Donnerstag, 12. April 2012

Papst übt Kritik am "Aufruf zum Ungehorsam" - Schüller will mit Papst reden

Kirchenreform: Schüller will zum Papst
Helmut Schüller nimmt nach der päpstlichen Kritik seinen "Aufruf zum Ungehorsam" nicht zurück - er will mit dem Pontifex reden.

Die österreichische Pfarrerinitiative lehnt die Rücknahme ihres "Aufrufs zum Ungehorsam" ab und strebt nun einen Termin bei Papst Benedikt XVI. an. "Wir wollen gerne die Fragen, die der Papst uns stellt, dem Papst beantworten", sagte Obmann Helmut Schüller am Samstag. Der Papst hatte in der Chrisammesse am Gründonnerstag in Rom die Frage gestellt, ob Ungehorsam wirklich ein Weg sein könne, die Kirche zu erneuern.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte die Pfarrerinitiative daraufhin aufgefordert, ihren "Aufruf zum Ungehorsam" zurückzunehmen. "Das Wort Ungehorsam kann so nicht stehen bleiben", so der Wiener Erzbischof im ZIB-2-Interview. Es brauche hier "eine öffentliche Klärung und ich denke, wir müssen sie bald angehen".

Schüller lehnt das allerdings ab. "Wir sehen in diesem Ungehorsam nichts Anstößiges", betont er. Schließlich hätten die Mitglieder der Initiative - rund 400 Priester - bei ihrem Weiheversprechen nicht gelobt, ihr Gewissen künftig nicht mehr zu betätigen. "Ein Gehorsam ohne Gewissen ist ein gefährlicher Gehorsam", sagte Schüller. Außerdem verwies er darauf, dass auch das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirchenreform der 1960er Jahre einleitete, mit einem Akt des Ungehorsams der teilnehmenden Bischöfe begonnen habe, die sich geweigert hätten, vom Vatikan vorbereitete Dokumente zu unterschreiben.
Ausführlicher Beitrag im Kurier >>

»Der Papst hat absolut unangemessen reagiert«
Benedikt XVI. hat in einer Predigt am Gründonnerstag die österreichische Pfarrer-Initiative zum Gehorsam ermahnt. Der katholische Theologe Hermann Häring übt scharfe Kritik am Pontifex
Beitrag in Publik-Forum >>


Eine bemerkenswerte Predigt des Papstes
Papst Benedikt XVI. hat am Gründonnerstag vor im Petersdom versammelten Priestern zur Pfarrerinitiative und damit wohl auch indirekt zu den Reformkräften in der Kirche überhaupt Stellung genommen. Was er dabei sagte, ist bemerkenswert und kann sogar als Ermutigung oder auch Rechtfertigung der Erneuerungsbewegungen verstanden werden!
Kommentar von Herbert Kohlmaier >>


Pfarrerinitiative sieht „Ungehorsam" Schönborns
Wegen des "Ja" der Erzdiözese Wien zu einem homosexuellen Pfarrgemeinderat im Weinviertel dreht die Pfarrerinitiative nun den Spieß um.

Peter Paul Kaspar, vielfacher Buchautor und Vorstandsmitglied der Pfarrer-Initiative, hat nun einen Offenen Brief an Kardinal Schönborn geschrieben, der der „Presse" vorliegt. Darin heißt es unter Bezugnahme auf die Entscheidung für den homosexuellen Pfarrgemeinderat: „Es ist möglich, dass Sie dafür von einer römischen Instanz getadelt werden. Und Sie haben das offensichtlich in Kauf genommen und wollen nun zu Ihrem ,Ungehorsam' stehen." Und weiter: Die Entscheidung sei „ein erfreuliches Beispiel, wie ein Bischof in seinem Amt dem Gewissen gehorcht, obwohl das Kirchenrecht oder die römische Weisung Anderes vorsieht. Wir wollen Ihren ,Ungehorsam' gern als die erfreuliche Selbstverantwortung eines - im wörtlichen Sinn - ,gewissenhaften' Amtsträgers ansehen."
Beitrag in Die Presse >>

2 Kommentare:

Aquilea hat gesagt…

Was möchte denn der liebe Monsignore dem Papst sagen? Dass er in Wirklichkeit in der Kirche gar keine Veränderung haben will? Dass alles so bleiben soll, wie es ist, mit einigen Erleichterungen? Dass der Papst weiterhin Papst sein kann, Bischöfe Bischöfe und die Priester Priester? Dass nachher einige Frauen vorne stehen, die dann genauso gefeiert werden, wie der Monsignore?
Was wird sich in der Kirche verändert haben, wenn die Forderungen erfüllt sind? Werden dann neue Wege eingeschlagen, neue Denkweisen zugelassen, statt Events Gottesdienste gefeiert, das Evangelium in seiner ganzen Bandbreite gepredigt? Wird die Kirche dann der Moderne mehr gerecht werden?
Oder will man weiterhin eine seichte „Kuscheltheologie“ betreiben, im Glauben, dass damit das religiöse Bedürfnis der Katholiken befriedigen kann? Ob man damit alle Fragen des heutigen Menschen ehrlich und offen beantworten kann? Ob all bei jenen, die nach dieser Vorstellung „Religion“ betreiben, die Austrittzahlen sich verringern (oder verringert haben)? Dass dann die Leute auf einmal in die Kirche strömen?
Was ist so viel anders bei Schüller und Gefährten? Einer mittelweile fast 60-jährige Priester, wie er sich auf der Homepage seiner Gemeinde vorstellt, im Messgewand vorwärtsschreitend oder auf Sprung ansetzend? Wenn das die Selbstdarstellung eines Priesters ist, der die Kirche reformieren will, dann ist diese Kirche arm dran … gute Nacht!
Der Papst ist einer – wenn auch in seiner Entwicklung stehengebliebener und rückwärtsgewandter – Theologe, der von seiner Sache überzeugt ist. Wenn Schüller ihn überzeugen will, dann braucht er mehr Hirnschmalz, nicht nur einen Aufruf zu Ungehorsam! Und vor allem eine spirituelle Überzeugungskraft, wie z.B. ein Franziskus!

Anonym hat gesagt…

Wenn der Hl. Geist am Wirken ist, braucht der gute Monsignore Schüller gar nicht mehr viel zu tun, außer eben prophetisches Sprachrohr von Gottes Botschaft zu sein.
Und Gottes Botschaft ist ja: Fürchtet euch nicht! Folgt meiner Stimme in eurem Gewissen! Seid eine lebendige Gemeinschaft, die niemanden ausgrenzt, und wo der Erste der Letzte ist! Amen!
Gerade weil der Papst (angeblich) sooo von SEINER Sache überzeugt ist, wird es Zeit, dass er auch zuhört.