Der umstrittenen Bau eines orthodoxen Klosters in St. Andrä am Zicksee (Bezirk Neusiedl am See) soll zum Thema einer Volksabstimmung gemacht. Das forderten 405 Menschen per Unterschrift, 385 Unterschriften waren gültig. Damit ist die Volksabstimmung fix.
Die Unterschriftenlisten wurden am Montag im Gemeindeamt abgegeben. Für die Abhaltung einer Volksabstimmung hätten 329 Unterschriften genügt. Die Gemeinde wird nun innerhalb von vier Wochen einen Bescheid erlassen, um die Volksabstimmung durchzuführen, sagte Bürgermeister von St. Andrä, Erich Goldenitsch (SPÖ). Der Wortlaut der Fragestellung und das Datum der Volksabstimmung werden dann veröffentlicht.
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So soll das Kloster aussehen |
Die griechisch-orthodoxe Kirche will in St. Andrä ein Kloster bauen. Dieser Plan stößt nicht überall auf Gegenliebe und sorgt schon seit mehr als einem Jahr für Diskussionen. Es gab schon eine Bürgerbefragung dazu, die den Gegnern nicht genügte - mehr dazu in
St. Andrä mehrheitlich für Kloster. Das Kloster werde zu groß und sei überdimensioniert, lautet eines der Gegenargumente - mehr dazu in
St. Andrä: Weihe auf dem See und
St. Andrä: Weiter Zwist um Kloster.
Quelle:
burgenland.orf.at, 23.2.2017
St. Andrä am Zicksee
Volksabstimmung zu geplantem Klosterbau kommt!
405 Unterschriften haben die Gegner des geplanten griechisch-orthodoxen Klosters in St. Andrä am Zicksee (Bezirk Neusiedl am See) gesammelt. 385 davon sind gültig: Volksentscheid innerhalb von vier Monaten!
bvz.at >>
Orthodoxes Kloster:
Diözese Eisenstadt für Klarstellung
Die Diözese Eisenstadt hat sich für eine rasche Klärung im anhaltenden Streit um den geplanten Bau eines orthodoxen Klosters in St. Andrä am Zicksee ausgesprochen.
burgenland.orf.at, 25.1.2017 >>
Falls die Behörden eine Volksabstimmung als rechtens erachteten, werde man diese unterstützen, sagte Diözesansprecher Dominik Orieschnig am Dienstag gegenüber Kathpress.
„Es soll nicht später behauptet werden, etwas sei nicht mit rechten Dingen zugegangen“, so Orieschnig. Sowohl die Diözese als auch die orthodoxe Kirche stünden hinter dem Klosterbau und hätten von Anfang an gewünscht, „dass ein Kloster dort entstehen soll, wo es auch Gottes Willen ist“.
Streit in der nächsten Runde
Zuvor hatten am Dienstag Gegner des Klosterprojekts 405 Unterschriften für eine Volksabstimmung eingebracht, von denen laut Angaben von Bürgermeister Erich Goldenitsch (SPÖ) 385 gültig waren, wie die APA am Dienstag berichtete. 329 Unterschriften - ein Viertel der Wahlberechtigten - waren für das Erzwingen einer Volksabstimmung nötig.
Diese soll nach einem binnen eines Monats ausständigen Bescheid durch den Gemeinderat innerhalb von drei Monaten abgehalten werden. Der Streit um das orthodoxe Kloster geht somit in die nächste Runde.
Bereits zahlreiche positive Beschlüsse
Gestartet worden war das Klosterprojekt in St. Andrä 2014, als die Diözese Eisenstadt dafür der griechisch-orthodoxen Kirche ein Grundstück zur Verfügung stellte. Aufgrund einiger Querschüsse führte die Gemeinde bereits Anfang 2016 eine Bürgerbefragung durch, die ebenso zugunsten des Klosters ausging wie ein einstimmiger Beschluss im Gemeinderat.
Die notwendigen Behördenverfahren für die Errichtung des Gebäudes sind daher bereits im Laufen. Der Baubeginn war zuletzt für Frühjahr 2017 erwartet worden. Schon jetzt leben einige orthodoxe Mönche als Klostergemeinschaft St. Andrä in einem angekauften Gebäude.
Orthodoxes Kloster:
LH Niessl will „Klarheit schaffen“
Diözesanbischof und Landeshauptmann über eine Volksabstimmung zu dem geplanten Projekt in St. Andrä am Zicksee.
bvz.at >>
St. Ändrä: Weitere Frist für Kloster-Gegner
Die Zukunft des geplanten Klosters der orthodoxen Kirche in St. Andrä am Zicksee bleibt weiter ungewiss. Nach einer Gemeinderatssitzung am Freitagabend bleibt vorerst offen, ob es zu einer Volksabstimmung kommen wird oder nicht.
Burgenland.orf.at, 11.2.2017 >>
AKTUALISIERUNG:
Seewinkel: Ökumene und ein kommunaler Volksentscheid
In St. Andrä soll Mitteleuropas erstes orthodoxes Kloster gebaut werden. Darüber soll aber das Volk abstimmen
Der Standard, 27.2.2017 >>
St. Andrä – Hinterm Bahnhof geht's hinaus zum Zicksee. Die letzten Häuser von St. Andrä, links eine Feriensiedlung, ein Campingplatz, das Strandbad, rechts Ackerland, flach und weit, bis nach Frauenkirchen hinüber. Die dortige St.-Martins-Therme ist schon in Sichtweite. Hier, in St. Andrä herüben, soll ein geistliches Pendant dazu errichtet werden. "Eine Therme für die Seele" nennt Pater Igor jene Klosteranlage, die auf den Ackerflächen hinter dem Ort, an der Straße zum See, errichtet werden soll.
