Dienstag, 31. März 2015

Chile: Proteste bei Amtseinführung von Bischof Juan Barros Madrid

Aktualisierung:

Missbrauchsaufklärer kritisieren Bischofsernennung
Vier Mitglieder der von Papst Franziskus berufenen Kommission zur Aufklärung der Sexualvergehen an Kindern kritisieren die Berufung des Geistlichen Juan Barros zum Bischof von Osorno in Chile. Sie wollten am Sonntag dem Kinderschutzbeauftragten des Vatikans, Kardinal Sean O'Malley, ihre Sorge über Barros' Berufung erläutern, sagte Kommissionsmitglied Marie Collins.
Neue Züricher Zeitung, 12.04.2015 >>

Irish abuse survivor queries appointment of bishop
An Irish abuse survivor who advises Pope Francis has called on him to reconsider the recent appointment of a Chilean bishop, because he is alleged to have covered up for Chile's most notorious clerical abuser.
rte-news.ie, 26.3.2015 >>

Members of Vatican abuse commission question Francis' inaction in Chile
NC-Reporter, 26.3.2015 >>


Blogbeitrag vom 31.3.:
Chile: Proteste bei Amtseinführung
Beim Gottesdienst zum Amtsantritt von Bischof Juan Barros Madrid in der chilenischen Diözese Osorno ist es zu Protesten gekommen. Hunderte Demonstranten forderten am Samstag den Rücktritt des katholischen Geistlichen. Sie versuchten, Barros am Betreten der Kathedrale zu hindern, das berichtet die Tageszeitung „La Tercera“. Als Zeichen des Protestes hatten sie sich mit Plakaten versammelt und in der Kirche ließen die Demonstranten schwarze Luftballons steigen. Der Gottesdienst wurde immer wieder von Sprechchören unterbrochen. Kritiker werfen Barros vor, er habe als junger Priester sexuelle Übergriffe des Priesters Fernando Karadima Farina an Jugendlichen gedeckt.

Papst Franziskus hatte den ehemaligen Militärbischof Barros am 15. Januar zum neuen Bischof der südchilenischen Diözese berufen. Dagegen hatte es aus Kreisen der Politik und von Laienorganisationen der chilenischen Kirche immer wieder Proteste gegeben. Barros streitet eine Verwicklung ab und beteuert seine Unschuld.
Radio Vatikan >>


Obispo Juan Barros asume en medio de protestas en Osorno


Juan Barros asume como obispo de Osorno en medio de protestas
Fuente: Emol.com


Chile: Ausschreitungen bei Gottesdienst
Zum ersten Gottesdienst des umstrittenen chilenischen Bischofs von Osorno, Juan Barros Madrid (58), sind nach Medienberichten nur wenige Gläubige, aber zahlreiche Demonstranten erschienen. Dabei kam es zu Ausschreitungen.
Religion.orf.at >>

Primera misa de obispo Barros tras nombramiento estuvo marcada por la ausencia de feligreses
Sólo 150 personas llegaron a la catedral de Osorno, que puede albergar a más de 800, para participar de la liturgia de Domingo de Ramos que realizó el sacerdote acusado de encubrir a Fernando Karadima.
Fuente: Emol.com

Montag, 30. März 2015

Nonnen bestürmen Papst in der Kathedrale von Neapel



Nonnen bestürmen Papst: Video wird zum Youtube-Hit

Ein Video über Franziskus, der am Samstag (21.3.) bei einem Besuch in der Kathedrale von Neapel von Klausurnonnen bestürmt, umarmt, gehätschelt und mit Geschenken überhäuft wird, ist in Youtube zum Hit geworden.

Die Gruppe von Nonnen aus einem Klarissenorden, die sonst in Klausur leben, wegen des Papst-Besuches in Neapel aber ausnahmsweise ihr Kloster verlassen durften, umringten den Papst vor dem Altar der Kathedrale, umschwärmten ihn, knipsten Fotos und wollten seine Hand gar nicht mehr loslassen.

Vergebens versuchte der Erzbischof von Neapel, Crescenzio Sepe, den überschwänglichen Enthusiasmus der Nonnen zu zügeln. Über Mikrofon ermahnte er die Schwestern: „Beruhigt euch, beruhigt euch!“

„Schauen Sie sich das an. Sie verschlingen ihn noch. Und das sind Klausurschwestern. Nun stellen Sie sich mal die Ordensschwestern vor!“, witzelte der Erzbischof im neapolitanischen Dialekt und löste somit Heiterkeit bei den Kirchenbesuchern aus.

Das Video mit dem von den Nonnen „überfallenen“ Papst ist auf Youtube zur Sensation geworden. Im Gegensatz zu den Ordensschwestern leben die Klosterschwestern nach der päpstlichen Klausur und verlassen ihr Kloster nur bei besonderen Anlässen.

Quelle: Religion.orf.at

Freitag, 27. März 2015

„Rom muss den Bischof verklagen“

Teich für Koi Karpfen im Innenhof des Limburger Bischofssitzes
„Rom muss den Bischof verklagen“
Der ehemalige Bischof Tebartz-van Elst hat dem Bistum Limburg finanziell geschadet – dafür müsse er sich verantworten, sagt Weihbischof Manfred Grothe, der im Auftrag des Papstes das Bistum leitet. Einen Verabschiedung Tebartz-van Elst aus der Diözese hält er für wünschenswert.
Interview in der Frankfurter Rundschau >>

Kommentare:

Rom prüft den Fall Tebartz-van Elst
Kann der Bischof für den Luxusbau in Limburg belangt werden? Das prüft die Kurie in Rom. Aber auch im Bistum ist noch einiges ungewiss: Nach wie vor ist offen, wann ein neuer Bischof gewählt wird.
FAZ >>

Diözese Limburg: Tebartz an Finanzdebakel schuld
Die Diözese Limburg macht ihren früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst für die Vermögensschäden verantwortlich, die mit der Errichtung des rund 31 Mio. Euro teuren Bischofssitzes entstanden sind.
Das habe ein Gutachten eines Kirchenrechtlers ergeben, teilte der Limburger Apostolische Administrator Manfred Grothe laut Kathpress der „Frankfurter Rundschau“ (Donnerstag-Ausgabe) mit. Das Gutachten habe ergeben, „dass der Bischof als Letztverantwortlicher in der Verwaltung und der Vermögensverwaltung Entscheidungen getroffen hat, die zu Vermögensschäden geführt haben“, präzisierte Grothe.
Religion.orf.at >>

Limburg überprüft 6.800-Euro-Pension von Tebartz
Die deutsche Diözese Limburg will nach dem Dienstantritt ihres ehemaligen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst in Rom mögliche Einkünfte dort mit seinen Ruhestandsbezügen gegenverrechnen.
Religion.orf.at >>

Streit um Tebartz-Bau:
Die "Unterwelt" am Limburger Domberg
Ein Jahr nach dem Abgang von Tebartz-van Elst entbrennt im Bistum Limburg neuer Streit um seine Bischofswohnung. Ein früherer Caritas-Leiter will den 31 Millionen Euro teuren Bau nun in einen Ort der Auseinandersetzung verwandeln.
Spiegel-Onine >>

Limburg nach Tebartz-van Elst
Im Tiefflug unter römischem Radar
Vor einem Jahr wurde Franz-Peter Tebartz-van Elst von Limburg nach Rom beordert. Heute bemüht sich das Bistum um eine Rückkehr zur Normalität. Schwierig, denn das Bischofshaus mit seinem Luxus-Interieur steht wie ein Mahnmal in der Stadt.
Mitteldeutsche Zeitung >>

Donnerstag, 26. März 2015

Der Papst gegen die Kurie

Mit der Wahl von Papst Franziskus vor zwei Jahren kamen in der katholischen Kirche Hoffnungen auf Reformen auf. Tatsächlich hat er die Kurie mit scharfen Worten kritisiert, sie sei zum Teil raffgierig und geistig versteinert. Doch es gibt großen Widerstand gegen ihn.
Deutschlandradio-Kultur >>


Interview mit Gerhard Ludwig Kardinal Müller
"Es gibt kein Argument gegen den Zölibat"
Gerhard Ludwig Kardinal Müller ist als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre einer der wichtigsten "Minister" des Papstes. Viele sehen in dem einerseits sozialkritischen, andererseits traditionalistischen deutschen Theologieprofessor einen mächtigen Anführer gegen diejenigen in der Römischen Weltkirche, die sich vom Pontifikat Franziskus' grundlegende kirchliche Erneuerung wünschen.
rp-online >>

Mittwoch, 25. März 2015

Katholische Verbände fordern Überdenken der kirchlichen Haltung zur Verhütung

AKV-Präsident Helmut Kukacka
AKV appelliert: Familiensynode soll die Fragen von Humane Vitae neu diskutieren
Kukacka: Rigorose Beschränkung der Sexualität auf die Regeln von "Humanae Vitae" wird von den Gläubigen und der Gesellschaft nicht mehr verstanden.

Wien (OTS) - Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs (AKV) folgt dem Aufruf von Papst Franziskus, sich an der Vorbereitung der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zum Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" zu beteiligen. Die Mitgliedsverbände der AKV haben sich mit den pastoralen Herausforderungen für die Kirche im Umgang mit der gesellschaftlichen Situation von Ehe und Familie intensiv beschäftigt und können daher die Beantwortung des Fragenkatalogs zu den Lineamenta (Vatikanfragebogen zur Familiensynode) durch den Katholischen Laienrat Österreichs mittragen und unterstützen.

Dabei ist es, wie AKV-Präsident Helmut Kukacka feststellt, der AKV ein besonderes Anliegen im speziellen noch einmal auf die Fragen einzugehen, die sich mit der Sexualität von jungen Menschen und Eheleuten beschäftigen. Eine von der Generalversammlung der AKV am 18. März 2015 einstimmig beschlossene Resolution hat dazu folgende Feststellungen getroffen.

Kukacka: "Die AKV sieht die rigorose Beschränkung der Sexualität auf die strenge Haltung von "Humanae Vitae" nach fast fünfzig Jahren Erfahrung als problematisch und nicht mehr zeitgemäß an". Wie Kukacka dazu feststellt, mache die medizinische Entwicklung und die veränderte Einstellung der Gesellschaft, aber auch der Gläubigen, eine Präzisierung erfor-derlich. Denn die von der Kirche empfohlenen sogenannten "natürlichen Methoden" der Ver-hütung würden heute nur noch wenig berücksichtigt und verstanden.

