Dienstag, 28. Juni 2011

Zsifkovics zu Lockenhaus: "Ich will es nicht mehr hören"

Verständnis- und Fassungslosigkeit der Gläubigen wie in Lockenhaus sind schlichtweg die Folgen der seit fast einem Jahr praktizierten Kommunikations- und Dialogverweigerung seitens der Diözesanleitung. Wenn die Menschen über die pastorale Zukunft im Ungewissen gelassen werden, kann Angst entstehen und die Befürchtung, dass es nicht besser wird. Natürlich ist es nicht einfach, jedermann und -frau gerecht zu werden. Aber Geheimniskrämerei bis zur letzten Sekunde und "Befehlsausgaben der Insider-Personalkommission" sind leider auch nur Holzhackermethoden.


Gemeinde kämpft um Pfarrer Angelo

Seit Dezember 2010 ist der Pfarrer in Lockenhaus tätig. Die Diözese will ihn versetzen, die Bevölkerung behalten.
Der Pfarrer sitzt schon in der Kirche", sagt die Mesnerin. Um zehn Uhr beginnt der Kirchgang in Lockenhaus. Pfarrer Clarence Maria Angelo Rajaseelan, der Pfarrer Angelo genannt wird, ist nicht mehr lange für die Lockenhauser Katholiken zuständig. Diese setzen jedoch alle Hebel in Bewegung, damit der Seelsorger bleiben kann. Die Diözese Eisenstadt scheint die Interventionen bisher zu ignorieren.
"Ich liebe die Menschen hier und die Arbeit macht mir große Freude", sagt Angelo, der in Sri Lanka geboren wurde und seit rund zehn Jahren in Österreich ist. Aber wenn Bischof Ägidius Zsifkovics ihn woanders hinschicke, gehe er: "Es ist meine Pflicht." Bleiben würde er trotzdem gerne in der Gemeinde, in der er seit Dezember 2010 seinen Dienst tut, befristet bis September 2011. Bei der Ausschreibung um den Posten als Pfarrer in Lockenhaus sei Angelo jedoch von der Diözese abgelehnt worden.

Verständnislos  
Die Kirchengemeinde versteht diese Entscheidung nicht. Anna und Maria Paller kommen etwas früher zur Messe. "Er ist ein guter Pfarrer und überall dabei und beliebt", erklären die beiden. Außerdem würde er klar und deutlich predigen, "dass es auch alte Menschen verstehen" und sogar die Jungen seien wieder mehr in der Kirche - seinetwegen wird behauptet. Ein regelmäßiger Kirchengeher, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, findet es nicht in Ordnung, dass hier gegen die Bevölkerung entschieden wird. Bei einer Visitation von Bischof Ägidius am Ostermontag sei er in allen fünf Ortsteilen auf Pfarrer Angelo angesprochen worden, mit der Bitte, dass dieser hier bleiben dürfe. "Er will es nicht mehr hören, hat er in zwei Ortsteilen gesagt", erklärt er. Der Pfarrgemeinderat hat bereits eine Unterschriftenaktion gestartet und will sie an die Diözese schicken.

"Immer mehr Bürger bitten mich etwas zu unternehmen", sagt SP-Bürgermeister Werner Brenner. Der Gemeinderat steht geschlossen hinter Pfarrer Angelo. "Ich habe versucht mit dem Bischof zu reden, bekam jedoch keine Antwort und wurde vertröstet", sagt Brenner und ortet "diktatorische Verhältnisse" in der Diözese. In Zeiten wie diesen, wo das Ansehen der Kirche am Boden sei, über die Menschen so hinweg zu entscheiden, sei nicht zielführend. "Wo liegt hier die Weitsicht einer verantwortungsvollen Führung", erklärt Brenner.

Die Kirche ist um kurz nach zehn gut gefüllt. Pfarrer Angelo hält die Messe. In welche Pfarre er ab September wechseln muss, ist unklar. Wer der nächste Geistliche in Lockenhaus wird, steht ebenfalls in den Sternen.

Von der Diözese war - wie so oft - zu diesem Thema niemand erreichbar.
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1 Kommentar:

Schillebeeckx hat gesagt…

So, so, er "will das nicht mehr hören" - und vieles anderes auch nicht.

Sicher - ein Bischof ist kein Übermensch, und kann es nicht allen recht machen, das stimmt schon. Es stimmt aber auch, dass das katholische Hirtenamt in Zeiten wie diesen wenigstens ein Mindestmaß von Dialogkompetenz voraussetzen sollte.

Was bei Herrn Dr. Ägidius Z. allerdings zuviel verlangt sein dürfte. Wer das noch immer nicht wahrhaben möchte, sollte es zumindest jetzt kapieren, dass es sich hier kaum um einen Bischof im Sinne des Zweiten Vatikanums handelt.