Auferstehung kann auch den Aufstand gegen Machtstrukturen und überholte Traditionen in Kirche und Staat bedeuten.
Das Leiden Christi bedeutet den Christen Trost, Vorbild, Hilfe, Hoffnung, Erlösung und Heil. Es darf ihnen aber nicht um das Leiden um seiner selbst willen, nicht um eine übertriebene Leidens- und (Erb-)Sündenlehre, um Höllenpredigten, um falsche Schuldgefühle gehen, wie es zum Teil noch immer der Fall ist. Es geht um das Leben und nicht um das Leiden.
Die Kirche muss dem Leben dienen. Es sind nicht alle Leiden um des Himmelreiches willen einfach zu ertragen. Wir dürfen uns nicht einfach in unser Schicksal ergeben. Wer aufgibt, hat schon verloren. Es gab und gibt sogar Pathologien und Kriege im Namen des Kreuzes. Es ist pervers, die Gewaltlosigkeit des Kreuzes mit Gewalt, mit „Kreuzzügen“ verteidigen zu wollen.
Wir müssen mit allen gerechten Mitteln einen viel tapfereren Kampf gegen ungerechte und unnotwendige Leiden führen, von welcher Seite diese auch immer kommen mögen. Dennoch gilt: Jeder nehme sein Kreuz auf sich! Aber für viele wird ihre Geschichte eine Passionsgeschichte bleiben. Manche werden – wie Christus am Kreuz – rufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
ANTON KOLB in Die Presse >>
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