Die Oberhäupter der orthodoxen Kirchen haben den Tagungsort für ihr in Istanbul geplantes Konzil nach Kreta verlegt. Patriarch Kyrill I. wollte wegen der Spannungen zwischen Russland und der Türkei nicht dorthin reisen.
Die Versammlung (Synaxis) der Patriarchen oder deren Vertreter der 14 Kirchen der griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie bestimmte am Sonntag in Chambesy bei Genf die griechische Insel Kreta als neuen Tagungsort. Sie gehört kirchlich zum Patriarchat Konstantinopel.
Die „Heilige und Große Synode der Orthodoxie“ war vor zwei Jahren vom Ökumenische Patriarchen von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Bartholomaios I., nach Istanbul einberufen worden. Bereits die jetzt in Chambesy tagende Versammlung zur Vorbereitung des Konzils hatte ursprünglich am Sitz des Patriarchats stattfinden sollen, war aber auf Drängen der russisch-orthodoxen Kirche verlegt worden.
Mehrere Punkte ausschlaggebend für Verlegung
Die Frage des Konzilsortes wurde am Sonntag vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. aufgeworfen. Er erklärte, angesichts der Spannungen zwischen Russland und der Türkei nicht nach Istanbul reisen zu können. Bartholomaios I. widersprach dem nicht. Wie er selbst schon früher andeutete, steht noch immer die Genehmigung der türkischen Staatsorgane zur Abhaltung der Synode in der alten Istanbuler Irenenkirche aus, die sich heute in Staatsbesitz befindet. In der Hagia Irene hatte 381 das Zweite Ökumenische Konzil getagt.
Während die russische Delegation daraufhin für ein Konzil in Moskau plädierte, schlug das Ökumenische Patriarchat zunächst die griechische Insel Rhodos vor. Dort hatten die gesamtorthodoxen Synodenvorbereitungen schon 1961 begonnen.
Angesichts der Finanzkrise des griechischen Staates, für den die dort nötige Mitfinanzierung des Konzils unmöglich geworden ist, setzte sich dann das Angebot des Metropoliten von Frankreich, Emmanuel Adamakis, durch, die Große Synode in seiner Heimat Kreta abzuhalten. Adamakis gilt als „Finanzminister“ von Bartholomaios I. Die unter Konstantinopel „halbautonome“ Kirche von Kreta wird als wohlhabend genug eingeschätzt, um sich das Konzil leisten zu können.
Erstes Konzil seit Jahr 787
Das für Juni geplante Panorthodoxe Konzil wäre nach orthodoxer Zählung das erste Konzil seit dem Jahr 787. Die 1. Panorthodoxe Konferenz zur Vorbereitung des Konzils hatte bereits 1961 auf Rhodos stattgefunden. Damals hatte man auf Vorarbeiten für ein Panorthodoxes Konzil aufgebaut, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel - damals eine der bestorganisierten Ortskirchen Europas mit kapillarer Präsenz in Anatolien und Thrakien - in die Wege geleitet worden waren.
Weltweit gibt es zwischen 300 und 400 Millionen orthodoxe Christen. Genaue Angaben fehlen. Die Orthodoxie zählt 14 allgemein anerkannte autokephale orthodoxe Kirchen (Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Georgien, Zypern, Griechenland, Polen, Albanien, Tschechien und Slowakei) sowie fünf autonome orthodoxe Kirche (Finnland, Estland, Japan, Amerika, Sinai). Dazu kommen zahlreiche weitere Kirchen, deren Status strittig bzw. nicht von allen Kirchen anerkannt ist.
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1 Kommentar:
"Die „halbautonome“ Kirche von Kreta wird als wohlhabend genug eingeschätzt, um sich das Konzil leisten zu können."
Geld ist also vorhanden. Klar, dass man dort auch als Bischof gut Urlaub machen kann.
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