Sonntag, 26. September 2010

Sprache und Macht in der katholischen Kirche

Bei der gestrigen Bischofsweihe ist mir (wieder einmal) bewusst geworden, dass Sprache als Machtinstrument eingesetzt wird – auch in unserer römisch-katholischen Kirche. Da ist die Rede von:

…Seine Heiligkeit Papst…..
…Heiliger Vater…
…hochwürdigsten Monsignore….
…Seine Eminenz Kardinal…
…Seine Eminenz Bischof…
…Exzellenz…
…Hochwürden…
…hochwürdigster Herr Pfarrer

Solche Ehrentitel drücken Über- und Unterordnung aus und sollen durch den ständigen Gebrauch das Volk immer wieder daran erinnern, wer eigentlich die Macht hat und wem Ehre gebührt.

Die Heilige Schrift missbilligt allerdings solche Ehrentitel. Jesus selbst verbietet ausdrücklich, jemanden „Rabbi“, „Vater“, oder „Lehrer“ zu nennen:

„Ihr aber sollt euch nicht Rabbi (Meister) nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23, 8-12)

Daher ist es endlich an der Zeit, dass in unserer Kirche diese Ehrentitel abgeschafft und nicht mehr verwendet werden. „Hochwürden“, „Exzellenz“, „Eminenz“, „Heiliger Vater“ oder „Seine Heiligkeit“ sind Titel, die theologisch nicht begründet werden können und daher offensichtlich nur als Machtinstrument eingesetzt werden.

Es bleibt die klare Funktionsbezeichnung - Herr Papst, Herr Kardinal, Herr Bischof, Herr Pfarrer, Herr Abt, Frau Äbtissin usw. – die einzig passende und keineswegs unhöfliche Anrede und ChristInnen.

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