Flammender Appell: Der Einsiedler Abt Martin Werlen will, dass sich die katholische Kirche den aktuellen Problemen stellt.
Die katholische Kirche hat im Urteil von Martin Werlen in den letzten Jahren sehr viel an Glaubwürdigkeit eingebüsst. Die Situation der Kirche sei «dramatisch» – nicht nur weil es immer weniger Priester und Ordensleute gebe. Das wirkliche Problem sei nicht numerischer Natur, sondern: «Es fehlt das Feuer!» Dies schreibt der Abt des Klosters Einsiedeln in der Broschüre «Miteinander die Glut unter der Asche entdecken», welche der «Sonntag» auszugsweise publizierte.
Die Polarisierung zwischen konservativen und progressiven Kreisen habe zu einem Graben geführt, der kaum mehr einen Dialog zulasse. Auf beiden Seiten würde nicht selten der anderen Seite die Kirchlichkeit abgesprochen.
Zölibat infrage gestellt
Es gehe nicht darum, «uns dem Zeitgeist anzupassen», sondern vielmehr darum, «den Zeitgeist wahrzunehmen». Es gebe Kirchenmänner, die heute darüber klagten, dass seit 40 Jahren immer die gleichen Probleme thematisiert würden. «Das sollte eigentlich einen durchschnittlich intelligenten Menschen nicht überraschen: Die gleichen Probleme werden immer wieder thematisiert, weil sie noch nicht gelöst sind», betont Werlen.
Etwa bei der Frage der Ehelosigkeit von Priestern erachtet Werlen andere Wege als möglich. Die zölibatäre Lebensform sei ein möglicher Weg – «genauso wie die eheliche Lebensform». Die Zulassung zur Weihe könnte auch anders gestaltet werden. Auch mit der Integration von Frauen tue sich die Kirche immer noch schwer. Sie zeige sich in der Geschlechterfrage «unbeholfen und ratlos».
Basler Zeitung >>
Abt Martin Werlen:
"Das Zweite Vatikanische Konzil hat eine Kirche erleben lassen, in der die Gläubigen miteinander auf der Suche sind. Nehmen Menschen unserer Zeit, fünfzig Jahre danach, die Kirche so wahr? Es gibt Kirchenmänner, die heute darüber klagen, dass seit 40 Jahren immer die gleichen Probleme thematisiert werden. Das sollte eigentlich einen durchschnittlich intelligenten Menschen nicht überraschen. Die gleichen Probleme werden immer wieder thematisiert, weil sie noch nicht gelöst sind."
Im Unterschied dazu die Dialog- und Reformverweigerung von Bischof Zsifkovics und sein Vergleich mit dem Gulasch:
Bischof Zsifkovics in einem Interview mit der ORF-Sendung "Orientierung" vom 26.09.2010:
Orientierung: Die Weihe von Frauen, der Pflichtzölibat für Priester oder der Umgang mit Geschiedenen, Wiederverheirateten - wie will der neue Bischof von Eisenstadt mit den bekannten heißen kirchenpolitischen Eisen umgehen?
Zsifkovics: „Da bin ich auch wirklich ein typischer Burgenländer. Wir wissen, das Aufgekochtes nicht immer geniesslich ist und es ist selten, dass etwas besser wird je öfter man es aufkocht, außer das Gulasch. Und ich denke ich möchte hier auch wirklich diesen klaren Weg auch der Kirche gehen.
Es gibt auch eine Lehre der Kirche dazu und als Bischof – und das verspreche ich auch bei der Bischofsweihe – dass ich auch mit dieser Lehre der Kirche einverstanden bin und dass ich sie auch zu lehren, zu schützen und auch zu verteidigen habe und deshalb sehe ich hier überhaupt keinen Widerspruch.“
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Kirchenreform: Fürnsinn fordert "mutige Schritte"
Vorsitzender
der Männerorden in Österreich: Evangelium allen verkünden, nicht bloß
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hin gegründet
In der Kirche in Österreich müssten "mutigere Schritte
gesetzt werden, um eine andere Entwicklung herbeizuführen". Das betont
Propst Maximilian Fürnsinn, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der
männlichen Ordensgemeinschaften, in der Novemberausgabe des Magazins
"inpuncto", das den österreichischen Kirchenzeitungen beigelegt ist. In
der Kirche seien manche Reformen überfällig, dazu brauche es aber den
Dialog, so Fürnsinn: "Aber der findet kaum statt, nicht zwischen den
unterschiedlichen Positionen und nicht zwischen 'oben' und 'unten'."
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