Bischof Kapellari kritisiert in seinem Hirtenbrief sehr scharf die Kirchenreformer: „Das führt zur Spaltung oder ist schon Spaltung.“ „Hier droht ein Weg in die Sackgasse.“ Damit hat er vollkommen recht, allerdings in eigener Sache. Kapellari und Co. sollen nicht anderen in die Schuhe schieben, woran sie selber schuld sind. Die Spaltung kommt von der Kirchenleitung. Sie verwechselt Ursache und Wirkung. Als dauerhafter Reformverweigerer hat sie die diversen „Initiativen“ dagegen verursacht, die Kirchenkritiker, die die überwältigende Mehrheit der Gläubigen ausmachen, auf den Plan gerufen. Die Mehrheit schließt die Wahrheit nicht aus.
Wer den dringend notwendigen Dialog mit dem Kirchenvolk verweigert, wer auf die sachlichen und fachlichen Einwände der Kritiker nicht eingeht, der soll nicht die Einheit beschwören. Es geht nicht um die Einheit um ihrer selbst willen, nicht um jeden Preis, sondern um die Umsetzung des Evangeliums sowie des Konzils. Wer schweigt, wird mit schuld an den Fehlentwicklungen der Kirche.
Wir brauchen mehr Mut zur Wahrheit, zur Mehrheit, zur Lebensrealität. Die Mutlosigkeit der Amtskirche für Reformen erzeugt den Unmut der Kirchenreformer. Wo bleibt die „Frohe Botschaft“ des Fastenhirtenbriefes? Wo bleiben Einsicht und Reue, gerade zu Ostern, die Voraussetzungen für Vergebung und Auferstehung sind? Hirtenbriefe sollen in Zukunft eine andere Sprache sprechen.
Univ.-Prof. Dr. Anton Kolb, Graz
Dieser Text wurde als Leserbrief an die "Kleine Zeitung" geschickt, dort aber nicht angenommen. Der Autor ist Prälat und ehem. Univ.-Prof. für Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Graz. Näheres über ihn siehe http://www-theol.uni-graz.at/cms/beitrag/10008764/30878/ .
2 Kommentare:
Hier wird wieder behauptet, dass die überwältigende Mehrheit der Gläubigen zu den Kirchenkritikern gehört. Ist das wirklich so? In meinem Freundes und Bekanntenkreis stellt es sich anders dar. Es wird pauschal von dem und für das Kirchenvolk gesprochen, zu dem ich auch gehöre. Meine Position finde ich jedoch nicht wieder. Daher frage ich mich, ob es richtig ist, hier pauschale Aussagen zu treffen. Ich sehe auch nicht, dass der Dialog auf der Leitungsebene verweigert wird. Meine Erfahrung ist es, dass gerade die Reformer - die so gerne in meinem Namen sprechen - mich auf ihren Diskussionsveranstaltungen nicht zu Wort kommen lassen, meine Ansichten als unqualifiziert abgetan werden, ohne sie argumentativ zu wieder legen oder ad homine-Argumente benutzt werden, um Kritiker der Kritiker von der Diskussion auszuschließen. Auch wird die Wissenschaftlichkeit der Reformforderungen immer unterstrichen ohne ihre Postulate für mich ausreichend zu klären oder zu belegen.
Nach meiner Beobachtung sind es gerade Leute aus den theologischen Fakultäten und Laiengremien, die bei solchen Veranstaltungen nicht aus ihrer eingefahrenen Rolle als Lehrer und Vertreter aussteigen können und so reden sie dann häufig eher über mich als mit mir. Dieser schlechte Stil wirkt auf mich eher abstoßend als einladen und erzeugt bei mir auch Unmut.
An B.: Die Papst- und Bischofskritiker behaupten, sie hätten die überwältigende Mehrheit des Kirchenvolkes und vor allem Jesus Christus hinter sich. Besser wäre es, sie hätten Jesus VOR sich (und würden ihm nachfolgen), dann müssten sie nicht das Kirchenvolk für sich vereinnahmen. -
Ubi Petrus, ibi ecclesia (hl. Ambrosius). Somit ist klar, wer die Abweichler sind. Eigentlich sollte das ein Uni-Prof. wissen.
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