Papstmesse: Klerikalismus treibt die Leute aus der Kirche
Auf den Tag genau seit 47 Jahren ist Papst Franziskus Priester, also Kleriker – und trotzdem teilte er an diesem Dienstag kräftig gegen den Klerikalismus aus. Die „Intellektuellen der Religion“, die „vom Klerikalismus Verführten“ werfen sich zu Herren über das einfache, demütige Volk auf, zu dem Gott sprechen will, rügte der Papst bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta.
Zur Zeit Jesu hätten die Schriftgelehrten und Ältesten eine richtiggehende „Tyrannei“ ausgeübt. „Sie haben das Gesetz immer neu gefasst – so oft, dass sie zum Schluss bei 500 Geboten landeten. Alles war geregelt, alles! Ein weise konstruiertes Gesetz, denn diese Leute waren weise, die kannten sich aus. Aber es war ein Gesetz ohne Gedächtnis: Sie hatten das erste Gebot vergessen, das Gott unserem Vater Abraham gegeben hat. „Wandle in meiner Gegenwart...“ Sie wandelten nicht – sie standen still in ihren eigenen Überzeugungen.“
Das „intellektualistische, kasuistische, selbstgemachte Gesetz“ sei an die Stelle der Zehn Gebote getreten, habe das „vom Herrn gemachte Gesetz“ beiseitegeschoben. Opfer dieser Machenschaften sei „das demütige, arme Volk, das auf den Herrn vertraut“, gewesen. Auch Judas sei einer aus diesem einfachen Volk gewesen: „Judas war ein Verräter, er hat sehr gesündigt – aber dann hat er bereut und ist zu den Schriftgelehrten gegangen, um ihnen das Geld zurückzugeben. Und was haben die gesagt? Etwa: du warst doch auf unserer Seite, sei unbesorgt, wir können dir alles vergeben... Nein! Sie haben gesagt: Damit musst du selber fertigwerden. Das ist nicht unser Problem. Und sie haben ihn damit alleingelassen. Die Hirten haben den armen Judas nicht aufgenommen. Weil sie vergessen hatten, was das ist, ein Hirte. Sie hatten die Macht, sie predigten eine Moral, die aus ihrer Intelligenz kam, aber nicht aus der Offenbarung Gottes.“
Heute gebe es etwas Vergleichbares, so der Papst: den Klerikalismus nämlich. Kleriker, die sich für überlegen hielten, die sich von den Menschen entfernten und keine Zeit hätten, den Armen zuzuhören. „Das Übel des Klerikalismus ist etwas sehr Hässliches! Und das Opfer ist dasselbe: das arme, demütige Volk, das auf den Herrn wartet... Jesus hat sich nicht auf das Spiel dieser Leute eingelassen, er ist zu den Kranken gegangen, den Armen, den Ausgeschlossenen, den Zöllnern, den Sündern. Und das war skandalös! Zu den Prostituierten. Bis heute sagt uns Jesus, auch an die vom Klerikalismus Verführten gewandt: Die Sünder und die Prostituierten gelangen eher ins Reich Gottes als ihr!“
Quelle: Radio Vatikan >>
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