Montag, 9. Mai 2016

Papst Franziskus erhält Karlspreis

Europa stark machen
Eigentlich nimmt er keine Preise an. Auch früher, bevor er Papst wurde nicht. Für den Karlspreis hat Franziskus aber eine Ausnahme gemacht. Das allein ist ein deutlicher Hinweis. Der Papst hat Europa etwas zu sagen, vor allem jetzt. Und Europa tut das gut, jedenfalls sieht das das Karlspreis-Komitee so und auch Kanzlerin Merkel, die gesamte EU-Spitze und all die anderen Amts- und Würdenträger, die heute hier in der Sala Regia im Vatikan versammelt waren.

Der Papst bekommt den Preis, weil er eine Stimme ist, wie es sie in der politischen Welt kaum noch gibt. Authentisch und überzeugend, selber das lebend, was er verkündet, konsequent und in diesem Sinn nicht politisch manövrierend. Seine Botschaft ist klar, verständlich und eindeutig, gerade mit Blick auf die Mauern, die niemals eine Lösung sein können, auf die Trauer um die im Mittelmeer Umgekommenen, auf die von Wirtschaft, Teilhabe und persönlicher Sicherheit Ausgeschlossenen. Wenige „global Player“ sind da so deutlich und überzeugend wie Papst Franziskus.

Er war in „seinem“ Europa unterwegs, in Albanien, in Sarajevo, auf Lampedusa und Lesbos. Daraus wächst Verantwortung für den Kontinent. Er trägt durch all das, was er sagt und noch vielmehr, wohin er reist und durch seine Begegnungen eine neue Perspektive in die Debatte: Die Peripherie, den Rand, von dem aus alles anders aussieht; eine Perspektive, die Europa selber nicht mehr hat, oder besser: die Europa immer weniger hat, je mehr es sich durch Mauern einzäunen zu müssen glaubt.

Das schmeckt aber längst nicht allen. Auch innerkirchlich ziehen einige in Europa vor, das lieber zu ignorieren, die wachsenden Nationalismen können damit wenig anfangen. Mit der Preisverleihung heute wird aber noch einmal klarer: der Papst und damit seine Perspektive kann in Gesellschaft und Politik wie auch in der innerkirchlich-europäischen Debatte zu den Flüchtlingen nicht ignoriert werden.

Der Karlspreis ist nicht der eine, große, bedeutende Preis Europas, außerhalb von Deutschland ist er noch nicht einmal sehr bekannt. Aber dass sowohl die europäische Politik als auch der Papst diesen Preis nutzen, um in der gegenwärtigen Situation Europa stark zu machen, das macht diesen Preis wichtig.
Ein Kommentar zum Karlspreis von Pater Bernd Hagenkord auf Radio Vatikan >>


Franziskus erhält Karlspreis
Papst fordert Neustart für Europa
Der Papst aus Lateinamerika wünscht sich ein Europa, das integriert, statt ausschließt: Dies machte er in seiner Rede deutlich, die er zur Verleihung des Karlspreises hielt. "Was ist los mit dir, du Verfechterin der Menschenrechte", fragte er.
Tagesschau.de >>


Papst Franziskus hat einen Traum
Der Papst bekommt den Karlspreis und redet Europas Spitzenpolitikern ins Gewissen. Sein Wunsch: Ein Kontinent, auf dem es kein Verbrechen ist, Migrant zu sein.
Zeit-Online >>


Begründung des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen an Seine Heiligkeit Papst Franziskus
Der Internationale Karlspreis zu Aachen


Die Papst-Ansprache im Wortlaut:
Was ist mit dir los, Europa?
Radio Vatikan >>

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