Als ich klein war,
wurde ich in ein Laufställchen gesetzt,
zwei mal zwei Meter.
Im Kindergarten musste
ich ein Schürzchen tragen
und durfte keine fiesen Wörter sagen.
Im Internat gab es keinen Tanzkurs,
Mädchen hätten nur abgelenkt vom Lernen.
Im bischöflichen Konvikt
gab es dreimal pro Semester abends Ausgang.
Was es donnerstags zu essen gab,
stand genauso fest wie Zeiten
für Studium und Gebet.
Und Gott war der Herr und Garant
und Kontrolleur dieser Ordnung.
Wir waren brav und gehorsam.
Später erst habe ich gelernt,
dass all diese Systeme
von Menschen gemacht sind.
Dass alles auch anders sein kann.
Dass außerhalb dieses Gartenzauns
die Welt viel weiter und bunter ist.
Und vor allem,
dass Gott den aufrechten Gang will
und uns Menschen zur Freiheit berufen hat.
Wir müssen nicht warten,
dass einer sie uns gibt.
Wir müssen sie uns nehmen.
Ich bin so frei!
Hermann J. Coenen, Freiheit, die ich meine,
Patmos-Verlag, Düsseldorf, 1995, 9.
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