Der hochwst. Herr Diözesanbischof hat beauftragt
Herrn Mario Weber (L) mit der Stellvertretung von Herrn Mag. Thomas Dolezal (L), Dom- und Diözesanmusikdirektor, während dessen „Sabbatjahres“. (1. März 2022)
Blogarchiv vom 23. Juli 2011
Dolezal wird neuer Dom- und Diözesanmusikdirektor
AKTUALISIERUNG zu Mario Weber
Ein Leben für die Musik
„Die Orgel muss man wie ein Auto behandeln“
Als 16-Jähriger modernisierte Mario Weber die Kirchenmusik seiner Heimatgemeinde Kogl – nun, mit 28, wurde er in Vertretung zum Dom- und Diözesanmusikdirektor bestellt. Die Orgel veränderte sein Leben und seinen Glauben.
Begonnen hat alles ganz gewöhnlich: Der achtjährige Mario Weber
spielte Blockflöte. Ein Jahr lang. Dann wechselte er das Instrument,
lernte Klarinette und trat dem Blasmusikverein Pilgersdorf bei.
Wenig später wurde es ungewöhnlich: Der kleine Mario sah im Internet
Videos vom Orgelspiel und war wie gefesselt. Wenn er im
100-Einwohner-Dorf Kogl ministrierte und bei Wochentagsmessen keine
Orgel erklang, schleppte er sich traurig nach Hause. „Am Sonntag waren
die Gottesdienste umso schöner“, erzählt Weber im martinus-Gespräch.
Denn: Da konnte er in der Ministrantenbank beschwingt der Kirchenmusik
lauschen.
Mit 14 Jahren saß Mario erstmals an der Orgel und spielte darauf. Doch
in der Pfarre und in seiner Familie war man nicht glücklich darüber:
„Man dachte, der kleine Bub macht die Orgel kaputt“, erzählt Weber. Vor
kurzem ist der 28-jährige Mann (vertretungsweise) zum Dom- und
Diözesanmusikdirektor ernannt worden. Damit wurde er zum Kreativchef der
diözesanen Kirchenmusik. Was noch mehr wiegt: Die Orgel hat sein Leben
und seinen Glauben verändert.
Zu schnell, zu laut, zu wild. Mario Weber ist in Kogl im Mittelburgenland aufgewachsen. 100 Einwohner zählt das Dorf, der Kirchgang gehört zum Alltagsleben. Mario minis-trierte bis er 16 Jahre alt war. Als kleiner Bub schnappte er ein Nachthemd seiner Großmutter, warf es sich über und spielte Pfarrer. Den Gedanken, Priester zu werden, fand er nicht abwegig. Mit 15 Jahren begleitete Mario erstmals einen Gottesdienst an der Orgel. Der junge Musiker machte das Instrument nicht kaputt, wie anfangs befürchtet, sondern hauchte ihm neues Leben ein. „Es wurde bemäkelt, dass ich zu schnell, zu laut, zu wild spielen würde, was die Orgel beschädigen könnte.“ Tatsächlich war die Orgel lange nicht mehr saniert worden und wies Alterserscheinungen auf. „Je mehr ich gespielt habe, desto besser hat sie funktioniert“, erzählt Weber gegenüber „martinus“. Damals bemerkte er: „Man muss eine Orgel wie ein Auto behandeln. Auch einmal ordentlich durchputzen. Man kann nicht zu schnell spielen auf einer Orgel, sie gehört in erster Linie bespielt.“ Mit 16 Jahren übernahm Mario Weber die Ämter des Organisten, des Chorleiters und des Kantors in Kogl, später auch in Mariasdorf – und führte eine Generalüberholung durch. Er gründete einen neuen Chor, studierte Lieder ein. Und er gab Konzerte, um Spenden für eine Orgelsanierung zu sammeln.
Orgel als Verbindung zu Gott. Er war zum Kreativchef seiner Kirchengemeinde aufgestiegen, obwohl er sich anfangs alles selber beigebracht hatte. Mario Weber nahm nie Klavierunterricht, erst im Alter von 15 Jahren lehrte ihn Musikerzieher Josef Gsertz aus Weingraben das Orgelspiel. „Ich habe ihm viel zu verdanken, er hat mir schnell beigebracht, was ich nicht konnte.“ Später studierte er am Diözesankonservatorium und aktuell an der Musikuniversität Wien. Am Konservatorium lernte er seine heutige Frau kennen, was jegliche Gedankenspiele an ein mögliches Priestertum endgültig begrub. Auch Parisa, eine gebürtige Iranerin, widmet sich der Kirchenmusik; sie ist ausgebildete Opernsängerin, hat Klavier studiert, spielt Orgel und Gitarre. Im Martinsdom in Eisenstadt sind die beiden schon gemeinsam aufgetreten. Auf Instagram betreiben sie Kanäle, die sie beim Musizieren zeigen. Fast jeden Tag unterbrechen sie abends ihr Tun, um gemeinsam zu beten. Wiewohl Mario betont, dass sein Gebet zumeist im Musizieren stattfindet. „Die Orgel ist meine Verbindung zu Gott“, sagt er. „Das Spielen ist für mich Gebet. Sobald ich mich an die Orgel setze und Kirchenlieder spiele oder Psalmen singe, ist das für mich Zwiesprache mit Gott.“ Die Orgel veränderte sein Leben und seinen Glauben. Als stv. Dom- und Diözesanmusikdirektor ist er verantwortlich „für eine gescheite Musik“, wie er sagt. Samt Orchester, Chor und Orgelspiel. „Die Musik soll ein Mittel dafür sein, dass man sich Gott nahe fühlt.“ Er wolle mit seiner Kunst „einen Weg finden, dass Menschen einen Weg zu Gott finden“.
Leben verändert. Mario Weber
ist ein guter Erzähler. Seine Geschichte eignet sich perfekt dazu: jene
vom kleinen, talentierten Buben, der es aus einem kleinen Dorf in die
(zumindest etwas größere) Welt schafft. Neben der Diözese Eisenstadt ist
er auch in Wien aktiv, spielt Orgel in der Pfarre Meidling und im 23.
Bezirk in Inzersdorf. Die Riesenorgel im Wiener Stephansdom fasziniere
ihn – und generell sei ihm „Vielfalt wichtig, möchte ich an mehreren
Orten tätig sein“, betont er. Gerade kommt Mario Weber von einem
Spaziergang zurück, im Postkasten seiner Wiener Wohnung liegt bereits
der neue „martinus“. Mario Weber freut sich über solche Kleinigkeiten.
Wenn er von seiner neuen Aufgabe in der Diözese Eisenstadt erzählt,
schwingt Begeisterung mit. „Es gibt viele interessante und historische
Orgeln im Burgenland.“ Die Wertschätzung für das Instrument sei durch
Orgelkurator Gottfried Allmer sehr gestiegen. In sein Amt kam er durch
das „Sabbatjahr“ des Dom- und Diözesanmusikdirektors Thomas Dolezal,
„dem ich viel zu verdanken habe“. Es sei „eine Ehre, ihn zu vertreten.“
Sein ganzes Leben dreht sich mittlerweile um die Orgel. Er lernte
dadurch seine heutige Frau kennen, hat seine berufliche Erfüllung in
diesem Metier gefunden. Nur eines tut er neuerdings fast ebenso gern,
verrät er dem „martinus“: Kochen. Mario Weber ist Veganer. „Wer das
ist“, so sagt er, müsse genauso wie beim Orgelspiel „richtig kreativ
werden, damit etwas Gutes entsteht.“ «
Quelle: Martin Gossmann auf martinus vom 18.3.2022 >>
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