Nicht an Dogmen festklammern
Über 40 Besucher konnte Kreisvorsitzender Roland Metz zur Adventsfeier der Senioren-Union auf der Benediktushöhe in Retzbach begrüßen. Gastredner war Wunibald Müller, promovierter Theologe und Psychotherapeut sowie Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach.
Bekannt wurde Müllers Brief an den Papst, in dem er sich für eine Änderung des Zölibats und für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt einsetzte. Er sprach zum Thema „Das Feuer der Botschaft des Evangeliums in der Kirche lebendig erhalten“.
Müller sieht laut Pressemitteilung der Veranstalter das Feuer der christlichen Botschaft heruntergebrannt, weil die Kirche selbst es nicht überzeugend vorlebe. Die Strukturen seien klerikal-hierarchisch verkrustet.
Demut ging verloren
Die Demut des Füßewaschens sei über die Jahrhunderte verloren gegangen. Liebe sei die wichtigste Botschaft des Evangeliums. Papst Franziskus, der den derzeitigen Zustand der katholischen Kirche als „Lazarett nach der Schlacht“ bezeichnet habe, wolle das Feuer der Liebe wieder entfachen.
Liebe und Beheimatung müssten sich auch in der Feier der Eucharistie manifestieren, wie dies zum Beispiel in der Augustinerkirche in Würzburg geschehe. Dort würde man nicht mit einer hierarchischen Ordnung zwischen Gottesdienstleitern und Gläubigen konfrontiert. Alle Besucher seien gleichermaßen am Geschehen beteiligt. Die Herzen würden angesprochen; Leib und Seele würden auf ihre Kosten kommen und könnten sich mit Gott verbunden fühlen.
Kräftig blasen
Abschließend gebrauchte Müller das Bild von der Asche, unter der noch Glut vorhanden sei. Es müsste kräftig hineingeblasen werden, um wieder das Feuer zum Lodern zu bringen.
In der anschließenden Diskussion wurde der Referent auf seinen Brief an den Papst angesprochen, den dieser ja inzwischen beantwortet habe. Der Absage des Papstes an eine Änderung des Zölibats und der Frauenordination gewinne er auch Zeichen der Hoffnung ab. In diesem Zusammenhang wurden aus dem Besucherkreis Beispiele für die Beteiligung der Frauen am kirchlichen Geschehen, etwa in den Wortgottesdienstfeiern, genannt.
Nur Betrunkene halten sich fest
Am Ende wurde von der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche gesprochen, die eine Folge von überholten, heute nicht mehr vermittelbaren und unnötigen Dogmen sei. Dies beantwortete Müller mit dem Zitat eines Zeitzeugen: „Dogmen sind wie Laternen in der Nacht. Nur Betrunkene halten sich daran fest.“
Mainpost, 20.12.2015 >>
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