Dienstag, 4. August 2015

Bozner Diözesansynode: Laien sollen Pfarren leiten

Was mit dem "Dialog für das Burgenland" in unserer Diözese bereits vor Jahrzehnten initiiert und seit der Ära Zsvitkovics auf Eis gelegt wurde, wird derzeit in der Diözese Brixen-Bozen synodal behandelt. Ein nachahmenswertes pastorales Projekt!

Bozner Diözesansynode: Laien sollen Pfarren leiten

Bozen-Brixen (KAP) Die Diözesansynode der Diözese Brixen-Bozen sieht in der stärkeren Mitwirkung ehrenamtlicher Laien bei der Leitung von Pfarrgemeinden einen der strukturellen Schlüssel für eine auch künftig lebendige Kirche vor Ort. Statt mit Blick auf den wachsenden Priestermangel die Anzahl von Pfarren drastisch zu reduzieren, sollen auf diese Weise alle Pfarren, "die sich als lebendig und funktionsfähig erweisen, erhalten bleiben", wird in einem von den Synodalen erarbeiteten und von Bischof Ivo Muser bestätigten Visionspapier zum Thema "Struktur" festgehalten, das seit dieser Woche auf der Website der Südtiroler Diözese abrufbar ist. "Die einzelnen Pfarreien und Kirchengemeinden werden von einem Priester oder von Laien geleitet", heißt es darin wörtlich.

Gleichzeitig soll der Weg einer Zusammenarbeit der Pfarren in Form von aus mehreren Pfarren gebildeten "Seelsorgeeinheiten" weiterentwickelt werden. Pro Einheit soll jeweils ein "Seelsorgeteam" aus hauptamtlichen Laien, Diakonen und Priestern die pastorale Begleitung, Schulung, Unterstützung und Koordination der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Pfarren und Kirchengemeinden sicherstellen.

Die künftige Organisationsstruktur ist eines der zentralen Themen der seit rund zwei Jahren laufenden Südtiroler Diözesansynode. In der Diözese Bozen-Brixen gibt es bei rund 500.000 Einwohnern aktuell 281 Pfarren. Prognosen zeigen, dass für ihre seelsorgliche Betreuung in 20 Jahren nur noch rund 70 aktive Priester zur Verfügung stehen werden. Kirche müsse aber vor Ort verankert und "in den verschiedenen Lebensbereichen der Menschen erfahrbar" sein, wird in dem Papier betont. Kirchliche Strukturen erfüllten ihren Zweck "dort, wo Begegnung stattfindet".

Neuordnung wegen Priestermangel "unumgänglich"

Vor diesem Hintergrund sei eine Neuordnung der Pfarren "unumgänglich", heißt es in dem Synodendokument weiter. Pfarren hätten dann eine Zukunft, "wenn sich genügend Laien oder Diakone finden, die das kirchliche Leben auch ohne die ständige Verfügbarkeit eines Priesters mittragen, leiten und die Grundvollzüge des Gemeindelebens, d.h. der Liturgie, der tätigen Nächstenliebe und der Verkündigung, gewährleisten". Nur wo dies nicht der Fall sei, sollten Pfarren zusammengelegt werden, wobei davon betroffene, zuvor selbstständige Pfarren, auch künftig unter dem Titel "Kirchengemeinde" "selbstständige, pastorale Orte" bleiben sollen.

Mit der Forcierung der Leitung von Pfarren durch Ehrenamtliche "formuliert die Diözesansynode ein Zukunftsbild, welches das geltende Zivil- und Kirchenrecht nach vorne interpretiert und weiterentwickelt", verweist die diözesane Pressestelle in einer Aussendung darauf, dass die Leitung einer Pfarre durch Laien im Kirchenrecht als Ausnahmeregelung in Form der Mitwirkung in der Leitung vorgesehen ist. Diese "könnte sich durch die Synode vor allem in den kleineren Pfarren zum Regelfall entwickeln", heißt es in der Aussendung.
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Synode: Visionen zu Strukturen und Personal
Die Kirche bleibt im Dorf: aber wie?
Wie reagieren auf den gravierenden Priestermangel? Welche Gestalt wird die christliche Gemeinde vor Ort, im Dorf oder in der Stadt haben? Wer sind die Priester, Ordensleute und Laienmitarbeiter in der zukünftigen Kirche Südtirols? Diesen Zukunftsfragen der Kirche in Südtirol stellen sich die beiden Visionspapiere zu den Themen 7 und 10, die heute auf der Webseite der Diözesansynode veröffentlicht wurden.
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