Freitag, 15. März 2013

Papst Franziskus und die Befreiungstheologie [aktualisiert]

Franziskus und die «Theologie des Volkes»: Befreiung aus der Armut ohne Marx
Jorge Mario Bergoglio, der neue Papst, galt früher als «Kardinal der Armen». Er folgte der «Theologie des Volkes». Diese kommt ohne die marxistischen Elemente der Befreiungstheologie aus, wie Theologin Margit Eckholt im Gespräch erläutert.

Frau Eckholt, wie kam es dazu, dass sich in Argentinien die sogenannte Theologie des Volkes (Teología del pueblo) entwickeln konnte?

Der kulturelle Kontext der sechziger und siebziger Jahre in Argentinien hatte eine ganz eigene Prägung. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte der Peronismus das Land. Diese grosse sozio-kulturelle Bewegung griff auch die Anliegen der Arbeiter und Landlosen auf. Ziele waren die Beseitigung des Grossgrundbesitzes und die Verbesserung der Lebensumstände der unteren Schichten. Neben der grossen Aufbruchsbewegung, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) für Kirche und Theologie in Argentinien bedeutet hat, bereitete auch der Peronismus der Theologie des Volkes den Boden.
NZZ, 13.4.2013


Wie steht es um die Befreiungstheologie?
Papst Franziskus spricht ganz selbstverständlich mit Ausdrücken und in Bildern der Befreiungstheologie. Theo.Logik erinnert an die geschichtlichen Anfänge dieser theologischen Strömung und fragt nach ihrem heutigen Erbe.
BR-Bayern2, 8.4.2013 

Stimme der Armen - Wie steht es um die Befreiungstheologie? - als mp3-Audio-Datei >>
Themen:
Der Skandal der Armut und Ausgrenzung - Fünf Jahrzehnte Befreiungstheologie
Geprägt und verändert - Europäische Kämpfer für die Befreiungstheologie
"Aufwachen aus dem Schlummer der Unmenschlichkeit" - Gespräch mit Martin Maier (Jesuit und Befreiungstheologe)
"Freude und Hoffnung, Trauer und Angst: Das Zweite Vatikanum. Rückblicke.Einblicke.Ausblicke" - Konzilsnachlese der Bayern2 Sendereihe jetzt als Buch
Was glaubt Bayern? – Die Sunniten


Selig sind, die sich widersetzten
Der Papst sollte Mut zeigen und einen südamerikanischen Protest-Bischof ehren.

Im September 2000 legten Argentiniens Bischöfe ein Schuldbekenntnis für ihr Schweigen unter dem Obristenregime (1976 bis 1983) ab. Sie standen dabei vor einem Bild von Óscar Romero, dem früheren Erzbischof von San Salvador, den die dortige Militärjunta 1980 hatte ermorden lassen. Die Geste bedeutete: Romero handelte, wo wir untätig blieben.
In der Sache Romero rührt sich der Vatikan bis heute nicht. Konservative Kurienkardinäle verschleppen seit Jahren die Seligsprechung eines Märtyrers, der den Armen weit über El Salvador hinaus als Heiliger gilt. Dabei war der Jesuit Romero ebenso wie Jorge Mario Bergoglio lange als konservativer Kirchenmann aufgetreten und hatte die linksgerichtete Befreiungstheologie als Gefahr für den Glauben abgekanzelt. Doch dann, in den Zeiten des Terrors, ergriff er Partei für die Armen. Anders als damals der heutige Papst teilte Romero mit ihnen nicht nur das Brot, sondern auch die Bedrohung. Er pilgerte bei tropischer Hitze in die von Todeskommandos gepeinigten Dörfer, verlas in seinen Predigten die Namen von Verhafteten, Gefolterten, Verschwundenen, Ermordeten. Am Palmsonntag vor 35 Jahren sprach er zum ersten Mal vom "gekreuzigten Volk", das er im Christus der Karwoche spüre. Im vierten Hirtenbrief verkündete er, die Kirche müsse sich mit den Armen "einschließlich der Risiken und ihres Schicksals der Verfolgung solidarisieren". Während Bergoglio in der Residenz des Diktators Rafael Videla eine Messe zelebrierte (um mit ihm über Entführte zu sprechen, wie er später sagte), richtete Romero das Wort in seiner letzten Sonntagspredigt über die Köpfe der Junta hinweg an die Soldaten: "Ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern(...). Die Kirche (...) kann angesichts solcher Abscheulichkeiten nicht schweigen! Im Namen Gottes und dieses leidenden Volkes (...) flehe ich euch an, befehle ich euch: Macht Schluss mit der Repression!"
Zeit-Online, 6.4.2013


Mit Franziskus kommen Begriffe der Befreiungstheologie in den Vatikan
Neue Töne auf dem Petersplatz
Die poetische Prosa der Befreiungstheologen mit nach mehr als 30 Jahren Verzögerung durch den Haupteingang in Rom eingezogen.
Kommentar von Ludwig Ring-Eifel, KNA-Chefredakteur >>


NZZ, 14.3.2013
Franziskus – ist der Name des neuen Papstes ein Programm?
Eine Kirche der Armen und Leidenden
Jorge Mario Bergoglio ist der erste Nichteuropäer seit 1272 Jahren im Amt des Papstes der römisch-katholischen Kirche. Der Argentinier mit italienischen Wurzeln, der sich den Namen Franziskus gegeben hat, steht im Ruf eines Armenpriesters. Dennoch ist seine Wahl noch keine Revolution.


Zeit-Online, 14.3.2013
Wie links ist der neue Papst?
Lateinamerikas Armut hat Franziskus geprägt. Auf den Antikommunismus der vorherigen Päpste könnte eine neue Phase für die Kirche folgen. Von Wolfgang Thielmann


Kleine Zeitung, 14.3.2013
Rechts oder links?
Wo steht Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus? Am Tag nach der Wahl des neuen Pontifex Maximus klaffen die Reaktionen weit auseinander, seine Äußerungen entziehen sich einfacher Etikettierung.

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