Die AKV tritt nachdrücklich dafür ein, sehr viel klarer zwischen jenen Methoden und Mitteln zu unterscheiden, die eine Empfängnis verhindern (z.B. Antibabypille) und jenen, die zur Beendigung bereits empfangenen Lebens führen. Hier sind besonders die verschiedenen Versionen der sogenannten "Pille danach" zu nennen. Kukacka: "Wir lehnen daher alle le-bensbeendenden Mittel und Methoden strikt ab, hingegen sollte eine vom geprüften Gewissen getragene Verwendung künstlicher Methoden oder medikamentöser Mittel zur Verhütung akzeptiert werden". Die AKV setzt sich für eine verantwortet Elternschaft ein, wonach die Eltern entsprechend der Familiensituation in ihrem Gewissen über Zeitpunkt und Anzahl der Kinder selbst entscheiden müssen. Grundsätzlich müsse das eheliche Leben offen sein für Kinder, aber das muss nicht für jeden sexuellen Akt gelten.

Die AKV will mit dieser Stellungnahme bewusst an der vom Konzil im Dokument "Gaudium et Spes" formulierten Verantwortung der Eltern für die Kinder anknüpfen und für eine zeitge-mäße Sicht auf die von Gott geschenkte Sexualität eintreten.
OTS/APA >>


Katholische Verbände wollen Sexualmoral neu diskutieren
AKV-Präsident Kukacka im Blick auf Familiensynode im Herbst: Klare Trennung von Empfängnisverhütung und lebensbeendenden Mitteln und Methoden erforderlich
Kathpress >>

Rückmeldungen und Stellungnahmen zum Familienfragebogen 2015

Deutschland:

Bistum Münster veröffentlicht Rückmeldungen auf die Umfrage in Vorbereitung der Familiensynode
Die Katholiken im Bistum Münster wünschen sich eine Kirche, die barmherzig und liebevoll auf alle Menschen zugeht, unabhängig davon, in welchen Familiensituationen oder Beziehungs-Formen sie leben.
Bistum Münster >>
Zusammenstellung der Antworten aus dem Bistum Münster >>



Befragung zur Familiensynode abgeschlossen
709 Einzelpersonen, Paare, Familien und Gruppen beteiligt
Erzbistum München und Freising - Pressemitteilung vom 9.3.2015


Kritik am Stil des Vatikan-Fragenbogens
Grundsätzlich werden der „schwer verständliche Sprachstil und die Komplexität der Fragestellung“ des Vatikan-Fragebogens kritisiert. Diese habe die Beantwortung nicht nur erschwert, „sondern selbst bei wohlmeinenden Katholiken z.T. Anlass gegeben, die gute Absicht einer breiten Befragung in Frage zu stellen“.
Quelle: Bistum Essen >>
Die vollständige Zusammenfassung der Antworten zum zweiten Vatikan-Fragebogen im Bistums Essen.


Kaum Beteiligung – Fragen zu komplex
Kritik am Vatikan-Fragebogen zur Familiensynode
Schwer verständliche Sprache, theologische Begriffe – mit diesen Worten kritisieren mehrere Bistümer den Fragebogen des Vatikans zur Vorbereitung der zweiten Familiensynode. domradio.de hat mit Dr. Michael Dörnemann vom Bistum Essen gesprochen.
Domradio.de >>



Stellungnahme von Wir-sind-Kirche.de zur Familien-Synode 29.3.2015
Stellungnahme zu Lineamenta und Fragenkatalog für die Synode 2015 >>

Stellungnahme vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)10.3.2015
SZdK.de >>

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd):
Stellungnahme 26.2.2015 >>
Pressemitteilung 3.3.2015 >>

Gemeinschaft katholischer Männer und Frauen-Region Köln
Stellungnahme vom 25.2.2015 >>

Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB)
Stellungnahme vom 3.3.2015 >>
Pressemitteilung vom 5.3.2015 >>

Über richtig und falsch hinaus: für eine Beziehungs- und Sozialethik von heute
Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) >>

Familienpastorale Herausforderungen im Hinblick auf die Bischofssynode 2015
Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK) >>

Deutsche Ordensobere für anderen Umgang mit Geschiedenen
Bonn (KAP/KNA) Mehr Barmherzigkeit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und einen anderen Umgang mit dem Scheitern menschlicher Lebensentwürfe wünschen sich die katholischen Orden in Deutschland von der Kirche. In einer am Montag in Bonn veröffentlichten Stellungnahme zur kommenden Weltfamiliensynode im Vatikan erklärte die Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK), auch in einer zweiten Zivilehe lebenden Katholiken sollte unter bestimmten Voraussetzungen der Zugang zu den Sakramenten wieder ermöglicht werden.
Generell sprechen sich die Vertreter der Männer- und Frauenorden dafür aus, in Fragen von Sexualität, Partnerschaft und Ehe das Gewissen der Katholiken stärker zu achten und ihnen mehr Vertrauen entgegenzubringen. "Gläubige aus dem Kernbereich der Gemeinden bitten auch ganz ausdrücklich die Verantwortlichen unserer Kirche, ihnen doch mehr Vertrauen entgegenzubringen", heißt es. "Sie wünschen durchaus eine Unterstützung der Gewissensbildung und Hilfen zur Entscheidungsfindung. Sie kritisieren aber auch, dass manche Seelsorger versuchen, ihnen sehr stark in ihre Gewissensentscheidungen hineinzuwirken."
Kathpress >> 





Österreich:
 

Katholische Verbände wollen Sexualmoral neu diskutieren
AKV-Präsident Kukacka im Blick auf Familiensynode im Herbst: Klare Trennung von Empfängnisverhütung und lebensbeendenden Mitteln und Methoden erforderlich
Kathpress >>


Linzer Pastoralrat: Wiederverheiratete zu Sakramenten zulassen
Größtes Beratungsgremium der Diözese Linz empfiehlt mit Blick auf Familiensynode theologische und pastorale Weiterentwicklung des Ehesakraments und Akzeptanz von Personen mit homosexueller Orientierung
Kathpress >>


„Wir sind Kirche“ an die Bischöfe:
Wo bleiben eure kühnen Vorschläge?
Plattform "Wir-sind-Kirche.at" >> 



Entfaltung des Lebens in Würde statt rigorosem Gesetzesvollzug
Stellungnahme vom Netzwerk: zeitgemäß glauben >


Alles rund um die Familiensynode im Vatikan - Dossiers:
Katholisch.de >>

Domradio.de >>

Kathpress >>

Dienstag, 24. März 2015

„Kleriker müssen vom hohen Ross steigen“

Im Gespräch mit der KirchenZeitung erzählt Pfarrer Franz Schobesberger, warum er die ablehnende Haltung des Vatikans in Bezug auf die Priesterweihe von Frauen kritisiert.

Die Versorgung mit Priestern ist am Zusammenbrechen, sagt Propst Johannes Holzinger im ­Interview mit der KirchenZeitung. Ein Befund, den Sie teilen?
Franz Schobesberger: Die Befürchtung habe ich schon lange. Dass der Zusammenbruch nun so schnell geht, war auch klar. Die großen, starken Priester-Jahrgänge meiner Generation, die sind bald so weit, dass sie in die Ewigkeit gehen.

Sie pflegen Kontakte zu Dutzenden Gemeinden in Afrika und Asien, die Sie über Ihren Hilfsfonds finanziell unterstützen. Gibt es Ihrer Einschätzung nach dort genügend Priester?

Schobesberger: Nein. Den Priestermangel gibt es in Afrika und Asien weit mehr als bei uns. In Afrika kenne ich Priester, die Pfarren mit 30 und mehr Außenstationen zu betreuen haben. Dort können sie dann nur ein paar Mal im Jahr vor Ort sein. Ich finde es problematisch, dass viele afrikanische Priester zu uns geholt werden, vorwiegend nur, um das bestehende System aufrechtzuerhalten, wo sie doch in ihrer Heimat Arbeit bis über beide Ohren haben.

In einem Ihrer jüngeren Pfarrbriefe kritisieren Sie die ablehnende Haltung des Vatikans in Bezug auf die Weihe von Frauen zu Priesterinnen.

Schobesberger: Wenn der Vatikan sagt, die Kirche habe keine Ermächtigung durch Jesus, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, stimmt das so nicht. Jesus hat dazu einfach nichts gesagt – und das ist weder ein Verbot noch ein Gebot. Es ist auch keine Glaubensfrage, sondern eine Frage der amtlichen Strukturen in der Kirche, die nur teilweise auf Jesus zurückgehen, aber größtenteils von der Kirche selbst eingerichtet wurden.

Wie war das für Sie, als Sie jung waren? Wie sind Sie damals zur Weihe von Frauen gestanden?

Schobesberger: Zu dieser Zeit war es überhaupt noch keine Frage. Das hat sich erst später ergeben, dass ich über die Weihe von Frauen zu Priesterinnen nachgedacht habe. Hinsichtlich der Weihe von Frauen habe ich aber eine sehr vielschichtige Ansicht und bin kein reiner Befürworter.

Was heißt das konkret?

Schobesberger: Grundsätzlich wäre als Erstes zu beachten, ob es dem Wesen der Frau und der von Gott in sie gelegten Berufung entspricht. Dann wären die sehr verschiedenen Voraussetzungen in den weltweiten Kulturen und die Folgen für die Ökumene, besonders bezüglich der Ostkirchen, zu berücksichtigen.
Wenn man die Weihe von Frauen jetzt durchführen würde, gäbe das eine Kirchenspaltung in der Größe der Reformation. Priesterinnen kann es nicht von heute auf morgen geben.  

Und das Diakonen-Amt für Frauen zu öffnen: Das würde einfacher umzusetzen sein?

Schobesberger: Überhaupt kein Problem, Diakoninnen hat es schon gegeben, die könnten sofort kommen. Vor allen Überlegungen in Amtsfragen sollte man aber endlich das gemeinsame Priestertum aller Getauften ernst nehmen. Das II. Vaticanum sagte, dass alle Getauften zu Priestern geweiht sind, also priesterliche Dienste erfüllen können.

Was erschwert die Einführung der Weihe von Frauen zu Priesterinnen?

