Die Laieninitiative in einer neuen Kirchenära
Die Laieninitiative hat in den letzten Jahren wie viele andere der weltweit auftretenden Reformkräfte mit Enttäuschung und auch Verbitterung feststellen müssen, dass sich das vatikanische Regime in Rom der Notwendigkeit verschlossen hat, die Kirche zu erneuern und zukunftsfähig zu machen. Unzählige Appelle, die auch von der theologischen Wissenschaft kamen, wurden ignoriert oder abqualifiziert. So hat sich bei vielen Katholiken Resignation ausgebreitet. Insbesondere erwies sich die Jugend immer mehr an einer offensichtlich überholten "Amtskirche" uninteressiert.
Diese Situation hat sich mit dem Amtsantritt von Papst Franziskus sehr geändert. Bergoglio bekundet eine völlig neue Auffassung vom Petrusdienst und eine deutlich jesuanische Prägung seines Redens und Handelns. Dabei geht es um viel mehr als um Stilfragen. Franziskus hat erklärt, dass es im Leben der Christen sowie der Kirche antiquierte Strukturen gäbe, die erneuert werden müssten: "Habt keine Angst vor dem Neuen, das der Heilige Geist in uns bewirkt!"
Das alles gibt heute vielen Menschen Hoffnung. Es ist ganz unzweifelhaft auch dadurch ermöglicht worden, dass es den Reformkräften gelungen ist, jenes Problembewusstsein zu schaffen, welches allen Veränderungen zum Besseren vorangeht. Das darf aber keineswegs bedeuten, von einem bereits erreichten Erfolg auszugehen oder gar zu meinen, man brauche nun nur mehr zusehen, wie der Mann aus Argentinien gleichsam aufräumen werde!
Es liegt noch ein langer und sehr schwieriger Weg vor der Kirche. Die Laieninitiative hat von Anfang an darauf hingewiesen, dass deren bisherige Ordnung schwere Mängel aufweist. Missachtung der heute allgemein anerkannten Grundsätze des Zusammenlebens bis hin zu Menschenrechtsverletzungen müssen überwunden werden. Das betrifft insbesondere den Zwang zur Ehelosigkeit der Priester sowie die untragbar gewordene Zurücksetzung der Frau in der Kirche.
Der neue Papst, der sich wieder stärker als Bischof von Rom sieht, hat wiederholt festgestellt, dass er keine Alleinherrschaft ausüben will, sondern auf kooperatives und kollegiales Vorgehen baut. Es ist sehr zu wünschen, dass er sich bei diesem Vorhaben auch der Mitwirkung der Erneuerungskräfte vergewissert. Diese werden in ihren Bemühungen nun keineswegs nachlassen.
Die neue Situation bedeutet für die Reformbewegungen in der Kirche eine neue Herausforderung! Die Laieninitiative ist sich dieser bewusst und wird sich ihr stellen.
Beschluss des LI Vorstandes vom 27. Sept. 2013
www.laieninitiative.at
Montag, 30. September 2013
Sonntag, 29. September 2013
Ich brauche dich
Gott, ich brauche einen Fels
um darauf zu stehen
in dieser fließenden Welt.
Ich brauche einen Boden, der nicht wankt
in dieser bebenden Welt.
Ich brauche einen Weg,
um mich nicht zu verirren
in dieser verwüsteten Welt.
Ich brauche jemanden,
der mich nicht im Stich lässt
in dieser trügerischen Welt.
Gott, sei DU mir Fels.
Sei DU mir fester Boden.
Sei DU mir Weg und Stock.
Sei DU meine Hilfe
jetzt und alle Tage meines Lebens.
Gebetsmappe der Burg Altpernstein, 85.
um darauf zu stehen
in dieser fließenden Welt.
Ich brauche einen Boden, der nicht wankt
in dieser bebenden Welt.
Ich brauche einen Weg,
um mich nicht zu verirren
in dieser verwüsteten Welt.
Ich brauche jemanden,
der mich nicht im Stich lässt
in dieser trügerischen Welt.
Gott, sei DU mir Fels.
Sei DU mir fester Boden.
Sei DU mir Weg und Stock.
Sei DU meine Hilfe
jetzt und alle Tage meines Lebens.
Gebetsmappe der Burg Altpernstein, 85.
Freitag, 27. September 2013
Brief an Papst Franziskus
Diesen Brief schrieb Renate Bachinger an Papst Franziskus
(Palazzo Apostolico, V00120 Citta del Vaticano, Rom-Italia):
(Palazzo Apostolico, V00120 Citta del Vaticano, Rom-Italia):
Geschätzter Papst Franziskus!
Ich habe erfahren, dass Sie die Briefe, die Sie bekommen, auch lesen, und so möchte ich mich heute mit einer Bitte an Sie wenden:
Ich heiße Renate Bachinger, bin Mutter von drei Kindern und lebe in einer kleinen, bäuerlich geprägten Gemeinde in Oberösterreich.
Ich bin seit 25 Jahren mit großer Freude in der Verkündigung des Gotteswortes tätig. Als Religionslehrerin, Ministrantenführerin, Wortgottesdienstleiterin und Begräbnisleiterin versuche ich, den Menschen in verständlicher Sprache diese wunderbare Botschaft näherzubringen.
Mit großer Sorge betrachte ich seit vielen Jahren die Entwicklungen in der Kirche und die schwindende Attraktivität der Kirche für die Menschen. Mit großer Freude jedoch blicke ich seit einem halben Jahr nach Rom, weil dort nun ein scheinbar anderer Wind weht!
Ich bin dankbar, dass Sie, lieber Franziskus, nach dem Vorbild ihres Namenpatrons, das Leid der Armen sehen und selbst für Bescheidenheit und Einfachheit auftreten. Ich möchte Sie aber ersuchen, nicht nur das materielle Leid vieler Menschen anzusprechen, sondern auch das Leid zu sehen, das sich innerhalb der Kirche abspielt.
Wenn ich nur in meiner Umgebung schaue dann sehe ich da viel Leid:
-es LEIDEN viele Katholiken, weil sie am Sonntag nicht mehr Eucharistie feiern können
-es LEIDEN viele Katholiken, weil sie einen kranken oder verwirrten Priester haben, oder einen ausländischen, den sie schlecht verstehen
- es LEIDEN viele Priester unter der Tatsache, dass sie mit drei oder vier Pfarren völlig überfordert sind und keine Zeit mehr haben für die Menschen
- es LEIDEN viele Priester, die das Zölibat nicht halten können oder wollen und dadurch in ständiger Lüge leben müssen.
-es LEIDEN die heimlichen Geliebten von den vielen Priestern
-UND es LEIDEN die vielen Priester, die sich zu ihrer Beziehung bekannt haben und nun nicht mehr Priester sein dürfen, obwohl es ihre Berufung ist.
Nicht vergessen möchte ich auch die vielen begabten und berufenen Frauen, die sehr darunter LEIDEN, dass sie nicht als Diakonin oder Priesterin ihre Berufung leben können.
BITTE nehmen Sie sich auch um diese Menschen an, die Menschen innerhalb der Kirche, die sich so sehr noch Reformen und Veränderungen sehnen.
Ich glaube nicht daran, dass ein Papst unfehlbar ist, aber ich glaube daran, dass Sie, geschätzter Franziskus, vom hl. Geist geleitet werden und weiterhin Hoffnung sind für viele Menschen in meinem Heimatland.
Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit, freue mich, wenn Sie mir antworten und wünsche Gottes Segen für ihre so wichtige Arbeit !
Mit freundlichen Grüßen,
Renate Bachinger
Renate Bachinger
renate.bachinger@inext.at
Appell an Papst: Reformgruppen fordern mehr Mitsprache
Mehr als 100 Initiativen - darunter auch die österreichische Plattform „Wir sind Kirche“, fordern Papst Franziskus und die Kardinäle in einem gemeinsamen Appell auf, Priestern, Ordensleuten und Laien eine stärkere Teilhabe an Entscheidungen in der Kirche zuzugestehen. Damit wollen sie auch Einfluss auf die Auswahl von Bischöfen gewinnen. Dialog solle eine autoritäre Herrschaftsausübung ersetzen.
Quelle: Religion.orf.at >>
Appell an Papst: Reformgruppen fordern mehr Mitsprache
Mehr als 100 Initiativen - darunter auch die österreichische Plattform „Wir sind Kirche“, fordern Papst Franziskus und die Kardinäle in einem gemeinsamen Appell auf, Priestern, Ordensleuten und Laien eine stärkere Teilhabe an Entscheidungen in der Kirche zuzugestehen. Damit wollen sie auch Einfluss auf die Auswahl von Bischöfen gewinnen. Dialog solle eine autoritäre Herrschaftsausübung ersetzen.
Quelle: Religion.orf.at >>
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Gastbeiträge,
Papst Franziskus
Donnerstag, 26. September 2013
Orientierung - Beitrag zum denkwürdigen Papst-Interview
Sendung Orientierung vom 22.09.2013
Mittagsjournal, 24.9.2013
-
Reformpapst Franziskus: Wie weit kann er gehen?
Markus Veinfurter, Wolfgang WittmannHin zu den Menschen und vor allem zu dem Ärmsten will Papst Franziskus seine Kirche führen, zuletzt hat er das in einem Interview für Medien seines Jesuitenordens postuliert. Doch hat Franziskus für seinen Reformkurs ausreichend Rückhalt?
Mittwoch, 25. September 2013
Petition: Auch Frauen sollen den Papst wählen können
Petition: Frauen als Kardinäle
Auf Initiative der Theologin Helen Schüngel-Straumann haben katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA einen Aufruf unterzeichnet, in dem Papst Franziskus gebeten wird, Frauen aktiv an zentralen Entscheidungen zu beteiligen. Ein Zeichen dafür könnte die Berufung von Frauen ins Kardinalsamt sein. Der Text hat folgenden Wortlaut:
Weiterlesen >>
Aktualisiert:
Pope Francis contemplates appointing a female cardinal >>
Jesuit suggests female cardinals, asks for names >>
Appell an Papst: Frauen zu Kardinälen ernennen
Katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA haben an Papst Franziskus appelliert, auch Frauen zu Kardinälen zu ernennen. Bis ins 19. Jahrhundert seien gelegentlich Laien ins Kardinalsamt berufen worden, heisst es in einem am Donnerstag in Oberursel vorab veröffentlichten Aufruf, der in den Zeitschriften "Aufbruch" (Schweiz) und "Publik-Forum" (Deutschland) in Kürze publiziert wird.
Kipa >>
Auf Initiative der Theologin Helen Schüngel-Straumann haben katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA einen Aufruf unterzeichnet, in dem Papst Franziskus gebeten wird, Frauen aktiv an zentralen Entscheidungen zu beteiligen. Ein Zeichen dafür könnte die Berufung von Frauen ins Kardinalsamt sein. Der Text hat folgenden Wortlaut:
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Aktualisiert:
Pope Francis contemplates appointing a female cardinal >>
Jesuit suggests female cardinals, asks for names >>
Appell an Papst: Frauen zu Kardinälen ernennen
Katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA haben an Papst Franziskus appelliert, auch Frauen zu Kardinälen zu ernennen. Bis ins 19. Jahrhundert seien gelegentlich Laien ins Kardinalsamt berufen worden, heisst es in einem am Donnerstag in Oberursel vorab veröffentlichten Aufruf, der in den Zeitschriften "Aufbruch" (Schweiz) und "Publik-Forum" (Deutschland) in Kürze publiziert wird.
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Dienstag, 24. September 2013
Bischof Overbeck zum Papstinterview
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck sieht viele Anknüpfungspunkte in dem aktuellen Papstinterview für die Katholische Kirche im Ruhrbistum. Overbeck spricht über einen notwendigen Richtungswechsel, das Zukunftsbild im Bistum Essen und Notwendigkeit, offen mit den Fragen der Zeit umzugehen.
Montag, 23. September 2013
Auszeit von Prikoszovits: Betroffenheit und Bewunderung
Dompfarrer tritt zurück
Josef Prikoszovits geht, weil er mit Zölibat nicht klarkommt.
„Ein mutiger Schritt. Ich finde das gut und richtig, dass er das publik gemacht hat“, meint Kirchgeher Zoltan Csaplovics am Sonntag zum Rücktritt von Dom- und Stadtpfarrer Josef Prikoszovits. Der 51-jährige Priester hat nach der Messe verkündet, dass er sein Amt nach 13 Jahren niederlegt, mit der Begründung: „Es gibt in meinem Leben eine Änderung, die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist.“
Gerüchte über das Privatleben von Prikoszovits – er soll sich in eine Frau verliebt haben – beherrschen seit Wochen den Klatsch in der burgenländischen Landeshauptstadt. Vor drei Wochen hat Prikoszovits noch im Rahmen der Sonntagsmesse kundgetan, er hoffe, dass die Seelsorge wieder das Thema in der Pfarre werden. Nun hat er sich eingestehen müssen, „dass das nicht gelingen konnte, weil im Kern der Gerüchte über mich ein Stück Wahrheit liegt.“
Ein Jahr Auszeit
Prikoszovits hat seinen Entschluss vergangenen Mittwoch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics mitgeteilt. Diesen Samstag und Sonntag informierte er nach den Messen im Eisenstädter Martinsdom die Gläubigen über seinen sofortigen Rücktritt. Er will sich nun einige Monate in ein Kloster zurückziehen, um Klarheit über seinen weiteren Lebensweg zu gewinnen. Die Diözesanleitung hat ihm dafür eine Sabbatzeit bis längstens August 2014 gewährt.
In der Pfarrgemeinde herrscht einerseits Betroffenheit über den Abgang des beliebten Priesters, andererseits Bewunderung für seine Offenheit. „Es ist sehr, sehr schade. Wir verlieren einen der besten Priester, die wir je hatten. Es ist ihm gelungen, alle – von den Kleinsten bis zu den Ältesten – anzusprechen“, lobt Ratsvikarin Michaela Leeb-Hebaus den scheidenden Stadtpfarrer. Viele, wie Maria Jarmer, haben gehofft, dass nach all dem Klatsch wieder Ruhe einkehrt: „Das war leider nicht der Fall. Es tut mir sehr leid, dass unser Dompfarrer geht.“
Dass selbst im Vatikan über die Lockerung des Zölibats zumindest nachgedacht wird, verfolgt man in Eisenstadt mit besonderer Aufmerksamkeit. „Für den Dompfarrer kommt das aber leider zu spät“, meint ein Kirchgänger mit Bedauern.
Beitrag im Kurier vom 22.9.2013 >>
Rückkehr als Dompfarrer ist „praktisch ausgeschlossen“
Nach Rücktritt hält Josef Prikoszovits den Wechsel in eine andere Pfarre für möglich.
Beitrag im Kurier vom 25.9.2013 >>
Josef Prikoszovits geht, weil er mit Zölibat nicht klarkommt.
