Montag, 10. Juni 2019

Bischof Krautwaschl: Frauen als Kardinäle vorstellbar


Für Bischof Wilhelm Krautwaschl sind Frauen an bisher Männern vorbehaltenen Schlüsselpositionen der katholischen Kirche durchaus vorstellbar. "Ein Kardinal muss ja nicht unbedingt Bischof sein. Es kann auch eine Frau sein", sagte der Grazer Diözesanbischof im Interview mit der Tageszeitung "Die Presse". Diese Ansicht sei allerdings "wahrscheinlich noch nicht mehrheitsfähig", fügte er hinzu.

Ähnlich aufgeschlossen zeigte sich Krautwaschl für die derzeit diskutierte Weihe von Diakoninnen. Er sei sich sicher, dass Papst Franziskus mit den Bischöfen darüber ins Gespräch kommen werde, sagte er. In der österreichischen Bischofskonferenz sei das Thema bereits intensiv diskutiert worden. Krautwaschl: "Wenn Kardinal Schönborn gesagt hat, dass er sich Diakoninnen vorstellen kann, dann stimme ich ihm zu." Dass sich der Papst bei diesem Thema allerdings Zeit nehme, gehe auf die nötige Einbindung der Bischöfe der Welt zurück. "Er kann sich selbst ja nicht untreu werden", so der Bischof über Franziskus.

Durchaus gebe es hinsichtlich einer neuen Rolle der Frauen bereits jetzt "zarte Pflänzchen, wo etwas weiter geht", fuhr der Bischof fort. Ähnlich wie schon im Mittelalter, wo Äbtissinnen Jurisdiktionsgewalt über Priester gehabt hätten, habe er vor seiner Bischofszeit auch selbst der Fokolarbewegung angehört, "wo immer eine Frau laut Statut Chefin ist, auch über Priester", so Krautwaschl.

Eine neue Sichtweise forderte der Grazer Bischof hinsichtlich des Priestermangels in Österreich ein. Zu wenig werde über die Bezugsgröße für diesen Mangel debattiert, befand er. Weltweit betrachtet "muss man sagen: Wir haben zu viele Priester". In anderen Ländern - Krautwaschl verwies hier auf einen Besuch in Guatemala - seien die Verhältnisse drastisch anders. "Dort kommen auf einen Priester 32.000 Katholiken, bei uns 2500. Wer hat das Recht von Mangel zu reden?"

Trotz anderer Geschichte, Voraussetzungen und Strukturen bleibe der Auftrag Jesu an die Kirche immer derselbe, betonte der Bischof. "Geht hinaus und verkündet das Evangelium. Es stellt sich die Frage: Leben wir den Auftrag Jesu wirklich gut?" In Österreich müsse die Seelsorge etwa Antworten auf die demografische Entwicklung finden und Anforderungen der Menschen heute ernst nehmen statt weiterhin ungültig gewordene Bilder aus vergangenen Zeiten zu verfolgen. Dies betreffe etwa die zunehmende Mobilität in den Städten: In Graz gingen die Leute "dort in die Kirche, wo sie sich wohl fühlen und nicht unbedingt in die Wohnsitzpfarre".
Quelle: Kathpress

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