Schobesberger: Die Weihe sollte, wenn grundsätzlich nichts dagegenspricht, möglich sein, aber nicht auf der gewohnten Ebene des Klerus. Bevor man Frauen zu Mitgliedern des Klerus macht, müssen die männlichen Kleriker vom hohen Ross heruntersteigen. Auf ebener Erde wird es kaum ein Problem sein, wenn zu den männlichen Priestern weibliche Priesterinnen kommen. Wenn es eine Machtangelegenheit ist, wird es gefährlich. Meines Erachtens ist die den Vorgaben Jesu widersprechende klerikale Entwicklung der Kirche ab dem 1. Jahrhundert eine Fehlentwicklung. Nicht der priesterliche Dienst, aber der Klerikalismus – und der sollte keine Erweiterung erfahren. 

Ein Argument von Gegnern der Weihe von ­Frauen ist, dass Jesus eben ein Mann war, Priester Stellvertreter Christi sind und einfach Männer sein müssen.
Schobesberger: Das scheint mir eine ideologische Festlegung zu sein, damit man nichts anderes mehr zu denken braucht. Aber in der Heiligen Schrift ist nicht von der Mannwerdung Gottes, sondern von der Menschwerdung zu lesen. Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, steht in der Bibel. Jesus kann von Männern und Frauen vergegenwärtigt werden.

Trauen Sie Frauen zu, Priesterinnen zu sein, wenn Sie an konkrete Menschen in der katholischen Kirche denken?

Schobesberger: Ich habe schon mit einigen Frauen zu tun gehabt, die wären gut geeignet für dieses Amt. Von der Spiritualität oder dem Können her hätte ich keinerlei Bedenken.

Viele, die sich mehr Gleichberechtigung in der Kirche wünschen, wollen nicht mehr länger warten. Müssten sie einfach geduldiger sein?

Schobesberger: Mit geduldig sein allein wird sich nichts ändern. Nur zuwarten, bis der Heilige Geist allein etwas tut, da warten sie umsonst. Der Heilige Geist wird nur etwas gemeinsam mit den Menschen bewirken.
Anderseits: Mit Revolutionen erzeugt man keinen positiven Weg, nur einen Bruch. Man müsste einen Weg finden, auf dem man mit Nachdruck richtig Erkanntes mit Blick auf das Ganze verwirklicht.    

Sollen Priesterinnen eigentlich zölibatär leben?
Schobesberger: Die Frage, ob Priester zölibatär oder verheiratet leben, ist auf der Männerseite noch nicht gelöst. Man wird sich zuerst einmal hier und für den Fall einer Weihe von Frauen auch für diese dazu ernsthaft Gedanken machen müssen.

Was halten Sie von verheirateten Männern als Priester?

Schobesberger: Der verpflichtende Zölibat ist mit Sicherheit keine verbindliche Vorgabe Jesu. Die Zwangsverbindung der beiden selbstständigen Charismen Ehelosigkeit und Priestertum müsste gelöst werden, denn so, wie es jetzt ist, ist es nicht ehrlich. Der Heilige Geist teilt Charismen zu, wie er will, nicht wie es das Kirchenrecht bestimmt. Unter den Jugendlichen, etwa bei den Jugendseminaren war eine ganze Reihe dabei, die wären heute Priester, wenn der Zölibat nicht gewesen wäre. Die sind Pastoralassistenten geworden, machen gute Arbeit. Sie wollten eben auch eine Familie haben.

Sie haben als Priester viele Jahre mehrere Pfarren betreut. Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Schobesberger: Eine persönliche Seelsorge ist, wenn man für drei Pfarren zuständig und manchmal zusätzlich Dechant ist, nur noch schwer möglich.

Was haben Sie als schwierig erlebt?

Schobesberger: Seelsorge lebt vom Hören auf den Geist und die Menschen und von der freien Kreativität. Das Muss zur Erfüllung von verschiedensten Verpflichtungen würgt diese aber nicht selten ab. Das Wesentliche wäre die frei schaffende spirituelle Arbeit.

Das ist es, was Ihnen Freude macht am Priestersein?
Schobesberger: Ja, in einer vom Geist inspirierten Tätigkeit auf allen Ebenen die Menschen für ein Leben mit Christus gewinnen, sie für ein Leben aus dem Geist im Alltag begeistern und befähigen. Das Modell Jesu für seine Gemeinde war Freundschaft. So habe ich von Anfang an versucht, auf diesem Weg zu leben und zu arbeiten, und das war die Grundlage für ein erfülltes Leben und eine erfolgreiche Arbeit.
Es erfüllt mit Freude und Dankbarkeit, sich von einem fast weltweiten großen Freundeskreis im Gebet und gegenseitigen Austausch getragen zu wissen.

Würden Sie heute – wenn Sie sich nochmals entscheiden könnten – auch wieder Priester werden?

Schobesberger: Ich habe die Berufung, die ich als Dreizehnjähriger völlig unerwartet wie eine Liebeserklärung erlebte, zeitlebens als eines der besten und wertvollsten Geschenke Gottes angesehen.
Sie hat mir, obwohl ich  dieser Liebeserklärung oft nicht entsprochen habe, ein erfülltes Leben ermöglicht, in dem ich alle meine Talente und Charismen einsetzen und – wie schon gesagt – einen fast weltweiten Freundeskreis gewinnen konnte.

Montag, 23. März 2015

Bistum Essen mit Kritik an der Sprache des Vatikan-Fragebogens


Diözese legt Stellungnahme für die Familiensynode im Herbst vor

Deutliche Kritik an der Sprache, aber auch klare Vorschläge und Wünsche für die künftige Ehe- und Familienpastoral – auf acht Seiten hat das Bistum Essen jetzt die Antworten aus dem Ruhrbistum auf den zweiten Vatikan-Fragebogen zur Vorbereitung der Familiensynode im Herbst zusammengestellt. Ein barmherziger Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, eine neue Position der Kirche zur Empfängnisverhütung, eine Stärkung christlicher Ehepaare und eine Segnungsfeier für homosexuelle Paare lauten einige der Vorschläge, die beim großen Bischofstreffen im Oktober auf die Agenda kommen sollten. Das Bistum hatte den Vatikan-Fragebogen auf seiner Internetseite veröffentlicht. Nun hat die Diözese eine Zusammenfassung der Antworten von Einzelpersonen und Stellungnahmen von Gremien wie dem Priester- und dem Diözesanrat – dem höchsten Laiengremium in Ruhrbistum – zur Weiterleitung nach Rom an die Deutsche Bischofskonferenz geschickt. Ebenso wie die Antworten zum ersten Vatikanfragebogen im vergangenen Jahr sind die aktuellen Ergebnisse nicht repräsentativ, wollen aber vor allem durch ihre inhaltliche Tiefe und konkrete Anregungen einen Beitrag für die Diskussionen in Rom liefern.
„Perspektive des Heilens“ statt Fixierung aufs Kirchenrecht
So geht das Dokument ausführlich auf die Situation von Geschiedenen ein. Es gehe nicht darum, die kirchliche Lehre zu relativieren, heißt es. Aber die Kirche „muss wieder eine barmherzige, zuhörende, zugewandte Kirche werden, die Schwache und Verletzte nicht ausschließt.“ Dies betreffe „auch kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, deren Ehe gescheitert ist“. Konkret fordert das Dokument, die Diskussionen über einen Sakramentenempfang Wiederverheirateter Geschiedener nicht aus der „Perspektive einer kirchenrechtlichen Sanktion“, sondern aus einer „Perspektive des Heilens“ zu führen. Unter anderem sollen „Möglichkeiten der Versöhnung“ geschaffen werden, die auch Wiederverheirateten Geschiedenen den Weg zum Kommunionempfang ebnen.
Mit Blick auf das Thema Empfängnisverhütung ergab der Vatikan-Fragebogen, dass „die Plausibilität der kirchlichen Lehre fast gar nicht zu vermitteln ist“, heißt es in der Antwort. Hier scheine eine Öffnung der kirchlichen Aussagen „auf andere moraltheologische Positionen dringend erforderlich“.

Segnung homosexueller Paare als Zeichen der Gerechtigkeit
Zudem wird in den Antworten für einen „Ritus der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren“ plädiert. Es habe auch einzelne Voten gegen eine solche Segnung gegeben. Dennoch erscheine ein solcher Schritt folgerichtig und glaubwürdig angesichts der immer wieder aufgestellten kirchlichen Forderung nach einer „Nichtdiskriminierung“ homosexueller Menschen, heißt es in dem Dokument. Eine Segnung homosexueller Paare „würde als ein Zeichen der Gerechtigkeit verstanden und würde nicht die Grundaussage aufweichen, dass die Ehe von Frau und Mann wegen ihrer Ausrichtung auf die Nachkommenschaft eine besondere Bedeutung hat und somit in besonderer Weise zu schützen ist“, wird betont.

Stärke und Beistand für christliche Familien
Auch im konkreten Umgang mit Familien in den Gemeinden und Pfarreien vor Ort sieht die Antwort des Ruhrbistums auf den Vatikan-Fragebogen deutliches Verbesserungspotenzial. Die Familienpastoral solle weniger Erwartungen formulieren, als zunächst Stärke und Begleitung für Familien anbieten, die ihr Leben bewusst in Beziehung zur Botschaft Jesu stellen. Viel stärker als bislang sollten sich die Gemeinden und Pfarreien zum Beispiel mit besonderen Segensfeiern darauf einstellen, dass das Zusammenleben vor der Eheschließung in Deutschland inzwischen die Regel ist. Als besonders hilfreich in der Arbeit mit Familien stellt das Antwort-Dokument des Bistums die Arbeit verheirateter Diakone heraus, die „Zeugnis und Beispiel aus dem persönlichen Lebensumfeld geben können“.

Kritik am Stil des Vatikan-Fragenbogens
Grundsätzlich werden der „schwer verständliche Sprachstil und die Komplexität der Fragestellung“ des Vatikan-Fragebogens kritisiert. Diese habe die Beantwortung nicht nur erschwert, „sondern selbst bei wohlmeinenden Katholiken z.T. Anlass gegeben, die gute Absicht einer breiten Befragung in Frage zu stellen“. (tr)
Quelle: Bistum Essen >>
Die vollständige Zusammenfassung der Antworten zum zweiten Vatikan-Fragebogen im Bistums Essen.


