Zum 50-Jährigen einer Debatte: Viri probati
Über die Weihe von „Viri probati“ zu sprechen ist alles andere als neu. 1970 schrieb Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedixt XVI. im Blick auf die Kirche im Jahre 2000: „Die Kirche der Zukunft wird [...] auch gewisse neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen“ (J. Ratzinger, Glaube und Zukunft, München 1970, S. 123). Die Frage, ob man nicht – ohne Aufhebung der sonst geltenden Zölibatsverpflichtung auch verheiratete, „bewährte“ Männer zu Priestern weihen könnte, war schon vor einem halben Jahrhundert drängend und blieb doch wie andere Fragen seit über 50 Jahren unbeantwortet.
Anzeiger für die Seelsorge 6/2021 >>
Zum Thema:
Die Müdigkeit im Kirchenvolk und in der Bischofskonferenz überwindenWenige Tage nach Pfingsten vor zehn Jahren hat der „Aufruf zum Ungehorsam“ der Pfarrerinitiative um Helmut Schüller für großes Aufsehen gesorgt. Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner erläutert, was von dem bis dahin einzigartigen Gang von Pfarrern an die Öffentlichkeit geblieben ist.
Ist der Pfarrer-Initiative etwas gelungen oder war es ein kompletter Fehlschlag?
Zulehner: Die Pfarrerinitiative hat Schwung in anstehende Fragen gebracht. Zum Beispiel, dass Gemeinden personae probatae, das heißt, bewährte, verheiratete Männer und Frauen, für den priesterlichen Dienst wählen sollen, die der Bischof in ein Team weiht. Wenn sich Gemeinden entwickeln und diese selbst Leitungspersonen finden, beginnt etwas von der künftigen Kirchengestalt.
Darum haben alle sehr auf die Amazoniensynode gehofft …
Zulehner: Papst Franziskus ist der Überzeugung, dass die Frage
von der Öffnung des Weiheamtes auf der weltkirchlichen Ebene noch nicht
reif für eine Lösung war. Man muss das Dokument genau lesen: Er hat
entschieden, nicht zu entscheiden, und die Frage zurück nach Amazonien
gegeben.
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