Auch Päpsten ist nichts Menschliches fremd
Betrifft: „Ostern in Zeiten von Terroranschlägen – Kirche: Scharfe Worte in Rom und Jerusalem – ,Feiges und sinnloses Verbrechen‘“, Meinung, 29. März
Als Getauftem, Gefirmten und kirchlich Frustriertem stehen mir die versteinerten kirchlichen Dogmen als Metapher für etwas, was in meiner Kirche schiefzulaufen scheint.
Das Beharren der Kirche auf Unfehlbarkeit der päpstlichen Lehrverkündigungen blockiert alle kirchlichen Reformen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
Ein versteinertes Dogma ist der „Vollkommene Ablass der Sündenstrafen“ nach dem Segen „Urbi et Orbi“. Im Griechischen bedeutet „Dogma“, unter anderem soviel wie „Meinung“. Meinungen sind jedoch beschränkte Annahmen, die der Verifikation gegenüberstehen. (...)
Irren ist menschlich, und Päpste sind auch nur Menschen, denen nichts Menschliches fremd ist. Meine Meinung tendiert dahin, dass man vom Ablass ablassen sollte. Die regelmäßige Verkündung eines Ablasses bei Fernseh- und Radioübertragungen vom Balkon des Petersdoms vor dem päpstlichen Segen, erregt neben dieser rein innerkirchlichen Angelegenheit nach heutiger Valenz päpstlicher Infallibilität ein auch unter Papst Franziskus noch sicht- und hörbarer Usus viel Kopfschütteln in der Weltöffentlichkeit.
Papst Franziskus könnte und sollte diese immer wieder Anstoß erregende „liturgische Übung“ auch ohne Bezug auf irgendeine „Unfehlbarkeit“ schlicht abschaffen – und würde damit in der ihm eigenen Art immer wieder durch symbolische Schritte Richtung geben und der Ökumene einen großen Dienst erweisen.
Willibald B. Winter
Quelle: Leserbrief auf NWZ-online >>
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