Paul M. Zulehner:
Das Domkapitel in Salzburg hat also Weihbischof Lackner zum Erzbischof gewählt. Die Dreier-Liste aus der Bischofskongregation (Chef: der Canadier Quellet) war, so sagen Salzburger Insider, eine “Zumutung”: Lackner-Laun-Wallner. Immerhin, Salzburg ist noch mit einem blauen Auge davongekommen.
Lackner hat sich Bedenkzeit erbeten. Diese Zeit will angeblich Bischof Kapellari verwenden, um Wallner für Graz zu verhindern. Das sollte angeblich der Plan sein: Wenn Lackner in Salzburg zusagt (was er angesichts der Alternativen hoffentlich tut -Bitte, Herr Weihbischof, sagen Sie zu!), wird gleichzeitig Wallner für Graz ernannt.
Es dauert offensichtlich lange – zu lange? – , bis sich der Kurs von Franciscus im kirchlichen Alltagsbusiness durchsetzt. Das ist schade, weil die Ernennung von Bischöfen ein überaus wirksames Mittel ist, die Kirche auf einen neuen Kurs zu bringen, was ja Franciscus offensichtlich will. Österreich hat in der Nach-König-Zeit mit dem “neuen Kirchenkurs” Groer, Krenn, Küng, Laun, Eder nicht gerade gute Erfahrungen gesammelt. Kapellari assoziierte damals die Kartage mit den leidvollen Erfahrungen der Kirche im Land. Kein Wunder, dass er seiner Diözese wieder solche schwere Tage ersparen will.
Kann sich der Papst verlassen, dass seine Zuarbeitenden im Vatikan und in den Nuntiaturen ihn bei der biblischen und franziskusartigen Neuausrichtung der katholischen Weltkirche wirklich unterstützen? Wie kann sichergestellt werden, dass die Kriterien von Franciscus für geeignete Bischöfe (“sie sollen nach der Herde riechen”) auf die künftigen Kandidaten fürs Bischofsamt zutreffen? Besteht nicht doch eine beträchtliche Spannung zwischen der Salzburger Liste und den kirchenpolitischen Visionen von Franciscus? Wer hat diese Personen dem Papst vorgeschlagen?
Solche Fragen drängen sich dem wohlwollend-kritischen Beobachter auf. Der Ruf nach mehr Transparenz und Beteiligung bei der Suche nach Kandidaten für kirchliche Leitungsämter auf allen Ebenen wird in der nächsten Zeit zunehmen. Und das Zu Recht: Denn es ist ein heiliges “Recht” des Volkes Gottes, das auch dieses Mal grob verletzt worden ist. Und wie Rom zur Vorbereitung der Bischofssynode zur Familie die betroffenen Menschen in den Pfarrgemeinden fragen lässt, so wird es eines Tages die Menschen auch fragen, wenn es um die Suche nach einem Kandidaten für das Bischofsamt geht. Im Erzbistum Köln hat sich bereits eine starke Initiative gebildet, die mitsprechen will. Die Kirche in Österreich hätte sich schon viel an Schaden erspart, wäre dies in den letzten Jahrzehnten schon geschehen.
Ich fürchte, dass das so wohltuende Franciscus-Hoch durch solches Vorgehen beschädigt wird. Schade.
Quelle: Blog zu Welt und Kirche von Paul M. Zulehner >>
Bischofswahl in Salzburg: Heftige Kritik an Dreierliste
Fehlende Transparenz bei der Bischofswahl in Salzburg und ein offensichtlich konservativer Dreiervorschlag aus Rom erhitzen die Gemüter. Für einige Laien in der Erzdiözese ist diese Vorgehensweise ein Schlag ins Gesicht.
Salzburger Nachrichten >>
Unheiliger Rest aus dem alten Rom
Salzburgs Katholiken werden mit Franz Lackner gut leben können. Aber die Dreierliste aus Rom war eine Zumutung.
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