Herr Politi, kommt die Synode voran?
Marco Politi: Ganz bestimmt. Diese Synode hat schon ein Erdbeben in der Hierarchie ausgelöst. So etwas hat es seit 50 Jahren nicht gegeben. Papst Franziskus will aus der Synode ein Werkzeug der Kollegialität, der Mitentscheidung machen. Er will keine monarchische, absolutistische Kirche mehr. Er versteht die Synode als konsultatives Instrument, das konkrete Vorschläge macht.
Schon aus der allgemeinen Debatte der ersten Woche sind wichtige Zeichen gekommen und auch wichtige Worte, die man vorher nie gehört hat. In dem offiziellen Dokument nach der generellen Debatte hat man z.B. gesagt, dass die Homosexuellen Gaben und Eigenschaften haben, die sie den christlichen Gemeinschaften anbieten können. Man hat von den Kindern in den homosexuellen Familien gesprochen. Man hat gesagt, dass es positive Elemente auch in Ehen gibt, die nur zivil getraut sind oder auch in den Partnerschaften. Und natürlich hat man gesagt, dass es möglich sein könnte, dass wiederverheiratete Geschiedene - nach einer Zeit der Buße - wieder an der Kommunion teilnehmen dürfen, so wie es z.B. der ehemalige Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, Zollitsch, in Freiburg organisiert hatte.
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Der schwere Weg des Reformers
Rom. Angeführt von Papst Franziskus, signalisieren die katholischen Bischöfe bei der Synode im Vatikan eine Öffnung gegenüber Geschiedenen und Homosexuellen. Doch die Widerstände wachsen.
Der Papst schweigt. Er sitzt da, die Hände auf dem Tisch gefaltet, den Kopf aufgestützt. Franziskus hört zu. Seit bald zwei Wochen beraten die Bischöfe bei der Synode im Vatikan darüber, was die katholische Kirche heute zu Sexualität, Ehe und Familie zu sagen hat. Der Papst sagt kein Wort. Ab und zu macht er eine Notiz und schiebt sie dem Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri zu. Eigentlich muss Franziskus auch gar nichts sagen. Alle ahnen, was er vorhat: Papst Franziskus will eine Kirche, die sich den Menschen öffnet.
Das ist eine unausgesprochene Kriegserklärung an die Tradition. Oder zumindest empfinden es die konservativen Kräfte in der katholischen Kirche als solche, wenn wie jetzt in einem offiziellen Dokument der Kirche Sätze zu lesen sind wie: "Homosexuelle Personen haben Gaben und Qualitäten, die wertvoll für die christliche Gemeinschaft sein können." Diese Worte, auch wenn sie nur im vorläufigen Zwischenbericht der Synode stehen, sind eine Sensation in einer Kirche, die gelebte Homosexualität bislang als Krankheit oder Sünde abtat.
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Kardinal Pell: Barmherzigkeit ja, aber...
Zehn Kardinäle haben schon vor der Synode ausführlich Kritik am Startvortrag von Kardinal Walter Kasper über Ehe- und Familienpastoral geäußert, in der Regel in längeren Aufsätzen. Von diesen zehn Kardinälen nehmen sechs an der derzeitigen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom teil: Es sind die Kardinäle Müller, Burke, Caffarra, Pell, Ouellet und Scola. Gemeinsam ist ihnen wichtig, dass sie an die Unverrückbarkeit der kirchlichen Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe erinnern. Am Donnerstag hielten die Synodenväter eine – den Berichten nach bewegte – Aussprache über die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen. Wir fragten den australischen Kurienkardinal George Pell, wie er diese Aussprache bewertete.
„Aus meiner Sicht war das sehr, sehr ermutigend! Es war eine Atmosphäre des offenen Redens, der Wahrheit, der Vielfalt in der Einheit. Und es war sonnenklar, dass die Lehre der Kirche, die Lehre Jesu absolut fundamental und zentral ist. Natürlich bedeutet das: Barmherzigkeit, aber Barmherzigkeit in der Wahrheit! Die Dokumente aus den Arbeitsgruppen sind wirklich katholisch im besten Sinn des Wortes. Es gibt da Diversität - offensichtlich. Aber da ist auch die radikale Treue zum Evangelium und zu Jesus Christus.“
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Die Zettelchen von Papst Franziskus für Kardinal Baldisseri
41 Synodalen meldeten sich nach Bekanntgabe des Zwischenberichts in der Synodenaula zu Wort, darunter die Kardinäle Pell, Ouellet, Müller, Caffarra, Scola, Dolan, Filoni, Vingt-Trois, Burke, Rylko und alle sprachen sich gegen Kaspers Vorschlag aus, der auch das Wort ergriff.
Erzbischof Gadecki, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz brachte den Unmut unmißverständlich zum Ausdruck.
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