Andreas Püttmann |
Mehr als ein Jahr verharrte Bischof Tebartz-van Elst in einer – sogar eidesstattlich bekräftigten – Unwahrheit. Selbst als DER SPIEGEL ihn, für jedermann im Internet einsehbar, überführt hatte, brachte der Kirchenmann nicht die Demut auf, seine Falschaussage einzugestehen. Begleitet durch spitzfindige Entlastungsversuche seiner Anhänger ("Business fliegen heißt ja nicht, auf einem Business-Platz zu sitzen") sowie Solidaritätsadressen und Durchhalteparolen bis in die hohe Kirchenhierarchie hinein, konnte er sich in seiner Haltung auch noch bestärkt fühlen.
Schon dies ist für die katholische Kirche ein moralischer Supergau. Denn Wahrheit, Wahrhaftigkeit und der richtige Umgang mit Schuld gehören zu ihrer Kernkompetenz.
Und der Skandal dauert an: Zwar hat der Bischof, in dem er, so die Staatsanwaltschaft, die Vorwürfe einräumte und eine Geldauflage von 20.000 Euro akzeptierte, eine gerichtliche Verurteilung abwenden können. Doch wo bleibt seine konkrete, zerknirschte Entschuldigung vor seinen Gläubigen und vor der hinters Licht geführten Öffentlichkeit? Wo sein Rücktrittsangebot? Wo die Besinnung seiner im Verteidigungsmodus erstarrten Parteigänger? Einsicht, Reue, Bekenntnis, Buße und das Versprechen der Wiedergutmachung (soweit möglich) sind die Voraussetzungen christlicher Versöhnung. Sie sind nicht erfüllt. Mit dem allgemeinen Zugeben von "Fehlern" ist es nicht getan.
Bis jetzt ist das Eingeständnis der Falschaussage nur ein juristisch-taktischer Zug vor Gericht, während Unterstützer des Bischofs weiterhin Nebelkerzen werfen, ihn als von anderen enttäuschten Mann reinen Gewissens beschreiben, über die "Medienkampagne" lamentieren oder in Internetforen vorschlagen, mit 20 Euro pro Person die 20.000 Euro gemeinsam aufzubringen. So viel moralische Stumpfheit und Wahrheitswurstigkeit von Menschen, die Jesus Christus verkündigen wollen, ist schwer zu ertragen. Die falsche eidesstattliche Erklärung eines Bischofs wird so zum Offenbarungseid eines Milieus, das sich die Bewahrung kirchlicher Lehren auf die Fahnen schreibt, tatsächlich aber wie eine Abrissbirne fortwährend Schläge gegen die Glaubwürdigkeit der Kirche führt.
Tebartz-van Elst: Ein Bischof wird der Lüge überführt - und jetzt?
"Das trifft die Kirche ins Mark"
Das Oberlandesgericht Hamburg hat das Strafverfahren gegen Bischof Tebartz-van Elst vorläufig eingestellt. Damit sei die Sache moralisch nicht aus der Welt, meint der katholische Publizist Andreas Püttmann im domradio.de-Interview >>.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen