Dienstag, 11. Januar 2011

Kirchenaustritte 2010 in der Diözese Eisenstadt um 90,8 % gestiegen

Während österreichweit die Austritte um 64 % zunahmen, erreichte die Steigerungsrate im Burgenland mit 90,8 % einen Spitzenwert. Damit rangiert die Diözese Eisenstadt beim Anstieg der Austritte auf Platz Zwei hinter Gurk-Klagenfurt. Dass Gläubige nicht zittern, wird das Vertrauen der von der Kirche enttäuschten Menschen nicht ohne Weiteres zurück gewinnen. Es müssen wohl auch endlich Dialogbereitschaft und Reformwille erfahrbar werden. Das Büro für Kommunikation und Information der Diözese Eisenstadt machte am 11. Jänner 2011 folgende Medieninformation: Kirchenstatistik 2010 Mit Stichtag 1.1.2011 zählte die katholische Kirche im Burgenland 204.375 Katholikinnen und Katholiken. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (284.922 lt. Statistik Austria 4. Quartal 2010) liegt somit bei 71,73 %. (1.1.2010: 207.232 von 283.965 Gesamtbevölkerung) Im Jahr 2010 traten in der Diözese Eisenstadt 1.971 Personen aus, das sind 0,95 % der burgenländischen KatholikInnen. 2009 waren es 1.033 Personen. 69 Personen traten wieder in die Kirche ein (Reversionen: 59, Konversionen: 10). Im Vorjahr lag diese Zahl bei 11 Personen. In der Diözese Eisenstadt wurden 2009 1.752 Personen getauft, 2.066 Personen gefirmt und 2.420 kirchliche Begräbnisse gehalten. Die genauen Zahlen für 2010 liegen noch nicht vor. Krisenjahr 2010 Die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche im Jahr 2010 hat vor allem im ersten Halbjahr zu einem massiven Anstieg an Kirchenaustritten geführt. So auch im Burgenland. 53 % aller Austritte sind in den Monaten März bis Juni erfolgt. Ab der zweiten Jahreshälfte ist eine Stagnation feststellbar. Generalvikar Georg Lang bringt in einer ersten Stellungnahme seine Betroffenheit über den Verlust an Kirchenmitgliedern zum Ausdruck. „Es ist wie ein Weggehen aus der Familie. Ein jeder, der geht, wird vermisst. Doch die Tür ist nie zugeschlagen, sondern bleibt immer offen.“ Seinen besonderen Dank spricht er all den Menschen aus, „die gebliebenen sind, und auch in schweren und schwersten Zeiten der Kirche die Treue halten.“ „Wer glaubt, der zittert nicht.“ Diese Worte von Papst Johannes XXIII. sollen „Mut machen und Resignation hintanhalten“, so der Generalvikar. Die Kirche habe sich mit der Art und Weise, wie sie auf die Missbrauchsfälle reagiert hat, um Glaubwürdigkeit bemüht. Dieser Weg müsse in aller Entschiedenheit und auf allen Ebenen weitergegangen werden. Weiterführend: ORF-Burgenland: Kirchenaustritte: Rekordhoch im Jahr 2010 Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche hat sich im Burgenland im Vorjahr gegenüber dem Jahr 2009 fast verdoppelt. Das Burgenland liegt damit deutlich über dem Österreich-Schnitt. Ö1-Religion (mit dem Zulehner-Interview vom Morgenjournal) Katholischer Kirche laufen die Schäfchen davon: 80.000 Austritte im Jahr 2010 Der Standard: Rekordhoch: Kirchenaustritte stiegen 2010 um 64 Prozent auf 87.393 Personen Die Presse: Kirche: Mehr als 87.000 Katholiken sind 2010 ausgetreten Das Bekanntwerden diverser Missbrauchsfälle hat zu einer Austrittswelle geführt. Der bisherige Rekord wurde um über 30.000 Austritte übertroffen. kathpress: Schönborn: Kirchenzugehörigkeit immer mehr freie Entscheidung Kardinal im "Kathpress"-Gespräch zu den aktuellen Austrittszahlen Kapellari: Entscheidungen respektieren, aber Hoffnung auf Wiedereintritt nicht aufgeben "Wir sind Kirche": Endlich Reformen einleiten statt jährlich Austritte beklagen Für die regelmäßigen und im letzten Jahr besonders zahlreichen Kirchenaustritte trägt die Kirchenleitung die Verantwortung. „Wir sind Kirche“ begründet diese Feststellung damit, dass die Kirchenleitung bisher Reformen verhindert, den Dialog verweigert und Gewalt und sexuelle Übergriffe an Kindern in kirchlichen Einrichtungen vertuscht hat. Die Ausgetretenen haben dazu Stellung bezogen und sind eigenverantwortlich ihrem Gewissen gefolgt. Das ist zu achten und zu beachten. religion.orf: Zulehner zu Austritten: Kirche braucht mehr Menschennähe Bis zu 44 Prozent jener Personen, deren Kirchenaustritt nicht länger als ein Jahr zurückliegt, halten „unter bestimmten Umständen“ einen Wiedereintritt für möglich. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul Zulehner hervor. Statistik der Katholischen Kirche in Österreich

