Samstag, 25. September 2010

Ägidius Zsifkovics: Flaute nach der Kirchensause?

Die Presse, 25.09.2010:
Die Bischofsweihe von Ägidius zsifkovics wurde am Samstag in Eisenstadt mit allem Pomp gefeiert, zu dem die katholische Kirche fähig ist. Er ist mit 47 der jüngste Diözesanbischof des Landes.

Eisenstadt: Ein "Brückenbauer" feierte "Kirchensause"
Medienrundschau nach der Weihe von Bischof Ägidius Zsifkovics

04.10.10 (KAP-ID) Nachdem die Ernennung von Ägidius Zsifkovics zum neuen Eisenstädter Diözesanbischof im Juli zunächst einige, medial hochgekochte kritische Stimmen hervorgerufen hat, ist es nach der Weihe von Zsifkovics am 25. September im medialen Blätterwald merklich ruhiger um ihn geworden.

Einzig Dietmar Neuwirth wagte in der "Presse" (25. September) einen kritischen Ausblick und sah mit Bischof Zsifkovics eine "Zäsur für das Burgenland". Nach der "Kirchensause", als welche Neuwirth die Agape im Anschluss an den Weihegottesdienst in Eisenstadt bezeichnete, würden unter dem neuen Bischof nun neue Zeiten anbrechen: "Vorbei werden unter dem neuen Mann mit dem Hirtenstab wohl die Zeiten sein, in denen der eine oder andere Sonderweg gegangen wurde. In denen der Bischof die Pfarrer (und die Pfarrer den Bischof) im Allgemeinen unbehelligt vor sich hin werken ließen. Das Burgenland wird also in die katholische Normalität zurückgeholt."

Zugleich würdigte Neuwirth den neuen Bischof als "Schönborns Mann für alle Kontakte der Bischofskonferenz zu den mitteleuropäischen Amtsbrüdern". Zu keiner Zeit zuvor seien die Beziehungen über die Grenzen hinweg so ausgeprägt gewesen wie zur Zeit von Zsifkovics als Generalsekretär der Bischofskonferenz. Neuwirth: "Der viel beachtete Mitteleuropäische Katholikentag und die 'Wallfahrt der Völker' im Mai 2004 in Mariazell gehen voll auf das Konto der Arbeit von Zsifkovics."

Worte der Würdigung kamen unmittelbar nach der Weihe auch von Caritas-Präsident Franz Küberl. Er habe keinen Zweifel daran, dass der neue Bischof rasch seine "eigenen Fußstapfen finden" werde und sich mit der "denkenden, nicht mit der blökenden Herde" zusammenfinden werde, um jene Fragen produktiv zu klären, die das Wirken der Kirche in die Gesellschaft hinein betreffen, so Küberl im Gespräch mit der ORF-Sendung "Burgenland heute".

Vielversprechend sei weiters die Tatsache, dass Bischof Zsifkovics in seinen Dankesworten eigens die Obsorgepflicht der Kirche für die Armen, Leidenden und Heimatlosen angesprochen habe und dies als "Hauptaufgabe jedes Bischofs" beschrieben habe. Die Caritas werde in diesen Fragen für den neuen Bischof ein verlässlicher Partner sein, so Küberl.

"Guter Hirte der Stunde"

Als "Brückenbauer" würdigte der Wiener Dompfarrer Anton Faber den neuen Bischof. Zsifkovics sei "einer der vielen sympathischen kroatischen Burgenländer, die unser Studentenleben so bereichert haben", schrieb Faber in seiner Wochenend-Kolummne im "Kurier". Er zeichne sich durch "Herzlichkeit und Geselligkeit" aus, ebenso sei er "treuer Seelsorger" und visionärer Theologe.

"Für mich ist Ägidius ein guter Hirte der Stunde, der die Diözese in ihrem 50-Jahr-Jubiläum zu neuen Aufbrüchen führen wird", schrieb Faber wörtlich. Und an Bischof Zsifkovics gerichtet: "Gott segne deinen Weg, lieber Bischof Ägidius Zsifkovics, mit den 200.000 Katholiken im Land und mit den 170 Pfarrgemeinden. Sei ein wahrer Pontifex - ein Brückenbauer für das Burgenland und weit darüber hinaus."

Unter jenen Gratulanten, die ihre Glückwünsche medial an Bischof Zsifkovics richteten, war auch der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer. Er sei erfreut, dass mit Zsifkovics ein Burgendlandkroate, der "im wahrsten Sinne des Wortes die Sprachen der Menschen im Burgenland spricht", als nunmehr dritter Bischof die Diözese leiten wird, teilte Neugebauer, der auch am Weihegottesdienst teilnahm, via "OTS"-Aussendung mit.

Zsifkovics: "Kritik nicht verständlich"

In einem unmittelbar nach seiner Weihe ausgesendeten Interview in der ORF-Sendung "Orientierung" antwortete Zsifkovics außerdem seinen Kritikern. Die an seiner Ernennung laut gewordene Kritik könne er "nicht teilen", sagte Zsifkovics unter Verweis darauf, dass er selbst 17 Jahre lang an der Basis pastoralen Dienst getan habe. Gerade der Vorwurf, er sei nicht volksnah, treffe daher nicht zu und sei ihm "nicht verständlich".

Auf die Frage, wie er mit den kirchenpolitischen "heißen Eisen" - Pflicht-Zölibat für Priester, Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten oder Weihe von Frauen - umgehen werde, antwortete Zsifkovics, er wolle den "klaren Weg der Kirche" gehen. Es gebe eine Lehre der Kirche dazu, und bei der Bischofsweihe habe er auch versprochen, dass er mit dieser Lehre einverstanden sei und dass er sie auch zu lehren, zu schützen und zu verteidigen habe, so Zsifkovics.

Als "sicherlich eine der größten Herausforderungen der Kirche" bezeichnete er das Problem der Kirchenaustritte. Dennoch seien viele Menschen "auf der Suche", dies müsse als "Chance" begriffen werden, "etwas anzubieten und das Evangelium neu zu verkünden", so Zsifkovics.

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