Freitag, 9. Juli 2010

Ägidius Zsifkovics wird neuer Bischof von Eisenstadt

ORF Religion, 9.7.2010
Ägidius Zsifkovics neuer Eisenstädter Bischof
Ägidius Zsifkovics (47) ist neuer Bischof der Diözese Eisenstadt. Das wurde am Freitag zeitgleich im päpstlichen Bulletin sowie bei einer Pressekonferenz im Burgenland bekanntgegeben. Der derzeitige Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz und Pfarrer von Wulkaprodersdorf folgt in dieser Funktion Paul Iby, der seinen Rücktritt aus Altersgründen eingereicht hatte.

Mit dem katholischen Grußwort "Gelobt sei Jesus Christus" in vier Sprachen begrüßte der neue Bischof laut "Kathpress" alle Menschen bei seiner Vorstellung am Freitag in Eisenstadt. Allen voran dankte Zsifkovics seinem Vorgänger, Bischof Paul Iby, "für deine unkomplizierte, offenen und sympathische Art, mit der Du deinen Hirtendienst ausgeübt hast und die Freiheit, die du uns, deinen Mitarbeitern, immer gegeben hast". Zsifkovics dankte auch allen Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Pastoralassistenten, Religionslehrern und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Diözesen, den Dekanaten und Pfarreien sowie allen Gläubigen für den treuen Dienst "in dieser für Glaube und Kirche so herausfordernden Zeit". Als langjähriger Pfarrer wisse er "von meiner 'täglichen Arbeit an der Basis', wie unentbehrlich diese Dienste für den Aufbau von Kirche sind und welch kostbares Geschenk uns das Zweite Vatikanische Konzil damit gegeben hat." Er freue sich auf die "Zusammenarbeit mit allen auf Augenhöhe und im Geist der Communio, erbitte mir ihre Mitarbeit, einen Vertrauensvorschuss und ihr Gebet", erklärte der neue Bischof. Seine besondere Aufmerksamkeit und Wegbegleitung gelte seinen ersten Mitarbeitern, den Mitbrüdern im priesterlichen Dienst sowie der Sorge um neue geistliche Berufe. Vertreter der Politik, Kunst, Kultur und Medien rief Zsifkovics auf, "dem Gemeinwohl zu dienen und immer das Gute und Verbindende über alle parteipolitischen und ideologischen Grenzen hinweg stets zu fördern".
"Zusammenleben der Volksgruppen ist Modellcharakter"

Einen Gruß "von Herzen" schickte Zsifkovics auch an die "Schwestern und Brüdern im Glauben" - die evangelischen Christen AB und HB - sowie alle Mitglieder anderer Konfessionen und Religionsgemeinschaften, hier vor allem der jüdischen. Er freue sich "auf eine gute Zusammenarbeit in bewährter pannonischer Art, wo das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird, zum Wohl der uns anvertrauten Menschen". Schließlich schickte Zsifkovics noch Grüße in der jeweiligen Sprache an die kroatische und die ungarische Volksgruppe sowie die Volksgruppe der Roma: "Das Zusammenleben der Volksgruppen in unserem Land ist Modellcharakter für andere in unserer Heimat. Bewahren wir diesen kostbaren Schatz und bauen wir ihn zum Wohle aller aus", appellierte der neue Bischof. Mit seiner Ernennung gebe das kroatische Volk bereits den zweiten Diözesanbischof, erklärte Zsifkovics in seiner Muttersprache an die kroatische Volksgruppe gewandt. Das sei auch Zeichen dafür, "dass der Glaube in unserem Volk lebendig ist, und das unser Volk unsere Ortskirche bedeutend bereichert. Das ist nicht nur eine große Freude und Auszeichnung für unser Volk, sondern auch Verpflichtung und Herausforderung."

Iby: Weg des Dialogs fortsetzen
Bischof Paul Iby hat in einer ersten Stellungnahme Zsifkovics zu seiner Ernennung gratuliert. Es sei für diesen "der Beginn einer neuen, nicht leichten, Aufgabe". Es solle Bischof Zsifkovics "volle Freiheit für sein Wirken zugebilligt werden". Sein Wunsch sei es immer gewesen, so Iby, "dass auch durch meinen Nachfolger der Weg des Dialogs fortgesetzt werden möge. Unser Diözesanjubiläum steht ja unter dem Thema Begegnung und Dialog. Das Wohl der Kirche und der Menschen in unserer Heimat möge die Umsetzung dieses Zieles bestimmen." Die Ernennung des neuen Diözesanbischofs erfolgte nach den in unserer Kirche geltenden Regeln, wobei es für die Diözese Eisenstadt keine Sonderbestimmungen gibt, hielt Iby fest. Seinem Wunsch, die Diözese bis zum Abschluss des Jubiläumsjahres, am 11. November, zu leiten, sei mit der Begründung nicht entsprochen worden, dass es besser wäre, die Änderung mit Beginn des neuen Arbeitsjahres, im September, durchzuführen, so Iby: "Das habe ich zur Kenntnis genommen."