7 Kommentare:

Pfiffikus hat gesagt…

Wir wollen nicht vergessen:
Der hier so hochgeliebte Dialogbischof Paul Iby hat 1992 ein Burgenland mit 85% Katholiken übernommen und 2010 ein Burgenland mit weniger als 73% Katholiken hinterlassen.

"Ab der zweiten Jahreshälfte ist eine Stagnation feststellbar."
Das passt doch eigentlich garnicht in das Bild, das ihr erzeugen wollt, vom bösen Ägid, der alle vertreibt.

Anonym hat gesagt…

@ Pfiffikus: Bevor Sie hier Ihr Halbwissen zum Besten geben, schlagen Sie lieber mal im Lexikon nach! Stagnation bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch, dass eine bestimmte Variable kein Wachstum erfährt. Wenn die Austritte auf diesem Niveau bleiben, dann gibt es in nicht allzu ferner Zukunft nur mehr Berufskatholiken. Viele von meinen gläubigen Freunden sind nicht bereit die Neuausgestaltung des Bischofspalastes, der zur Räuberhöhle verkommt, um drei Millionen Euro mit zu finanzieren. Unser guter Papst Benedikt hat es ganz klar ausgesprochen, dass die Berufskatholiken eine Gefahr sind, die nicht für die Kirche sondern von der Kirche leben. Herr Zsifkovics und Herr Ivandic zeigen uns ganz klar, dass Sie nicht für die Kirche sondern von der Kirche leben.

Pfiffikus hat gesagt…

@Anonymus: ich brauche nichts nachzuschlagen und ich gebe auch kein Halbwissen von mir, sondern Vollwissen. Wenn beim Bischof Ägidius nicht mehr Leute abhauen wie beim Bischof Paul, dann widerspricht das eben dem Bild, das die Seite hier erzeugen will. Punkt aus.

Aber Sie blamieren sich mit ihrem Halbwissen. Mit Berufskatholiken meinte der Papst nämlich nicht Bischöfe und Priester, sondern die, die diese beeinflussen wollen, die auf dem Papier katholisch sind, in irgendwelchen Ausschüssen und Gremien sitzen und bei kirchlichen Medien oder Religionslehrer sind, aber im Glauben völlig verflacht oder sogar ganz glaubenslos.

Schauen Sie einfach auf den O-Ton:

Peter Seewald fragt: "Auch in kirchlichen Medien hat sich eine heute als chic geltende „Kultur des Zweifelns“ eingenistet. Ganze Redaktionen übernehmen dabei unkritisch die Schlagwörter der üblichen Kirchenkritik. Bischöfe folgen ihren Medienberatern, die ihnen einen seichten Kurs empfehlen, damit ihr liberales Image keinen Schaden nehme. Wenn dann auch noch große kircheneigene Medienkonzerne religiöse Bücher aus dem Hauptsortiment nehmen – ist es dann nicht
problematisch, noch glaubwürdig von Neuevangelisierung zu sprechen?"