Kaum Beteiligung – Fragen zu komplex
Kritik am Vatikan-Fragebogen zur Familiensynode
Schwer verständliche Sprache, theologische Begriffe – mit diesen Worten kritisieren mehrere Bistümer den Fragebogen des Vatikans zur Vorbereitung der zweiten Familiensynode. domradio.de hat mit Dr. Michael Dörnemann vom Bistum Essen gesprochen.
Domradio.de >>


Ruhrbistum kritisiert Vatikan scharf
Essen. Scheidung, Pille, Homosexualität – die Kirche soll sich in Familienfragen bewegen, steht in der siebenseitigen Stellungnahme des Ruhrbistums. Der Vatikan versucht, mit einem Fragebogen die Haltung der katholischen Basis zu ergründen. Allerdings haben nur 14 Gläubige den Bogen ausgefüllt.
WAZ.de >>

Freitag, 20. März 2015

Kretschmann fordert Meinungsfreiheit in der Kirche

Die katholische Kirche sei von Angst regiert, beklagt der Grünen-Politiker Winfried Kretschmann in der ZEIT. Besonders das Kondom-Dogma hält er für weltfremd und überflüssig.
Zeit-Online >>


"Ich habe zu eng geglaubt"
Winfried Kretschmann, grüner Ministerpräsident und bekennender Katholik, war einst bei einer kommunistischen Sekte. Jetzt liest er seine Radikalenerlass-Akte – und ist erschrocken. Ein Gespräch über Verblendung.
Zeit-Online >>

Donnerstag, 19. März 2015

Passauer Bischof hält am Kommunionverbot für Wiederverheiratete fest

Passauer Bischof "bereichert" nach Gespräch mit Geschiedenen
Passau, 17.03.2015 (KAP) Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich mit rund 50 Gläubigen getroffen, die geschieden und wiederverheiratet sind. Er sei bereichert und betroffen, belastet, aber auch dankbar und voller Hoffnung über bemerkenswerte Glaubenszeugnisse nach Hause gegangen, schreibt Oster auf seiner Facebookseite. Besonders wichtig sei ihm die Botschaft: "Ihr seid nicht aus der Kirche ausgeschlossen! Ihr gehört dazu. Auch unter diesen besonderen Lebensumständen." Mit dem offenen Gesprächsabend habe er zeigen wollen, auch als Bischof noch Seelsorger zu sein. Er wolle den Menschen zuhören und sie verstehen.

Oster habe sich gefreut, dass so viele Betroffene der Einladung gefolgt seien, heißt es in dem Beitrag der Diözese. Offen und angstfrei hätten diese ihre persönlichen Schicksale geschildert. Als Theologe und Oberhirte von Passau vertrete er die Lehre der katholischen Kirche, könne aber auch den tiefen Schmerz und die Sehnsucht spüren, versicherte der Bischof.

Die Betroffenen sollten es nicht als "unbarmherzig" ansehen, wenn ihnen die Kommunion vorenthalten werde, so Oster. Denn eine echte Beziehung zu Christus sei tief und vielschichtig. Der Bischof verwies auf die die Möglichkeit der geistlichen Kommunion, die persönliche Vereinigung mit Jesus in der Messe. Zugleich räumte er ein, dass es für das Problem keine schnellen und eindeutigen Lösungen gebe.
Kathpress >>


Auf der Facebookseite von Bischof Oster gibt es viele kritische Kommentare zu seiner Haltung des Kommunionverbots für schuldlos-geschieden Wiederverheiratete. 


Polens Bischöfe:
Ehelehre Johannes Pauls II. nicht aufweichen
Bischofskonferenz befasste sich bei Vollversammlung mit bevorstehender Familiensynode - Referent Grygiel warnt vor Kasper-Kurs bei Wiederverheirateten
Kathpress >>

Mittwoch, 18. März 2015

Papst-Vertrauter: Das läuft schief in der deutschen Kirche

München - Kardinal Paul Josef Cordes (80), enger Mitarbeiter dreier Päpste, spricht im Interview über eine mögliche Revolution unter Papst Franziskus. Und übt Kritik am Münchner Kardinal Reinhard Marx.
Merkur-Online >>

Dienstag, 17. März 2015

Linzer Pastoralrat gibt Empfehlungen für die Bischofssynode in Rom


Empfehlungen des Pastoralrates für die Bischofssynode in Rom

Die Weltbischofssynode, die Papst Franziskus für den 4. bis 25. Oktober in Rom einberufen hat, stand im Mittelpunkt der Beratungen des Pastoralrats der Diözese Linz.
Am 13. und 14. März 2015 tagte das größte Beratungsgremium der Katholischen Kirche in OÖ im Bildungshaus Schloss Puchberg.

Als Vorbereitung zur Ordentlichen Bischofssynode hat der Vatikan die Bischofskonferenzen dazu ermutigt, die Gläubigen in den Diözesen in geeigneter Weise mit einzubeziehen. In Oberösterreich konnte das Vorbereitungsdokument unter BEZIEHUNGLEBEN.AT eingesehen und beantwortet werden. Der Pastoralrat hat sich bei seiner Frühjahrsversammlung nun intensiv damit beschäftigt und Empfehlungen erarbeitet, die in weiterer Folge bei einem Studientag der Pastoralkommission mit Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Benno Elbs besprochen werden. Die beiden Bischöfe werden die österreichische Kirche bei der Bischofssynode im Herbst in Rom vertreten.

Empfehlungen für Weltbischofssynode

Der Pastoralrat sprach sich in seinen Empfehlungen an die Bischöfe klar dafür aus, den Blick auf die Lebenswirklichkeiten von Beziehungen zu richten, und nicht von Idealen auszugehen. Bei der Frage bezüglich der Kommunion und Beichtsakrament für wiederverheiratete Geschiedene wird eine Öffnung der Kirche gewünscht.
Auch bei der Seelsorge für jene, die in einer Zivilehe oder ohne Trauschein zusammenleben gibt es eine konkrete Forderung: Die theologische und pastorale Weiterentwicklung des Ehesakraments hin zu einer (nicht wertenden) Mehrstufigkeit, analog zum Weihesakrament.
Beim Umgang der Kirche gegenüber Personen mit homosexueller Orientierung wünscht sich der Pastoralrat vom Schlussdokument eine klare Aufforderung und Anregung für jene, die Kirche gestalten und leiten, sichtbare Zeichen zu setzen für gleiche Akzeptanz aller, unabhängig von geschlechtlicher Orientierung. Die Grundbotschaft soll sein: „Jede/r ist geliebtes Kind Gottes, so wie er/sie ist!“ (unabhängig der geschlechtlichen Orientierung). Diese Botschaft muss auch in moraltheologischen Bewertungen und Argumentationen zum Ausdruck kommen (z.B. keine Bewertung als schwere Sünde).

Die Empfehlungen des Pastoralrates werden nun durch die Abteilung Ehe und Familie mit den Ergebnissen der Befragung aus dem Jahr 2013 ergänzt, bevor sie an Bischof Benno Elbs weitergeleitet werden. Abteilungsleiter Mag. Josef Lugmayr hob bei den Beratungen noch hervor: „Die Wertschätzung und Förderung von Familien in unserer Gesellschaft ist ein breites Anliegen, das auch den Staat betrifft. Familie und das Aufwachsen von Kindern brauchen einen stabilen gesellschaftlichen Rahmen.“ Zu der Kluft zwischen der Lehre der Kirche in Ehe- und Familienthemen und der Lebenswelt der Gläubigen erhofft sich Lugmayr von der Weltbischofssynode einen Brückenschlag.

Das zweite Hauptthema war die Weiterarbeit an den Impulsen des Diözesanforums vom November 2014. Unter dem Thema „Lebenszeichen“ gilt es die Seelsorge in der Diözese weiterzuentwickeln. Wie zum Beispiel das „gemeinsame Priestertum aller Gläubigen“ oder wie eine gute Übersetzung von Glaubensthemen in heutige Sprache und Lebenswelten gelingen kann.

Bei seinen Einleitungsworten zum Pastoralrat wies Bischof Ludwig Schwarz darauf hin, dass vor zwei Jahren Papst Franziskus zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde. Mit ihm sei ein frischer Wind in die große Kirche gekommen. Die vom Papst geforderten offenen Diskussionen rund um die Weltbischofssynode seien sehr zu begrüßen.
Quelle: Diözese Linz >>

Kommentare:

Linzer Pastoralrat: Wiederverheiratete zu Sakramenten zulassen
Größtes Beratungsgremium der Diözese Linz empfiehlt mit Blick auf Familiensynode theologische und pastorale Weiterentwicklung des Ehesakraments und Akzeptanz von Personen mit homosexueller Orientierung
Kathpress >>


Linzer Pastoralrat will mehr Toleranz für Homosexuelle
Ratschläge nach Zwei-Tage-Klausur für Familiensynode im Herbst
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Ähnliches Anliegen:

Deutsche Ordensobere für anderen Umgang mit Geschiedenen
Bonn (KAP/KNA) Mehr Barmherzigkeit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und einen anderen Umgang mit dem Scheitern menschlicher Lebensentwürfe wünschen sich die katholischen Orden in Deutschland von der Kirche. In einer am Montag in Bonn veröffentlichten Stellungnahme zur kommenden Weltfamiliensynode im Vatikan erklärte die Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK), auch in einer zweiten Zivilehe lebenden Katholiken sollte unter bestimmten Voraussetzungen der Zugang zu den Sakramenten wieder ermöglicht werden.
Generell sprechen sich die Vertreter der Männer- und Frauenorden dafür aus, in Fragen von Sexualität, Partnerschaft und Ehe das Gewissen der Katholiken stärker zu achten und ihnen mehr Vertrauen entgegenzubringen. "Gläubige aus dem Kernbereich der Gemeinden bitten auch ganz ausdrücklich die Verantwortlichen unserer Kirche, ihnen doch mehr Vertrauen entgegenzubringen", heißt es. "Sie wünschen durchaus eine Unterstützung der Gewissensbildung und Hilfen zur Entscheidungsfindung. Sie kritisieren aber auch, dass manche Seelsorger versuchen, ihnen sehr stark in ihre Gewissensentscheidungen hineinzuwirken."
Kathpress >>

