Montag, 18. Mai 2015

Vatikan stellt Programm des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit vor

Vatikan stellt Programm des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit vor

Der Vatikan hat an diesem Dienstag das Programm des vom Papst angekündigten „Heiligen Jahres“ veröffentlicht. Das „Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“, so der offizielle Titel, wird am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis und zugleich 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils, eröffnet – Papst Franziskus wird dafür die Heilige Pforte im Petersdom aufstoßen. Das Heilige Jahr endet am Christkönigssonntag, dem 20. November 2016.

Das Mottojahr als eine Art „Pilgerfahrt der Barmherzigkeit“ – so beschreibt der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, das vom Papst gewollte Heilige Jahr. Vom 19. bis 21. Januar sind alle Gläubigen dazu eingeladen, die Erfahrung des Pilgerseins zu machen – in Rom wie in den Ortskirchen: „Wir bitten darum alle Pilger, eine Wegstrecke wirklich zu Fuß zurückzulegen, und sich so vorzubereiten, die Heilige Pforte in einer Haltung des Glaubens und der Verehrung zu durchschreiten.“ Die Besonderheit dabei: Erstmals in der Geschichte der Heiligen Jahre kann in den Diözesen eine Heilige Pforte – die Pforte der Barmherzigkeit – geöffnet werden: sei es in der Bischofkirche, in einer anderen bedeutenden Kirche oder einem wichtigen Wallfahrtsort. In Rom stehen auch für Einzelpilger, die nicht an eine Gruppe angeschlossen sind, einige Kirchen im historischen Zentrum offen: Dort können sie sich darauf vorbereiten, die Heilige Pforte im Petersdom zu durchschreiten.

Eine zweite Besonderheit: Das „Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“ ist – wie der Titel schon aussagt – ein Mottojahr. Barmherzigkeit ist laut Franziskus der Kern der christlichen Botschaft und Schlüsselwort seines eigenen Pontifikates. So wolle der Papst auch mit dem Jahr der Barmherzigkeit „die Kirche zu ihrem vorrangigen Auftrag zurückführen“, so der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung: „nämlich in allen Bereichen der Pastoral Zeichen und Zeugin der Barmherzigkeit zu sein.“ Barmherzigkeit sei dabei für Franziskus Brücke zu anderen Religionen, so Fisichella weiter: „Ich denke nicht zuletzt auch daran, wie Papst Franziskus auf das Judentum und den Islam verweist und aufruft, gerade über das Thema Barmherzigkeit einen Weg des Dialoges zu finden und so die allgemein bekannten Schwierigkeiten zu überwinden.“

Innerhalb dieser Perspektive sind die „Missionare der Barmherzigkeit“, die der Papst am Aschermittwoch mit einer Feier im Petersdom aussenden wird, eine weitere besondere Idee. Erzbischof Fisichella umreißt das Profil dieser Geistlichen: „Diese Missionare sollen Priester sein, die sich durch Geduld auszeichnen. Sie sollen in der Lage sein, die Menschen in ihren Grenzsituationen zu verstehen, und zugleich in ihrer Predigt und im Stil wie sie das Sakrament der Versöhnung spenden, die helfende Nähe des Guten Hirten spürbar machen.“

In den Alltag übersetzt werden soll das Motto Barmherzigkeit in zahlreichen Aktivitäten, es ist ein Appell an Gläubige in aller Welt und in ganz unterschiedlichen Kontexten. So lädt der Vatikan zum Beispiel am 12. Juni Kranke und Menschen mit Behinderung ein, und am 6. November soll ein „Jubiläum der Gefangenen“ gefeiert werden. Dazu Fisichella: „Es soll nicht nur in den Gefängnissen stattfinden, sondern wir prüfen die Möglichkeit, dass auch einige Gefangenen die Möglichkeit haben werden, mit Papst Franziskus im Petersdom ihr persönliches Heiliges Jahr zu begehen.“ Überhaupt werde der Papst im Heiligen Jahr seine Aufmerksamkeit für „Menschen in existentiellen Randsituationen“ verstärken, kündigte der Erzbischof an: „Er wird in der persönlichen Begegnung seine Nähe zu und die Aufmerksamkeit für die Armen, die Leidenden, die an den Rand gedrängten und alle, die ein Zeichen der Zuneigung brauchen, zum Ausdruck bringen. Das werden zeichenhafte Momente sein, bei denen wir die Bischöfe und Priester bitten, sie in Gemeinschaft mit dem Papst auch in ihren Diözesen durchzuführen.“

Anlässlich des Mottojahres will der Vatikan weiter ein „Hilfsprojekt in einem bedürftigen Teil der Welt“ lancieren, das „unmittelbare“ und „wirkungsvolle Hilfe“ bringen soll, formuliert der Erzbischof, ohne weitere Details zu nennen.

Auch das Logo des Heiligen Jahres greife das Motto der Barmherzigkeit auf, führt Fisichella weiter aus: „Das aus dem Lukasevangelium stammende Wort „Barmherzig wie der Vater“ (Lk 6,36) lädt ein, die Barmherzigkeit nach dem Vorbild des Vaters zu leben. Dieser ruft dazu auf, nicht zu urteilen oder gar zu verdammen, sondern zu vergeben und in geradezu maßloser Weise Liebe und Verzeihung zu schenken (vgl. Lk 6,37-38). Das Logo ist ein Werk des Jesuiten Marko I. Rupnik. Es zeigt den Sohn, der sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. (…) Das Bild ist so gestaltet, dass deutlich wird, wie der gute Hirte in direkten Kontakt mit dem Fleisch des Menschen kommt. Er tut dies mit einer Liebe, die in der Lage ist, Leben zu verändern.“

Die offizielle Homepage des Jubiläums ist bereits online, und zwar in den Sprachen Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Deutsch und Polnisch: www.iubilaeummisericordiae.va oder auch www.im.va. Auf der Website sind alle offiziellen Informationen zu den Aktivitäten einzusehen, ebenso gibt es Hinweise für die Teilnahme an den Großveranstaltungen mit dem Papst. Updates zu den Initiativen des Heiligen Vaters würden weiter über die social networks verbreitet, so Fisichella. Auch eine App, die es ermöglichen könnte, die verschiedenen Informationen zusammenzufassen, werde geprüft.

Franziskus hatt am 11. April 2015 im Petersdom die Einberufungsbulle für das Jubiläum der Barmherzigkeit veröffentlicht. Die feierliche Zeremonie fand zu Beginn der 1. Vesper zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit statt. Vor der geschmückten Heiligen Pforte hatte der Papst das offizielle Dokument, die Bulle "Misericordiae Vultus", an die Kardinal-Erzpriester der vier päpstlichen Basiliken in Rom sowie an weitere Vertreter der Weltkirche übergeben.

Nach der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom durch den Papst am 8. Dezember werden in den Wochen danach auch in den drei übrigen
römischen Papstbasiliken Heilige Pforten geöffnet, am 25. Januar 2016 die in Sankt Paul vor den Mauern auch in Anwesenheit ökumenischer
Gäste.

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