Antwort von Papst Benedikt: "Das sind alles Phänomene, die man nur mit Trauer beobachten kann. Dass es sozusagen Berufskatholiken gibt, die von ihrer katholischen Konfession leben, aber in denen die Quelle des Glaubens offenbar nur noch ganz leise, in einzelnen Tropfen wirksam wird."

Und über die Religionslehrer sagt er: "Das ist eine Frage, die ich mir auch stelle. In Deutschland hat jedes Kind neun bis dreizehn Jahre Religionsunterricht. Wieso dann gar so wenig hängen bleibt, um es mal so auszudrücken, ist unbegreiflich. Hier müssen die Bischöfe in der Tat ernsthaft darüber nachdenken, wie der Katechese ein neues Herz, ein neues Gesicht gegeben werden kann."

Anonym hat gesagt…

Kein Kommentar zu luxuriösen und teuren Umbauten? 3 Millionen usw.? Der Tatsache, dass es auch viele Geweihte gibt, die äußerst luxuriös und mehr von der als für die Kirche leben, wird sich auch der heilige Vater nicht verschließen können.
Katechese muss um nachhaltig zu sein tatsächlich im Herz ankommen. Das geht aber nur, wenn man bei den Menschen ist und ihr Leben kennt und ernst nimmt. Gott sei Dank kenne ich einige Priester und ReligionslehrerInnen, die diesen Weg gehen. Katechismus vorkauen und bei der Prüfung hervorwürgen zu lassen kann nicht der Weg sein. Aber der Heilige Vater hat ja auch ein ganz anderes Schulsystem genossen. Keinesfalls nehme ich an, dass der heilige Vater meint dass die hinlänglich bekannten Methoden des Herrn Seifner diesem neuen Herz und neuen Gesicht entsprechen.

Pfiffikus hat gesagt…

"Kein Kommentar zu luxuriösen und teuren Umbauten? 3 Millionen usw.? "

Das ist eben das Problem mit der Kirchensteuer/Kirchenbeitrag. Wenn Geld automatisch da ist, verführt es zur Verschwendung. Deshalb sage ich, weg mit der Kirchensteuer. Aber das würde auch zur Einstellen vieler Lieblingsprojekte der "Reformer" in der Kirche führen und da würdet ihr aber ordentlich aufheulen.

Woher wissen Sie aber, dass der Umbau "luxuriös" ist? Kennen Sie die genauen Pläne? Gibt es vergoldete Wasserhähne und Seidentapeten?
Vielleicht ist der Umbau einfach nur ökologisch bzw. energetisch, das kostet auch einen Haufen Geld.

Anonym hat gesagt…

Bei der Kirchensteuer sind wir uns einig; wir brauchen eine glaubwürdige, arme Kirche.

Anonym hat gesagt…

Ein wesenstlicher Punkt wurde nicht erwähnt. Erstens: Bischof Paul war ein bescheidener und gesprächsbereiter Mensch, der sogar von Atheisten ob seiner menschlichen Qualitäten geschätzt wurde.
Zweitens: Viele Katholiken haben genug von dem in letzter Zeit übermäßigem Glockengeläute. Nicht nur Nachtarbeiter, auch andere Bürger fühlen sich äußerst gestört. An manchen Tagen wird der Eindruck erweckt, Eisenstadt gehört gänzlich der Kirche. Wenige wagen es laut auszusprechen, da sie annehmen es würde an der Sachlage nichts ändern, doch das viele Geläute lärmt, schmerzt förmlich. Hat sich schon jemand die Mühe gemacht zu zählen, wie oft und wie viele Glockengeläute es an einem Tag eventuell auch an einem Sonntag gibt? Da kann man sich leicht verschätzen. --- Aber wozu noch schreiben, wird doch Österreich in wenigen Jahren total muslimisch sein.