„Ein mutiger Schritt. Ich finde das gut und richtig, dass er das publik gemacht hat“, meint Kirchgeher Zoltan Csaplovics am Sonntag zum Rücktritt von Dom- und Stadtpfarrer Josef Prikoszovits. Der 51-jährige Priester hat nach der Messe verkündet, dass er sein Amt nach 13 Jahren niederlegt, mit der Begründung: „Es gibt in meinem Leben eine Änderung, die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist.“
Gerüchte über das Privatleben von Prikoszovits – er soll sich in eine Frau verliebt haben – beherrschen seit Wochen den Klatsch in der burgenländischen Landeshauptstadt. Vor drei Wochen hat Prikoszovits noch im Rahmen der Sonntagsmesse kundgetan, er hoffe, dass die Seelsorge wieder das Thema in der Pfarre werden. Nun hat er sich eingestehen müssen, „dass das nicht gelingen konnte, weil im Kern der Gerüchte über mich ein Stück Wahrheit liegt.“
Ein Jahr Auszeit
Prikoszovits hat seinen Entschluss vergangenen Mittwoch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics mitgeteilt. Diesen Samstag und Sonntag informierte er nach den Messen im Eisenstädter Martinsdom die Gläubigen über seinen sofortigen Rücktritt. Er will sich nun einige Monate in ein Kloster zurückziehen, um Klarheit über seinen weiteren Lebensweg zu gewinnen. Die Diözesanleitung hat ihm dafür eine Sabbatzeit bis längstens August 2014 gewährt.
In der Pfarrgemeinde herrscht einerseits Betroffenheit über den Abgang des beliebten Priesters, andererseits Bewunderung für seine Offenheit. „Es ist sehr, sehr schade. Wir verlieren einen der besten Priester, die wir je hatten. Es ist ihm gelungen, alle – von den Kleinsten bis zu den Ältesten – anzusprechen“, lobt Ratsvikarin Michaela Leeb-Hebaus den scheidenden Stadtpfarrer. Viele, wie Maria Jarmer, haben gehofft, dass nach all dem Klatsch wieder Ruhe einkehrt: „Das war leider nicht der Fall. Es tut mir sehr leid, dass unser Dompfarrer geht.“
Dass selbst im Vatikan über die Lockerung des Zölibats zumindest nachgedacht wird, verfolgt man in Eisenstadt mit besonderer Aufmerksamkeit. „Für den Dompfarrer kommt das aber leider zu spät“, meint ein Kirchgänger mit Bedauern.
Beitrag im Kurier vom 22.9.2013 >>
Rückkehr als Dompfarrer ist „praktisch ausgeschlossen“
Nach Rücktritt hält Josef Prikoszovits den Wechsel in eine andere Pfarre für möglich.
Beitrag im Kurier vom 25.9.2013 >>
Taube, Adler, Spatz – Franziskus
Papst Franziskus reißt die katholische Kirche aus der permanenten Selbstbeschäftigung. Niemand weiß, ob seine Kirche das überlebt – oder er selbst.
Ein Kommentar von Christiane Florin
Ist dieser Papst überhaupt katholisch? Oder ist er eher Buddhist? Franziskus, der Jesuit, hat der Zeitschrift des Jesuitenordens ein Interview gegeben (Teil 1 und Teil 2). Frage-Antwort. Doch der da gefragt wird, hat gar nicht auf alles eine Antwort. Wie umgehen mit Homosexuellen? Mit Menschen, die zum zweiten, dritten, vierten Mal verheiratet sind? Mit Frauen, die verzweifeln, weil sie ein Kind erwarten? Er denkt nach, setzt neu an, erst nach vielen Sätze benutzt er zum ersten Mal das Wort "müssen": "Man muss immer die Person anschauen", sagt er.
Hinsehen, hinhören, mitfühlen, begleiten, den Menschen vertrauen will Franziskus. Das klingt eher nach dem Dalai Lama als nach dem Oberhaupt der katholischen Kirche. Bisher war die Kirche ein fein ziseliertes Herrschaftssystem aus Schuld und Strafe, aus Denunziation der Lauen und Belohnung der Strammen, aus Ämterhuberei und Demutsbekundungen. Ginge es nach diesem Papst, dann wäre es damit bald vorbei.
Noch ist unklar, wie viel Franziskus inmitten der alten Seilschaften des Vatikans tatsächlich zu sagen hat, auch deshalb spricht er mit Journalisten. Er umgeht die traditionellen Netzwerke. Er will raus, er will unter Leute, er will leben und nicht von purpurnen Eminenzen gelebt werden.
Niemand weiß, ob seine Kirche das überleben wird und ob Franziskus lange im Vatikan überlebt. Denn viel zu viele haben sich komfortabel in den Schützengräben permanenter Selbstbeschäftigung eingerichtet: die Linken und die Rechten, die Laien und die Geweihten, die Prälaten und die Kirchenhasser, die Rebellen und die Duckmäuser.
Was die Kirche heute brauche, sei die Fähigkeit, "die Wunden zu heilen und Herzen der Menschen zu wärmen", sagt Franziskus. Er sehe sie wie "ein Feldlazarett nach einer Schlacht". Franziskus nimmt allen ihre Lieblingswaffen weg, den einen die edelsteinbesetzten Kreuze, den anderen die Reformpapiere. Und er hofft, dass unter güldenen Gewändern und Bergen von Beschlussvorlagen ein anderer Katholizismus zum Vorschein kommt: einer, der die Welt gerechter, friedlicher und freier macht. Einer, der fragt: Wie kann ich dir helfen? Und nicht: Selbst schuld, dass du am Boden liegst!
Ein frommer Wunsch. Mit der Bergpredigt könne man nicht regieren, sagte dereinst Helmut Schmidt. Das mag für den Staat stimmen, für die Kirche aber nicht. Wo, wenn nicht dort, sollte Jesus etwas zu melden haben?
Dieser Jesus sagte auch: "Seid klug wie die Schlangen." Franziskus hält sich auch daran. Er erweist sich als gewitzter und gewiefter Interviewpartner. Er umarmt verbal den emeritierten Papst, damit er die Benedikt-Verehrer nicht gegen sich aufbringt. Er verspricht den Frauen mehr Einfluss, damit auch sie mit ihm zufrieden sind. Er erwählt Kardinäle zu seinen Beratern, damit sich der hohe Klerus nicht völlig verprellt fühlt. Er lässt durchblicken, dass er belesen ist, aber am liebsten liest er das Testament seiner mutigen Großmutter Rosa. Um ein Christ zu sein, darf man Theologie studiert haben, aber man muss es nicht, heißt das. Ein Glaube, der das Leben fürchtet, ist keiner, heißt das auch.
Natürlich lässt sich dieses Interview mit den üblichen kirchenkritischen Instrumenten auseinandernehmen: Nein, er hat den Frauen nicht die Weihe versprochen. Nein, er hat nicht angekündigt, alle Kunstschätze des Vatikan für die Armen zu verkaufen. Das Vermögen der Vatikanbank hat er auch noch nicht nach Burkina Faso überwiesen.
Aber zum Feindbild taugt dieser Papst nicht. Gemeinhin werden jedem Pontifex alle Verbrechen des Christentums angelastet. Franziskus schützt sich entwaffnend davor, für Kreuzzüge, Inquisition und Hexenverbrennung verantwortlich gemacht zu werden: "Ich bin ein Sünder, den der Herr angeschaut hat", sagt er. Wer will so einem böse sein?
Mit jedem Telefonat, mit jeder Predigt, mit jedem Interview macht Franziskus seinen Kardinälen klar: Ihr habt einen schrägen Vogel zum Papst gewählt, eine wilde Mischung aus Taube, Adler und Spatz. Man könnte auch schlicht sagen: Vielleicht hat den Mann der Himmel geschickt.
Quelle: Zeit Online
Erstes großes Interview
Papst: Der Mensch kommt vor der Lehre
Nicht nur die Tatsache, dass Papst Franziskus ein so langes Interview gibt, ist bemerkenswert - mit seinen Aussagen rüttelt er seine Kirche auf. Sein oberstes Prinzip: Der Mensch geht vor Lehren und Dogmen. Und: Es ist ihm ernst mit einer Reform der Kirche. Jetzt braucht er die notwendigen Verbündeten.
Kommentar auf ZDF >>
Das große Papstinterview: eine Zusammenfassung
auf Radio Vatikan >>
Ein Kommentar von Christiane Florin
Ist dieser Papst überhaupt katholisch? Oder ist er eher Buddhist? Franziskus, der Jesuit, hat der Zeitschrift des Jesuitenordens ein Interview gegeben (Teil 1 und Teil 2). Frage-Antwort. Doch der da gefragt wird, hat gar nicht auf alles eine Antwort. Wie umgehen mit Homosexuellen? Mit Menschen, die zum zweiten, dritten, vierten Mal verheiratet sind? Mit Frauen, die verzweifeln, weil sie ein Kind erwarten? Er denkt nach, setzt neu an, erst nach vielen Sätze benutzt er zum ersten Mal das Wort "müssen": "Man muss immer die Person anschauen", sagt er.
Hinsehen, hinhören, mitfühlen, begleiten, den Menschen vertrauen will Franziskus. Das klingt eher nach dem Dalai Lama als nach dem Oberhaupt der katholischen Kirche. Bisher war die Kirche ein fein ziseliertes Herrschaftssystem aus Schuld und Strafe, aus Denunziation der Lauen und Belohnung der Strammen, aus Ämterhuberei und Demutsbekundungen. Ginge es nach diesem Papst, dann wäre es damit bald vorbei.
Noch ist unklar, wie viel Franziskus inmitten der alten Seilschaften des Vatikans tatsächlich zu sagen hat, auch deshalb spricht er mit Journalisten. Er umgeht die traditionellen Netzwerke. Er will raus, er will unter Leute, er will leben und nicht von purpurnen Eminenzen gelebt werden.
Niemand weiß, ob seine Kirche das überleben wird und ob Franziskus lange im Vatikan überlebt. Denn viel zu viele haben sich komfortabel in den Schützengräben permanenter Selbstbeschäftigung eingerichtet: die Linken und die Rechten, die Laien und die Geweihten, die Prälaten und die Kirchenhasser, die Rebellen und die Duckmäuser.
Was die Kirche heute brauche, sei die Fähigkeit, "die Wunden zu heilen und Herzen der Menschen zu wärmen", sagt Franziskus. Er sehe sie wie "ein Feldlazarett nach einer Schlacht". Franziskus nimmt allen ihre Lieblingswaffen weg, den einen die edelsteinbesetzten Kreuze, den anderen die Reformpapiere. Und er hofft, dass unter güldenen Gewändern und Bergen von Beschlussvorlagen ein anderer Katholizismus zum Vorschein kommt: einer, der die Welt gerechter, friedlicher und freier macht. Einer, der fragt: Wie kann ich dir helfen? Und nicht: Selbst schuld, dass du am Boden liegst!
Ein frommer Wunsch. Mit der Bergpredigt könne man nicht regieren, sagte dereinst Helmut Schmidt. Das mag für den Staat stimmen, für die Kirche aber nicht. Wo, wenn nicht dort, sollte Jesus etwas zu melden haben?
Dieser Jesus sagte auch: "Seid klug wie die Schlangen." Franziskus hält sich auch daran. Er erweist sich als gewitzter und gewiefter Interviewpartner. Er umarmt verbal den emeritierten Papst, damit er die Benedikt-Verehrer nicht gegen sich aufbringt. Er verspricht den Frauen mehr Einfluss, damit auch sie mit ihm zufrieden sind. Er erwählt Kardinäle zu seinen Beratern, damit sich der hohe Klerus nicht völlig verprellt fühlt. Er lässt durchblicken, dass er belesen ist, aber am liebsten liest er das Testament seiner mutigen Großmutter Rosa. Um ein Christ zu sein, darf man Theologie studiert haben, aber man muss es nicht, heißt das. Ein Glaube, der das Leben fürchtet, ist keiner, heißt das auch.
Natürlich lässt sich dieses Interview mit den üblichen kirchenkritischen Instrumenten auseinandernehmen: Nein, er hat den Frauen nicht die Weihe versprochen. Nein, er hat nicht angekündigt, alle Kunstschätze des Vatikan für die Armen zu verkaufen. Das Vermögen der Vatikanbank hat er auch noch nicht nach Burkina Faso überwiesen.
Aber zum Feindbild taugt dieser Papst nicht. Gemeinhin werden jedem Pontifex alle Verbrechen des Christentums angelastet. Franziskus schützt sich entwaffnend davor, für Kreuzzüge, Inquisition und Hexenverbrennung verantwortlich gemacht zu werden: "Ich bin ein Sünder, den der Herr angeschaut hat", sagt er. Wer will so einem böse sein?
Mit jedem Telefonat, mit jeder Predigt, mit jedem Interview macht Franziskus seinen Kardinälen klar: Ihr habt einen schrägen Vogel zum Papst gewählt, eine wilde Mischung aus Taube, Adler und Spatz. Man könnte auch schlicht sagen: Vielleicht hat den Mann der Himmel geschickt.
Quelle: Zeit Online
Erstes großes Interview
Papst: Der Mensch kommt vor der Lehre
Nicht nur die Tatsache, dass Papst Franziskus ein so langes Interview gibt, ist bemerkenswert - mit seinen Aussagen rüttelt er seine Kirche auf. Sein oberstes Prinzip: Der Mensch geht vor Lehren und Dogmen. Und: Es ist ihm ernst mit einer Reform der Kirche. Jetzt braucht er die notwendigen Verbündeten.
Kommentar auf ZDF >>
Das große Papstinterview: eine Zusammenfassung
auf Radio Vatikan >>
Sonntag, 22. September 2013
Weg in die Zukunft
Von vorn anfangen - ganz neu,
das Alte ist vergangen.
Ich blicke in die Zukunft, - mutig,
voll Vertrauen und Hoffnung.
Trotz Unsicherheit, - Angst, Resignation,
weitergehen, vorwärts schreiten,
Vergangenes
lass ich hinter mir.
Freude und Zuversicht als Begleiter
ins Ungewisse, Unklare,
in meine Zukunft.
Allein bin ich nicht,
Jesus geht mit,
als Bruder und Freund,
Tag für Tag, solidarisch und einfühlsam.
ER, der Weg ist,
Heil, Leben und Zukunft.
vgl. Klaus Renggli (Sendbote des hl. Antonius 1993/1)
das Alte ist vergangen.
Ich blicke in die Zukunft, - mutig,
voll Vertrauen und Hoffnung.
Trotz Unsicherheit, - Angst, Resignation,
weitergehen, vorwärts schreiten,
Vergangenes
lass ich hinter mir.
Freude und Zuversicht als Begleiter
ins Ungewisse, Unklare,
in meine Zukunft.
Allein bin ich nicht,
Jesus geht mit,
als Bruder und Freund,
Tag für Tag, solidarisch und einfühlsam.
