Die letzten großen Änderungen habe es vor 40 Jahren gegeben, sagte der
Erzbischof von Wien am Rande der Bischofskonferenz in Mariazell. Aber auch in
seiner Diözesankurie ortet er Reformbedarf. In Papst Franziskus sieht er einen
Hoffnungsträger.
Kardinal Christoph Schönborn sieht Reformbedarf in der römischen Kurie. Die
letzten großen Änderungen habe es vor 40 Jahren gegeben, sagte der Erzbischof
von Wien im Interview mit der APA am Rande der Vollversammlung der
Bischofskonferenz in Mariazell - "das bedarf eines neuen Blicks". Im Verhältnis
zu kirchenkritischen Organisationen sieht er mittlerweile Entspannung, in Papst
Franziskus sieht er einen Hoffnungsträger, dessen angebliche Aussagen über
Seilschaften will er nicht kommentieren. Aber: "Die Grundstimmung in der Kirche
hat sich wirklich zum Guten gewendet."
Hoffnungsträger Papst
"Wenn die Fiaker am Stephansplatz ein Indikator für die Meinung der Menschen
in unserem Land sind, dann ist dieser Papst sehr beliebt", sieht Schönborn die
römisch-katholische Kirche auf gutem Weg. Besonders dessen "ungewohnter
Lebensstil" hat den Wiener Erzbischof "sehr positiv" und "sehr hoffnungsvoll"
gestimmt. Schönborn goutiert vor allem, dass der neue Pontifex das Thema Armut
als Schwerpunkt ausgegeben hat. Dass dieses Thema auch in Österreich sehr
präsent sei, zeige die Caritas, die "vielleicht zu den stärksten
Wachstumsbereichen in der katholischen Kirche gehört".
Zu den kolportierten Aussagen des neuen Heiligen Vaters über eine angebliche
"Schwulen-Lobby" kann Schönborn nichts sagen. "Es ist nicht sehr korrekt, dass
aus einem persönlichen und offensichtlich vertraulich gedachten Gespräch Dinge
an die Öffentlichkeit gebracht werden." Dass es aber Bedarf nach einer
strukturellen Kurienreform gebe, sei bereits in den Vorbereitungsbegegnungen vor
dem Konklave - insbesondere von Kurienkardinälen - angesprochen worden. Die
letzten diesbezüglichen Änderungen gingen auf Papst Paul VI. zurück -
"inzwischen sind über 40 Jahre vergangen".
Überall Reformbedarf
Reformbedarf sieht Schönborn allerdings überall, betont er. "Als
Verantwortlicher einer nicht ganz kleinen Diözesankurie bin ich sehr vorsichtig
mit Kritik an der römischen Kurie. Wir haben auch bei uns Reformbedarf und der
beginnt erst einmal beim Bischof selbst."
"Das Thema Karrierismus und Seilschaften wird natürlich immer angesprochen",
so Schönborn. "Da bin ich als Außenstehender nicht mehr informiert als, ich
vermute, viele andere." Es sei zudem "müßig, hier Spekulationen anzustellen, die
einen Generalverdacht verbreiten." Denn: "In der römischen Kurie sind genauso
Menschen, wie in jeder menschlichen Institution. Dass sie natürlich ein hohes
christliches Lebensideal haben, macht die Kontraste, wenn dieses Ideal nicht
eingehalten wird, besonders schmerzlich." Allerdings sei dies nicht
schmerzlicher, als etwa Korruptionsfälle "in unserem Land, in unseren
Institutionen".
Das Verhältnis zu kritischen Organisationen, wie etwa der Laieninitiative und
der Pfarrerinitiative, sieht Schönborn mittlerweile entspannter als noch vor
Monaten. Es gebe "immer wieder Gespräche", erst vor kurzem habe in Mariazell die
Pastoralkommission getagt, "und das Gespräch soll sehr gut gewesen sein, höre
ich". Dennoch empfiehlt der Kardinal manchen Vertretern, sich an den neuen
Heiligen Vater zu halten. "Ich denke, dieser erfrischende Geist, das Humorvolle
und zugleich Herausfordernde von Papst Franziskus, tut uns allen gut. Er
versteht es in unglaublicher Weise, die Radikalität des Christlichen mit der
Fröhlichkeit des Christlichen zu verbinden. Denn: "Manchmal habe ich den
Eindruck, wir sind so griesgrämig, so grimmig und so freudlos."
Erfreut ist Schönborn über die Akzeptanz, welche dem neuen Bischof von
Feldkirch, Benno Elbs, entgegengebracht werde. "Es ist etwas Schönes, wenn ein
Bischof unter diesen Vorzeichen seinen Dienst beginnen kann." Zu den noch
ausstehenden Besetzungen weiß auch der Kardinal laut eigener Aussage nichts.
"Ich vermute, dass Salzburg etwas schwieriger wird als Graz", spricht er den in
der Erzdiözese speziellen Bestellmodus an. Da wie dort würden allerdings noch
zwei "sehr tüchtige und engagierte" Bischöfe arbeiten, die "durchaus noch
amtsfähig" seien. Vielleicht wünschen sie sich schon einen Nachfolger, aber sie
sind gut im Amt, weswegen es eine nicht so große Dringlichkeit der Nachbesetzung
gebe, wie es in Feldkirch der Fall gewesen sei.
Kleine Zeitung >>
1 Kommentar:
Es ist höchst interessant, wie rasch sich hohe kirchliche Würdenträger nach dem "neuen Wind" aus Rom richten! Armut, Frohsinn, Bescheidenheit sind auf einmal "in"! Und Kurienreform! Na, nun, auch in der Erzdiözese Wien! Und der liebe Herr Bischof Zsifkovics? Er wird wohl der Diözese Eisenstadt erhalten bleiben... Oder er sucht sich neue Gönner...
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