Montag, 16. März 2015

Großes Papst-Interview für das mexikanische Fernsehen

Kurienreform, Drogenhandel und Migration: In einem großen TV-Interview stand Papst Franziskus dem mexikanischen Fernsehen Televisa Rede und Antwort. Radio Vatikan veröffentlicht Auszüge aus dem argentinischen Text in eigener Übersetzung:

Wie ist es möglich, dass Sie uns dieses Jahr nicht besuchen? Es gab große Hoffnungen darauf, dass Sie im September kommen würden.
„Ich wollte es eigentlich tun, weil ich die Vereinigten Staaten über die mexikanische Grenze betreten wollte. Aber wenn ich zum Beispiel nach Ciudad Juárez oder Morelia gegangen wäre, um von dort aus (in die USA) einzureisen, hätte es einigen Unmut gegeben: Wie kann er denn dorthin fahren und nicht auch kommen, um Unsere Liebe Frau (von Guadalupe), die Mutter zu besuchen! Außerdem kann man Mexiko nicht nur ein bisschen besuchen, Mexiko braucht eine Woche. Also, ich verspreche eine Reise nach Mexiko, wie es das verdient, und nicht nur flüchtig und im Vorbeigehen! Darum habe ich beschlossen, nicht von Mexiko aus (in den USA) einzutreffen.“

Was bedeutet für Sie Unsere Liebe Frau von Guadalupe?
„Nun, da rühren Sie an ein Thema, das mir viel bedeutet, nicht wahr... Sie ist eine Mutter, die ein Kind erwartet. Und in diesem tragischen Moment der Eroberung ... bringt sie uns die Erlösung. Sie zeigt uns, dass sie ein Kind erwartet. Aber wie tut sie das? Wie tut sie das abgesehen davon, dass sie (sichtlich) schwanger ist? Sie zeigt sich als Mestizin. Das ist eine Prophezeiung, unser amerikanisches Mestizenwesen. Eine Prophezeiung unserer Kultur. Darum hat sie die Grenzen Mexikos überschritten, und sie geht viel weiter und ist die Einheit des amerikanischen Volkes. Amerika ist kein Waisenkind. Es hat eine Mutter. Eine Mutter, die uns zu Jesus führt...“

Zum Thema „Migration“

Sie haben gesagt, dass Sie die USA gerne über die mexikanische Grenze erreicht hätten – eine sehr, sehr bedeutungsvolle Grenze... Was wäre die Botschaft Ihrer Anwesenheit dort, an dieser Grenze?
„Menschen nicht nur aus Mexiko, sondern aus Zentralamerika, Guatemala, die Mexiko ganz durchqueren, um eine bessere Zukunft zu suchen. Heutzutage ist die Emigration ein Resultat ... des Hungers, der Suche nach neuen Grenzen. Dasselbe geschieht in Afrika mit all diesen Menschen, die das Mittelmeer überfahren; sie kommen aus Ländern, die schwierige Momente durchmachen, sei es wegen des Hungers, sei es wegen der Kriege, nicht wahr? Es liegt auf der Hand, dass die Migration heutzutage sehr viel mit dem Hunger, mit dem Mangel an Arbeitsplätzen zu tun hat. Mit dieser Tyrannei eines Wirtschaftssystems, das den Geldgott im Mittelpunkt hat und nicht die menschliche Person, nicht wahr? Und so sortiert man Menschen aus. Also schafft ein Land – ob aus Amerika, Afrika oder sonst wo – eine von oben auferlegte wirtschaftliche Lage, die natürlich Menschen aussortiert, und die gehen dann woanders hin, um Arbeit zu suchen oder Nahrung oder Wohlstand, nicht wahr? Es ist sehr schmerzlich, das Migrationsproblem in der Welt! Denn es gibt verschiedene Migrationsgrenzen, nicht? Mich freut es, dass Europa seine Migrationspolitik überdenkt. Italien war sehr großzügig, und das will ich aussprechen! Die Bürgermeisterin von Lampedusa hat sich nicht geschont und auch Geld dafür gegeben, um diese Insel von einer Tourismus- zu einer Aufnahmezone zu machen, nicht wahr? Mit all dem, was das an entgangenen Einnahmen bedeutet, nicht? Da gibt es also heroische Taten... Aber Gott sei Dank sehe ich, dass Europa jetzt neu über diese Situation nachdenkt.
Um auf die Migration dort (in Mexiko) zurückzukommen: Diese Gegend ist außerdem geprägt von starkem Kampf gegen Probleme des Drogenhandels, nicht wahr? Die USA ... sind, glaube ich, unter den ersten Drogenkonsumenten in der Welt, und die Grenze, über die die Drogen hineinkommen, ist im Wesentlichen die mexikanische Grenze. Also, dort wird gelitten, nicht wahr? Morelia, diese ganze Gegend, ist eine Gegend großen Leidens, wo auch die Organisationen von Drogenhändlern ... ihr tödliches Geschäft tun, nicht wahr? Sie sind Botschafter des Todes, sei es wegen der Droge, sei es weil sie die, die sich der Droge entgegenstellen, sozusagen „wegschaffen“, in Anführungszeichen; die 43 (verschwundenen) Studenten bitten gewissermaßen um – ich sage nicht Rache, sondern Gerechtigkeit, und dass man an sie denke! ...

Zum Thema „Sicherheit“

Papst Franziskus, Sie haben sich auf die 43 Studenten aus Iguala bezogen. Das war ein sehr schwieriger Moment für Mexiko, eine tiefe Trauer für unser Land...
„Das ist nicht der erste schwierige Moment, den Mexiko durchmacht... Mexiko hat auch Momente der religiösen Verfolgung erlebt, in denen es viele Märtyrer gab. Ich glaube, dass der Teufel Mexiko sehr bestraft... Ich glaube, dass der Teufel Mexiko nicht vergibt, dass sie (Maria) dort ihren Sohn gezeigt hat. Das ist meine Deutung. Das heißt: Mexiko ist bevorzugt im Martyrium, weil es Seine Mutter erkannt und verteidigt hat... Die Mehrheit des mexikanischen Volkes ist (im Fall der getöteten Studenten) solidarisch. Und das ist eine der Tugenden, die Sie haben, nicht wahr? Und ich glaube, dass alle dort sich sehr einsetzen sollten, um das auf irgendeine Weise zu lösen. Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, einen Drogenhändler anzuzeigen, denn man setzt dabei sein Leben aufs Spiel, das ist eine Art Martyrium, nicht wahr? Es ist hart, aber ich glaube, alle müssen wir in solchen Situationen – ob in Mexiko oder nicht – den Kopf hinhalten. Die Schuld nur einem Sektor, einem Menschen, einer einzigen Gruppe zu geben, ist kindisch!“

Papst Franziskus, in einer privaten Mail an einen argentinischen Freund haben Sie Ihre Besorgnis über die wachsende Verbreitung des Drogenhandels in Ihrem eigenen Land ausgedrückt und dabei von „eine Mexikanisierung vermeiden“ gesprochen. Es ist normal, dass dieser Begriff Ärger und Gereiztheit hervorgerufen hat...
„Das ist offensichtlich ein, erlauben Sie mir das Wort, technischer Begriff. Das hat nichts mit der Würde Mexikos zu tun. Wie wenn wir von Balkanisierung sprechen: Weder die Serben, noch die Mazedonier oder Kroaten ärgern sich deswegen über uns. Und man spricht von Balkanisierung, das wird technisch verwendet, und die Medien haben das viele Male getan, nicht wahr? ... Und alles friedlich. Das heißt: Das hat mir nicht die Türen Mexikos verschlossen. Ich werde nach Mexiko reisen!“

Zum Thema „Sekten“

... Gibt es etwas, was Ihnen an Mexiko besondere Sorge bereitet? Zum Beispiel die Sekten, die ja nicht nur ein Problem Mexikos sind? ... Hat die Kirche in gewisser Hinsicht versagt? Wie bekommt man diese Leute zurück, die die Kirche verlassen haben und in eine Sekte gegangen sind? ...
„Wir sprechen von der ganzen evangelikalen Bewegung, ob Sekte oder nicht. Was sie in der Regel anbieten, ist Nähe... Sie gehen einmal bei ihnen zum Gottesdienst, und am Sonntag darauf warten sie an der Tür auf Sie, kennen Ihren Namen und begrüßen Sie. Sie sind jemand. Wir Katholiken ... haben in Lateinamerika einen sehr großen Defekt, nämlich den Klerikalismus, wir sorgen für Distanz. Der Klerikalismus in Lateinamerika war eines der größten Hindernisse für das Wachstum der Laien. Die Laien in Lateinamerika sind nur in Sachen Volksfrömmigkeit gewachsen, denn dort ist er frei, und der Laie ist kreativ, und dort hat er seine Prozessionen, seine Riten – aber in organisatorischer Hinsicht ist der Laie nicht genug gewachsen, und zwar wegen des Klerikalismus, der für Distanz sorgt.
Um also auf die Frage zurückzukommen: Eines der Dinge, die sie in den evangelikalen Bewegungen hervorrufen und schaffen, ist die Nähe... Dann gibt es Unterschiede zwischen ehrlichen, guten evangelikalen Bewegungen und dem Sektenwesen, nicht wahr? ...Es gibt Sekten, und einige von ihnen kommen von der Theologie des Wohlstands, das ist sicher... Natürlich weisen die Evangelikalen all dies zurück, die ernsthaften Evangelikalen!
Und dann dieses Phänomen, die Religion als Handel zu benutzen. Da macht jemand einen Kurs und gründet dann einen Kult, nicht? Aber ich würde da unterscheiden, ich würde das nicht alles über denselben Kamm scheren, nicht? Es gibt Gruppen, die sich evangelikal nennen und nicht einmal Christen sind, und dann so viele Evangelikale, wie wir sie anerkennen...
Und warum schaffen sie diese Nähe? Über die Verkündigung des Wortes. Unsere Predigten sind manchmal – ein römischer Priester hat mir erzählt, wie er mal seine Eltern in der Nähe von Rom besucht hat, und da sagte ihm der Vater einmal: ‚Du ahnst gar nicht, wie zufrieden meine Freunde und ich sind, wir haben eine Kirche entdeckt, wo man die Messe ohne Predigt hält!’ Das heißt, es gibt Predigten, die sind ein Desaster. Ja. Ich weiß nicht, ob das die Mehrheit ist, aber sie erreichen nicht das Herz. Es sind Theologiestunden oder abstrakte, oder lange Sachen. Darum habe ich in (meinem Apostolischen Schreiben) ‚Evangelii Gaudium’ so viel Wert auf die Predigt gelegt... Also: Distanz, Klerikalismus, langweilige Predigten, und die anderen bieten Nähe, ‚Setz dich ein’, ‚Beweg dich’, Integration am Arbeitsplatz, brennendes Gotteswort...“