ER, der Weg ist,
Heil, Leben und Zukunft.
vgl. Klaus Renggli (Sendbote des hl. Antonius 1993/1)
Samstag, 21. September 2013
Dom- und Stadtpfarrer Josef Prikoszovits leider zurückgetreten
Die Erklärung von Dompfarrer Prikoszovits im Wortlaut >>
Personalnachrichten
Beitrag mit Meinungen dazu auf burgenland.ORF.at >>
21. September 2013
Diözese Eisenstadt
1. Der hochwst. Herr Diözesanbischof hat enthoben den hochw. Herrn
Kan. Kons.Rat Mag. Josef Prikoszovits nach seinem Verzicht auf die ihm übertragenen Ämter als Kanoniker des Kathedralkapitels zum hl. Martin und als Canonicus poenitentiarius, als Dom- und Stadtpfarrer in Eisenstadt, Dekanatsleiter des Dekanates Eisenstadt sowie als Geistlicher Assistent bzw. Beirat des Katholischen Familienwerkes und Katholischen Familienverbandes. Gleichzeitig wurde ihm ein „Sabbatjahr“ gewährt. (23. September 2013)
2. Der hochwürdigste Herr Diözesanbischof hat ernannt die hochw. Herren
Geistl.Rat Mag. Wilhelm A. Ringhofer, Kreisdechant, Propst- und Stadtpfarrer in Eisenstadt-Oberberg, zum Dekanatsleiter des Dekanates Eisenstadt. (23. September 2013)
Kan. Kons.Rat Mag. Martin Korpitsch, Generalvikar, unter Beibehaltung der ihm übertragenen Aufgaben zum Pfarrprovisor der Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt. (23. September 2013)
3. Betraut wurde der hochw. Herr
Kan. Mag. Hubert A. Wieder, Dompropst, Regens des Bischöflichen Priesterseminars, mit der Mithilfe in der Dom- und Stadtpfarre in Eisenstadt. (23. September 2013)
Dom- und Stadtpfarrer Josef Prikoszovits zurückgetreten
Der Pfarrer der Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt, Kan. Mag. Josef Prikoszovits, hat am 18. September 2013 die Diözesanleitung um Enthebung von all seinen bisherigen Ämtern und Aufgaben ersucht. Diese Entscheidung hat er gestern dem Pfarrgemeinderat der Dom- und Stadtpfarre mitgeteilt. Eine entsprechende Erklärung an die Pfarrgemeinde hat Prikoszovits nach dem heutigen Abendgottesdienst abgegeben. Er wird diese bei den morgigen Sonntagsgottesdiensten wiederholen.
In dieser Erklärung begründet der scheidende Dompfarrer seinen Schritt mit den Worten: "Es gibt in meinem Leben eine Änderung, die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist." Diese Änderung beschädige, so Prikoszovits weiter, "die Integrität des Priesteramtes" und belaste "die Einheit der Pfarre".
Die Diözesanleitung hat den Rücktritt des Dompfarrers mit großem Bedauern angenommen und seiner Bitte, ihm eine Sabbatzeit bis längstens August 2014 zu gewähren, entsprochen. Dadurch soll ihm eine tiefgehende Klärung seiner Berufung und seines weiteren Lebensweges ermöglicht werden.
Die Leitung der Dom- und Stadtpfarre wird ab 23. September 2013 interimistisch von Generalvikar Kan. Mag. Martin Korpitsch in Zusammenarbeit mit Dompropst Regens Kan. Mag. Hubert Wieder wahrgenommen werden.
Bischof Ägidius Zsifkovics dankt namens der Diözese und der Diözesanleitung Josef Prikoszovits für sein bisheriges seelsorgerisches Wirken und verleiht der Hoffnung Ausdruck, dass die Auszeit zu einem guten, segensreichen Neubeginn führen wird.
Quelle: martinus.at
Freitag, 20. September 2013
Schwule, Frauen, Abtreibung: Der Papst rüttelt die Kirche auf
Franziskus, der Reformer: Mit einem sensationellen Interview sprengt der Papst die Verkrustungen der Kirche. Seine für den Vatikan beispiellos progressiven Gedanken zur Sexualmoral sind eine Kampfansage an die Fundamentalisten - und rühren abtrünnige Katholiken zu Tränen.
Der Papst mag's asketisch. "Einfach, ja karg", so beschreibt der Besucher das kleine Zimmer, in dem Franziskus im vatikanischen Gästehaus lebt. Kaum Bücher, kaum Papier und nur ganz wenige Kunstobjekte: "Eine Ikone des heiligen Franziskus, eine Statue von Unserer Lieben Frau von Luján, der Schutzpatronin Argentiniens, eine Statue des schlafenden heiligen Josef."
Der Besucher, der das vermerkt, ist Antonio Spadaro, Chefredakteur der italienischen Jesuiten-Zeitschrift "La Civiltà Cattolica". Dreimal hat ihn Papst Franziskus, selbst ein Jesuit, in der Casa Santa Marta empfangen, zu sehr persönlichen Gesprächen, die nun das erste große Interview des Pontifikats bilden. Das Ergebnis wurde diese Woche in 16 Jesuiten-Magazinen weltweit veröffentlicht, darunter in den Münchner "Stimmen der Zeit". Und das Ergebnis ist eine Sensation.
Zwar kippt Franziskus keine Dogmen. Doch offenbart sich der Ex-Erzbischof von Buenos Aires - wie es viele schon länger vermuten - als Reformer, wenn nicht gar als Revolutionär: Er hat keine Scheu, seine Kirche aus ihrem Selbstverständnis als moralische "Zensurstelle" aufzuschrecken und Kritikern wie Abtrünnigen so neue Hoffnung zu geben.
Offene Kampfansage an die alte Garde des Vatikans
Schwule, Frauen, Abtreibung: Offen und einfühlsam spricht er über Themen, die unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. tabu waren oder mit fundamentalistischem Eifer totgepredigt wurden. Manche Gedanken - etwa über gleichgeschlechtliche Liebe - hat er schon mal angetestet, doch noch nie so ausführlich. Vor allem in Latein- und Südamerika, den Bastionen der Konservativen, dürfte das jetzt mit Donnerhall einschlagen.
Seit Monaten lehnt sich Franziskus gegen die alte Garde des Vatikans auf, mit Worten, Gesten, Auftritten. Doch dies nun ist eine offene Kampfansage - ein dramatischer Wendepunkt für eine schrumpfende, demoralisierte, um ihren Platz im 21. Jahrhundert ringende Kirche.
"Das Interview hat mein Leben verändert", zitierte James Martin, ein leitender Redakteur beim Jesuiten-Magazin "America", das das Gespräch in den USA abdruckte, einen Anrufer. "Nie war ich stolzer, ein Jesuit zu sein, oder stolzer auf meine Kirche", erklärte Thomas Reese im "National Catholic Reporter".
"Ich bin entzückt", sagte selbst Bill Donohue, der Präsident der konservativen Catholic League, auf CNN - wiewohl spürbar spitz. Denn auch unter Papst Franziskus würde sich nichts wirklich tun: "Er wird die Lehren der Kirche zur Schwulenehe nicht ändern, er wird die Lehren der Kirche zur Abtreibung nicht ändern."
Ähnlich machte sich der Autor Damon Linker im "New Republic" über die "glückselige Reaktion" mancher lustig: "So sehr diese Äußerungen eine Wende vom rhetorischen Stil der Päpste Johannes Paul II. und Benedict XVI. signalisieren, müssen progressive Katholiken verstehen, dass der Wandel nur eine Frage der Worte ist und das wohl auch bleiben wird."
"Wer ist Jorge Mario Bergoglio?"
Schon direkt nach Benedikts Abdankung im März, doch noch vor Franziskus' Wahl hatten sich viele einen "katholischen Frühling" herbeigesehnt: Die Transformation einer Kirche, die sich von Missbrauchsskandalen diskreditiert, verräucherten Ritualen gelähmt und gesellschaftlichem wie technologischem Wandel zurückgelassen findet. Der Vatikan, forderte Kirchenkritiker Michael D'Antonio, müsse den Weg "in die moderne Welt" finden - oder seine "moralische Autorität" einbüßen.
D'Antonio stellte sich einen "bescheidenen" Pontifex vor - "einen echt menschlichen Papst". Zwei Tage später stieg weißer Rauch auf, und aus Jorge Mario Bergoglio wurde Franziskus.
"Mit Papst Franziskus zu reden, ist so, wie wenn man einem Vulkanstrom von Ideen zuhört, die sich miteinander verknüpfen", schreibt Spadaro. "Selbst wenn ich mir Notizen mache, habe ich das unangenehme Gefühl, einen sprudelnden Dialog zu unterbrechen."
Solch einen Dialog haben die Katholiken seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor einem halben Jahrhundert nicht mehr erlebt, geschweige denn geführt, führen dürfen. Das beginnt schon mit Spadaros erster, freimütiger Frage: "Wer ist Jorge Mario Bergoglio?"
Ein Papst, der umdenkt
Franziskus' ebenso freimütige Antwort: "Ich bin ein Sünder. Das ist die richtigste Definition." Er gibt "schwere Fehler" zu, so habe er sich früher mit seiner "autoritären und schnellen Art" die Beschuldigung eingehandelt, "ultrakonservativ zu sein". Dabei sei er alles andere als das. Wann gibt es das? Ein Papst, der umdenkt.
Auch spricht er darüber, dass er beim Zahnarzt betet und das traditionelle Papstapartment im Apostolischen Palast gar nicht mag. Dafür liebe er Fellinis "La Strada", außerdem Caravaggio und Chagall, Dostojewski und Hölderlin. Das ist mehr als Imagepflege. Schon in den letzten Monaten offenbarte sich Franziskus, mit seiner Betonung von Armut und reiner Liebe, als Gegenpol zur theologischen Hierarchie: offen, demütig, Verkrustungen aufbrechend. Manchen stößt das sauer auf, etwa dem US-Bischof Thomas Tobin: Der zeigte sich erst diese Woche "ein bisschen enttäuscht", dass Franziskus das "Übel der Abtreibung" ignoriere.
"Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden", gibt Papst Franziskus nun zurück. "Das geht nicht."
Quelle: Spiegel online
Das große Papstinterview: eine Zusammenfassung
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Papst: Kirche verurteilt keine Homosexuellen
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Markus Roentgen
"Papst Franziskus im Interview"
Von Gott angeschaut – ich bin ein Sünder in Liebe und Erbarmen (die Berufung des Levi am Zoll). Der Theologe Markus Roentgen mit Lesehilfen und spirituellen Vertiefungen zum "La Civiltà Cattolica"-Interview von Papst Franziskus.
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Der Papst mag's asketisch. "Einfach, ja karg", so beschreibt der Besucher das kleine Zimmer, in dem Franziskus im vatikanischen Gästehaus lebt. Kaum Bücher, kaum Papier und nur ganz wenige Kunstobjekte: "Eine Ikone des heiligen Franziskus, eine Statue von Unserer Lieben Frau von Luján, der Schutzpatronin Argentiniens, eine Statue des schlafenden heiligen Josef."
Der Besucher, der das vermerkt, ist Antonio Spadaro, Chefredakteur der italienischen Jesuiten-Zeitschrift "La Civiltà Cattolica". Dreimal hat ihn Papst Franziskus, selbst ein Jesuit, in der Casa Santa Marta empfangen, zu sehr persönlichen Gesprächen, die nun das erste große Interview des Pontifikats bilden. Das Ergebnis wurde diese Woche in 16 Jesuiten-Magazinen weltweit veröffentlicht, darunter in den Münchner "Stimmen der Zeit". Und das Ergebnis ist eine Sensation.
Zwar kippt Franziskus keine Dogmen. Doch offenbart sich der Ex-Erzbischof von Buenos Aires - wie es viele schon länger vermuten - als Reformer, wenn nicht gar als Revolutionär: Er hat keine Scheu, seine Kirche aus ihrem Selbstverständnis als moralische "Zensurstelle" aufzuschrecken und Kritikern wie Abtrünnigen so neue Hoffnung zu geben.
Offene Kampfansage an die alte Garde des Vatikans
Schwule, Frauen, Abtreibung: Offen und einfühlsam spricht er über Themen, die unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. tabu waren oder mit fundamentalistischem Eifer totgepredigt wurden. Manche Gedanken - etwa über gleichgeschlechtliche Liebe - hat er schon mal angetestet, doch noch nie so ausführlich. Vor allem in Latein- und Südamerika, den Bastionen der Konservativen, dürfte das jetzt mit Donnerhall einschlagen.
Seit Monaten lehnt sich Franziskus gegen die alte Garde des Vatikans auf, mit Worten, Gesten, Auftritten. Doch dies nun ist eine offene Kampfansage - ein dramatischer Wendepunkt für eine schrumpfende, demoralisierte, um ihren Platz im 21. Jahrhundert ringende Kirche.
- Franziskus über Homosexuelle: "In Buenos Aires habe ich Briefe von homosexuellen Personen erhalten, die 'soziale Wunden' sind, denn sie fühlten sich immer von der Kirche verurteilt. Aber das will die Kirche nicht (…). Wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt (…). Einmal hat mich jemand provozierend gefragt, ob ich Homosexualität billige. Ich habe ihm mit einer anderen Frage geantwortet: 'Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück?'"
- Franziskus über Frauen:
"Die Frauen stellen tiefe Fragen, denen wir uns stellen müssen. Die Kirche kann nicht sie selbst sein ohne Frauen und deren Rolle. Die Frau ist für die Kirche unabdingbar. Maria - eine Frau - ist wichtiger als die Bischöfe (…). Man muss daher die Vorstellung der Frau in der Kirche vertiefen. Man muss noch mehr über eine gründliche Theologie der Frau arbeiten (…). Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden."
- Franziskus über die Kirche:
"Diese Kirche, mit der wir denken und fühlen sollen, ist das Haus aller - keine kleine Kapelle, die nur ein Grüppchen ausgewählter Personen aufnehmen kann. Wir dürfen die Universalkirche nicht auf ein schützendes Nest unserer Mittelmäßigkeit reduzieren (…). Wir müssen also ein neues Gleichgewicht finden, sonst fällt auch das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen (…). Es ist eindrucksvoll, die Anklagen wegen Mangel an Rechtgläubigkeit, die in Rom eintreffen, zu sehen."
"Das Interview hat mein Leben verändert", zitierte James Martin, ein leitender Redakteur beim Jesuiten-Magazin "America", das das Gespräch in den USA abdruckte, einen Anrufer. "Nie war ich stolzer, ein Jesuit zu sein, oder stolzer auf meine Kirche", erklärte Thomas Reese im "National Catholic Reporter".
"Ich bin entzückt", sagte selbst Bill Donohue, der Präsident der konservativen Catholic League, auf CNN - wiewohl spürbar spitz. Denn auch unter Papst Franziskus würde sich nichts wirklich tun: "Er wird die Lehren der Kirche zur Schwulenehe nicht ändern, er wird die Lehren der Kirche zur Abtreibung nicht ändern."
