Ein Papsttext, der in Moscheen verteilt wird: In Frankreich wird das wohl bald Wirklichkeit. Der französische Islamrat CFCM – das Kürzel steht für „Conseil francais du culte muselman“ – will den Text der Ansprache von Franziskus von diesem Donnerstag unter französischen Muslimen verbreiten. In der Ansprache hat der Papst Gewalt im Namen von Religion eine klare Absage erteilt.
„Ich hatte schon seit Monaten die Absicht, einmal den Papst aufzusuchen“, sagte uns der CFCM-Vorsitzende Anouar Kbibech in einem Gespräch nach der Audienz. „Das sind sehr tragische, schwierige Zeiten, vor allem nach den Anschlägen in Frankreich; da braucht es solche symbolischen Gesten und eine deutliche Botschaft an die Gläubigen unserer Religionen. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, die man uns da aufgebaut hat! Die Terroristen wollen eine Gemeinschaft gegen die andere aufbringen. Unser Treffen mit dem Papst gehört in die neue Dynamik von Geschwisterlichkeit und Einvernehmen, die wir in Frankreich bei Christen und Muslimen ausgelöst haben.“
Die Zusammenarbeit der verschiedenen Religionsvertreter in Frankreich ist nach Kbibechs Darstellung sehr gut; er selbst sitzt als Islamvertreter in einem Rat der unterschiedlichen Kulte. „Es gibt unter uns einen friedlichen, ständigen Dialog; aber ich glaube, das Treffen mit dem Papst gibt dem Dialog noch einmal eine andere Dimension. Ich glaube, davon kann eine starke Botschaft an alle Gläubigen ausgehen, nicht nur an die jeweiligen offiziellen Religionsvertreter.“
Frankreichs Muslime brauchen den Papst sozusagen als Lautsprecher, als Verstärker, damit ihre Gesellschaft ihnen abnimmt, dass sie wirklich friedliche Absichten hegen. Das liegt daran, dass die Stimme der Muslime in der aufgeheizten politischen Debatte Frankreichs meist kaum zu hören ist. „Tatsächlich, wir stoßen da auf eine gewisse Skepsis, wenn wir das Wort ergreifen. Wir sind immer überrascht, wenn wieder einige unserer nicht-muslimischen Landsleute sagen: Die französischen Muslime nehmen nicht Stellung, sie äußern sich nicht klar in der Öffentlichkeit. Dabei hat mein Verband systematisch alle Gewalt- oder Terrorakte verurteilt, besonders wenn diese sich auf die islamische Religion berufen. Wir haben das geradezu herausgeschrien, über die Medien, im Fernsehen, im Radio, in den Zeitungen... Und trotzdem gibt es leider weiterhin den Eindruck bei einigen unserer Landsleute, das sei nicht genug.“
Quelle: Radio Vatikan >>
Papstansprache an Religionsvertreter vom 3. November 2016 in englischer Übersetzung
Radio Vatikan >>
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