Mittwoch, 4. September 2024

Bischof kritisiert öffentlich Verhalten einiger kirchlicher Mitarbeiter



Zsifkovics-Appell an Mitarbeitende: "Mut zum Wagnis"
Eisenstädter Bischof bei Messe zum Start ins neue Arbeitsjahr: Nicht Rückgang verwalten, sondern neue Aufbrüche in der Kirche voranbringen - Bischof kritisiert öffentlich Verhalten einiger kirchlicher Mitarbeitender im Blick auf Demonstrationen von ehemaligen Pächtern gegen Diözese

Für Aufbruchsstimmung hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hat bei einer gemeinsamen Messe mit den an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese Eisenstadt geworben. In seiner Predigt schlug der Bischof kritische Töne an und rief zugleich zum "Mut zum Wagnis" auf. Zum Gottesdienst am Dienstag im Martinsdom zum Beginn des neuen Arbeitsjahres waren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen der Diözese und der Caritas Burgenland geladen.

Wörtlich sagte Bischof Zsifkovics: "Zu lange schon verwalten wir nur unsere Kirche, beschäftigen wir uns nur mit uns selbst und mit unseren hausgemachten 'Spielwiesen', verschließen wir uns Neuem und Ungewohntem, lassen wir uns von Gleichgültigkeit, Frustration und Resignation treiben und leiten."

Der "Mut zum Wagnis" scheine verloren gegangen zu sein, so der Eisenstädter Bischof: "Wir jammern und klagen und stimmen gerne in das Untergangslied vieler über die Kirche ein. Wir beten die Asche an und sind nicht mehr fähig, die Glut des Evangeliums neu zu entfachen."

Mut zu Wagnis, Neuaufbruch und Neuevangelisierung

Zsifkovics wolle sich als Bischof und Hirte nicht mit dem "Verwalten unserer Diözese, dem Rückgang, Abbruch und Umbruch in vielen Bereichen" zufriedengeben. Und weiter: "Ich möchte daran nicht frustriert zerbrechen und meine Hoffnung aufgeben, sondern mit Euch gestalten." Er ermutige alle in der Diözese - Klerus und Gläubige - besonders die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarren "zum Wagnis, zum Neuaufbruch, zur Neuevangelisierung". Das kommende Heilige Jahr und die Synode in Rom seien ein guter Zeitpunkt, damit ernsthaft zu beginnen. "Wir als Diözesanleitung und die Mitarbeiter in unserer Diözese sind dabei besonders gefordert" so der Bischof.

Der Bischof rief zur Schärfung des eigenen christlichen Profils auf: "Schämen wir uns nicht unseres Christ-Seins, zeigen wir Profil, erkennen und leben wir aus unseren geistlichen Wurzeln, besonders wir als Mitarbeiter unserer Diözese." Zsifkovics plädierte zudem für Qualität, Professionalität, Authentizität und Glaubwürdigkeit. Und er mahnte Zusammenarbeit und Zusammenhalt in der Diözese ein. "Wie eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen pastorale Initiativen in ungeahnte Höhen zu katapultieren vermag, so können Risse in dieser Zusammenarbeit auch die beste Idee und die aufwendigste Planung gnadenlos zugrunde richten." Für eine echte Zusammenarbeit brauche es Vertrauen, Beteiligung, Netzwerke, Lerngemeinschaften, ein Gleichgewicht von Fürsorge und Selbstsorge, sowie Loyalität und Zusammenhalt."

"Anstand und Loyalität auf Sommerurlaub"

Der Bischof verwies auch auf die Demonstrationen einiger "Wutbauern" gegen die Diözese bzw. den Bischof. Wörtlich sagte Zsifkovics dazu: "Danke allen für ihren Einsatz und für das Zusammenhalten! Leider gibt es auch Mitarbeiter unter uns - Priester und Laien - die zu Schaulustigen wurden und sich an diesem inszenierten Spiel ergötzten. Dabei waren Anstand, Loyalität und Zusammenhalt auf Sommerurlaub - traurig und beschämend!"

Der Hintergrund: Die Diözese Eisenstadt hatte in den vergangenen Monaten die Neuvergabe kirchlicher Pachtgründe abgewickelt. Nicht mehr zum Zug gekommene Pächter protestierten daraufhin gegen das Vorgehen der Diözese, zuletzt Mitte August sogar vor dem Bischofshaus in Eisenstadt. Die Diözese wies alle Anschuldigungen stets zurück. Insgesamt hatten sich 1.600 Landwirte um die 1.200 Hektar Pachtflächen in 105 Pfarren beworben. Die Gründe wurden bislang von 300 Pächtern oft seit Jahrzehnten bewirtschaftet. Die Diözese machte u.a. schlagend, dass die Pachtpreise seien über Jahrzehnte meist unverändert gelassen und nur in wenigen Fällen angepasst worden waren.

Katholisch.at, 4.9.2024

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