Ähnlich machte sich der Autor Damon Linker im "New Republic" über die "glückselige Reaktion" mancher lustig: "So sehr diese Äußerungen eine Wende vom rhetorischen Stil der Päpste Johannes Paul II. und Benedict XVI. signalisieren, müssen progressive Katholiken verstehen, dass der Wandel nur eine Frage der Worte ist und das wohl auch bleiben wird."
"Wer ist Jorge Mario Bergoglio?"
Schon direkt nach Benedikts Abdankung im März, doch noch vor Franziskus' Wahl hatten sich viele einen "katholischen Frühling" herbeigesehnt: Die Transformation einer Kirche, die sich von Missbrauchsskandalen diskreditiert, verräucherten Ritualen gelähmt und gesellschaftlichem wie technologischem Wandel zurückgelassen findet. Der Vatikan, forderte Kirchenkritiker Michael D'Antonio, müsse den Weg "in die moderne Welt" finden - oder seine "moralische Autorität" einbüßen.
D'Antonio stellte sich einen "bescheidenen" Pontifex vor - "einen echt menschlichen Papst". Zwei Tage später stieg weißer Rauch auf, und aus Jorge Mario Bergoglio wurde Franziskus.
"Mit Papst Franziskus zu reden, ist so, wie wenn man einem Vulkanstrom von Ideen zuhört, die sich miteinander verknüpfen", schreibt Spadaro. "Selbst wenn ich mir Notizen mache, habe ich das unangenehme Gefühl, einen sprudelnden Dialog zu unterbrechen."
Solch einen Dialog haben die Katholiken seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor einem halben Jahrhundert nicht mehr erlebt, geschweige denn geführt, führen dürfen. Das beginnt schon mit Spadaros erster, freimütiger Frage: "Wer ist Jorge Mario Bergoglio?"
Ein Papst, der umdenkt
Franziskus' ebenso freimütige Antwort: "Ich bin ein Sünder. Das ist die richtigste Definition." Er gibt "schwere Fehler" zu, so habe er sich früher mit seiner "autoritären und schnellen Art" die Beschuldigung eingehandelt, "ultrakonservativ zu sein". Dabei sei er alles andere als das. Wann gibt es das? Ein Papst, der umdenkt.
Auch spricht er darüber, dass er beim Zahnarzt betet und das traditionelle Papstapartment im Apostolischen Palast gar nicht mag. Dafür liebe er Fellinis "La Strada", außerdem Caravaggio und Chagall, Dostojewski und Hölderlin. Das ist mehr als Imagepflege. Schon in den letzten Monaten offenbarte sich Franziskus, mit seiner Betonung von Armut und reiner Liebe, als Gegenpol zur theologischen Hierarchie: offen, demütig, Verkrustungen aufbrechend. Manchen stößt das sauer auf, etwa dem US-Bischof Thomas Tobin: Der zeigte sich erst diese Woche "ein bisschen enttäuscht", dass Franziskus das "Übel der Abtreibung" ignoriere.
"Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden", gibt Papst Franziskus nun zurück. "Das geht nicht."
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Das große Papstinterview: eine Zusammenfassung
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Markus Roentgen
"Papst Franziskus im Interview"
Von Gott angeschaut – ich bin ein Sünder in Liebe und Erbarmen (die Berufung des Levi am Zoll). Der Theologe Markus Roentgen mit Lesehilfen und spirituellen Vertiefungen zum "La Civiltà Cattolica"-Interview von Papst Franziskus.
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Donnerstag, 19. September 2013
Wiederverheiratete Geschiedene: Papst greift Thema auf
Papst an Priester: Pastoraler Blick auf die zweite Ehe
Papst Franziskus lässt sich beraten in der Frage, wie die katholische Kirche in Zukunft mit wiederverheirateten Geschiedenen umgeht. Die nächste Weltbischofssynode im Vatikan werde diesem Thema gelten, sagte Franziskus am Montag vor Priestern seiner Diözese Rom. Auch die neuartige Kardinalskommission, die sich Anfang Oktober erstmals im Vatikan trifft, werde das Thema behandeln, bekräftigte der Papst; dies hatte er bereits Ende Juli auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio angekündigt. Das Treffen mit dem römischen Klerus war thematisch allerdings sehr viel breiter aufgestellt. Es dauerte volle zwei Stunden und war von Herzlichkeit, viel Applaus und einem Hin und Her von Frage und Antwort geprägt. Eine Zusammenfassung von Gudrun Sailer.Mühsam ist es, wahrhaft mühsam, ein Priester zu ein. Franziskus unterschied zwei Arten von Müdigkeit: eine, die abends von der täglichen Arbeit herrührt, die andere, die am Ende des Priesterlebens auftritt, eine „Müdigkeit des Herzens“, die dann aufkomme, wenn sich der Priester Fragen stelle über seine Existenz und zurückblicke auf den Weg und an all den Verzicht denke, an die Kinder, die er nicht hatte - und sich frage, ob er etwas falsch gemacht hat, ob sein Leben „gescheitert“ ist. Franziskus sprach als Bischof, als IHR Bischof zu den Priestern:
„Wir Bischöfe müssen den Priestern nah sein, wir müssen Nächstenliebe üben, und die Nächsten sind für den Bischof die Priester. Das gilt auch umgekehrt, nicht wahr? ... Er ist schön, dieser Austausch, nicht? Und das, denke ich, ist der wichtigste Moment der Nähe zwischen Bischof und Priestern: dieser Augenblick ohne Worte, denn für diese Mühe gibt es keine Worte.“
Nach dieser Eröffnung lud der Papst die Priester ein, ihm ihre Fragen zu stellen. In seiner ersten Antwort ermunterte der Papst zu Kreativität im seelsorgerlichen Dienst. Kreativität bedeute „nicht einfach, Dinge zu ändern“. Sie komme vom Heiligen Geist und verwirkliche sich im Gebet und im Gespräch „mit den Gläubigen, mit den Leuten“. Franziskus mit einem Beispiel aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires:
„Nun, wenn da so viele Leute vorbeikommen, wäre es vielleicht schön, die Kirche stünde den ganzen Tag offen ... gute Idee! Es wäre auch schön, wenn da immer eine Beichtgelegenheit wäre... Gute Idee! Und so haben wir es gemacht.“
Anderes Beispiel: die Elternkurse zur Vorbereitung auf die Taufe ihrer Kinder. Der Papst brachte Verständnis auf für die Väter und Mütter, die von Montag bis Samstag arbeiten und sich am Sonntag gerne mit ihren Kindern ausruhen. Da könne man neue Wege suchen wie eine von Laien getragene „Stadtteilmission“. Die Kirche, „auch das Kirchenrecht gibt uns so viele Möglichkeiten, so viel Freiheit, um diese Dinge zu suchen.“ Die Priester sollten im richtigen Moment bereitstehen und für eine gute Aufnahme sorgen, wenn die Gläubigen aus irgendeinem Grund in die Pfarrei kämen. Franziskus kritisierte jene Priseter, die sich mehr um die Gebühr für ein auszustellendes Dokument als um das Sakrament sorgten, denn das „lässt die Leute wieder weggehen“. Stattdessen sei, wer immer hereinkomme, herzlich aufzunehmen: „Wer in die Kirche kommt, soll sich zu Hause fühlen. Er soll sich nicht ausgenommen fühlen.“
Über die Barmherzigkeit des Priesters befragt, wartne der Papst vor „rigoristischen“ und vor „laxen“ Geistlichen gleichermaßen. Der barmherzige Priester sei jener, der die Wahrheit sage, aber hinzufüge: „Erschrick nicht, der gute Gott wartet auf uns. Wir gehen gemeinsam.“ Dieses gemeinsame Gehen müsse der Priester überhaupt immer im Blick haben: „Begleiten. Weggefährten sein.“ Bekehrung erfolge „immer auf diese Weise: unterwegs, nicht im Labor“.
„Die Wahrheit Gottes ist diese Wahrheit, nennen wir sie „dogmatisch“ ... oder “moralisch“, aber immer begleitet von der Liebe und der Geduld Gottes. Immer auf diese Weise.“
Ein hohes Lob für die Arbeit in der Familie flocht der Papst in seine Ausführungen vor den Priestern ein. In der Kirche gebe es zwar viele Skandale, aber auch viel Heiligkeit, und die sei größer als die Skandale. Und dann gebe es da noch eine versteckte „Alltagsheiligkeit“, „die Heiligkeit so vieler Mütter und so vieler Frauen und Männer, die den ganzen Tag für die Familie arbeiten“.
Überhaupt, die Familie: Die Frage der Ehe-Annullierung und der wiederverheirateten Geschiedenen sei heikel, sagte der Papst seinen Seelsorgern. Ein Problem, das schon Benedikt XVI. sehr am Herzen lag, erinnerte Franziskus. „Das Problem lässt sich nicht einengen auf die Frage, ob man zur Kommunion darf oder nicht, denn wer das Problem nur in dieser Optik sieht, versteht das wahre Problem nicht.“ Es sei ein „schwieriges Problem“ der „Verantwortung der Kirche in bezug auf die Familien, die in dieser Situation leben“. Die Kirche „muss in diesem Moment etwas tun, um das Problem der Ehenichtigkeit zu lösen“. Der Papst bestätigte, er werde darüber mit den acht Kardinälen sprechen, jener Beratungskommission, die Franziskus für die dringendsten anstehenden Probleme der Kirche ins Leben gerufen hat; die erste Sitzung wird Anfang Oktober im Vatikan stattfinden, und das Anliegen der wiederverheirateten Geschiedenen werde unter den erörterten Fragen sein. Auch die nächste Bischofssynode über die „anthropologische Beziehung“ des Evangeliums mit der Person und der Familie werde die Frage in den Blick nehmen.
Den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen empfinden viele Priester und Laien heute als Nagelprobe einer „Seelsorge der Barmherzigkeit“. Wer nach einer kirchlich geschlossenen und zivil geschiedenen Ehe eine neue Verbindung eingeht, ist nach dem derzeit geltenden Kirchenrecht vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen. Seit längerem gibt es innerhalb der katholischen Kirche Stimmen, die ein Überdenken dieser Praxis fordern. Eine gültig geschlossene Ehe ist nach katholischer Lehre unauflöslich; anders als im zivilen Recht gibt es für die Kirche keine Scheidung. Allerdings können Kirchengerichte eine Ehe aus einer Reihe von Gründen für nichtig erklären. Das bedeutet, die betreffende Ehe hat nie bestanden.
Mittwoch, 18. September 2013
Kardinal Marx: "Wir brauchen im Vatikan mehr Transparenz und Aufsicht"
"Transparenz und Aufsicht"
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich für eine grundsätzliche Reform der römischen Kurie ausgesprochen. "Eine Institution, die nicht mehr dient, sondern sich lediglich selber stark und fett macht, schadet am Ende allen", sagte der katholische Erzbischof von München und Freising der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir brauchen mehr Transparenz, Aufsicht und Verantwortlichkeit."Marx ist der einzige Deutsche, der von Papst Franziskus in eine achtköpfige Kommission aus Kardinälen zur Kurienreform berufen wurde. Die Kommission trifft sich zu ihrer Auftaktsitzung mit dem Papst in der ersten Oktoberwoche in Rom und reist anschließend mit ihm nach Assisi.
Neuer Schwung durch den Papst
"Viele Probleme haben ihren Ausgangspunkt im ungenügenden Miteinander von Papst, Kurie und Ortsbischöfen", sagte der Kardinal. "Wir brauchen eine starke Zentrale, und deshalb - so habe ich in Rom gesagt - müssen wir das Ansehen des Heiligen Stuhles verbessern." Es dürfe nicht sein, dass "unsere Gläubigen mit dem Vatikan in erster Linie Negatives verbinden. Wir müssen wieder stolz sein können auf unsere römische Zentrale!"
Kritisch sieht Marx die so genannte Vatikanbank IOR . "Ob der Vatikan überhaupt eine solche Bank benötigt, ist umstritten", so der Kardinal. "Mich empört jedenfalls, dass eine Einrichtung über Jahrzehnte derart den Ruf der Kirche in der Öffentlichkeit und bei den Gläubigen geschädigt hat."
Durch Papst Franziskus sieht Marx neuen Schwung für die Kirche. Es sei eine neue Atmosphäre entstanden; neue Möglichkeiten öffneten sich. "Das ist überhaupt keine Kritik am Vorgänger. Die Wirkung von Benedikts Pontifikat wird langfristig und nachhaltig sein."
Pro Aufklärung und Offenheit im Limburger Konflikt
Im aktuellen Konflikt um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst widersprach der Erzbischof Einschätzungen, nur die Medien hätten den Bischof in Bedrängnis gebracht. Zwar habe es immer wieder Medienberichte gegeben, "in denen ein gewisses Interesse aufschien, der Kirche zu schaden". Dennoch liefen "Medienkampagnen ins Leere, wenn da nichts ist", sagte Marx. Deshalb seien Aufklärung und Offenheit wichtig.
Der Besuch von Kurienkardinal Giovanni Lajolo lasse ihn hoffen, dass man in guter Weise aufeinander zugehe. Mit Blick auf die Ermittlungen gegen den Limburger Bischof wegen einer möglichen eidesstattlichen Falschaussage mahnte der Münchner Kardinal: "Im Übrigen gelten auch für Bischöfe wie für alle Gläubigen die Gebote von Transparenz und Wahrhaftigkeit." Zuvor hatte bereits der Mainzer Kardinal Karl Lehmann angemerkt, dass der Konflikt in Limburg bistumsintern nicht zu lösen sei.
Positiv äußerte sich Kardinal Marx zur Rolle der Laien in der katholischen Kirche. "Wichtig ist, deutlich zu machen: Wir sind nicht Herren der Gläubigen", sagte der 59-Jährige. Im Rückblick auf den vor zehn Jahren von ihm selbst gemaßregelten Theologen Gotthold Hasenhüttel sagte der Kardinal: "Ich stehe zu meiner Position von damals. Aber ich werde im Alter suchender. Es kann schon sein, dass ich heute einmal mehr sagen würde: Komm, lass uns noch einmal sprechen, vielleicht finden wir ja irgendwie zusammen." (meu/KNA)
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"Fetter Vatikan schadet am Ende allen"
Kardinal Reinhard Marx hat in einem Zeitungsinterview sehr deutliche Worte für den Vatikan gefunden: Die Institution habe den Ruf der Kirche geschädigt und diene niemandem mehr.
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Dienstag, 17. September 2013
Konflikt um Limburger Bischof: Tebartz-van Elst will Kosten für Bauprojekte offenlegen
Der Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz van Elst muss sein Finanzgebaren im Zusammenhang mit dem Bau seines Bischofshauses lückenlos und überprüfbar offenlegen. In einer gemeinsamen Erklärung von Bischof und Domkapitel, die am Samstag unter Vermittlung von Kurienkardinal Giovanni Lajolo beschlossen wurde, sichert der Bischof zu, „dass er alle Kosten für die Baumaßnahme auf dem Domberg umgehend im Bischöflichen Ordinariat feststellen lassen und der Sonderprüfung einer Kommission zugänglich machen wird, die er beim Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz erbeten hat“. Der Abschlussbericht der Kommission, der alle Kosten, die Finanzierung und die eingeschlagenen Verfahrenswege überprüft und erfasst, werde offengelegt.