Zum Thema „Papstsein“

Gefällt es Ihnen, Papst zu sein?
„Es missfällt mir nicht... Das Einzige, was ich gerne täte, wäre, eines Tages mal rauszugehen, ohne dass mich jemand erkennt, und eine Pizza zu essen... Das sage ich jetzt als Beispiel. In Buenos Aires war ich oft draußen. Ich besuchte die Pfarreien... Das fehlt mir etwas, aber man arrangiert sich, man gewöhnt sich daran...“

Was Ihnen am Vatikan nicht so gefällt, ist kein Geheimnis. Sie kamen nicht gern in den Vatikan. Und jetzt sind Sie dort seit zwei Jahren, gefällt er Ihnen etwas besser, oder etwas schlechter (als früher)?
„Nein. Nicht nur der Vatikan, das muss ich klarstellen. Ich glaube, meine große Buße sind die Reisen. Ich reise nicht gern. Ich klebe sehr am Habitat, das ist eine Neurose... Das Reisen generell gefällt mir nicht, und darum gefiel es mir auch nicht, nach Rom zu kommen... Wenn Benedikt (XVI.) mittags empfing, dann saß ich am Nachmittag wieder im Flugzeug, nicht wahr? Und jetzt missfällt es mir nicht: Es gibt hier sehr gute Menschen. Die Tatsache, hier (in der Casa Santa Marta) zu wohnen, hilft mir sehr... Einfach, weil es hier Menschen gibt. Ich allein da oben (im Apostolischen Palast), das hätte ich nicht ertragen...“

Papst Franziskus..., Sie sagen manchmal: ‚In zwei oder drei Jahren kehre ich ins Haus des Vaters zurück’... Warum haben Sie dieses Gefühl, warum sagen Sie uns das?
„Ich habe das Gefühl, dass mein Pontifikat kurz sein wird. Vier oder fünf Jahre. Ich weiß nicht – oder zwei, drei. Nun gut, zwei sind schon vorüber. Das ist ein etwas vages Gefühl.. Darum habe ich immer die Möglichkeit offen, nicht?“

… Man könnte daran denken, dass ein Papst – wie die Bischöfe – mit achtzig Jahren zurücktritt. Dass es diese Möglichkeit gibt.
„Auch, ja. Aber mir gefällt das nicht sehr, diese Altersgrenze festlegen. Denn ich glaube, das Papsttum hat etwas von letzter Instanz. Es ist eine besondere Gnade. Für einige Theologen ist das Papsttum ein Sakrament..., die Deutschen sind sehr kreativ in all diesen Dingen. Ich denke das nicht, aber naja – ich will sagen, es hat etwas Besonderes. Also, zu sagen: Der ist jetzt achtzig – das schafft ein Gefühl von Ende des Pontifikats, das nicht gut tun würde. Vorhersehbar, nicht? Ich gehöre nicht zu denen, die gern Altersgrenzen setzen, sondern ich sehe das so, wie es Benedikt (XVI.) gemacht hat...“

Zum Thema „Kurienreform“

Und jetzt kommen wir zu einem Ihrer bevorzugten Themen, der Kurie. Wir wissen, dass Sie mit der Kurienreform begonnen haben...
„Jeder Wechsel beginnt mit dem Herzen: mit der Bekehrung des Herzens... und auch mit einer Bekehrung der Lebensweise. Ich glaube, das ist der letzte Hof, den es noch gibt in Europa, die übrigen sind alle demokratisch geworden, sogar die klassischsten. Es gibt etwas am päpstlichen Hof, das sehr eine etwas angegraute Tradition beibehält, nicht? Das sage ich nicht abwertend... Und das muss geändert werden, im Dienst der Kirche. Im Dienst an den Bischöfen. Offensichtlich bedeutet das eine persönliche Umkehr. Dass es hier drinnen Probleme gegeben hat, wissen Sie besser als ich. Als die Vatileaks-Dokumente veröffentlicht wurden, und ein Urteil über den Kammerdiener (des Papstes) – das ist nichts Geringfügiges. Dass man von schwerwiegenden moralischen Problemen spricht..., das weiß man, es ist öffentlich. Das kann ein bisschen heilen. Es geht um Umkehr, beim Papst angefangen, er ist natürlich der erste, der umkehren muss, nicht? Ständig umkehren, entsprechend dem, was Gott von uns erwartet, nicht? Und das versuche ich...“

Was Sie im letzten Dezember der Kurie gesagt haben, habe ich, ehrlich gesagt, in vierzig Jahren noch nie gehört, so viele Krankheiten auf einmal... Ist die Kurie so krank?
„Das möchte ich erklären... Ich habe im Wesentlichen gesagt: Wir sind jetzt am Jahresende, machen wir doch mal eine Gewissenserforschung. Und meiner Meinung nach sind die Versuchungen oder Krankheiten ... der Kurie diese hier... Und da habe ich zum Beispiel von einer gesprochen, bei der sich niemand groß aufgehalten hat, dabei ist sie für mich die wesentliche: das Vergessen der ersten Liebe! Wenn einer sich in einen guten Angestellten verwandelt, aber dabei vergisst, dass er eine Mission der Identität mit Jesus Christus hat, der die erste Liebe ist... Und hinterher kam ein gewitzter Kardinal zu mir und sagte: ‚Hören Sie mal, Heiligkeit, was soll ich denn jetzt tun? Beichten oder in die Apotheke gehen?’ Das heißt: Es ist eine Gewissenserforschung, und ich wollte sie so plastisch machen, nicht? Das hat vielleicht nicht gefallen, der Stil war nicht sehr traditionell für eine Botschaft zum Jahresende – aber am Jahresende tut man gut daran, eine Gewissenserforschung zu halten. Und ich habe zweimal klar gesagt: Geht beichten. Denn ich möchte, dass hier jeder zum Beichten geht. Und das tun wir auch, nicht wahr? Ich glaube, darin sind sie treu, nicht? Aber richtige, konkrete Beichten... Es war eine Gewissenserforschung, die ‚Versuchung’ oder ‚Krankheit’ als Synonyme benutzte. Aber das heißt nicht, dass die Kurie wegen all dieser Komplikationen oder Krankheiten in Stücke fiele...“

Fühlen Sie Widerstand in der Kurie? ...
„Die Dinge sollen auf den Tisch, nicht? Es gibt immer unterschiedliche Sichtweisen, das ist legitim. Ich will, dass sie auf den Tisch kommen und ausgesprochen werden. Die Krankheit Nummer sechzehn, nicht? ... Und nie, nie, nie – das sage ich vor Gott – habe ich, seit ich Bischof bin, jemanden dafür bestraft, dass er mir die Dinge ins Gesicht gesagt hat! Das sind die Mitarbeiter, die ich will.“

Und die Sie haben?
„Es gibt sie. Ich habe hier schon welche getroffen.“

Viele oder wenige?
„Genügend. Genügend, würde ich sagen. Es gibt sie. Und es gibt andere, die sich nicht trauen, die Angst haben. Aber man muss der Zeit ihre Zeit geben, nicht? Ich setze auf das Gute in den Menschen. Alle haben mehr Gutes als Schlechtes.“

Zum Thema „Familiensynode“

... Papst Franziskus, ein wichtiges Thema dieser zwei Jahre war auch die Familiensynode, mit allem, was sie ausgelöst hat, sagen wir mal...
„Ich glaube, dass es übertriebene Erwartungen gibt... Nicht ich, sondern der Herr wollte die Familiensynode... Die Familie ist in der Krise... Wie kann man die Replay-Familien in das Leben der Kirche integrieren? Das heißt: die zweite Eheschließung... Dass sie in die Kirche gehen, jeder einzeln – da vereinfachen sie dann und sagen, oh, die werden den Geschiedenen die Kommunion geben! Aber damit löst man nichts. Was die Kirche will, ist dass du dich in das Leben der Kirche integrierst. Aber es gibt einige, die sagen: Nein, ich will die Kommunion empfangen, und fertig... Eine Ordensverleihung. Nein. Sondern: Füge dich ein! Es gibt nach dem jetzigen (Kirchen-)Recht sieben Dinge, die diejenigen, die ein zweites Mal verheiratet sind, nicht tun können. Und ich erinnere mich nicht an alle, aber eine davon ist, dass man nicht Taufpate sein kann. Warum? Und welches Zeugnis wird man da dem Täufling geben? Das Zeugnis, ihm zu sagen: ‚Schau mal, mein Lieber, ich habe mich in meinem Leben geirrt, jetzt bin ich in dieser Lage. Ich bin katholisch. Die Prinzipien sind diese und diese. Ich tue dies und begleite dich.’ Zeuge der Wahrheit. Aber dann kommt ein Mafioso, ein Krimineller, ein Mörder, aber weil er kirchlich verheiratet ist, darf er Taufpate sein! Diese Widersprüche...
Eine Synode ohne Freiheit ist keine Synode, sondern eine Konferenz. Eine Synode ist ein geschützter Raum, in dem der Heilige Geist wirken kann. Und dafür müssen diese Menschen frei sein. Darum widersetze ich mich dem Ansinnen, dass die Dinge, die jeder sagt, mit vollem Namen veröffentlicht werden. Nein!“ ...

