Donnerstag, 21. Mai 2015

Wie spricht und kommuniziert Papst Franziskus?

Wie Papst Franziskus kommuniziert:
Unruhe stiften
Wer verstehen will, wie Papst Franziskus spricht, darf nicht nur auf Worte achten. Entscheidend ist die Situation. Franziskus will Menschen bewegen und nur schwer kann man sich diesem Anliegen entziehen. Unbedacht, wie gelegentlich behauptet wird, ist sein Reden allerdings nicht.
Von Bernd Hagenkord

Kein Karnevalszug, keine Leitartikelseite, keine Rede über Papst Franziskus kommt ohne Karnickel und das verkorkste Zitat über das Schlagen von Kindern aus. Es scheint, als ob die mediale Öffentlichkeit nicht genug bekommen könne von den vermeidlichen oder wirklichen Fehlern eines Papstes, der bislang atemberaubend sicher durch die Medienlandschaft gegangen ist. Über eine Stunde eine freie Frage-und-Antwort-Stunde beim Rückflug von Rio de Janeiro, ein romanhaftes Interview eines italienischen Journalisten, freie Rede immer und immer wieder, und Papst Franziskus machte keine Fehler. Es war, als ob die Welt in Bann geschlagen war und bewundernd bis begeistert auf den Mann schaute, der so ganz anders kommuniziert, als wir das von Päpsten gewohnt waren.

Jetzt endlich, möchte man fast sagen, also ein Fehler: Würdevolles Schlagen von Kindern wurde aus den Papstaussagen gedreht, bis hin dazu, dass eine Schweizer Tageszeitung „Papst würde eigene Kinder schlagen“ titelte. Was Papst Benedikt XVI. in einem Brief einmal „sprungbereite Feindseligkeit“ nannte, erwachte zu neuem Leben: der Wille, Papstäußerungen auf Biegen und meistens auf Brechen so zu lesen, dass ein möglichst großer Skandal entsteht.

Wie aber spricht und kommuniziert dieser Papst? Wenn man verstehen will, worum es ihm geht und was er will, muss man auch auf die Art des Ausdrucks achten. Denn die erste Lektion aus dem Pontifikat Bergoglio ist, dass der Papst nie losgelöst von einer Situation und von einer Absicht kommuniziert. Er will etwas auslösen. Wenn man das nicht mitbedenkt und nur abstrakt die Worte zur Kenntnis nimmt, ist die Gefahr groß, dass man nicht mitbekommt, was sein eigentliches Anliegen ist und dass man so aus der Kommunikation, die er aufbauen will, herausfällt.

An drei Kommunikationsfeldern lässt sich dieses zeigen: Zuerst sind da die informellen Sprechsituationen, das freie Reden und Predigen. Dann wird natürlich auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ und die formaleren Texte zu schauen sein. Drittens soll es um die sprechenden Zeichen gehen, die der Papst setzt.
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