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Tebartz-van Elst: Limburger Bischof will Baukosten überprüfen lassen
Was hat der Ausbau des Bischofsitzes in Limburg tatsächlich gekostet? Der umstrittene Hausherr Tebartz-van Elst will nach monatelanger Kritik nun die Kosten veröffentlichen und überprüfen lassen - und beugt sich damit wohl dem Druck aus Rom.
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Zwischen Prunk und Protz: Des Bischofs neue Residenz (Video)
Spiegel-TV >>
Gemeinsame Erklärung
des Bischofs von Limburg und des Limburger Domkapitels zum Abschluss des Besuches von Giovanni Kardinal Lajolo im Bistum Limburg:
Radio Vatikan >>
Zollitsch kritisiert Limburger Bischof
Erzbischof Robert Zollitsch hat Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der Kostenexplosion an seinem Bischofssitz in Limburg kritisiert. "Die ganze Kirche leidet darunter", sagte er am Montag beim Treffen der katholischen Bischöfe.
hr-Online >>
Montag, 16. September 2013
Diener der Diener und "mitten im Volk"
Von Peter Paul Kaspar
Ein halbes Jahr Franziskus: Das Neue am gegenwärtigen Pontifikat besteht darin, dass der Papst von der Spitze in die Mitte des Kirchenvolks rückt. Franziskus mutet seiner Kirche zu, sich selbst zu reformieren. Und diese Reform hat längst begonnen.
Franziskus, ohne Nummerierung, weil der Einzige: Vor einem halben Jahr zum Papst gewählt –doch er präsentiert sich als Bischof von Rom, verweigert die kostbaren und gewichtigen Insignien und Amtsgewänder außer einem schlichten Ring und einem Metallkreuz, ebenso die Fahrt in den päpstlichen Limousinen, lehnt die Residenz im Vatikanischen Palast ab und mag nicht als Papst bezeichnet werden. „Heiliger Vater, darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte ein Kardinal beim gemeinsamen Frühstück im Pilgerhospiz. Die Antwort: „Aber bitte doch, heiliger Sohn!“
Schon am Abend der Wahl, auf der Loggia von St. Peter, gab es erste Signale für ein neues Amtsverständnis. Der neue Bischof von Rom wünschte einen „Guten Abend!“, bat um das Gebet der Gläubigen und verabschiedete sich nach dem Segen ganz weltlich mit „Gute Nacht!“. Es folgten wochenlang Berichte über unpäpstliches Verhalten und zahlreiche Verweigerungen hierarchischer Traditionen, am Gründonnerstag sogar ein dreifacher Traditionsbruch: Er feierte die Liturgie im Gefängnis und wusch Frauen die Füße, eine davon nicht einmal katholisch. Die gleichzeitig in ihren Kathedralen zelebrierenden Exzellenzen und Eminenzen sehen sich in ihrer Amtsführung, im Wohn- und Lebensstil in Frage gestellt. Franziskus – selbst Jesuit – führt im Alltag eine bescheidene franziskanische Lebensart vor und mahnt das bei den Priestern in den wohlhabenden Ländern mit Nachdruck ein.
Der elitäre Lebensstil vieler Bischöfe in Kleidung, Sprache, Wohn- und Reisegewohnheiten steht im Kontrast zu dem der Kollegen in armen Ländern. Dort leben höchste Amtsträger oft bescheidener als ein einfacher Pfarrer in Europa. Franziskus lebt offensichtlich gern unter den Rompilgern und hat – abseits von Dogmen, Enzykliken und Kirchenrecht – seine eigene Sprache gefunden, den neuen Kirchenkurs vorzugeben. Er belehrt eher durch Taten als mit Worten, dekretiert wenig, dogmatisiert nicht und spricht in den vielen – oft improvisierten – Ansprachen schlicht, unautoritär und mit diskretem Humor. In manchmal unbekümmert freier Diktion kommt auch schon mal der Teufel vor. Undogmatisch, fast spielerisch, vielleicht mit leisem Schmunzeln spricht er über Gott und die Welt.
Die ungewohnte Sprache lässt die Menschen aufhorchen. Natürlich weiß man, dass er sich vor seiner Bischofszeit als Professor erfolgreich in der Theologie umgetan hat. Jetzt spricht er als Seelsorger die Sprache der Herzen und bietet einen rhetorischen Kontrast zu Benedikt, dem Vorgänger und Gelehrtenpapst, mit dem er sich in einer gemeinsamen Enzyklika im päpstlichen Doppelpack vorstellt. Man spürt die Dialektik von Theologie und Diakonie: Hier spricht kein ungebildeter und bloß volkstümlicher Kirchenmann, sondern einer, der die Sprache des Volkes kennt und schätzt. Die Theologieprofessoren können beruhigt sein: Er wird auch mit ihnen in ihrer Sprache reden. Doch sind theologische Enzykliken, Lehrverurteilungen oder gar neue Dogmen kaum zu erwarten. Er wird wohl weniger den Lehrprimat des Papstes, sondern eher den Primat der Nächstenliebe, der Hilfsbereitschaft und des Trostes pflegen.
Hier wird vielleicht mancher enttäuscht sein, der vom obersten Lehrer der Kirche hohe Theologie erwartet: „thesaurus theologiae“ – theologische Schätze, lehramtlich streng bewahrt, vor Verunreinigungen geschützt und bei besonderen Anlässen zur Verehrung freigegeben. Franziskus ist das Handeln näher als das Belehren. So zeigt er sich empathisch, spontan und herzlich. Als Häresien erscheinen ihm die Hartherzigkeit, dieUntätigkeit und die Überheblichkeit. Er ist so etwas wie ein antihierarchischer Hierarch. Nach der biblischen Weisung, dass der Größte jener sei, der sich zum Diener aller macht, lebt er ein geradezu subversives, aber biblisches Amtsverständnis. Die alte Bezeichnung des Papstes als „servus servorum dei“ – als Diener der Diener Gottes – scheint seinemSelbstverständnis näher zu sein als das Amt des Inhabers von Unfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat, das autoritäre Papstbild vor 150 Jahren.
Das hier beschriebene Amtsverständnis ist ungewöhnlich: Denn das Erste Vatikanische Konzil hat 1870 in seiner kirchengeschichtlich einzigartigen Ermächtigung den Papst – damals Pius IX. – auf eine göttliche Ebene gestellt, als unfehlbaren, uneingeschränkten Herrscher über die Kirche, mit göttlichen Attributen: Stellvertreter Christi („Vicarius Christi“). Übereifrige Papstverehrer sprachen damals sogar vom Papst als „Vizegott“. Auf diesen Altar lässt sich der gegenwärtige Bischof von Rom sicherlich nicht stellen. Er hält es offensichtlich und namentlich mit Franz von Assisi, der sich zum Bruder „erniedrigte“ – auf einer Stufe mit den Leidenden und Bedürftigen, mit allen, die an Christus glauben, ja mit allen Menschen überhaupt. Vielleicht wird der Kirche mit diesem Papst der Realitätstest dessen abverlangt, was seit dem jüngsten Konzil (1962 bis 1965) klar sein müsste: dass die Kirche für die Menschen da ist. Nicht umgekehrt.
So antwortete Franziskus auf dem Rückflug von seiner Brasilienreise auf die Frage nach seiner Einstellung zu homosexuellem Verhalten: „Ich urteile nicht, wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht.“ Ohne die kirchliche Lehre zu ändern, zeigt er Respekt vor einer redlichen und authentischen Lebenspraxis. Hinter solchen Überlegungen steht ein grundlegendes Konzept des hierarchischen Selbstverständnisses: Wer auch immer kraft seines Amtes spricht oder agiert, muss sich fragen, aus welcher Vollmacht, auswelchem Selbstverständnis und welcher Verantwortung er so und nicht anders spricht, urteilt oder handelt. Es gibt gute Gründe, an dieser Stelle über das bisherige Selbstverständnis des Papsttums im Vergleich zu dem des neuen Bischofs von Rom nachzudenken. Und es gibt gute Gründe zu erkennen, dass sich hier ein signifikant anderes Papstbild zeigt als bei seinen Vorgängern der jüngeren Vergangenheit.
Denn schon seine ersten Entscheidungen ließen aufhorchen: Er bestimmte eine Kardinalskommission mit Mitgliedern aus verschiedenen Kontinenten zur Reform der allzu zentralistischen Kurie zugunsten einer erneuerten kollegialen Kirchenleitung. Die bisherigen kurialen Amtsträger wurden nur vorläufig bestätigt, inzwischen aber ein neuer Staatssekretär ins Leitungsamt bestellt. Nach Informationen über diverse Missstände im Vatikan steht die Offenlegung und Erneuerung des päpstlichen Finanzwesens auf der Tagesordnung. Man hat aus guten Gründen das erste Jahr des neuen Pontifikates als jene Frist angesehen, die notwendig ist, um den Kurs der bereits angekündigten Kurien- und Kirchenreform absehen zu können. Was sich schon jetzt in Umrissen erkennen lässt, ist die Rolle des Papstes selbst, die aus ersten Anordnungen und zahlreichen Aussprüchen abzulesen ist.
Manche Beobachter sind verstört, dass Franziskus einerseits Reformen als notwendig sieht, andrerseits die Richtung noch wenig erkennen lässt. Diese Erwartung ist autoritätsfixiert, weil sie bloß darauf wartet, wohin der Papst die Kirche reformieren wird. Als ob die Kirche nicht aus Menschen bestünde, um die es in der Reform geht. Über die Köpfe der Menschen hinweg die Kirche zu gestalten ist nicht die Therapie, sondern die Krankheit. Die nun schon seit Jahren reformbemühten Priester- und Laiengruppen, zuletzt die sich international vernetzende Pfarrer-Initiative, melden sich kontinuierlich zu Wort. Vielleicht würde ihnen Franziskus so oder ähnlich antworten: Worauf wartet ihr? Wir müssen die Kirche ja gemeinsam reformieren. Also fangt einmal an! Es muss keine Reform von oben sein. Die meisten Reformen kamen schon bisher von unten – oder noch besser von unten und oben im Dialog.
Wenn allein der Papst an den Toren der Kirchenreform rüttelt, bleibt die Kirche in der autoritären Falle gefangen. Denn viele der scheinbar verschlossenen Türen sind in Wirklichkeit unversperrt. Offensichtlich meinen viele Katholiken, Reformen nur mehr in devoten Vorbringungen erbitten zu können. Der bereits in die neuere Kirchengeschichte eingegangene „Aufruf zum Ungehorsam“ hat allerdings rhetorisch die Mauer kirchlich-klerikaler Folgsamkeit durchbrochen – spektakulär genug mit weltweiter Folgewirkung. Wer den Text genau gelesen hat, konnte bemerken, dass er eine Liste bereits längst geübten Ungehorsams enthält. Die notorische Forderung, den Aufruf zum Ungehorsam zurückzunehmen, ist daher blasse Rhetorik: Denn die ungehorsamen Pfarrer haben etwas benannt, was bereits voll im Gange ist. Die Kirchenreform hat längst begonnen.
Denn Geschieden-Wiederverheiratete gehen wieder zur Kommunion, auch Ausgetretene tun das, die Predigt durch Laientheologen wird trotz offiziellen Verbots gepflegt, priesterlose Gottesdienste sind immer öfter der Not geschuldet, auch mit Kommunionempfang, der Priesterzölibat wird immer weniger eingehalten, die Gemeinden reagieren meist verständnisvoll, und homosexuelle Christinnen und Christen akzeptieren die herkömmlichen Verbote nicht mehr. Die Haltung der Bischöfe zu dieser Entwicklung schwankt zwischen höflicher Belehrung und bewusstem Ignorieren der wachsenden Dissonanz zwischen Kirchenlehre und Kirchenpraxis. Man erinnert sich, dass die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den deutschen Ländern ebenfalls durch „vorauseilenden Gehorsam“ um ein halbes Jahrhundert vorweggenommen wurde.
Der Vorwurf der Doppelmoral steht natürlich im Raum: eine offensichtlich traditionell katholische Deformation. Ein Großteil des Religionsunterrichtes, aber auch der Seelsorge wird nicht mehr von Priestern – diees ja immer weniger gibt –, sondern von gut ausgebildeten Frauen und Männer im Laienstand geleistet. Auch das ist vorweggenommene Kirchenreform von unten. Wie so oft in der Kirchengeschichte sind die Erneuerer –um das verpönte Wort „Reformer“ auch konform zu benennen – im Widerspruch zur Obrigkeit erfolgreich gewesen. Das war oft hart und stand bisweilen im Geruch der Ketzerei. Doch unter den verurteilten Irrlehrern der Kirchengeschichte finden sich so manche Kirchenpioniere – wie ja auch unter den Heiligen so manche Unheilige. Man kann sicher sein, dass Franziskus all dies weiß, deshalb den Befehlston meidet und sich des Dogmatisierens enthält.
Das eigentlich Neue am gegenwärtigen Pontifikat besteht darin, dass mit Franziskus der Papst von der Spitze in die Mitte des Kirchenvolks rückt und mehrheitsfähig wird. Das war als letzter Johannes XXIII. mit dem Versuch, seine Vollmacht ans Konzil zu delegieren. Die folgenden Päpste haben sich wieder an die Spitze gestellt – zuerst Paul VI. mit den Eingriffen ins Konzil und den Enzykliken zum Weltpriesterzölibat und zur Empfängnisverhütung. Seither kamen die Päpste nicht mehr aus der Kritik – auch die Bischofssynoden verloren zunehmend an Bedeutung. Mit Franziskus als Bischof von Rom scheint ein Neubeginn möglich – ohne die autoritätsfixierte Haltung, jede Kirchenreform allein vom Papst zu erwarten. Es würde ihn auch gegenüber konservativen Kritikern entlasten, wenn er die Entscheidungen nach unten delegiert. Eine solche Reformbewegung würde dem Kirchenverständnis des jüngsten Konzils als „Volk Gottes“ entsprechen: Franziskus mutet seiner Kirche zu, sich selbst zu reformieren. ■
Quelle: Die Presse
Leonardo Boff: "Ein Papst mitten im Volk"
Ob in Brasilien beim Weltjugendtag, auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa oder in einem römischen Jugendgefängnis: Papst Franziskus fordert eine arme Kirche für die Armen – und lebt diese auch. Schon jetzt hat Franziskus das Papsttum reformiert, ist der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff überzeugt.