Zum Thema „Missbrauch“

Ein anderes wichtiges Thema dieser zwei Jahre war das des Missbrauchs an Kindern oder Jugendlichen... Wir hatten in Mexiko einen sehr, sehr ernsthaften Skandal um den Gründer einer mexikanischen Gemeinschaft (gemeint sind die Legionäre Christi), Macial Maciel... Kannten Sie ihn, wussten Sie etwas über ihn...?
„Ich hatte nie Kontakt mit den Legionären Christi, denn die gab es nicht in Buenos Aires... Ich hörte von ihnen... Als ich von dem Skandal hörte, hat mich das sehr geschmerzt und erregt: Wie konnte dieser Mann nur so weit gehen? Ganz offensichtlich war er sehr krank, denn zusätzlich zu den Missbräuchen, glaube ich, gab es noch zwei oder drei Frauen, Kinder... und viel Geld. Die Korruption fängt in der Geldbörse an, nicht wahr? Ich glaube, es handelte sich um einen Kranken. Einen sehr Kranken... Aber ich will sehr klar sagen, dass der damalige Kardinal Ratzinger und der hl. Johannes Paul II. sich der Sache bewusst wurden und sagten: Vorwärts (mit dem Prozess)! Der eine trieb den Prozess voran, der andere gab das grüne Licht dazu...
Die (von mir eingesetzte vatikanische) Kommission behandelt nicht den Missbrauch, sondern ist zum Kinderschutz da, also zur Prävention...“
Quelle: Radio Vatikan 


ENTREVISTA PAPA FRANCISCO PRIMERA PARTE
Televisa Notícias - Youtube-Video >>



In der vergangenen Woche ist noch ein weiteres Interview erschienen:

Das große Papst-Interview für die Armenzeitung "La Carcova"
Papst Franziskus hat einer kleinen Straßenzeitung aus einem Armenviertel von Buenos Aires, die erst letzten Dezember gegründet wurde, ein Interview gegeben. Es waren die Einwohner des Viertels Carcova selbst, die die Fragen an den Papst formulierten. Der Pfarrer von Carcova ist Jose Maria di Paola, ein geistlicher Ziehsohn Bergoglios. Er zeichnete am 7. Februar in Rom die Antworten von Papst Franziskus auf. Das Interview erschien wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag der Wahl Bergoglios zum Papst am 13. März 2013.
Radio Vatikan >>

Der Armenpriester von Carcova
Reportage in Blickpunkt Lateinamerika 01/2014

Sonntag, 15. März 2015

„Kehrt um und glaubt an das Evangelium“


„Kehrt um (bekehrt euch) und glaubt an das Evangelium“


Von einer Überbetonung des Lehramtes
wieder hin zum Evangelium Jesu Christi

Von einer rigorosen Auslegung des Gesetzes
hin zu Menschlichkeit und Barmherzigkeit im Sinne Jesu

Von der wachsenden Überforderung (Ausbeutung!) der Priester
hin zu einer Seelsorge, die den Menschen gerecht wird

Von einer zunehmenden Großraumseelsorge
hin zu überschaubaren Einheiten,
die den einzelnen Menschen nicht aus dem Blick verlieren

Von einer Enge im Denken
zu einer Weite des Herzens

Von einer instruierenden Einbahnstraße aus Rom
und den bischöflichen Ordinariaten
zu einem echten Dialog mit wahrhaftigem Hinhören und Ernstnehmen

Von Fanatismus und Radikalismus
zu einer menschenfreundlichen und gottesnahen Kirche

Von Mutlosigkeit und Resignation
hin zu Vertrauen auf den Geist Gottes

Von einer männerbeherrschten
zu einer auch für Frauen offenen Kirche

Von einer Kirche der Angst um ihre Macht
zu einer feiernden, betenden und auf den Hl. Geist vertrauenden Kirche

(Pfarrer Klaus Dopler, Gallneukirchen)

Freitag, 13. März 2015

Franziskus, der Charismatiker auf dem Thron Petri

Franziskus ist schwer zu greifen. Weder links noch rechts: Der Papst ist in erster Linie nur eins – beliebt. Und das genießt er wie kaum je einer. Darin ähnelt er einem Landsmann.
Die Welt >>

Zwei Jahre Papst Franziskus: Das Gesicht der Kirche ändern
Frischer Wind, Zuversicht, neue Hoffnung: alles Dinge, die Papst Franziskus in die Kirche gebracht hat. So charakterisiert Kardinal Walter Kasper die zwei Jahre, die seit der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst vergangen sind. An diesem Freitag jährt sich das Konklave zum zweiten Mal. Franziskus habe eine Wende verursacht, denn aufgrund von Vatileaks und den Missbrauchsskandalen habe zuvor eine gedrückte Stimmung geherrscht. „Auffallend und erfreulich ist auch, dass er weit über die katholische Kirche hinaus Achtung und Gehör findet,“ so Kardinal Kasper im Interview mit Radio Vatikan. Darüber hinaus habe der Papst eine ganze Reihe von Reformen mindestens eingeleitet, Kasper nennt vor allem die Reform der Finanzinstitutionen, die schon weit gediehen sei . Außerdem wolle der Papst die Bischofssynode hervorheben und habe einen synodalen Prozess – den zum Thema Familie – begonnen. „Es ist vieles in Bewegung geraten, und ich denke, dass wir diese Bewegung brauchen. Wenn man stehen bleibt, schläft man ein“, so Kasper. Bei all dem sei vor allem das umgesetzt worden, was im Vorkonklave vor über zwei Jahren dem zu wählenden Papst aufgetragen worden sei, nämlich ein mehr pastorales Selbstverständnis vor allem in die Kurie zu bringen.
Interview mit Walter Kasper auf Radio Vatikan >>

Zwei Jahre Papst Franziskus
Ein Glücksfall mit Hang zu drastischer Formulierung
Kein fleißiger Strippenzieher, sondern ein selbstbewusster Visionär: Vor zwei Jahren trat Papst Franziskus sein Amt an, seitdem stiftet er Unruhe – zum Glück. Ein Kommentar.
Der Tagespiegel >>

Amtsjubiläum von Papst Franziskus
Bescheiden, beliebt - und umstritten
Seit zwei Jahren ist Papst Franziskus im Amt und macht dabei vieles anders als seine Vorgänger. Das kommt außenpolitisch oft gut an, doch in der Kurie hat sich der Argentinier nicht nur Freunde gemacht. Jetzt sprach er erneut von einem möglichen Rücktritt in wenigen Jahren.
Tagesschau.de >>

Eine Revolution ohne Umbruch
In der zweijährigen Amtszeit von Papst Franziskus ist viel berichtet worden über den Stellvertreter Christi auf Erden, der so gar nicht ins tradierte Bild seiner Amtsvorgänger passen will. Einigen gilt er als radikaler Erneuerer der katholischen Kirche, andere sehen in ihm einen fröhlichen Himmelsstürmer. Sein Pontifikat ist kein Entweder oder, sondern vielmehr ein Sowohl als auch – der Versuch einer Bilanz.
MDR >>

Zwei Jahre Papst Franziskus: Der Unberechenbare
Papst Franziskus hatte von Anfang an die Sympathien auf seiner Seite. Dann folgte ein Ausrutscher nach dem anderen. Allmählich ahnen auch seine größten Fans, dass daran nicht zuletzt einer schuld ist. Er selbst.
FAZ >>

Ecken und Kanten: Zwei Jahre Franziskus
Zwei Jahre nach der Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche beginnt sich sein Image allmählich zu wandeln. Gerade in letzter Zeit tauchten überraschende Ecken und Kanten an dem vermeintlichen „Feel-good“-Papst Franziskus auf.
Religion.orf.at >>

Papst Franziskus: Der vorsichtige Reformator
Franziskus' Provokationen sollen die Kirche wieder auf einen Kurs der Mitte bringen. Spalten will der Papst sie nicht, mit den Konservativen legt er sich nur in Maßen an.
Zeit-Online >>

Zwei Jahre Papst Franziskus
Papstgeflüster-Blog >>

Papst Franziskus - Revolution im Vatikan?
In diesem Frühjahr wird es zwei Jahre her sein, dass Benedikt XVI. den Papstthron freimachte für einen Nachfolger. Sein überraschender Amtsverzicht öffnete der katholischen Kirche neue Perspektiven. Manche Beobachter sprechen gar von einer Revolution im Vatikan. Als sich am Abend des 13. März 2013 der frisch gewählte Papst Franziskus den Massen auf dem Petersplatz vorstellte, hatte er mit seiner ebenso schlichten wie ergreifenden Art sofort die Herzen der Menschen erobert. Er kam - wie er selbst sagte - "vom anderen Ende der Welt" nach Rom, und es scheint, dass er bis heute dort noch nicht so richtig heimisch geworden ist.
Video-Interview mit Kardinal Kasper auf hr-Fernsehen >>

Donnerstag, 12. März 2015

Regina Ammicht Quinn erhält Herbert-Haag Preis 2015


Sie beschäftigt sich mit Themen, die andere Theologen scheuen
Die Ethik-Professorin Regina Ammicht Quinn erhält den renommierten Herbert-Haag Preis für die Freiheit in der Kirche. Die Tübingerin ist eigentlich katholische Theologin. Ein Lehrstuhl wurde ihr aber zweimal verweigert. Ihre Thematik Religion und Sexualität trifft auf eine Angst der Kirche.
SRF >>


Porträt Regina Ammicht Quinn
Von der unbequemen Theologin zur engagierten Ethikerin
Moralische Schubladen mag Regina Ammicht Quinn nicht. Die begeisterte katholische Theologin, die von Rom aus nicht Professorin werden durfte, suchte sich ein anderes Feld – und fand die Ethik.
Schwäbisches Tagblatt >>


Regina Ammicht Quinn
Corpus delicti: Körper - Religion - Sexualität
SaThZ-2002 >>

Mittwoch, 11. März 2015

LI: Kirchenbeitrag überholt - Finanzministerium prüft Alternative - Volksbegehren möglich

Medienaussendung der Laieninitiative vom 10. März 2015

Kirchenbeitrag überholt
Finanzministerium prüft Alternative – ein geplantes Volksbegehren

Die kirchliche Reformbewegung Laieninitiative hält das aus der Nazizeit stammende Kirchenbeitragssystem für überholt. Keineswegs geht es ihr darum, den Kirchen benötigte Mittel zu entziehen, sondern ein faires und verträgliches Modell zu finden. Als Beispiel dafür bietet sich Italien an: Jeder kann dort darüber entscheiden, ob ein zu widmender Teil seiner Steuerleistung einer Religionsgemeinschaft oder staatlichen Einrichtungen für andere kulturelle Zwecke zufließt.

Es wäre anzustreben und erscheint durchaus möglich, eine solche Systemumstellung derart vorzunehmen, dass weder der Einzelne – ob Kirchenmitglied oder nicht – einen Nachteil erleidet, noch der Staat oder die Kirchen selbst. „Keine neue Steuer“ gilt auch hier; es geht vielmehr um eine sinnvolle Neuordnung bzw. „Umleitung“ beträchtlicher öffentlicher Geldflüsse!

