Sein "Aufruf zum Ungehorsam" sorgt für Unruhe in Deutschland. Wer ist dieser Mann: Landpfarrer oder Luther-Nachfolger?
Probstdorf, eine Gemeinde im Marchfeld, die kaum über die Grenzen des Bezirks Gänserndorf hinaus bekannt wäre. Hätte sie einen anderen Pfarrer. Schon an der Ortseinfahrt sieht man Pfarrer Schüller auf einem Transparent: "Helmut, wir unterstützen euren Ungehorsam!" Darauf angesprochen, antwortet er später, als wir im Schatten alter Bäume im Garten des Pfarrhofs sitzen: "Ja, die Aktionsgruppe hat zugeschlagen" – mit einem eigenen Lächeln aus Stolz und Verlegenheit.
Im Pfarrhof rufen derzeit deutsche Reporter an und wollen den "Priesterrebellen" sprechen. Seit der Spiegel auf eineinhalb Seiten berichtet hat, Schüller werde beim Deutschen Katholikentag auftreten, nimmt die Aufregung kein Ende. Boulevardmedien schrieben sogar von einem "Einreiseverbot" für Schüller. Der lächelt nur milde und erklärt, dass er kommenden Donnerstag nach der Probstdorfer Erstkommunion nach Deutschland reisen werde: "Am Freitag besuche ich den Katholikentag und für Samstag ist eine Veranstaltung geplant, bei der ich über unsere Aktivitäten als Pfarrerinitiative sprechen soll." Im Alternativprogramm zum Katholikentag, wohlgemerkt.
Pünktlich zur Sonntagsmesse ist er daheim.
KURIER: "Monsignore" – ist das noch die korrekte Anrede? Sie haben ja angekündigt, dem Papst Ihr Ernennungsdekret zurückzuzuschicken.
Helmut Schüller: Damit warte ich noch ein bisschen. Ich schaue mir erst an, ob in der Kirche doch noch Bewegung zustande kommt.
In Deutschland bewegen Sie dieser Tage heftig: Ihr geplanter Auftritt am Rande des Deutschen Katholikentags sorgt für Aufregung.
Ich bin eingeladen, über die Aktivitäten der Pfarrerinitiative zu berichten. Wen das aufregen soll, weiß ich nicht. Mich regt es nicht auf.
Sind Sie wirklich so cool?
Naja ... diese ganze Dramatisierung hat doch damit zu tun, dass es ein Tauziehen um die Zukunftsrichtung der Kirche gibt.
Tauziehen? Sie und Ihre Mitstreiter werden eher als Aufständische betrachtet.
Wir haben ein System, in dem es keine geordnete Einflussnahme auf Entscheidungen gibt. Da muss es zum Aufbegehren kommen.
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