Im Interview mit dem Portal Weltkirche spricht er über den Papst aus Lateinamerika, dessen Einfluss auf die strenge Kirchenhierarchie, über die Rehabilitation der Befreiungstheologie und den Sinn eines Pflichtzölibats.
Weiterlesen auf Katholisch.de >> (Mit Video)
Ein halbes Jahr Franziskus: Das Neue am gegenwärtigen Pontifikat besteht darin, dass der Papst von der Spitze in die Mitte des Kirchenvolks rückt. Franziskus mutet seiner Kirche zu, sich selbst zu reformieren. Und diese Reform hat längst begonnen.
Franziskus, ohne Nummerierung, weil der Einzige: Vor einem halben Jahr zum Papst gewählt –doch er präsentiert sich als Bischof von Rom, verweigert die kostbaren und gewichtigen Insignien und Amtsgewänder außer einem schlichten Ring und einem Metallkreuz, ebenso die Fahrt in den päpstlichen Limousinen, lehnt die Residenz im Vatikanischen Palast ab und mag nicht als Papst bezeichnet werden. „Heiliger Vater, darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte ein Kardinal beim gemeinsamen Frühstück im Pilgerhospiz. Die Antwort: „Aber bitte doch, heiliger Sohn!“
Schon am Abend der Wahl, auf der Loggia von St. Peter, gab es erste Signale für ein neues Amtsverständnis. Der neue Bischof von Rom wünschte einen „Guten Abend!“, bat um das Gebet der Gläubigen und verabschiedete sich nach dem Segen ganz weltlich mit „Gute Nacht!“. Es folgten wochenlang Berichte über unpäpstliches Verhalten und zahlreiche Verweigerungen hierarchischer Traditionen, am Gründonnerstag sogar ein dreifacher Traditionsbruch: Er feierte die Liturgie im Gefängnis und wusch Frauen die Füße, eine davon nicht einmal katholisch. Die gleichzeitig in ihren Kathedralen zelebrierenden Exzellenzen und Eminenzen sehen sich in ihrer Amtsführung, im Wohn- und Lebensstil in Frage gestellt. Franziskus – selbst Jesuit – führt im Alltag eine bescheidene franziskanische Lebensart vor und mahnt das bei den Priestern in den wohlhabenden Ländern mit Nachdruck ein.
Der elitäre Lebensstil vieler Bischöfe in Kleidung, Sprache, Wohn- und Reisegewohnheiten steht im Kontrast zu dem der Kollegen in armen Ländern. Dort leben höchste Amtsträger oft bescheidener als ein einfacher Pfarrer in Europa. Franziskus lebt offensichtlich gern unter den Rompilgern und hat – abseits von Dogmen, Enzykliken und Kirchenrecht – seine eigene Sprache gefunden, den neuen Kirchenkurs vorzugeben. Er belehrt eher durch Taten als mit Worten, dekretiert wenig, dogmatisiert nicht und spricht in den vielen – oft improvisierten – Ansprachen schlicht, unautoritär und mit diskretem Humor. In manchmal unbekümmert freier Diktion kommt auch schon mal der Teufel vor. Undogmatisch, fast spielerisch, vielleicht mit leisem Schmunzeln spricht er über Gott und die Welt.
Die ungewohnte Sprache lässt die Menschen aufhorchen. Natürlich weiß man, dass er sich vor seiner Bischofszeit als Professor erfolgreich in der Theologie umgetan hat. Jetzt spricht er als Seelsorger die Sprache der Herzen und bietet einen rhetorischen Kontrast zu Benedikt, dem Vorgänger und Gelehrtenpapst, mit dem er sich in einer gemeinsamen Enzyklika im päpstlichen Doppelpack vorstellt. Man spürt die Dialektik von Theologie und Diakonie: Hier spricht kein ungebildeter und bloß volkstümlicher Kirchenmann, sondern einer, der die Sprache des Volkes kennt und schätzt. Die Theologieprofessoren können beruhigt sein: Er wird auch mit ihnen in ihrer Sprache reden. Doch sind theologische Enzykliken, Lehrverurteilungen oder gar neue Dogmen kaum zu erwarten. Er wird wohl weniger den Lehrprimat des Papstes, sondern eher den Primat der Nächstenliebe, der Hilfsbereitschaft und des Trostes pflegen.
Hier wird vielleicht mancher enttäuscht sein, der vom obersten Lehrer der Kirche hohe Theologie erwartet: „thesaurus theologiae“ – theologische Schätze, lehramtlich streng bewahrt, vor Verunreinigungen geschützt und bei besonderen Anlässen zur Verehrung freigegeben. Franziskus ist das Handeln näher als das Belehren. So zeigt er sich empathisch, spontan und herzlich. Als Häresien erscheinen ihm die Hartherzigkeit, dieUntätigkeit und die Überheblichkeit. Er ist so etwas wie ein antihierarchischer Hierarch. Nach der biblischen Weisung, dass der Größte jener sei, der sich zum Diener aller macht, lebt er ein geradezu subversives, aber biblisches Amtsverständnis. Die alte Bezeichnung des Papstes als „servus servorum dei“ – als Diener der Diener Gottes – scheint seinemSelbstverständnis näher zu sein als das Amt des Inhabers von Unfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat, das autoritäre Papstbild vor 150 Jahren.
Das hier beschriebene Amtsverständnis ist ungewöhnlich: Denn das Erste Vatikanische Konzil hat 1870 in seiner kirchengeschichtlich einzigartigen Ermächtigung den Papst – damals Pius IX. – auf eine göttliche Ebene gestellt, als unfehlbaren, uneingeschränkten Herrscher über die Kirche, mit göttlichen Attributen: Stellvertreter Christi („Vicarius Christi“). Übereifrige Papstverehrer sprachen damals sogar vom Papst als „Vizegott“. Auf diesen Altar lässt sich der gegenwärtige Bischof von Rom sicherlich nicht stellen. Er hält es offensichtlich und namentlich mit Franz von Assisi, der sich zum Bruder „erniedrigte“ – auf einer Stufe mit den Leidenden und Bedürftigen, mit allen, die an Christus glauben, ja mit allen Menschen überhaupt. Vielleicht wird der Kirche mit diesem Papst der Realitätstest dessen abverlangt, was seit dem jüngsten Konzil (1962 bis 1965) klar sein müsste: dass die Kirche für die Menschen da ist. Nicht umgekehrt.
So antwortete Franziskus auf dem Rückflug von seiner Brasilienreise auf die Frage nach seiner Einstellung zu homosexuellem Verhalten: „Ich urteile nicht, wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht.“ Ohne die kirchliche Lehre zu ändern, zeigt er Respekt vor einer redlichen und authentischen Lebenspraxis. Hinter solchen Überlegungen steht ein grundlegendes Konzept des hierarchischen Selbstverständnisses: Wer auch immer kraft seines Amtes spricht oder agiert, muss sich fragen, aus welcher Vollmacht, auswelchem Selbstverständnis und welcher Verantwortung er so und nicht anders spricht, urteilt oder handelt. Es gibt gute Gründe, an dieser Stelle über das bisherige Selbstverständnis des Papsttums im Vergleich zu dem des neuen Bischofs von Rom nachzudenken. Und es gibt gute Gründe zu erkennen, dass sich hier ein signifikant anderes Papstbild zeigt als bei seinen Vorgängern der jüngeren Vergangenheit.
Denn schon seine ersten Entscheidungen ließen aufhorchen: Er bestimmte eine Kardinalskommission mit Mitgliedern aus verschiedenen Kontinenten zur Reform der allzu zentralistischen Kurie zugunsten einer erneuerten kollegialen Kirchenleitung. Die bisherigen kurialen Amtsträger wurden nur vorläufig bestätigt, inzwischen aber ein neuer Staatssekretär ins Leitungsamt bestellt. Nach Informationen über diverse Missstände im Vatikan steht die Offenlegung und Erneuerung des päpstlichen Finanzwesens auf der Tagesordnung. Man hat aus guten Gründen das erste Jahr des neuen Pontifikates als jene Frist angesehen, die notwendig ist, um den Kurs der bereits angekündigten Kurien- und Kirchenreform absehen zu können. Was sich schon jetzt in Umrissen erkennen lässt, ist die Rolle des Papstes selbst, die aus ersten Anordnungen und zahlreichen Aussprüchen abzulesen ist.
Manche Beobachter sind verstört, dass Franziskus einerseits Reformen als notwendig sieht, andrerseits die Richtung noch wenig erkennen lässt. Diese Erwartung ist autoritätsfixiert, weil sie bloß darauf wartet, wohin der Papst die Kirche reformieren wird. Als ob die Kirche nicht aus Menschen bestünde, um die es in der Reform geht. Über die Köpfe der Menschen hinweg die Kirche zu gestalten ist nicht die Therapie, sondern die Krankheit. Die nun schon seit Jahren reformbemühten Priester- und Laiengruppen, zuletzt die sich international vernetzende Pfarrer-Initiative, melden sich kontinuierlich zu Wort. Vielleicht würde ihnen Franziskus so oder ähnlich antworten: Worauf wartet ihr? Wir müssen die Kirche ja gemeinsam reformieren. Also fangt einmal an! Es muss keine Reform von oben sein. Die meisten Reformen kamen schon bisher von unten – oder noch besser von unten und oben im Dialog.
Wenn allein der Papst an den Toren der Kirchenreform rüttelt, bleibt die Kirche in der autoritären Falle gefangen. Denn viele der scheinbar verschlossenen Türen sind in Wirklichkeit unversperrt. Offensichtlich meinen viele Katholiken, Reformen nur mehr in devoten Vorbringungen erbitten zu können. Der bereits in die neuere Kirchengeschichte eingegangene „Aufruf zum Ungehorsam“ hat allerdings rhetorisch die Mauer kirchlich-klerikaler Folgsamkeit durchbrochen – spektakulär genug mit weltweiter Folgewirkung. Wer den Text genau gelesen hat, konnte bemerken, dass er eine Liste bereits längst geübten Ungehorsams enthält. Die notorische Forderung, den Aufruf zum Ungehorsam zurückzunehmen, ist daher blasse Rhetorik: Denn die ungehorsamen Pfarrer haben etwas benannt, was bereits voll im Gange ist. Die Kirchenreform hat längst begonnen.
Denn Geschieden-Wiederverheiratete gehen wieder zur Kommunion, auch Ausgetretene tun das, die Predigt durch Laientheologen wird trotz offiziellen Verbots gepflegt, priesterlose Gottesdienste sind immer öfter der Not geschuldet, auch mit Kommunionempfang, der Priesterzölibat wird immer weniger eingehalten, die Gemeinden reagieren meist verständnisvoll, und homosexuelle Christinnen und Christen akzeptieren die herkömmlichen Verbote nicht mehr. Die Haltung der Bischöfe zu dieser Entwicklung schwankt zwischen höflicher Belehrung und bewusstem Ignorieren der wachsenden Dissonanz zwischen Kirchenlehre und Kirchenpraxis. Man erinnert sich, dass die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den deutschen Ländern ebenfalls durch „vorauseilenden Gehorsam“ um ein halbes Jahrhundert vorweggenommen wurde.
Der Vorwurf der Doppelmoral steht natürlich im Raum: eine offensichtlich traditionell katholische Deformation. Ein Großteil des Religionsunterrichtes, aber auch der Seelsorge wird nicht mehr von Priestern – diees ja immer weniger gibt –, sondern von gut ausgebildeten Frauen und Männer im Laienstand geleistet. Auch das ist vorweggenommene Kirchenreform von unten. Wie so oft in der Kirchengeschichte sind die Erneuerer –um das verpönte Wort „Reformer“ auch konform zu benennen – im Widerspruch zur Obrigkeit erfolgreich gewesen. Das war oft hart und stand bisweilen im Geruch der Ketzerei. Doch unter den verurteilten Irrlehrern der Kirchengeschichte finden sich so manche Kirchenpioniere – wie ja auch unter den Heiligen so manche Unheilige. Man kann sicher sein, dass Franziskus all dies weiß, deshalb den Befehlston meidet und sich des Dogmatisierens enthält.
Das eigentlich Neue am gegenwärtigen Pontifikat besteht darin, dass mit Franziskus der Papst von der Spitze in die Mitte des Kirchenvolks rückt und mehrheitsfähig wird. Das war als letzter Johannes XXIII. mit dem Versuch, seine Vollmacht ans Konzil zu delegieren. Die folgenden Päpste haben sich wieder an die Spitze gestellt – zuerst Paul VI. mit den Eingriffen ins Konzil und den Enzykliken zum Weltpriesterzölibat und zur Empfängnisverhütung. Seither kamen die Päpste nicht mehr aus der Kritik – auch die Bischofssynoden verloren zunehmend an Bedeutung. Mit Franziskus als Bischof von Rom scheint ein Neubeginn möglich – ohne die autoritätsfixierte Haltung, jede Kirchenreform allein vom Papst zu erwarten. Es würde ihn auch gegenüber konservativen Kritikern entlasten, wenn er die Entscheidungen nach unten delegiert. Eine solche Reformbewegung würde dem Kirchenverständnis des jüngsten Konzils als „Volk Gottes“ entsprechen: Franziskus mutet seiner Kirche zu, sich selbst zu reformieren. ■
Quelle: Die Presse
Leonardo Boff: "Ein Papst mitten im Volk"
Ob in Brasilien beim Weltjugendtag, auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa oder in einem römischen Jugendgefängnis: Papst Franziskus fordert eine arme Kirche für die Armen – und lebt diese auch. Schon jetzt hat Franziskus das Papsttum reformiert, ist der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff überzeugt.
Im Interview mit dem Portal Weltkirche spricht er über den Papst aus Lateinamerika, dessen Einfluss auf die strenge Kirchenhierarchie, über die Rehabilitation der Befreiungstheologie und den Sinn eines Pflichtzölibats.
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Papst Franziskus
Sonntag, 15. September 2013
Ich glaube nicht an Götzen
Ich glaube an einen Gott
und nicht an einen Götzen,
der mich stets beobachtet
und schon wartet,
dass er mich bestrafe.
Ich glaube an Gott,
der viel von mir fordert
und mir viel gibt.
Ich glaube an einen Gott,
vor dem ich auch schwach sein darf.
Ich glaube an einen Gott,
der mir meinen Irrweg klar zeigt,
der mir aber zur Seite steht
und mich ermutigt,
nach jedem Fall wieder aufzustehen.
Ich glaube an Gott,
der mich versteht und mir hilft,
ein Mensch zu werden.
Ich glaube an Gott,
der sich mir zärtlich zuwendet,
wie der barmherzige Vater.
Gutl Martin, Ich bin bei dir (SDB 20/208), 57.
und nicht an einen Götzen,
der mich stets beobachtet
und schon wartet,
dass er mich bestrafe.
Ich glaube an Gott,
der viel von mir fordert
und mir viel gibt.
Ich glaube an einen Gott,
vor dem ich auch schwach sein darf.