Die Vorteile liegen auf der Hand: An die Stelle einer Beitragspflicht tritt für alle Bürger die Möglichkeit einer Widmung entweder an den Staat für definierte Kulturzwecke oder für eine anerkannte Religionsgemeinschaft. Gleichzeitig könnte damit ein weiteres wichtiges Problem endlich beseitigt werden. Der Republik obliegt nach dem heutigen System die Eintreibung von ausständigen Kirchenbeiträgen. Dagegen bestehen erhebliche rechtsstaatliche Bedenken, insbesondere hinsichtlich der garantierten Religionsfreiheit.

Schelling veranlasst Prüfung

Die Laieninitiative hat diesen Vorschlag Finanzminister Schelling unterbreitet, der die vorgebrachten Argumente „intensiv prüfen“ lässt und sie als „möglichen Impulsgeber für die laufenden Fachgespräche“ ansieht.

Tatsächlich erschiene es zweckmäßig, in die geplante Steuerreform auch ein solches Vorhaben einzubeziehen. Es stünde als „kostenneutral“ mit dem vorrangigen Entlastungsziel nur in einem indirekten Zusammenhang, hätte aber andere positive Auswirkungen. Dabei wird nicht übersehen, dass eine Abstimmung mit den Religionsgemeinschaften gesucht werden müsste, bei der Katholischen Kirche betreffend eine Ergänzung zum Vermögensvertrag mit den Hl. Stuhl 1960. Da die Steuerreform erst im kommenden Jahr wirksam werden soll, bestünde dafür aber ausrei-chend Gelegenheit.

Kohlmaier: Vorteile für die Kirche / Religionsgemeinschaften

Der Vorsitzende der Laieninitiative und ehemalige Volksanwalt Herbert Kohlmaier ist davon überzeugt, dass das angestrebte Modell zumindest auf lange Sicht für die Kirchen Vorteile brächte, aber ebenso für die heute immer bedeutender werdenden anderen Glaubensgemeinschaften. Staat und Kirchen müssten dem Umstand Rechnung tragen, dass sich die religiöse Landschaft seit Beginn der Zweiten Republik stark verändert habe und vielfältiger geworden sei.

Die Bereitschaft zur Bindung an eine bestimmte Religion sei zwar geringer geworden, aber die Menschen würden sehr wohl den Wert von kirchlichen Einrichtungen etwa karitativer, pflegender und erzieherischer Art anerkennen. Nach Kohlmaiers Auffassung werde der einklagbare und mittels Exekution eintreibbare Kirchenbeitrag oft als Ärgernis empfunden und zum Grund des Austritts, insbesondere bei jungen Menschen in der schwierigen Phase am Beginn ihrer Berufslaufbahn. „Außerdem wäre für jene, die sich religiös nicht zugehörig fühlen, die Möglichkeit, kulturelle und wissenschaftlicher Einrichtungen zu bedenken, sicher attraktiv“.

Volksbegehren „in Reserve“

Die Laieninitiative beabsichtigt für den Fall, dass die Regierungsparteien einer Neuordnung der Finanzierung von Glaubensgemeinschaften nicht näher treten wollen, ein Volksbegehren zu initiieren. Sie ist davon überzeugt, dass dieses eine große Unterstützung fände, die nicht ignoriert werden könnte.

Nach Auffassung der Reformbewegung darf sich die Regierung nicht immer nur auf das Betonen eines „guten Verhältnisses“ zu den Religionen und insbesondere den Kirchen beschränken. Sie ist auch gefordert, ihren Beitrag zu geordnete Beziehungen zwischen diesen und dem Staat und zu deren breiten Akzeptanz leisten.

Qualifizierte wissenschaftliche Begleitung

Der Grazer Universitätsprofessor Dr. Rudolf K. Höfer engagiert sich bereits seit Längerem auf diesem Gebiet, er ist Herausgeber des Bandes „Kirchenfinanzierung in Europa – Modelle und Trends“ (Tyrolia 2014). Er unterstützt die Bestrebungen der Laieninitiative und wirkte schon maßgeblich an der Studientagung aller Reformbewegungen mit, die im November 21012 unter dem Thema „Wer zahlt, muss mitbestimmen können - Kirchliche Finanzhoheit im Rechtsstaat“ stattfand (vgl. http://www.laieninitiative.at/media/documents/zahlen_mitbestimmen.pdf ).
Er erklärt zu den aktuellen Bestrebungen:

„Die Umstellung der Finanzierung der Religionsgemeinschaften brächte ein dreifaches Win-Win-Ergebnis für den Staat, die Bürger und die Religionsgemeinschaften.
Der Staat hätte durch mögliche Strukturreformen keine Mehrkosten, sondern nach dem Wegfall des absetzbaren Kirchenbeitrages stünden ihm zusätzlich verfügbare Mittel zur Verfügung, ebenso den Bürgern, was zu einem erhöhten Steuereinnahmen führen würde. Gleichzeitig würde diesen eine demokratische Mitwirkung bei der Steuerwidmung eingeräumt.
Die anerkannten Religionsgemeinschaften wären im Blick auf die mögliche Finanzierung prinzipiell gleich gestellt. Die Akzeptanz der Religionsgemeinschaften würde enorm zunehmen. Der Zusammenhalt und das Engagement für die Gesellschaft würden einen positiven Impuls bekommen. Heute ist ein Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte und Religionsgemeinschaften ein Gebot der Stunde und bereits vielfach stark im Bewusstsein verankert.“
_________________

Kontakt: Dr. Herbert Kohlmaier, Tel. (+43 1) 888 31 46, kohli@aon.at
Em. Univ. Prof. Dr. Heribert Franz Köck, Tel. (+43 1) 470 63 04, heribert.koeck@gmx.at
Univ. Prof. Dr. Rudolf K. Höfer, (+43 1) 316 380 31 98, rudolf.hoefer@uni-graz.at



Kirchensteuer und freie Entscheidung
Statt einer Zwangssteuer aus der NS-Zeit wäre freie Steuerwidmung gefragt
Kommentar von Rudolf Höfer im Standard vom 25. Jänner 2015 >>

Dienstag, 10. März 2015

Bischof Oster kritisiert Internetportal kath.net


Bischof Oster kritisiert kath.net
Der Passauer Bischof Stefan Oster (49) hat sich kritisch über das österreichische Internetmagazin kath.net geäußert. Er sei zwar "einverstanden und dankbar", dass das Portal "versucht, den katholischen Glauben in seiner Schönheit und Wahrheit darzustellen", schreibt der Bischof auf seiner Facebook-Seite. "Wirklich schwer tue ich mich aber mit der aus meiner Sicht zunehmend tendenziösen Berichterstattung". Dadurch werde die Polarisierung von Bischöfen, Priestern, Theologen "in klar identifizierbare Lager vorangetrieben". Der vom Bischof in der Nacht auf Sonntag gepostete Beitrag löste eine kontroverse Debatte unter seinen Followern aus.

Oster hielt der kath.net-Redaktion vor, zu wenig gegen diese Tendenz zu unternehmen, die durch die Diskussion in den Foren des Internetmagazins noch vertieft werde. Sie tue "zu wenig, um wirklich auch differenzierte Positionen hören und verstehen zu wollen". Zugleich merkte er an, dass er eine ähnliche Polarisierungstendenz schon lange auch auf Websites "aus dem vermeintlich liberalen Lager" beobachte. Die Kirche und ihre Gläubigen seien "komplexer als nur schwarz und weiß oder gut und böse", schreibt Oster. Auch sei "in der Beurteilung der Glaubensüberzeugungen Anderer" vieles "weniger klar als es kath.net und seine Autoren nach meiner Wahrnehmung allzu häufig unterstellen". Der Bischof, der auch gelernter Journalist und Mitglied der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, appellierte an die Redaktion, "ihren Beitrag zum gegenseitigen Respekt voreinander und füreinander zu vertiefen". Besonders problematisch sei, "vor allem solchen Menschen, die aus Sicht der kath.net-Redaktion nicht den rechten Glauben zu teilen scheinen, allzu schnell unlautere Motive zu unterstellen".

Kath.net ist kein offizielles Medium der katholischen Kirche. Als Träger fungiert ein im oberösterreichischen Linz ansässiger Verein. Nach eigenen Angaben handelt es sich um ein Non-Profit-Unternehmen, das sich aus Spenden, durch Werbung und Sponsoren finanziert. Zu diesen gehört etwa das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not".
Radio Vatikan >>


Den kompletten Beitrag von Stefan Oster finden Sie auf seiner Facebook-Seite.


Kirche in den sozialen Netzwerken
Bischof Oster, Facebook und die Diskussion um kath.net
Ein Bischof, der Facebook als Diskussionsplattform ernst nimmt – so beschreibt Social Media-Expertin Kerstin Heinemann den Passauer Bischof Stefan Oster im Hinblick auf sein Engagement im Internet. Oster hat seit dem Wochenende eine kontroverse Debatte bei Facebook ausgelöst, indem er das Internetmagazin kath.net kritisierte.
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Montag, 9. März 2015

Kardinal Marx: „Wir brauchen keine Religionsunternehmer, sondern Zeugen.“

"Wir brauchen Zeugen"
Ökumene, Europa, Familie: Zu diesen Themen hat die französische Jesuitenzeitschrift "Études" den Münchener Kardinal Reinhard Marx in ihrer Märzausgabe befragt. Im Interview blickt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz nicht nur auf die derzeitige Situation des Christentums in Europa, sondern äußert sich auch zum Reformationsjubiläum 2017 und zum Dialog zwischen evangelischer und katholischer Kirche in Deutschland.
Katholisch.de >>

Reinhard Marx im Interview:
Für eine Erneuerung der Kirche in Europa
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Marx: In der Ökumene geht es um die Zukunft des Christentums
Das Gespräch zwischen Katholiken und Protestanten ist nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, auch immer wieder geprägt von der Frage nach der Zukunft des Christentums. "Das kann den Dialog verstärken, aber auch schwächen, weil wir in der Analyse der Situation nicht so einfach zusammenkommen", sagte Marx der französischen Jesuitenzeitschrift "Etudes". Das gelte innerhalb der eigenen Kirche, aber auch zwischen den Konfessionen.
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