Seit 1999 Generalsekretär der Bischofskonferenz
Ägidius Johann Zsifkovics wurde am 16. April 1963 in Güssing geboren und entstammt einer Arbeiter- und Bauernfamilie. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni in Eisenstadt, von 1987 bis 1988 war er Sekretär des damaligen Bischofs Stefan László, bei dem er bereits das kirchenpolitische Handwerk lernte. Von 1992 bis 1999 war er Ordinariatskanzler. Seit 1996 leitet er zudem das Referat für die pastoralen Belange der kroatischen Volksgruppe und ist Schriftleiter der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik". Trotz all dieser Funktionen ist Zsifkovics seit 1994 auch noch Pfarrer in Wulkaprodersdorf, wo er als äußerst beliebt gilt. Zum Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz wurde Zsifkovics 1999 bestellt. Auch dort kam ihm seine politische Erfahrenheit zugute. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen dort die Kanzlerkonferenz, die Themen Kirche und Gesellschaft sowie Kirche und Staat. Dazu zählt die Erarbeitung von Stellungnahmen zu jenen Gesetzesentwürfen, bei denen die Bischofskonferenz im Rahmen des Begutachtungsverfahrens eingebunden ist. Zsifkovics pflegt unter anderem hervorragenden Kontakt zum Bundeskanzleramt.

Schönborn: "Ein slawischer Bischof"
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, hat die Ernennung von Ägidius Zsifkovics zum neuen Diözesanbischof von Eisenstadt am Freitag in einer von der Erzdiözese Wien veröffentlichten Erklärung begrüßt. Mit Zsifkovics habe Österreich wieder einen "slawischen Bischof", betonte Schönborn. Das sei ein "schöner Bezug auf die österreichische Tradition und zugleich auf die Zukunft im größeren Europa". Er habe, so Schönborn, "in den letzten Jahren - insbesondere in der Vorbereitung und Durchführung des Mitteleuropäischen Katholikentags, aber auch danach - die Begabung von Ägidius Zsifkovics kennen und schätzen gelernt, Brücken zu bauen". Das sei eine wichtige Voraussetzung für das Bischofsamt. Er sei sich sicher, so Schönborn, dass Zsifkovics "nicht nur Brücken über die Grenzen zwischen Nationen, Kulturen, Sprachen schlagen kann, sondern auch zwischen unterschiedlichen Mentalitäten, Auffassungen und Lebensstilen im kirchlichen Bereich".

Ein "gestandener Pfarrer"
Er freue sich besonders, so Schönborn, dass mit Zsifkovics ein "gestandener Pfarrer" zum Bischof ernannt worden ist.
Er sei auch als Generalsekretär der Bischofskonferenz immer Pfarrer von Wulkaprodersdorf geblieben: "Das haben nicht alle gleich verstanden. Aber es ist schon klar, dass er immer Seelsorger bleiben wollte, um 'bei den Leuten' zu sein." Wenn ein Priester vor allem Pfarrer sein wolle, dann sei das ein Hinweis, dass er nicht in erster Linie an "Karriere" denke.

Schönborn weist "völlig unqualifizierte Angriffe" zurück
Ausdrücklich betont Schönborn, dass im Fall des neuen Eisenstädter Bischofs "die bewährte Vorgangsweise bei der Vorbereitung einer Bischofsernennung eingehalten worden" sei. Es habe in den letzten Tagen "auch kritische Stimmen gegeben", so Schönborn in seiner Erklärung. Dabei seien "harte Worte" gefallen, die meisten davon hätten "keinerlei Fundament in der Realität". Mit Entschiedenheit weise er "völlig unqualifizierte Angriffe zurück, wie sie leider auch von Prof. Paul Zulehner und Msgr. Helmut Schüller formuliert worden sind". Solche "'Ferndiagnosen' können das kirchliche Leben nur vergiften", betont Schönborn. Ausdrücklich appelliert der Vorsitzende der Bischofskonferenz an alle, "das elementare Wohlwollen, das wir in der Kirche einander schulden, auch einem neuernannten Bischof zuteil werden zu lassen".

katholisch.at-Dossier
Msgr. Ägidius Zsifkovics wird neuer Bischof der Diözese Eisenstadt
Msgr. Ägidius Zsifkovics (Jahrgang 1963) stammt aus der Diözese Eisenstadt und ist Pfarrer in Wulkaprodersdorf sowie Generalsekretär der Bischofskonferenz. Der Nachfolger von Paul Iby freue sich auf die "Zusammenarbeit mit allen auf Augenhöhe und im Geist der Communio". Kardinal Schönborn: Er ist ein "Mann der Mitte"

Die Presse, 9.7.2010
Zsifkovics, der slawische Bischof
Burgenland: Am Freitag wurde Ägidius Zsifkovics zum Nachfolger von Bischof Paul Iby ernannt. Zsifkovics wird künftig Hirte von mehr als 207.000 Katholiken im Burgenland. Die Diözese umfasst zwölf Dekanate und 171 Pfarren.

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