Ich glaube an einen Gott,
der mir meinen Irrweg klar zeigt,
der mir aber zur Seite steht
und mich ermutigt,
nach jedem Fall wieder aufzustehen.
Ich glaube an Gott,
der mich versteht und mir hilft,
ein Mensch zu werden.
Ich glaube an Gott,
der sich mir zärtlich zuwendet,
wie der barmherzige Vater.
Gutl Martin, Ich bin bei dir (SDB 20/208), 57.
Freitag, 13. September 2013
Bischof verbietet Segnung von restaurierter Bildsäule in Jois durch Martin Sack
Und wieder ein Beispiel das zeigt: Kein Dialog - dafür aber Kirchenrecht und Verbotsmaßnahmen!
Unverständlich, dass gegen den ehemaligen Diözesanökonom und Stadtpfarrer i. R., Msgr. WKR Mag. Dr. Franz Hillinger, der im Priesterrat ist, beim Kirchenvolk hohes Ansehen genießt und der noch als Exponent der Dialog-Ära von Bischof Paul gilt, in dieser kühlen Art vorgegangen wurde. Ihn mit einem "pensionierten Bürgermeister" zu vergleichen, dessen "Vorgehen nicht statthaft" gewesen sei, ist nichts anderes als Dialogverweigerung.
Wegen nicht abgesegneter Feier hängt Haussegen schief
Die Segnung eines Bildstocks wird zum Streitfall und hat sogar ein Verbot des Bischofs zur Folge.
Sonntagnachmittag in Jois: Bei strahlendem Sonnenschein steht eine Feier auf dem Programm, weil das „Auflangen-Kreuz“, eine Bildsäule aus dem 18. Jahrhundert, restauriert wurde. Eigentlich ein Anlass, gemeinsam zu feiern. Dem war aber nicht so, das Ganze hatte einen schalen Beigeschmack. Prälat Martin Sack, früher Ortspfarrer von Jois, der das Kreuz segnen sollte, war nicht gekommen – Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hatte es ihm verboten.
Denn die Feier war vom amtierenden Pfarrer von Jois, Karl Opelka, sozusagen nicht „abgesegnet“ worden. Treibende Kraft hinter Restaurierung und Segnung ist wiederum Pfarrer Franz Hillinger, der 21 Jahre Ortspfarrer von Purbach und Breitenbrunn war, seit 2002 in Pension ist und nun wieder in seiner Heimatgemeinde Jois lebt. Hillinger betont, er habe Opelka über den Termin informiert. Als Reaktion sei einen Tag vorher das Verbot des Bischofs gekommen: „Verstehen kann ich das nicht und viele in Jois auch nicht, selbst wenn sie sich aufs Kirchenrecht berufen.“
Offenbar hat Pfarrer Opelka den Alleingang seines Kollegen nicht toleriert. Der KURIER hat ihn leider nicht erreicht, dafür hat sich die Diözese Eisenstadt in ihrer Stellungnahme zum Zwist in Jois eindeutig hinter Opelka gestellt: „Wenn ein Priester, der nicht Pfarrer der entsprechenden Gemeinde ist, von sich aus eine öffentliche Segnung vorbereitet, dazu einen weiteren Priester einlädt, dann widerspricht diese Vorgehensweise dem Kirchenrecht.“ Natürlich könnten Pfarrer Amtshandlungen delegieren, dafür bedürfe es aber einer Absprache mit dem zuständigen Ortspfarrer. Eine bloße Information reiche dafür „keinesfalls“ aus.
Der Joiser Bürgermeister Leonhard Steinwandtner kann das Hickhack „nicht mehr nachvollziehen“. Dass die beiden Priester „nicht harmonieren“, sei bekannt, „aber jetzt rasseln die Säbel“. Unabhängig davon ist er froh, „dass sich Pfarrer Hillinger so engagiert“. Dank Hillinger sei schon der dritte Bildstock in Jois – alle befinden sich im Besitz der Gemeinde – restauriert worden. Ihm sei es „egal, ob bei der Segnung zwei, drei oder vier Priester dabei sind“, meint Steinwandtner.
Kommentar der Diözese dazu: „Würde es sich ein pensionierter Bürgermeister einer anderen Gemeinde, der in Jois seinen Alterswohnsitz hat, anmaßen, Amtsgeschäfte des dortigen Bürgermeisters zu erledigen, so würde wohl auch dieses Vorgehen als nicht statthaft angesehen werden.“
Quelle: Kurier
Unverständlich, dass gegen den ehemaligen Diözesanökonom und Stadtpfarrer i. R., Msgr. WKR Mag. Dr. Franz Hillinger, der im Priesterrat ist, beim Kirchenvolk hohes Ansehen genießt und der noch als Exponent der Dialog-Ära von Bischof Paul gilt, in dieser kühlen Art vorgegangen wurde. Ihn mit einem "pensionierten Bürgermeister" zu vergleichen, dessen "Vorgehen nicht statthaft" gewesen sei, ist nichts anderes als Dialogverweigerung.
Segnung des restaurierten Auflangen-Kreuzes in Jois wurde vom Bischof untersagt |
Die Segnung eines Bildstocks wird zum Streitfall und hat sogar ein Verbot des Bischofs zur Folge.
Sonntagnachmittag in Jois: Bei strahlendem Sonnenschein steht eine Feier auf dem Programm, weil das „Auflangen-Kreuz“, eine Bildsäule aus dem 18. Jahrhundert, restauriert wurde. Eigentlich ein Anlass, gemeinsam zu feiern. Dem war aber nicht so, das Ganze hatte einen schalen Beigeschmack. Prälat Martin Sack, früher Ortspfarrer von Jois, der das Kreuz segnen sollte, war nicht gekommen – Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hatte es ihm verboten.
Denn die Feier war vom amtierenden Pfarrer von Jois, Karl Opelka, sozusagen nicht „abgesegnet“ worden. Treibende Kraft hinter Restaurierung und Segnung ist wiederum Pfarrer Franz Hillinger, der 21 Jahre Ortspfarrer von Purbach und Breitenbrunn war, seit 2002 in Pension ist und nun wieder in seiner Heimatgemeinde Jois lebt. Hillinger betont, er habe Opelka über den Termin informiert. Als Reaktion sei einen Tag vorher das Verbot des Bischofs gekommen: „Verstehen kann ich das nicht und viele in Jois auch nicht, selbst wenn sie sich aufs Kirchenrecht berufen.“
Offenbar hat Pfarrer Opelka den Alleingang seines Kollegen nicht toleriert. Der KURIER hat ihn leider nicht erreicht, dafür hat sich die Diözese Eisenstadt in ihrer Stellungnahme zum Zwist in Jois eindeutig hinter Opelka gestellt: „Wenn ein Priester, der nicht Pfarrer der entsprechenden Gemeinde ist, von sich aus eine öffentliche Segnung vorbereitet, dazu einen weiteren Priester einlädt, dann widerspricht diese Vorgehensweise dem Kirchenrecht.“ Natürlich könnten Pfarrer Amtshandlungen delegieren, dafür bedürfe es aber einer Absprache mit dem zuständigen Ortspfarrer. Eine bloße Information reiche dafür „keinesfalls“ aus.
Der Joiser Bürgermeister Leonhard Steinwandtner kann das Hickhack „nicht mehr nachvollziehen“. Dass die beiden Priester „nicht harmonieren“, sei bekannt, „aber jetzt rasseln die Säbel“. Unabhängig davon ist er froh, „dass sich Pfarrer Hillinger so engagiert“. Dank Hillinger sei schon der dritte Bildstock in Jois – alle befinden sich im Besitz der Gemeinde – restauriert worden. Ihm sei es „egal, ob bei der Segnung zwei, drei oder vier Priester dabei sind“, meint Steinwandtner.
Kommentar der Diözese dazu: „Würde es sich ein pensionierter Bürgermeister einer anderen Gemeinde, der in Jois seinen Alterswohnsitz hat, anmaßen, Amtsgeschäfte des dortigen Bürgermeisters zu erledigen, so würde wohl auch dieses Vorgehen als nicht statthaft angesehen werden.“
Quelle: Kurier
Donnerstag, 12. September 2013
Kardinalstaatssekretär: Debatte über Zölibat möglich
„El Universal“. Parolins Aussagen wurden am Mittwoch von der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ zitiert.
„Man kann über jene Themen diskutieren und nachdenken, die keine Dogmen sind und Änderungen überlegen, diese müssen allerdings stets im Dienst der Einheit und nach dem Willen Gottes erfolgen“, so Parolin. Diese Frage sei „eine große Herausforderung“ für den Papst. Man müsse „Gottes Willen und der Geschichte der Kirche folgen“.
Problem Priestermangel nicht ignorieren
Er verteidigte den Wert des Zölibats, der sich in den ersten Jahrhunderten der Kirche etabliert habe. Man könne jedoch nicht das Problem des Priestermangels ignorieren, aufgrund dessen die Kirche gezwungen werden könnte, die Regel des Zölibats zu revidieren.
Vor zehn Tagen ernannte Papst Franziskus Parolin zur neuen „Nummer zwei“ im Vatikan. Der italienische Kirchendiplomat löst damit den seit 2006 amtierenden Kardinal Tarcisio Bertone ab. Der 58-Jährige stammt aus dem norditalienischen Vicenza und ist seit 1980 Priester. Als engster Mitarbeiter des Papstes wird Parolin künftig für die Leitung von dessen zentralem Sekretariat, für die Koordination der Kurie und für die vatikanische Diplomatie zuständig sein. Bei nächster Gelegenheit dürfte er die Kardinalswürde erhalten.
Parolin, dessen Ernennung aufgrund seines jungen Alters etwas überraschend kam, zählt zu den profiliertesten Diplomaten des Heiligen Stuhls. Der Italiener, der mit seiner Berufung zum Nuntius 2009 zugleich zum Erzbischof ernannt wurde, gilt als an der vatikanischen Kurie sehr gut vernetzt. Neben seiner italienischen Muttersprache beherrscht er Französisch, Englisch und Spanisch.
Diskussion über Abschaffung
Der Zölibat (vom lateinischen caelebs: allein, unvermählt) ist die aus religiösen Gründen gewählte Ehelosigkeit und geschlechtliche Enthaltsamkeit. Zahlreiche Glaubensgemeinschaften kennen die zeitweilige oder permanente Zölibatspflicht für Priester. Aus der Zeit der frühen christlichen Kirche gibt es keine Belege für einen allgemeinen Priesterzölibat.
Mehr dazu in: Zölibat: Zeichen der Nachfolge und Stein des Anstoßes
Besonders aufgrund des zunehmenden Priestermangels ist seit langem eine Diskussion über die Abschaffung des Zölibats in der römisch-katholischen Kirche im Gange. Der Zölibat galt von Anfang an als besonderes Zeichen der Nachfolge des angeblich ehelosen Jesus Christus und der Verfügbarkeit für die Kirche.
Quelle: Religion.ORF.at
Interview:
Pietro Parolin: "La renovación implica una vuelta al cristianismo primitivo"
El universal >>
Übersetzung des Interviews auf kath.net >>
Vatikan lässt über Zölibat diskutieren
Meilenstein: Die designierte Nummer zwei nach dem Papst sieht Ehelosigkeit nicht als Dogma.
Weiterlesen im Kurier >>
Wie ist das jetzt mit dem Gulasch im Burgenland?
Endlich: Papst Franziskus ermöglicht eine Diskussion über die Abschaffung des Pflichtzölibats. Bin gespannt, wie diese Debatte in der Diözese Eisenstadt weitergeht.
Wie Bischof Zsifkovics mit der Diskussion über dieses Thema umgeht ist dem burgenländischen Kirchenvolk hinlänglich bekannt: Er strapazierte am 26.09.2010 sogar einen Vergleich mit dem Gulasch für dieses wichtige und berechtigte Reformanliegen >>
Zölibat: Zsifkovics offen für Diskussion
Man kann über den Priesterzölibat diskutieren, er ist kein Dogma - mit dieser Aussage hat der designierte Staatssekretär im Vatikan Pietro Parolin für Aufsehen gesorgt. Auch der burgenländische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zeigt sich für eine Diskussion darüber offen.
Burgenland ORF >>
Angst um Papst wegen Zölibatsdebatte
In der katholischen Kirche beginnt eine neue Debatte über den Zölibat, ausgelöst vom Vatikan selbst. Pastoraltheologe Paul Zulehner hofft, dass sich der Papst mit Reformen durchsetzen könne und nicht von seinen Gegnern umgebracht werde.
Vorarlberg.ORF.at >>
Der Zölibat im Fokus
Die Aussagen des künftigen Kardinalstaatssekretärs, Erzbischof Pietro Parolin, zum Zölibat führen in der katholischen Kirche Deutschlands zu einer neuen Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. Sowohl Gegner als auch Befürworter der aktuellen Regel melden sich zu Wort und bringen ihre Argumente vor.
Katholisch.de >>
Man könne darüber diskutieren, weil es sich um eine kirchliche Tradition handle, sagte Parolin. „Das bedeutet aber nicht, dass der Zölibat einfach der Vergangenheit angehört“, antwortete Parolin auf eine Frage der venezolanischen Tageszeitung
„Man kann über jene Themen diskutieren und nachdenken, die keine Dogmen sind und Änderungen überlegen, diese müssen allerdings stets im Dienst der Einheit und nach dem Willen Gottes erfolgen“, so Parolin. Diese Frage sei „eine große Herausforderung“ für den Papst. Man müsse „Gottes Willen und der Geschichte der Kirche folgen“.
Problem Priestermangel nicht ignorieren
Er verteidigte den Wert des Zölibats, der sich in den ersten Jahrhunderten der Kirche etabliert habe. Man könne jedoch nicht das Problem des Priestermangels ignorieren, aufgrund dessen die Kirche gezwungen werden könnte, die Regel des Zölibats zu revidieren.
Vor zehn Tagen ernannte Papst Franziskus Parolin zur neuen „Nummer zwei“ im Vatikan. Der italienische Kirchendiplomat löst damit den seit 2006 amtierenden Kardinal Tarcisio Bertone ab. Der 58-Jährige stammt aus dem norditalienischen Vicenza und ist seit 1980 Priester. Als engster Mitarbeiter des Papstes wird Parolin künftig für die Leitung von dessen zentralem Sekretariat, für die Koordination der Kurie und für die vatikanische Diplomatie zuständig sein. Bei nächster Gelegenheit dürfte er die Kardinalswürde erhalten.
Parolin, dessen Ernennung aufgrund seines jungen Alters etwas überraschend kam, zählt zu den profiliertesten Diplomaten des Heiligen Stuhls. Der Italiener, der mit seiner Berufung zum Nuntius 2009 zugleich zum Erzbischof ernannt wurde, gilt als an der vatikanischen Kurie sehr gut vernetzt. Neben seiner italienischen Muttersprache beherrscht er Französisch, Englisch und Spanisch.
