Mittwoch, 21. Januar 2015

Ökologie-Enzyklika soll Mut machen für Klimagipfel in Paris

Papst Franziskus beantwortete auf dem Flug nach Manila ("fliegende Pressekonferenz") vor rund 80 mitreisenden Journalisten acht Fragen, darunter auch zur geplanten Ökologieenzyklika:

Enzyklika zum Thema Ökologie

Zu einem großen Teil ist es der Mensch, der die Natur kontinuierlich ohrfeigt. Wir haben uns ein bisschen der Natur bemächtigt, der Schwester Erde, der Mutter Erde. Ich erinnere mich, ihr habt das schon gehört, was mir ein alter Bauer einmal gesagt hat: Gott vergibt immer. Wir, die Menschen, vergeben gelegentlich. Die Natur vergibt nie. Wenn Du sie ohrfeigst, ohrfeigt sie Dich. Ich glaube, dass wir die Natur zu sehr ausbeuten. Die Abholzung zum Beispiel. Ich erinnere mich, in Aparecida, in dieser Zeit habe ich dieses Thema noch nicht so richtig kapiert, habe ich die Bischöfe Brasiliens reden hören von der Abholzung des Amazonasgebiets. Ich habe das nicht richtig verstanden. Aber der Amazons ist eine Lunge der Welt. Dann vor fünf Jahren habe ich mit einer Kommission für Menschenrechte einen Einspruch beim Obersten Gericht Argentiniens gemacht, um im Norden Argentiniens wenigstens zeitweise eine schreckliche Abholzung zu stoppen. Das ist das eine. Dann die Monokulturen sind ein anderes Beispiel. Die Bauern wissen, wenn du drei Jahre Getreide angebaut hast, musst du aufhören und etwas anderes anpflanzen, damit die Erde sich erholt. Heute macht man die Monokulturen, bei uns beispielsweise der Soja. Man baut bei uns Soja an, bis die Erde ausgelaugt ist. Nicht alle machen das. Aber es ist ein Beispiel wie viele andere.

Ich glaube, dass der Mensch viel zu weit gegangen ist. Gott sei Dank gibt es heute Stimmen, die darüber sprechen, viele, viele. Und ich möchte an meinen verehrten Bruder Bartholomaios erinnern, der seit Jahren über dieses Thema spricht. Ich habe viele Dinge von ihm gelesen, um diese Enzyklika vorzubereiten.

Romano Guardini kennt ein Wort, das ziemlich viel erklärt. Er sprach von einer zweiten „Unkultur“, die dann entsteht, wenn man sich der Schöpfung bemächtigt. So werde die Kultur zur „Unkultur“. Die erste Kultur ist jene, die wir von der Schöpfung erhalten, um zu kultivieren. Aber wenn du dich ihrer zu sehr bemächtigst und überziehst, richtet sich diese Kultur gegen dich. Denken wir an Hiroshima. Man kreiert dann eine Unkultur.

Die Enzyklika: Den ersten Entwurf hat Kardinal Turkson mit seinen Mitarbeitern gemacht. Dann habe ich mit der Hilfe von einigen Leuten darüber gesprochen und daran gearbeitet. Dann habe ich mit einigen Theologen den dritten Entwurf gemacht. Und diesen habe ich an die Glaubenskongregation geschickt, an die zweite Sektion des Staatssekretariats und an den Päpstlichen Haustheologen, damit er ihn gut studiert, damit ich keine Dummheiten sage. Vor drei Wochen habe ich die Antworten bekommen. Einige waren sehr dick. Alle konstruktiv. Und jetzt werde ich mir im März eine Woche Zeit nehmen, um alles fertig zu machen. Ich glaube, Ende März wird sie fertig sein. Dann geht es an die Übersetzungen. Ich denke, wenn die Übersetzungsarbeit gut läuft, Monsignor Becciu [der vatikanische Innenminister] hört mir jetzt zu, er muss dabei helfen, kann sie im Juni, Juli veröffentlicht werden.

Wichtig ist, dass da eine gewisse Zeit ist zwischen der Veröffentlichung der Enzyklika und dem Treffen von Paris [nächster UN-Klimagipfel]. Das letzte Treffen von Peru hat mich enttäuscht. Es fehlte der Mut. Man ist an einem bestimmten Punkt stehen geblieben. Hoffen wir, dass sie in Paris mutiger sein werden die Repräsentanten, um voranzukommen.

Ich glaube, dass der Dialog mit den anderen Religionen wichtig ist auch in diesem Punkt.. In der Enzyklika kommt der Dialog als Thema nicht eigens vor. Defacto habe ich mit einigen Vertretern anderer Religionen über das Thema gesprochen und ich weiß, dass Kardinal Turkson das gemacht hat. Und auch zwei Theologen haben das gemacht. Das ist der Weg. Es [die Enzyklika] wird keine gemeinsame Erklärung sein. Die Treffen der Religionen kommen dann anschließend.
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"Die Natur vergibt nie"
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