Donnerstag, 3. April 2014

Limburg: Stadtdekan fordert Bischofs-„Entmachtung“


Limburg: Stadtdekan fordert Bischofs-„Entmachtung“

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz fordert in der deutschen Wochenzeitschrift „Die Zeit“ eine Entmachtung des katholischen Klerus und eine Einschränkung der Bischofsmacht.

„Die klerikale Ära ist vorbei. Die Amtskirche, wie wir sie kennen, ist erledigt“, sagte er mit Bezug auf den Rücktritt des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. „Bei uns nehmen die Menschen die Machtverhältnisse nicht mehr als gegeben hin. Sie finden es unerträglich, wenn die Hierarchie in offenem Widerspruch zum Evangelium handelt“, so zu Eltz in einer „Zeit“-Vorausmeldung von Mittwoch.

Zu Eltz sieht die Ordnung seiner Kirche erschüttert. „Merkt man uns Klerikern noch an, dass wir von Pracht und Macht und all den anderen Ersatzbefriedigungen unabhängig sind? Wenn nicht, dann geht die Glaubwürdigkeit zum Teufel.“ Limburg sei kein Einzelfall, sondern stehe für ein Systemproblem. „Es gibt eine dunkle Seite der katholischen Macht- und Prachtentfaltung, die an Unglauben grenzt.“

„Samthandschuh um Stahlkralle“

Über den abgesetzten Bischof Tebartz-van Elst sagt der Stadtdekan, der auch Mitglied des Limburger Domkapitels war: „Der Bischof war kein Wüterich, er hatte Manieren und ein gewinnendes Auftreten. Aber das war nur der Samthandschuh um die Stahlkralle.“ In Wirklichkeit habe Tebartz gemacht, was er wollte, einfach weil er der Bischof war. „Mir ist klar geworden, solche Macht muss weg“, so zu Eltz.

Johannes zu Eltz war im Domkapitel von Limburg einer der Berater des Bischofs und wurde später zu dessen schärfstem Kritiker. In der „Zeit“ gesteht er seine Mitschuld am Bauskandal ein: „Wir haben zu viel geschwiegen. Da war ich dabei.“ Aus dem Untersuchungsbericht zu Limburg gehe hervor, dass es auf kritische Anfragen oft keine Antwort gab: „Da haben wir nur die Faust in der Tasche geballt.“

„Brauchen Kultur der Fehlbarkeit“

Zu Eltz fordert seine Kirche auf, Konsequenzen aus dem Fall Limburg zu ziehen. Es gehe nicht um Geldverschwendung, sondern um die hohen Ämter. „Manche finden immer noch: Der Bischof ist nicht vom Domkapitel gewählt, sondern vom Heiligen Geist eingesetzt. Wer ihn angreift, greift Gott an.“ Es müsse künftig möglich sein, einzugestehen, wenn ein Bischof „nichts taugt“. Zu Eltz fordert in der „Zeit“: „Wir brauchen eine Kultur der Fehlbarkeit in der unfehlbaren Kirche!“ Es sei nicht das Ende der Welt, wenn ein hoher Kleriker, der seinen Job nicht gut macht, einen anderen bekommt.
Quelle: Religion.orf.at >>

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