Diskussion über Abschaffung
Der Zölibat (vom lateinischen caelebs: allein, unvermählt) ist die aus religiösen Gründen gewählte Ehelosigkeit und geschlechtliche Enthaltsamkeit. Zahlreiche Glaubensgemeinschaften kennen die zeitweilige oder permanente Zölibatspflicht für Priester. Aus der Zeit der frühen christlichen Kirche gibt es keine Belege für einen allgemeinen Priesterzölibat.
Mehr dazu in: Zölibat: Zeichen der Nachfolge und Stein des Anstoßes
Besonders aufgrund des zunehmenden Priestermangels ist seit langem eine Diskussion über die Abschaffung des Zölibats in der römisch-katholischen Kirche im Gange. Der Zölibat galt von Anfang an als besonderes Zeichen der Nachfolge des angeblich ehelosen Jesus Christus und der Verfügbarkeit für die Kirche.
Quelle: Religion.ORF.at
Interview:
Pietro Parolin: "La renovación implica una vuelta al cristianismo primitivo"
El universal >>
Übersetzung des Interviews auf kath.net >>
Vatikan lässt über Zölibat diskutieren
Meilenstein: Die designierte Nummer zwei nach dem Papst sieht Ehelosigkeit nicht als Dogma.
Weiterlesen im Kurier >>
Wie ist das jetzt mit dem Gulasch im Burgenland?
Endlich: Papst Franziskus ermöglicht eine Diskussion über die Abschaffung des Pflichtzölibats. Bin gespannt, wie diese Debatte in der Diözese Eisenstadt weitergeht.
Wie Bischof Zsifkovics mit der Diskussion über dieses Thema umgeht ist dem burgenländischen Kirchenvolk hinlänglich bekannt: Er strapazierte am 26.09.2010 sogar einen Vergleich mit dem Gulasch für dieses wichtige und berechtigte Reformanliegen >>
Zölibat: Zsifkovics offen für Diskussion
Man kann über den Priesterzölibat diskutieren, er ist kein Dogma - mit dieser Aussage hat der designierte Staatssekretär im Vatikan Pietro Parolin für Aufsehen gesorgt. Auch der burgenländische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zeigt sich für eine Diskussion darüber offen.
Burgenland ORF >>
Angst um Papst wegen Zölibatsdebatte
In der katholischen Kirche beginnt eine neue Debatte über den Zölibat, ausgelöst vom Vatikan selbst. Pastoraltheologe Paul Zulehner hofft, dass sich der Papst mit Reformen durchsetzen könne und nicht von seinen Gegnern umgebracht werde.
Vorarlberg.ORF.at >>
Der Zölibat im Fokus
Die Aussagen des künftigen Kardinalstaatssekretärs, Erzbischof Pietro Parolin, zum Zölibat führen in der katholischen Kirche Deutschlands zu einer neuen Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. Sowohl Gegner als auch Befürworter der aktuellen Regel melden sich zu Wort und bringen ihre Argumente vor.
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Mittwoch, 11. September 2013
D: Kardinal Lajolo seit Montag zum "brüderlichen Besuch" in Limburg
Limburger Bischof: Kardinal Lehmann deutet Besuch von Papstgesandtem als Alarmzeichen
Während Bischof Tebartz-van Elst noch versucht, das Vertrauen seiner Gläubigen zurückzugewinnen, geht der Mainzer Kardinal Karl Lehmann bereits davon aus, dass der Konflikt um den Limburger Geistlichen nicht mehr intern zu lösen ist. Ein Papstgesandter soll den Disput schlichten.
Der Vatikan geht laut Einschätzung des Mainzer Kardinals Karl Lehmann davon aus, dass sich der Streit um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht mehr intern beenden lässt.
"Ein Alarmzeichen" sei der Besuch des päpstlichen Gesandten Kardinal Giovanni Lajolo in der Diözese, sagte Lehmann. In Rom sei man der Meinung, "dass sich das offensichtlich nicht mehr alleine innerhalb des Bistums Limburg lösen lässt."
Dem 53-jährigen Limburger Oberhirten Tebartz-van Elst werden ein autoritärer Führungsstil und Verschwendung vorgeworfen, etwa beim Bau seines Bischofshauses. Erst am Freitag war ihm ein Protestbrief mit etwa 4400 Unterschriften von Kirchenmitarbeitern, Priestern und Gläubigen überreicht worden.
Weiterlesen Spiegel online >>
Vatikanexperte über den "brüderlichen Besuch" aus Rom beim Limburger Bischof:
"Mal mit der Taschenlampe reinleuchten"
Papst Franziskus entsendet nun Kardinal Giovanni Lajolo zu Bischof Tebartz van Elst. Stefan Kempis von Radio Vatikan weiß mehr über den "brüderlichen Besuch".
Weiterlesen auf domradio.de >> - Auch als Audio >>
"Brüderlicher Besuch" in Limburg
Ein Interview mit Jan Hendrik Stens (Liturgie-Redaktion)
domradio.de >>
Streit um Limburger Bischof
Papst-Gesandter startet Mission
Der Schlichter aus Rom ist da: Kardinal Giovanni Lajolo hat in Limburg seine schwierige Mission begonnen. Im erbitterten Streit um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst setzt der Vatikan-Diplomat auf Brüderlichkeit und Liebe, wie er dem hr sagte.
Hessischer Rundfunk >>
D/Vatikan: Was tut Lajolo in Limburg?
Kardinal Giovanni Lajolo will bei seinem Besuch im Bistum Limburg die „brüderliche Stimmung fördern“. Das sagte der Gesandte des Vatikans am Montagabend dem Hessischen Rundfunk. Bei seinem „Besuch in der Familie“ werde alles zur Sprache kommen, was zuletzt für Spannungen sorgte, auch die Streitigkeiten um das neue Diözesane Zentrum in Limburg, sagte Lajolo. Er werde „selbstverständlich“ auch mit den Kritikern von Bischof Tebartz-van Elst reden. Zudem betonte er, er sei „ganz im Sinne von Papst Franziskus“ unterwegs: „Mit Liebe lässt sich alles klären, alles überwinden, der Weg gemeinsam gehen.“
In einem am Wochenende von dem Bistum veröffentlichten Schreiben an den wegen seiner Amtsführung in die Kritik geratenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, einen „brüderlichen Besuch“ des Vatikandiplomaten angekündigt. In seinem Schreiben betonte Ouellet ausdrücklich, bei dem Besuch Lajolos handele es sich nicht um eine „Apostolische Visitation“. Der Heilige Stuhl sehe dazu keinen Anlass und hege „volles Vertrauen“ in die Amtsführung des Limburger Bischofs. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann erklärte hingegen, dass Rom einen Beauftragten schicke, sei durchaus ein „Alarmsignal“. Es zeige, dass der Vatikan nicht mehr damit rechne, dass sich der Konflikt innerhalb des Bistums lösen lasse.
Radio Vatikan >>
Dienstag, 10. September 2013
Franziskus: "Gewalt ist niemals der Weg des Friedens!"
Es war die längste Liturgie eines Papstes in der vergangenen Jahrzehnten: die vierstündige Gebetswache für den Frieden in Syrien und dem Nahen Osten an diesem Samstagabend. Papst Franziskus hatte angesichts der politischen Entwicklungen zu einem Tag des Fastens und des Gebets aufgerufen. "Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit", sagte das Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz.
„Die Welt Gottes ist eine Welt, in der sich jeder für den anderen, für das Wohl des anderen, verantwortlich fühlt“, begann Papst Fraziskus seine Meditation mit Blick auf den Schöpfungsbericht, in dem „Gott sah, dass es gut war“. Jeder einzelne von uns solle sich fragen: „Ist das nicht eigentlich die Welt, die ich mir wünsche? Ist das nicht die Welt, die wir alle im Herzen tragen? … Und ist die wirkliche Freiheit in der Wahl der einzuschlagenden Wege in dieser Welt nicht die, welche sich am Wohl aller orientiert und von der Liebe geleitet ist?“
Offensichtlich ist freilich auch der Widerspruch dieses inneren Wünschens zur äußeren Welt: „Gewalt, Auseinandersetzung und Krieg. Das geschieht, wenn der Mensch … den Horizont der Schönheit und der Güte aus dem Auge verliert und sich in seinem Egoismus verschließt“. Wenn der Mensch „sich von den Götzen der Herrschaft und der Macht betören lässt“ und an die Stelle Gottes sich selbst setze, zerstöre er alle Beziehungen, er „richtet alles zugrunde und öffnet der Gewalt, der Gleichgültigkeit und dem Konflikt Tür und Tor“, sagte der Papst. Menschsein bedeute aber, „einander Hüter zu sein“. „In jedem Gewaltakt, in jedem Krieg lassen wir Kain wieder aufleben. Wir alle!“ Nach so vielen Konflikten, so vielen Kriegen ließen wir uns heute noch „von den Götzen, vom Egoismus, von unseren Interessen leiten“, ja dieses Verhalten entwickle sich immer weiter:
„Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, unser Gewissen ist eingeschlafen, und wir haben ausgeklügeltere Begründungen gefunden, um uns zu rechtfertigen. Als wäre es etwas Normales, fahren wir fort, Zerstörung, Schmerz und Tod zu säen! Gewalt und Krieg bringen nur Tod, sprechen vom Tod!“
Der Bericht der Schöpfungsgeschichte erzähle aber auch vom Ölzweig, den die Taube in ihrem Schnabel als Zeichen des Friedens brachte. Ein solcher Ölzweig sei in vielen Religionen eingepflanzt. Denn ja, fuhr der Papst fort, es ist möglich, einen anderen Weg als den der Gewalt und der Gegengewalt einzuschlagen. Es ist möglich, und mehr noch:
„Ich möchte, dass jeder von uns – vom Kleinsten bis zum Größten, bis hin zu denen, die berufen sind, die Nationen zu regieren – antwortet: Ja, wir wollen es!“
Er wünsche sich, dass „für einen Augenblick alle Menschen guten Willens auf das Kreuz schauten“. Dort könne man die Antwort Gottes ablesen, denn dort, am Kreuz, zerbreche die „Spirale des Schmerzes und des Todes“.
„Im Schweigen des Kreuzes verstummt das Getöse der Waffen und kommt die Sprache der Versöhnung, des Verzeihens, des Dialogs und des Friedens zu Wort. Ich möchte heute Abend den Herrn bitten, dass wir Christen, die Brüder und Schwestern der anderen Religionen, alle Menschen guten Willens mit Nachdruck rufen: Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens!“
Der Weg des Friedens beginnt im Herzen eines jeden Individuums, erinnerte Franziskus.
„Möge ein jeder Mut fassen, auf den Grund seines Gewissens zu schauen und auf jene Stimme zu hören, die sagt:… Schau auf den Schmerz deines Bruders und füge nicht weiteren Schmerz hinzu, halte deine Hand zurück, baue die Harmonie wieder auf, die auseinander gebrochen ist – und das nicht mit dem Zusammenprall, sondern mit der Begegnung! Möge das Waffenrasseln aufhören! Krieg bedeutet immer das Scheitern des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit.“
Die Worte seines Vorgängers Pauls VI. vor den Vereinten Nationen 1965 aufgreifend, sagte Franziskus: „Nicht mehr die einen gegen die anderen, nicht mehr, niemals! … niemals mehr Krieg, niemals mehr Krieg!“ Die Worte des Friedens seien Vergebung, Dialog, Versöhnung - in der „geliebten syrischen Nation“, im Nahen Osten und in der ganzen Welt.
Nach der Meditation des Papstes standen Momente der Eucharistischen Anbetung, biblische Texte, weitere Gebete und Fürbitten auf dem Programm. Jeweils zwei Personen aus Syrien, Ägypten, dem Heiligen Land, den USA und Russland brachten Weihrauch auf eine Rauchpfanne. Papst Franziskus, der ein Frühaufsteher ist, wirkte am Ende der vierstündigen Liturgie etwas mitgenommen. Zum Abschluss herrschte auf dem Petersplatz eine meditative Stille von 20 Minuten, ehe Franziskus den apostolischen Segen erteilte.
Bereits am Nachmittag hatte der Zustrom zum Petersplatz begonnen. Hunderttausend Menschen folgten der Einladung des Papstes, darunter viele Jugendliche und auch einige Vertreter anderer Religionen. Die islamische Gemeinde Italiens war unter anderem durch ihren Vizepräsidenten Yahya Sergio Pallavicini aus Mailand repräsentiert.
Zum Syrienkonflikt war es in den vergangenen Monaten in vielen Teilen der Welt zu öffentlichen Kundgebungen gekommen, bei denen zahllose Demonstranten Frieden für Syrien und seine geplagte Bevölkerung einforderten. Im Vergleich dazu hatte die Gebetswache auf dem Petersplatz einen ausgeprägt geistlichen Charakter. Einen Vorschlag seines Zeremonienmeisters Guido Marini aufgreifend, hatte Papst Franziskus für Beichtgelegenheiten auf dem Petersplatz gesorgt. Rund 50 Priester, angetan mit violetten Stolen, waren dazu unter den Kolonnaden postiert und spendeten das Sakrament der Versöhnung in verschiedenen Sprachen.
Vor dem eigentlichen Beginn der Gebetsvigil um 19 Uhr hörten die Pilger nochmals den Friedensappell von Papst Franziskus, den dieser beim Angelusgebet am vergangenen Sonntag lanciert hatte. Ein Aufruf, der „aus meiner tiefsten Seele kommt“, so der Papst damals. „Wie viel Leid, wie viel Zerstörung, wie viel Kummer hat der Gebrauch der Waffen in diesem gepeinigten Land – Syrien - und insbesondere unter der wehrlosen Zivilbevölkerung verursacht.“ Mit besonderer Schärfe hatte der Papst den Gebrauch chemischer Waffen verurteilt, wie sie in Syrien zum Einsatz gekommen waren. Franziskus erinnerte daran, dass es ein unentrinnbares „Urteil Gottes und auch ein Urteil der Geschichte über unsere Taten“ gebe.
Auf den Gesang des gregorianischen Hymnus „Veni Creator Spiritus“, eine Bitte um Beistand des Heiligen Geistes, folgte die Ausstellung des berühmtesten Marienbildnisses Roms zur Verehrung. Die Ikone „Salus Populi Romani“, auf Deutsch „Beschützerin des römischen Volkes“, wird in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt und war für den Abend der Vigil von dort entliehen worden; zwei Jugendliche trugen sie zur Altarbühne, wo der Papst sie segnete.
Christen, Muslime und Juden in aller Welt beteiligen sich an der päpstlichen Initiative. Von Washington über Bagdad und Manila bis nach Sydney haben Bischöfe zu Gebet und Fasten für den Frieden aufgerufen, darunter auch zahlreiche Bischöfe in Deutschland. In Syrien selbst haben Muslime, Christen und Juden am Samstagmittag in der Omajjaden-Moschee von Damaskus gemeinsam für den Frieden gebetet.
Quelle: Radio Vatikan
Homilie des Papstes bei der Fasten- und Gebetswache für den Frieden hier >>
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