Herr Quirinus wird zum Diakon geweiht
Neuss. Der Neusser Carsten Greiwe verließ vor zehn Jahren seine Heimat und trat in Österreich in ein Kloster ein. Er wollte Priester werden und hat dieses Ziel fast erreicht. Der Diakonen- soll im September die Priesterweihe folgen.
Carsten Greiwe ist entlassen worden. Ganz förmlich und mit seinem Segen hat Klaus Küng, Bischof der niederösterreichischen Diözese St. Pölten, den gebürtigen Neusser aus dem Laienstand entlassen und damit den Weg zur Priesterweihe frei gemacht. Bevor der Augustinerchorherr, der in seinem Orden den Namen Quirinus wählte, Mitte September diese Weihen empfängt, wird für ihn schon dieser Sonn- zu einem besonderen Festtag. Herr Quirinus (47) wird zum Diakon geweiht.
Die Feier wird in der Pfarrkirche St. Paul in Krems stattfinden. Das ist insofern ungewöhnlich, weil St. Paul keine der Kirchen ist, die zum Stift im "Mostviertel" gehören. Aber es passt zu Herrn Quirinus. "Die Menschen hier haben mich sehr nett dazu eingeladen", sagt er knapp. So reist Weihbischof Leichtfried am Sonntag dem Neusser "hinterher". Nach Krems an der Donau, wo der Weihekandidat sein Pastoraljahr antrat, nachdem er im vergangenen Jahr in Wien sein Theologie-Studium mit Auszeichnung bestanden hatte.
Auf den Priesterberuf bereitet sich Greiwe vor, seit er am 8. August 2006 ein Flugzeug bestieg, das ihn nach Österreich brachte. Das Stift Klosterneuburg hatte er sich nach langem Abwägen als geistliche und weltliche Heimat ausgesucht. Und es war für ihn eine mehr als erfreuliche Nebenerscheinung, dass dort auch ein hervorragender Roter gekeltert wird. Mit den ersten Gelübden wechselte er ins Stift Herzogenburg. Dessen Propst wird ihm im September - nach dem Pastoraljahr - eine neue Aufgabe zuweisen. Vermutlich wird er sie in einer der 14 Pfarren finden, die zum Stift gehören.
Den Weg ins Kloster fand Greiwe als Spätberufener. Nach dem Abitur am Gymnasium Norf, das er als Klassenkamerad von Bürgermeister Reiner Breuer ablegte, studierte er Jura - bis er sein Talent zum Schreiben erkannte und als Volontär zur Neuß-Grevenbroicher Zeitung kam. Danach war er Büroleiter des Mönchengladbacher Bundestagsabgeordneten Günter Krings (CDU).
Greiwe selbst gehörte dieser Partei ebenfalls an, für die er auch im Stadtrat wirkte. Mit dem neuen, dem geistlichen Stand fand er eine solche Parteizugehörigkeit aber nicht mehr angemessen. Auch andere Mitgliedschaften beendete er, bevor er in den Flieger nach Wien stieg. Sogar der Kardinal-Frings-Gesellschaft, mit der er 2001 dem Neusser Ehrenbürger am Quirinus-Münster ein Denkmal setzen konnte, kündigte er die Mitgliedschaft. Nur aus dem Neusser Eifelverein auszutreten, in dessen Musikgruppe er schon als Junge mit seiner Großmutter gegangen war, brachte er nicht übers Herz.
Als neuer Diakon wird Herr Quirinus in Krems Kinder taufen, Christenmenschen beerdigen und verheiraten. Seine allererste Hochzeit aber wird er am 21. Mai begleiten, wenn Simon Hopf, ein Freund und Kollege aus NGZ-Zeiten, in St. Quirin seine Jasmin heiratet. Beide werden auch zu der kleinen Gruppe Neusser "Schlachtenbummler" gehören, die Sonntag zur Weihe nach Krems reisen.
Als Diakon darf Greiwe aber auch predigen und darauf, so versichert er, "freue ich mich total". Auch wenn er andere Töne wird anschlagen müssen, als er es in den Jahren durfte, als er Sitzungspräsident der BKG der Heimatfreunde war.
Bei seiner Heimatprimiz, die Herr Quirinus am 23. Oktober in der Neusser Marienkirche feiern wird, muss er aber anderen das Wort überlassen. Dann wird der Kölner Dom- und Stadtdechant Robert Kleine predigen. Ein Zugkamerad aus der Zeit als beide - heute Grenadier beziehungsweise Scheibenschütze - noch bei der Gilde mitmarschierten.
So etwas kennt man in Greiwes neuer Heimat ebenso wenig wie den rheinischen Karneval. Aber auch wenn ihm an solchen Tagen die Mentalitätsunterschiede deutlich machen, dass er 1000 Kilometer weit entfernt von Neuss lebt, betont der Seelsorger doch immer und gerne: "Ich habe echt große Freude daran, bei diesen Leuten zu sein."
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