Der Grund, sieben Hektar ungefähr, gehört der Diözese Eisenstadt. Die hat ihn der orthodoxen Kirche gewissermaßen als Lehen gegeben. Und hier soll Mitteleuropas erstes griechisch-orthodoxes Kloster entstehen.
Paul Zulehner, der katholische Pastoraltheologe, nennt das "ein großes Glück", denn "damit erhält der Ort ein spirituelles Juwel".
Unterschriftensammlung der Gegner
Ob St. Andrä dieses Glück annehmen will, wird sich bald vorentscheiden. Es gibt nämlich auch hartnäckigen Widerstand gegen den Klosterbau, für den sich vor rund einem Jahr eine Volksbefragung schon ausgesprochen hat. Nun wurden Unterschriften gesammelt, um eine kommunale Volksabstimmung zu erzwingen, so wie im benachbarten Frauenkirchen in Glashaus-Angelegenheiten. Vor 14 Tagen verkündeten die Klostergegner, sie hätten die nötigen 25 Prozent der Wahlberechtigten beieinander, es gab allerdings fehlerhafte darunter, die Nachfrist endet am Dienstag.
"Innerhalb von drei Monaten", so Gerhard Mauersics, der Sprecher der Initiative, "muss dann die Volksabstimmung durchgeführt werden." Dass sie das wird, man also die nötigen Unterschriften gegen die Umwidmung zusammenbringe, bezweifelt er nicht. "Es schaut gut aus", sagte er vergangene Woche.
Derzeit sechs Mönche
Während die ortspolitischen Wogen, wenn schon nicht hoch, so doch hin- und hergehen, hat sich im vergangenen Jahr bereits so was wie ein orthodoxes Leben etabliert in der 1.300-Seelen-Gemeinde im Seewinkel. Die Mönche – sechs sind es zurzeit – haben sich in einem Haus gegenüber dem Bahnhof eingerichtet.
Ein offenes Haus, wie man betont. "Wir sind ja zur Gastfreundschaft angehalten", sagt Pater Igor. Und man erlebe diese hier auch, im Seewinkel. Gerade zu den Gottesdiensten in der kleinen St.-Bartholomäus-Kapelle, "in denen", so Paul Zulehner, "der Himmel auf die Erde heruntergesungen wird", lade man die Ortsbevölkerung. Das werde auch angenommen. Ein Verein der Freunde hat sich etabliert, eine Wirtin versorgt die Mönche zuweilen mit Essen, ein Landwirt unterweist Pater Arsenios in der Kunst der Ziegenhaltung.
Plötzlich Pilgertourismus im Ort
In einer Pension musste man in diesem Winter Heizkörper anschaffen, weil auch außerhalb der bisherigen Saison auf einmal Gäste gekommen sind beziehungsweise Pilger, wie die Patres sagen. Als Teil der Tourismuswirtschaft sieht man sich klarerweise nicht, aber man bestreitet auch nicht den Effekt. "Die Pilger kommen ja nicht nur zu uns", sagt Pater Arsenios – sondern auch in die Therme für den Leib nach Frauenkirchen; oder in die Therme für den Shoppingwahn nach Parndorf.
Für die katholische Verpächterin ist das Projekt ein Teil des Vermächtnisses von Kardinal König, der ja sein Lebtag lang beschäftigt war mit dem Voranbringen der Ökumene. Bischof Ägidius Zsifkovics war auch heuer wieder bei der traditionellen Wasserweihe, diesmal auf dem Eis des Zicksees. Stanislav Zvolenský, Erzbischof von Bratislava, hat dem Kloster Reliquien des heiligen Johannes von Alexandrien geschenkt. Der Papst hat das Vorhaben gesegnet, nicht nur abgesegnet.
Nicht mehr als zwölf Brüder
Das Kloster wird – so die Umwidmung nicht zurückgenommen werden muss – den schönen Namen "
Maria-Schutz-Kloster des heiligen Paisios vom Berg Athos" tragen. Mehr als zwölf Brüder werden dort nicht leben, sagt Pater Igor, nur so viele Zellen werde es geben. Aber St. Andrä soll doch auch ein spirituelles Zentrum werden für die immerhin 600.000 Orthodoxen in Österreich. Ob griechisch, serbisch, russisch – orthodox sei orthodox. Man unterscheide sich nur in der liturgischen Sprache. In St. Andrä ist die Umgangssprache Deutsch. Zwei der zurzeit sechs Mönche, darunter der angehende Ziegenzüchter Arsenios, sprechen es mit griechischem Zungenschlag, Pater Igor, Student der Religionswissenschaft an der Uni Wien, tut dies mit unüberhörbar wienerischem in serbischer Prägung, der Abt mit pfälzischem. Er heißt
Paisios Jung. (Wolfgang Weisgram, 27.2.2017)