„Heute wird vollendet, was vor über 20 Jahren mit der Ordination von Frauen zu Priesterinnen begonnen hat“, sagte das geistliche Oberhaupt der Kirche, der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Ein ähnlicher Vorstoß war im November 2012 am Widerstand der Laien im Kirchenparlament gescheitert. Ihnen war der Vorschlag nicht weit genug gegangen. Er hatte vorgesehen, dass Priester ein Vetorecht gegen die Ernennung von Frauen ausüben dürfen
Die Kirche von England ist die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft und gilt in England als Staatskirche. Jeder vierte Engländer betrachtet sich als Teil der Kirche, auch wenn es keine formelle Mitgliedschaft gibt. In anderen Teilkirchen der Anglikaner, etwa in Neuseeland und den USA, sind Bischöfinnen seit Jahren üblich.
Starkes Signal an Anglikanische Gemeinschaft
Die Entscheidung gilt als starkes Signal an die anderen Mitglieder der Anglikanischen Gemeinschaft mit ihren weltweit etwa 85 Millionen Gläubigen. Es wird nun damit gerechnet, dass in England noch im laufenden Jahr die ersten Bischöfinnen geweiht werden.
Zu der Frage gab es in York drei Abstimmungen: Die Bischofskammer ließ das Vorhaben mit 37 Jastimmen gegen zwei Neinstimmen bei einer Enthaltung passieren. In der Priesterkammer wurde es mit 162 gegen 25 Stimmen bei vier Enthaltungen angenommen. In der Laienkammer kamen 125 Jastimmen bei 45 Neinstimmen und fünf Enthaltungen zusammen.
Jahrzehntelange Grundsatzdebatte
Der Abstimmung war eine jahrzehntelange, teils erbittert geführte Grundsatzdebatte vorausgegangen. Skeptiker hatten wegen der Frage der Frauen-Ordination sogar einen Bruch der Church of England nicht mehr ausgeschlossen. Welby rief deshalb zur Einigkeit zwischen Befürwortern und Gegnern auf. „Es geht jetzt nicht darum, dass der Sieger alles kriegt, es geht darum als liebevolle Familie weiter gut miteinander auszukommen.“
Die britische Politik begrüßte die Entscheidung vom Montag. Premierminister David Cameron erklärte, er sei für weibliche Bischöfe und beglückwünschte Welby, der die Entscheidung durch seine Führungsqualitäten möglich gemacht habe. Vizepremier Nick Clegg sprach von einem „großen Moment“ für die Kirche von England.
Ein Drittel des anglikanischen Klerus Frauen
Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich. Die Staatskirche hatte sich Anfang der 1990er Jahre mit hauchdünner Mehrheit für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt entschieden. Seitdem spaltet die Frage von Frauen und geistlichem Amt Liberale und Konservative. Immer mehr der anglikanischen Nationalkirchen weltweit lassen Bischöfinnen zu. Allein seit September 2013 folgten Irland, Wales, Südindien und Australien.
Außerhalb Englands gibt es 38 anglikanische Nationalkirchen in 26 Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und - mit wachsender Bedeutung - in mehreren afrikanischen Ländern. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby (58).
religion.ORF.at
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