Dienstag, 31. Mai 2011

Röser: päpstliche Kommission maßt sich "eine Oberaufsicht über die autonome Hirtengewalt der Bischöfe" an

Unter Papst Benedikt wird wieder der autoritäre Zentralismus eingeführt, das Bischofskollegium ignoriert und die autonome Hirtengewalt der Bischhöfe beschnitten. Und das Tragische: kein Bischof gibt einen Muckser von sich - völlige Unterwürfigkeit tritt zutage.
Ich werde an die Einsicht von Herbert Kohlmaier vor einigen Tagen erinnert: Von Papst oder Hirten ist momentan nichts zu erwarten.

Heftige Kritik an vatikanischer Instruktion zur "Alten Messe"

Unter den deutschsprachigen Theologen und theologischen Kommentatoren überwiegt die kritisch-ablehnende Haltung gegenüber dem Schreiben, in dem die Bestimmungen des päpstlichen Erlasses "Summorum Pontificum" aus dem Jahr 2007 weiter ausgeführt werden.

Nachdem bereits der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft katholischer Liturgiewissenschaftler, der Erfurter Theologe Prof. Benedikt Kranemann, in einer ersten Stellungnahme kritisiert hatte, dass die Instruktion "von der Mehrheit der Gläubigen und Bischöfe als Rückschritt empfunden" wurde, so schlägt der Chefredakteur der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart", Johannes Röser, nun in die selbe Kerbe und macht gar einen "eklatanten" Verstoß gegen die katholische Lehr- und Rechtstradition in der Instruktion aus.

„Anmaßung einer Oberaufsicht“

Konkret wirft Röser der päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei", die das Schreiben zu verantworten hat, vor, sich eine Vormachtstellung gegenüber den Ortsbischöfen anzumaßen, die ihr nicht zustehe. So halte die Instruktion fest, dass im Konfliktfall, d.h. wenn Bischöfe den Wünschen der Gläubigen nach Feier im außerordentlichen, vorkonziliaren Ritus nicht entsprechen, die Behörde in Rom darüber befinden werde. Mehr noch maße sich "Ecclesia Dei" "eine eigene Hirtengewalt und Oberaufsicht über die autonome Hirtengewalt der Bischöfe" an. Röser: "Das aber widerspricht der katholisch-theologischen Lehrtradition über die Sakramentalität der bischöflichen Weihe- und Lehr- wie Rechtsprechungsgewalt eklatant."

„Offene Geringschätzung“ gegenüber nachkonziliarem Ritus

Es sei "erstaunlich", dass dieser "eigenartige 'Entzug' der ureigenen bischöflich-apostolischen Vollmacht" bisher noch von keinem Bischof moniert worden sei, so Röser. Das Vorgehen von "Ecclesia Dei" sei schließlich "theologisch gravierend und rüttelt am Fundament der katholischen Kirchenverfassung".

Außerdem spreche aus dem Wortlaut der Instruktion eine offene Geringschätzung des ordentlichen, nachkonziliaren Messritus, so Röser unter Verweis auf eine Textpassage, in der es heißt, durch die tridentinische Liturgie soll den Gläubigen "eine würdigere Feier der heiligen Messe gewährleistet werden". Röser: "Das aber heißt faktisch nichts anderes, als dass die gemäß der Liturgiereform gefeierte Eucharistie von dem Gremium der Verfasser offenkundig als weniger würdig betrachtet wird."

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Artikel von Röser: Statt Weite neue Enge?

Weiterführende Beiträge:

Johannes Röser schreibt 2009 über die Aufhebung der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfen der Lefebvre-Bewegung:
Die Traditionalisten und unser Konzil

Eberhard Schockenhoff, Professor für Moraltheologie an der Universität Freiburg, weist in "Stimmen der Zeit" (2010) auf die Bedeutung der Gewissens- und Religionsfreiheit hin und diagnostiziert einen massiven Richtungsstreit:
Versöhnung mit der Piusbruderschaft?
Der Streit um die authentische Interpretation des Konzils


Instruktion „Universae Ecclesiae“:
Vatikan fördert Tridentinischen Ritus.
Kirchenrechtliche Argumente gegen die Bevormundung der Bischöfe

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