Montag, 31. August 2015

Duisburg: Katholische Kirchengemeinde verzichtet auf Pfarrer

Die katholische Kirchengemeinde St. Barbara in Duisburg wird sich mit Erlaubnis des Essener Bischofs künftig selbst verwalten - ohne eigenen Priester. So soll die Kirche eine Zukunft haben, obwohl sie eigentlich vor der Schließung stand.

In Duisburg beschreitet eine katholische Kirchengemeinde Neuland: In Zukunft verwalten sich die knapp 3000 Mitglieder von St. Barbara mit Genehmigung des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck selbst. Die eigentlich zum Abriss vorgesehene Kirche wird auch keinen eigenen Pfarrer mehr haben.

Gottesdienste, Kinder-, Frauen-, Küster- und Seniorenarbeit übernehmen Ehrenamtliche, finanziert wird die Gemeinde durch Spenden. Als "Konzept für eine ortsbezogene Weiterentwicklung der Kirche", so Overbeck, könnte das Projekt Schule machen.

Auf der Webseite des Fördervereins der Gemeinde heißt es zu dem Konzept, man wolle "das religiöse, karitative, gesellschaftliche und kulturelle Leben der Gemeinde auch ohne die bisher vertrauten Strukturen und Institutionen nach der Fusion erhalten".
Quelle: Spiegel-Online >>


St. Barbara ist gerettet
Nach dem Vorbild von Poitiers hat Duisburger Kirche in Laienregie Bestand

Duisburg. „Wir hoffen, dass unser Pilotprojekt zur Seelsorge rund um die eigentlich zur Schließung vorgesehene Barbarakirche wirklich angenommen wird.“ Es sind zwei Frauen, selbstbewusste kfd-Aktive, die für viele in der fast 3000 Katholiken zählenden früheren Barbarapfarrei, Röttgersbach, sprechen. Am Revers tragen sie beim Oktoberfest im Gemeindezentrum in Duisburgs Norden Buttons: „Frauen.Macht.Zukunft“. Doch Christa Wegner und ihre Kollegin Elisabeth Jakubowski (75) vom kfd-Führungsteam sind alles andere als Rebellinnen. Mit ihrer kfd sind sie an diesem Samstag dem 160 Mitglieder starken Förderverein St. Barbara beigetreten, der jetzt von zusätzlich 90 Mitgliedern unterstützt wird.

Die Frauen, der Förderverein St. Barbara und der Gemeinderat treiben in der nur noch bis 2015 bestehenden alten Barbara-Gemeinde voran, was im Bistum Essen einzigartig ist und erst in der Folge von heftigsten Protesten gegen Kirchenschließungen im Norden der Stadt (Januar 2012) entstand: das nach dem Vorbild der französischen Kirche von Poitiers als „Vier-Säulen-Modell“ entwickelte Pastoralkonzept für die Sicherung des Lebens in St. Barbara. Zum Oktoberfest des Fördervereins bestätigte auch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck das Konzept in einem Brief an alle Katholiken von St. Barbara.

Die Konsequenzen: St. Barbara kann in Laienregie und ohne den Zufluss von Bistumsmitteln Bestand haben. In der Pastoral des Vier-Säulen-Modells sollen Nicht-Geweihte entscheidende Verantwortung für die Säulen Liturgie, Diakonie, Verkündigung und Gemeinschaft (Koinonia) tragen. In der Konsequenz solcher Laien-Verantwortung wird es wohl ab 2016 in St. Barbara keinen letztverantwortlichen Priester mehr geben. Für Messen und die Sakramentenspendung werden andere Geistliche an die Fahrner Straße kommen. Wortgottesdienste, Seelsorge, Caritas- und Weltkirchenarbeit sowie Frauen-, Senioren- oder Kinderpastoral tragen die Laien selbst.

Am Rand des Oktoberfestes erklärten Ute Straterhoff (Gemeinderat), Angelika Hoffmann (Förderverein) und der seit 2008 in Fahrn aktive Seelsorger Pastor Thomas Pulger (44) vieles über die seit dem „Protestjahr“ 2012 am Runden Tisch der drei Gemeinschaften und Gremien entwickelte Arbeit in St. Barbara im Kontext der Pfarrei St. Norbert. „Zu den vier Säulen“, sagt Hoffmann, „ist in St. Barbara eine fünfte notwendig, die „wirtschaftliche Sicherung der Pastoral“. Und Pulger sowie Stratmann berichten, dass Teams von jeweils fünf ehrenamtlich tätigen Laien ab sofort und nach dem Projektstart 2015/16 für die Arbeit an jeder der fünf Säulen gerade stehen.
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