Minister Darabos zürnt Bischof Zsifkovics
Die geplante Abberufung des Pfarrers aus der Heimatgemeinde des Verteidigungsministers lässt die Wogen zwischen weltlicher und geistlicher Macht hochgehen
Seit seinem Amtsantritt im vergangenen September sorgt der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics mit seinen Personalentscheidungen immer wieder für Unmut. Jetzt hat sich der katholische Oberhirte mit der geplanten Versetzung des Pfarrers von Nikitsch und Kroatisch Minihof nicht nur den Unmut des Pfarrgemeinderates zugezogen, sondern gar einen Minister gegen sich aufgebracht. "Das ist unchristlich", zeiht Verteidigungsminister Norbert Darabos den Oberhirten der Dialogverweigerung.
Als der SPÖ-Minister aus Kroatisch Minihof von Gerüchten über eine Abwanderung des beliebten Ortspfarrers Marko Jukic (er war für den KURIER nicht erreichbar) ins Südburgenland erfuhr, griff er spontan zum Telefon, um Zsifkovics von seinem Vorhaben abzubringen. Der aus Bosnien stammende Jukic ist seit neun Jahren in der Pfarre und sei überaus beliebt. "Er hat es geschafft, dass die Jungen wieder in die Kirche gehen", lobt der Politiker. "Seit 8. Juli habe ich versucht, Zsifkovics zu erreichen - bis heute hat er mich nicht zurückgerufen", empört sich Darabos, selbst praktizierender Katholik und regelmäßiger Kirchgänger.
Er wolle keine bevorzugte Behandlung, versichert der Minister, aber dass es trotz mehrmaliger Anrufe keinerlei Reaktion des Bischofs gegeben habe, sei "sehr enttäuschend", sagt Darabos, der Zsifkovics aus der gemeinsamen Zeit im kroatischen Volksgruppenbeirat kennt. "Wenn er mir gesagt hätte, das geht mich nichts an, wäre es auch in Ordnung gewesen". Des Politikers Vermutung: Pfarrer Jukic sei dem Bischof "zu fortschrittlich". Es stünde zwar jedem neuen Oberhirten zu, "sein Haus neu zu bestellen", aber "nicht mit Brachialgewalt".
Manöverkritik
Der Minister ist mit seiner Manöverkritik nicht allein: Leo Fischer, seit vier Jahren Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in Nikitsch, versteht die Welt nicht mehr. Auch für den Pfarrgemeinderat habe der Bischof kein offenes Ohr gehabt. "Ich habe aus der kroatischsprachigen Kirchenzeitung von der Abberufung erfahren". Sollte Jukic wirklich nach Neuberg und Güttenbach gehen müssen, würde der siebenköpfige Pfarrgemeinderat umgehend geschlossen zurücktreten, so der 67-jährige Fischer, der auch ankündigt, dass der Pfarrgemeinderat die kircheninterne Geldsammlung am kommenden Sonntag nicht mehr durchführen werde.
Proteste - ob von oben oder unten - die an der Abberufung von Jukic wohl nichts mehr ändern werden. Zwar war Zsifkovics für den KURIER nicht erreichbar - er sei bis Mitte August auf Urlaub und anschließend auf Pilgerreise nach Santiago de Compostela, hieß es aus der diözesanen Pressestelle, aber der für die Belange der kroatischen Volksgruppe zuständige Pater Stefan Vukits verteidigte die Rochaden in einer Handvoll kroatischsprachiger Gemeinden mit Verweis auf den allgemeinen Priestermangel. Der Bischof habe das nicht aus heiterem Himmel, sondern auf Grundlage eines Beschlusses der Personalkommission verfügt. Vukits: "Alle Pfarren müssen seelsorgerisch gleichmäßig versorgt sein."
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3 Kommentare:
Die armen Kroatisch Minihofer und Nikitscher! Ich würde auch protestieren, vor allem bei dem Priester, den sie jetzt bekommen! Vier Ortschaften hat er schon zerstört, jetzt kann er sich weiter austoben. Lasst euch nur nichts gefallen und bleibt vereint als Kirchengemeinschaft!
Hat ein Bischof es nötig, einem kritischen Bundesminister einen Rückruf zu machen?
Anscheinend nicht. Darüber ist er offensichtlich erhaben. Politikerkontakte gibt es offensichtlich sowieso nur bei triumphalen Feiern und bei Schleimreden, mit denen sich Spitzenpersönlichkeiten (?) aus Politik und Kirche gegenseitig einlullen, um wirklich wichtige Anliegen (sowohl der Gesellschaft als auch der Kirche) kümmern sich beide bekanntlich ja kaum.
Schön, dass Minister Darabos ein Zeichen gesetzt hat. Weniger schön, dass er dabei an einen Bischof gekommen ist, der sein Amt kaum im Geiste des Konzils ausführt.
Als Harun al Rashid wieder einmal unerkannt durch die Straßen von Bagdad (recte: Diözese Eisenstadt) wandelte, bemerkte er unter den Gläubigen einige Menschen, die verunsichert, traurig und enttäuscht waren. Er sprach einen von den Vorbeikommenden an und fragte ihn, woher denn die Verunsicherung, Trauer und Enttäuschung käme. Dieser antwortete: „Man hat uns unsere besten und tüchtigsten Imame weggenommen ohne uns zu fragen und andere eingesetzt“
Harun meinte: "Geschähe so etwas in meinem Lande, würde man die obersten Vertreter der Gläubigen fragen, so wie es auch den Ländern Salzburg und Vorarlberg üblich ist, bevor man einen neuen Imam einsetzt.
Da meinte der Gläubige traurig: "Ja, in Eurem Lande, edler Fremdling, vielleicht, aber bei uns in Bagdad!"
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