Montag, 29. November 2010

Dr. Lothar Müller an Bischof Zsifkovics

Lothar Müller, Dr.theol., Tirol 25.11.2010
Herrn
Patrick Divos
Diözese Eisenstadt

Sehr geehrter Herr Divos!
(Herr Divos ist Mitarbeiter im Bischöflichen Sekretariat und Ordinariat, Anm.)
Zunächst einmal wünsche ich Ihnen als – so vermute ich – jungem Mitarbeiter des „jungen“ Herrn Bischofs Ägidius alles Gute und Gottes Segen für Ihre wichtige Arbeit.

Obwohl Tiroler, den die Situation Ihrer Diözese höchstens unter den Aspekten der (globalen) Katholizität und der auch bei uns spürbaren Sympathie für Herrn Altbischof Dr. Iby überhaupt etwas angeht, darf ich nach jüngsten Meldungen in den Medien ganz kurz etwas dazu sagen.
Und ich darf Sie, sehr geehrter Herr Divos auch bitten, dies trotz meiner „hierarchischen Unmaßgeblichkeit“ auch Herrn Bischof Ägidius mitzuteilen!
1. Weil ich ihm alles Gute wünsche und mir von seiner Person und Herkunft einen wichtigen Beitrag im oft problematischen Umgang mit Minderheiten erwarte und erhoffe sage ich: Präsentationen bischöflicher Gewänder und „altkluge“ Gulasch – Vergleiche sind kontraproduktiv! Aber das wird er ja mittlerweile mitbekommen haben.
2. Wenn ich allerdings lesen muß, daß „die Leute Angst“ hätten, dann geht mir das unter die Haut! Der liebe Bischof Ägidius wird noch sehr lange dienen müssen. Und er wird mit Sicherheit in die „Zeit der Bilanzierungen“ kommen. Ganz einfach: Wieviel Gläubige (und zugleich Beitragszahlende) hast Du übernommen und wieviele sind es jetzt oder am Ende Deiner Amtszeit.
Gewiß! Das ist hart, aber es ist im Kommen. Und das ist auch gut so. Weil die Zeiten des Abschiebens der Verantwortung für Akzeptanz – und Kommunikationsdefizite auf den lieben Gott oder die bösen Zeitströmungen damit endlich vorbei sind. Und wenn jemand noch glaubt, in einer kirchlichen Dienstfunktion Macht ausüben zu können – dann ist er überhaupt fehl am Platz. Im Volksmund: „Der soll sich schleichen“.
Unter diesem Aspekt sage ich – obwohl ich den Vorwurf noch nicht glauben will: der Einzige, der Angst haben müßte , wäre in dem konkreten Fall: der Bischof. Und seine „Umgebung“. Patrick, denken Sie daran!

3. Ich muß – als Moraltheologe – noch eine Bitte äußern! Dabei geht es nicht um den noch immer schwärenden Konflikt um den weithin anerkannten Herrn Altbischof Dr. Iby. Der kann – ob seiner Ihnen sicherlich bestens bekannten österreichweiten Anerkennung gar nicht - wie publiziert – „weggeschoben“ werden. Meine Bitte, vielmehr Frage geht um die Aussagen bzw. Forderungen des H.H. Bischofs Ägidius beim Martinsfest Ihrer Diözese.
Ich las: „Dankbar rückwärts. Mutig vorwärts. Gläubig aufwärts“. Das klingt unheimlich gut.
Aber – Sie kennen als Theologe sicher dieses unangenehme aber im Sinne der Wirksamkeit der Botschaft unvermeidliche (bin Jesuitenschüler!) „Aber“: Das „Gläubig aufwärts“ ist`s!! Gott braucht dieses „Gläubig aufwärts“ überhaupt nicht. Die Menschen bräuchten es. Horizontal!! Die Botschaft Gottes muß den Menschen –ohne Angst – nähergebracht werden.
Nicht dem lieben Gott! Wenn Bischof Ägidius einmal den liebenden Gott treffen wird, dann er – so wie Sie oder ich – danach gefragt werden, was wir für die Botschaft unter den Menschen getan haben. „Habe ich Euch nicht das aufgetragen“? – so wird die Frage lauten! Auch an einen Bischof!

Mit herzlichem Gruß aus dem Gebirge!

Lothar Müller

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