Am 16. Februar hielt Pater Ivan Jélic den letzten Gottesdienst in Großwarasdorf. Die Absetzung des Pfarrmoderators schlägt in der rund 1400-Seelen-Gemeinde heute noch immer hohe Wellen.Die 82-jährige Emma Karall – sie ist "seit Jahrzehnten Vorbeterin" in der Kirche – ist verärgert: "Pater Jélic war ein guter Pfarrer und beliebt. Er musste ohne Angabe von Gründen gehen. Jetzt kommt nur mehr ein Viertel der Gläubigen in die Messe."
Dass sie den einstigen Pfarrmoderator weiterhin in ihre Fürbitten einschließe, stoße laut Karalls Ansicht nach auf wenig Verständnis beim neuen Pfarrer Božidar Blažević. "Er hat mir gedroht, dass der Bischof mich exkommunizieren werde, wenn ich weiterhin Fürbitten für Pater Jélic mache und dass mich die Polizei abführen wird." An ihren Gepflogenheiten will die 82-Jährige aber nichts ändern.
Pfarrer Blažević konnte auf Anfrage zu der Causa telefonisch nichts sagen, er befinde sich derzeit im Ausland.
Von Seiten der Diözese wollte man zu der Angelegenheit nichts sagen, da der aktuelle Fall nicht bekannt sei. Bischof Ägidius Zsifkovics habe jedenfalls "noch nie jemandem eine Exkommunikation angedroht". Exkommunikationen von Seiten der Kirche kämen zudem selten vor, wie der Sprecher der Diözese, der Religionsrechtsexperte Dominik Orieschnig, erklärt. Im übrigen könne "von dem behaupteten Rückgang der Kirchenbesucher keine Rede sein, der neue Franziskanerpater ist bei den Gläubigen sehr beliebt und wird gut angenommen", so Orieschnig.
Auch Stefan Bantsich von der Initiative "Pfarrer Jélic muss zurück" macht seinem Ärger Luft. Das von Bischof Ägidius Zsifkovics im März in Aussicht gestellte "klärende Gespräch im Beisein von Pater Jélic" habe noch nicht stattgefunden, obwohl man darum gebeten habe, so der Nebersdorfer.
Treuhandkonto
Eine Gläubigerinitiative "Die Wahrheit für die Pfarren Großwarasdorf/Nebersdorf", der auch Bantsich angehört, hat nun ein Treuhandkonto bei einem Oberpullendorfer Rechtsanwalt eingerichtet. Auf das Konto sollen Gläubige ihren Kirchenbeitrag "bis zur Klärung der gestellten Fragen" einzahlen.
Das Konto nutzen will auch Anna Rozsenich. Seit Pater Jélic" Abberufung hat sie die Sonntagsmesse nicht mehr besucht. "Ich war bei einer Andacht in Eisenstadt und wollte mit dem Bischof über den Pfarrer sprechen, aber er hat abgeblockt", sagt Roszenich.
Im Bischofshof kann man den Aufruhr nicht verstehen: "Das hat mit Glauben nichts mehr zu tun, sondern hier wird offensichtlich der kirchliche Raum zur Spielwiese persönlicher Sympathien gemacht und die Gläubigen zur Zwangssympathie mit Jelic verdonnert."
Verwarnung für Pater
Ein Gespräch mit dem Bischof und Pater Jélic scheint wenig wahrscheinlich. Der Pater, so heißt es aus dem Bischofshof, habe nach seiner Rückkehr "mehrmals sein Ordenshaus und die Ordensprovinz ohne die Erlaubnis seines Oberen verlassen". Jélic habe damit aus "kirchen- und ordensrechtlicher Sicht einen schwerwiegenden Disziplinarfall geschaffen". Der Pater sei dafür von seinem eigenen Orden mehrfach kanonisch verwarnt wurden. "Pater Jélic ist es verboten, sich im Jurisdiktionsbereich der Diözese Eisenstadt aufzuhalten. Deshalb wurde das von Bischof Zsifkovics ursprünglich in Aussicht gestellte Gespräch endgültig abgesagt."Für die Diözese ist die Causa Jélic erledigt, für die Initiative aus Großwarasdorf ist der Fall "noch lange nicht passé".
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Die Plattform „Wir sind Kirche“ bietet in Zusammenarbeit mit einem Treuhänder das Treuhand-Konto „Esperanza“ an. Nähere Infos und Formulare hier >>
2 Kommentare:
Kann jemand von den Großwarasdorfern sagen, wo sich Pater Jélic befindet? Ist er in den Orden nach Kroatien zurück gekehrt?
Und was ist aus den beiden Schwestern geworden?
Eigentlich wäre interessant noch mehr über das Treuhandkonto zu erfahren. Unsere Freunde und wir erwägen ähnliches. Nur mit diesem Druckmittel kann man seinen Frust abbauen. (Leider aus Liebe zur Kirche), Bitte um Informationen. DANKE
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