„Habt keine Angst vor der Zärtlichkeit!“ Mit diesem Aufruf hatte Papst Franziskus vor nunmehr zwei Jahren sein Pontifikat angetreten. Auf das Thema von Gottes Zärtlichkeit kam er an diesem Freitagabend wieder zurück. Bei der Messfeier mit Priestern aus aller Welt in der Lateranbasilika predigte er über die Lesung aus dem 11. Kapitel des Buchs Hosea, in dem Gott zu seinem Volk sagt: ‚Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb... Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn in meine Arme... Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe.’
„Was Gott seinem Volk da sagt, sagt er jedem von uns! Und wenn wir uns einmal einsam fühlen, dann ziehen wir doch diesen Text noch einmal hervor, stellen wir uns vor Gott und hören zu, wie er uns sagt: ‚Als du ein Kind warst, habe ich dich schon geliebt...’ Wie schön, zu hören, dass Gott mich zu gehen lehrt! ... Die Nähe Gottes ist diese Zärtlichkeit: Er hat mich das Gehen gelehrt, ohne ihn könnte ich nicht im Geist vorangehen. ‚Ich habe dich an der Hand gehalten’ – das ist die Geschichte eines jeden von uns! ... Jeder kann hier seine eigene Geschichte lesen. ‚Hör mal, wie könnte ich dich denn jetzt verlassen?’ In Momenten, in denen uns Angst überkommt oder in denen wir unsicher werden, sagt er uns: ‚Sieh doch mal, was ich alles für dich getan habe. Wie kannst du da denken, dass ich dich alleinlasse? Dass ich dich verlassen könnte?“
Erinnerung an IS-Opfer
Papst Franziskus zog von dort einen Bogen zu den koptischen Gastarbeitern aus Ägypten, die Mitte Februar von Terroristen des ‚Islamischen Staats’ in Libyen vor laufender Kamera hingerichtet worden sind. „An der libyschen Küste waren die 23 koptischen Märtyrer sich sicher, dass Gott sie nicht verlassen würde! Und sie haben, während sie enthauptet wurden, den Namen Jesu ausgesprochen! Sie wussten: Auch wenn man ihnen jetzt die Köpfe abschlug, Gott würde sie nicht verlassen.“
Wieder kam der Papst zurück auf sein Thema, die Zärtlichkeit Gottes. „’Wie könnte ich dich als Feind behandeln? Mein Herz wendet sich gegen mich, meine Zärtlichkeit entbrennt.’ Wenn die Zärtlichkeit Gottes entbrennt, diese warme Zärtlichkeit... ‚Ich werde meinem Zorn über die Sünden, die geschehen, nicht freien Lauf lassen... ich bin der Heilige in deiner Mitte.’ Das ist die Liebeserklärung eines Vaters gegenüber seinem Sohn. Gegenüber jedem von uns. Wie oft denke ich, dass wir Angst vor der Zärtlichkeit Gottes haben, und darum lassen wir diese Zärtlichkeit nicht in uns zu. Dann sind wir verhärtet, streng, strafend... Hirten ohne Zärtlichkeit… Aber als der Hirte im Gleichnis Jesu das verlorene Schaf suchte und schließlich wiederfand, da hat er es nicht geschlagen und nicht beschimpft: Er hat es in seine Arme genommen und an sich gedrückt! Macht ihr das genauso mit den Menschen in eurer Pfarrei? Bewegt dich all diese Zärtlichkeit?“
Der Papst bat die Priester, Seelsorger „mit der Zärtlichkeit Gottes zu sein“. „Lasst die Peitsche in der Sakristei hängen, seid zärtliche Hirten, auch denen gegenüber, die euch größere Schwierigkeiten machen! Das ist eine Gnade. Eine göttliche Gnade. Wir glauben nicht an einen ätherischen Gott, wir glauben an einen Gott, der Fleisch geworden ist, der ein Herz hat, und dieses Herz sagt heute zu uns: ‚Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich werde euch Ruhe verschaffen!’“
Quelle: Radio Vatikan
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