Diözese Eisenstadt: Synodaler Prozess soll ausgeweitet werden
Die Diözese Eisenstadt hat die Ergebnisse ihrer Konsultation zur Vorbereitung der
Weltbischofssynode 2023 veröffentlicht. Unter dem Titel "Synodalität.
Partizipation. Gemeinschaft." wurden die bisherigen Rückmeldungen
zusammengefasst und am vergangenen Freitag im Martinsdom in einer
vorsynodalen Versammlung vorgestellt. Bischof Ägidius Zsifkovics
erklärte dabei, seine Diözese werde den Befragungsprozess noch weiter
ausdehnen und sich insbesondere um Rückmeldungen von "Menschen und
Bereichen, die bisher kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden"
bemühen, woraufhin es dann eine "Synthese" geben soll. Zugleich mit der
Ausdehnung sei auch eine Verbindung des synodalen Prozesses mit dem
derzeit in Umsetzung befindlichen burgenländischen Pastoralkonzept
"Neuer pastoraler Weg" geplant.
Als Grund für die Weiterführung nannte der Bischof die bisher noch
geringe Beteiligung, sowie auch die zu kurze Zeit und Verzögerungen
infolge der Pandemie. Bei den Rückmeldungen hätten viele Befragte ihre
persönliche Meinung formuliert und Erwartungen an eine synodale Reform
der Kirche vorgetragen, ist darüber hinaus im von einer diözesanen
Steuerungsgruppe erstellten zehnseitigen Bericht über die bisherigen
Rückmeldungen zu lesen. Das Votum der Einsendungen sehe man als einen
"Auftrag". Zugleich wolle man jedoch noch stärker darauf hinwirken, dass
das im Zentrum stehende Thema der "Synodalität" künftig mehr im Sinne
von Papst Franziskus als "Begegnung" verstanden werde.
Hinsichtlich des in der katholischen Kirche derzeit weltweit
laufenden "Synodalen Prozesses" ist den Diözesen freigestellt, in
welcher Form sie in der ersten Phase das von Papst Franziskus mit
Nachdruck geforderte "Hinhören" auf die Menschen umsetzen. In der
Diözese Eisenstadt gab es nach einem Auftakt im Oktober 2021 Befragungen
durch "geistliche Gespräche" in Gruppen und Gremien, moderierte
Pfarrversammlungen, eine Online-Synode. Weiters wurde auf der
Diözesanhomepage ein Online-Fragebogen angeboten, der von 248 Personen
ausgefüllt wurde. Auch eine Befragung im Rahmen des
Religionsunterrichts, an der sich über tausend Kinder und Jugendliche
beteiligten, wurde durchgeführt, wie auch Bischof Zsifkovics in seinen
Worten besonders hervorhob.
Expertise und Bedürfnisse der Laien
Der Bericht über die bisherigen Konsultationsergebnisse nennt acht
Themenbereiche, die jeweils auch mögliche Handlungsaufträge für die
Welt- und Ortskirche enthalten. So heißt es zum Thema Partizipation,
Gläubige wollten in ihren geistlichen Bedürfnissen wie auch in ihrer je
eigenen Expertise "gehört, respektiert und ernstgenommen" werden. Dazu
sollten bisherige Gremien in den Diözesen und Pfarren gestärkt und die
Verantwortung der Laien noch mehr betont werden. Auf weltkirchlicher
Ebene fordern die einen eine "kollegial-synodal geführten Kirche" mit
Gewaltenteilung, Transparenz, Kontrolle und Bischofswahl, andere
Gläubige jedoch neben Mitverantwortung vielmehr eine Stärkung des
hierarchischen Systems und dessen Prinzipien.
Viel Unterstützung gibt es in der "Martinsdiözese" für den Einsatz
für von Flucht, Migration und Armut betroffenen Menschen, was auch die
Chance der Einbindung von Menschen außerhalb des unmittelbaren Umfelds
der Kirche biete, hält der Bericht fest. Gottesdienst und Liturgie
werden trotz rückläufiger Zahl der Messbesucher als
"Herzensangelegenheit" für viele Menschen dargestellt, wobei es
Forderungen nach stärkerer Einbindung von Laien und einer Modernisierung
von Sprache, Form, Musik und Gestaltung gab. Eine "Willkommenskultur"
sowie vermehrtes Zugehen auf Kinder und Familien seien zu fokussieren,
digitale Angebote insbesondere für Jugendliche zu entwickeln. In Sachen
Kommunikation wünschten viele eine "neue Kultur der Meinungspluralität",
Gespräche auf Augenhöhe und "mehr Zuhören" durch Umfragen, Soziale
Medien und Pfarrversammlungen.
Frauen, Diversität und Priester
Unter den "Top-Themen" nennt der Bericht auch "Frauen und
Geschlechtergerechtigkeit". Viele Frauen könnten aktuell den Weg der
Kirche nicht mitgehen, so der Bericht: Ihre Stimmen würden zu wenig
gehört, sie sähen sich als "Menschen zweiter Klasse" oder die Kirche zu
unbeweglich angesichts des Wandels der Frauen- und Männerbilder in der
Gesellschaft. Die Argumente des Verbots der Priesterweihe von Frauen
seien für viele nicht nachvollziehbar, darüber hinaus äußerten etliche
den Wunsch nach einer Öffnung des Diakonats für Frauen oder eine
Offensive für Frauen in liturgischen Diensten und Leitungsdiensten. Das
"Priesterliche" müsse "neu buchstabiert werden", mit dem Ziel, als
Männer und Frauen "geschwisterlich und auf Augenhöhe" zu sein.
Zum Thema Inklusion und Diversität geht aus dem Dokument hervor, dass
sich viele queere, geschiedene und vereinzelt auch behinderte Personen
von der Kirche in ihrer Lebensrealität als nicht angenommen erachten.
Sie sähen sich nicht als willkommen, da sie von Ämtern und gewissen
Tätigkeiten sowie beim Zugang zu den Sakramenten teils ausgeschlossen
seien. Neben einer Änderung der Kirchenlehre werden auf ortskirchlicher
Ebene mehr Offenheit und verstärkte pastorale Impulse für die
Betroffenen gefordert.
Ein eigener Punkt ist im Dokument Priestern gewidmet. Das
vorherrschende Bild über sie widerspreche dem Ideal aus dem Evangelium,
welches besonders den Dienst und die selbst gewählte Erniedrigung
hervorhebt, heißt es im Bericht. Dennoch seien die Erwartungen der
Gläubigen an Priester hoch: Sie sollten "brüderliche Begleiter" sein,
sich zum intensiven Zuhören Zeit nehmen, Wertschätzung vermitteln, nicht
verurteilen und in der Liturgie vorherrschende Sorgen und Nöte vor Gott
bringen. Bei den Sakramenten sollten Priester "niemanden ausschließen",
bei Entscheidungen "eher moderieren als bestimmen". Zum Zölibat
äußerten sich viele der Befragten kritisch und mit Unverständnis.
Konkrete Forderungen betreffen u.a. die Aus- und Fortbildung, verstärkte
Hilfestellungen für Priester wie Leitlinien, Austausch, Supervision,
Burnout-Prävention und Vermittlung bei Konflikten. Auch brauche es die
"Sorge des Volk Gottes um den Priester in seinem Dienst vor Ort".
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Der Bericht der Diözese Eisenstadt über die Ergebnisse der Konsultation im Rahmen der Vorbereitung der Weltbischofsynode 2023 Synodalität. Partizipation. Gemeinschaft.
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