewohnung. Der Alterssitz von Egon Kapellari erstreckt sich über zwei Ebenen. Das, was Kapellari privat nutzt, sind ungefähr 100 m2.
Egon Kapellari, 81, wählte die Elisabethinen als Alterssitz, da es in unmittelbarem Umfeld auch eine entsprechende mehrgliedrige Gesundheitsversorgung gibt. Vor Jahren liefen bereits Vorbereitungen für Kapellaris ursprünglich gedachten Alterssitz in Mariatrost. Er wurde in der Nachbarschaft des Diözesan-Tennisklubs geplant, die baulichen Gegebenheiten waren bereits weit gediehen. Kapellari entschied sich aber dann offensichtlich aus persönlichen Gründen für den Alterssitz in der Innenstadt.
Johann Weber, wiederum der Vorgänger von Egon Kapellari, hatte seinen „angemessenen Alterssitz“ bis zum Vorjahr am Burgring in Graz in einem Haus aus der Gründerzeit. Dieser bestand aus zwei Wohnungen – eine für die Haushälterin und Betreuung und die zweite eben für den Altbischof Johann Weber selbst. Die Wohnungen befinden sich im Eigentum der Kirche. Für Kapellaris Alterssitz hat die Diözese mit den Elisabethinen einen Mietvertrag.
Quelle:
Klipp-Online >>