Der 1995 seines Amtes enthobene französische Bischof Jacques Gaillot trifft an diesem Dienstag Papst Franziskus im Vatikan. Das berichtet die katholische Tageszeitung „La Croix“. Ihrer Darstellung zufolge handelt es sich bei der Privataudienz um ein „persönliches Treffen zweier Männer, die durch ihre Empfindung und ihr Engagement für die Armen“ verbunden seien. Der wegen seiner progressiven Ansichten aus dem Amt entfernte Gaillot hatte vor einem Jahr dem Papst geschrieben und ihn um Unterstützung gebeten.
Der Franzose war bis 1995 Bischof von Evreux. Er wurde dann von Papst Johannes Paul II. suspendiert, nachdem er sich mehrmals gegen die Lehre der Kirche geäußert hatte und sich etwa für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare aussprach. In seinem Brief vom vergangenen November hatte Gaillot die Bemühungen des Papstes, „den Familien der modernen Gesellschaft Türen zu öffnen“ gewürdigt. Namentlich nannte Gaillot Geschiedene und Wiederverheiratete, Kinderlose, Familien mit Alleinerziehenden sowie gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Dennoch seien die Texte der ersten Familiensynode vom Oktober 2014 „enttäuschend“ gewesen, urteilte der suspendierte Bischof.
Wie „La Croix“ berichtet, habe Franziskus den französischen Bischof zunächst angerufen und ihn dann schriftlich nach Rom eingeladen; der Termin wurde schließlich auf den 1. September festgesetzt. Gaillot wird am 11. September 80 Jahre alt.
Seit seiner Amtsenthebung war Gaillot Titularbischof einer untergegangenen Diözese in Nordafrika. Bis 2010 wirkte er als Autor, Seelsorger für Randgruppen und in der von ihm gegründeten „virtuellen Diözese“ partenia.org.
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Papst: Gespräch mit Bischof Gaillot über "heiße Eisen"-Themen
Paris, 02.09.2015 (KAP) Papst Franziskus hat am Dienstag den 79-jährigen französischen Bischof Jacques Gaillot zu einem 45-minütigen privaten Gespräch in Santa Marta empfangen. Gaillot war wegen seiner vom kirchlichen Lehramt kritisierten Ansichten 1995 von Papst Johannes Paul II. als Diözesanbischof abgesetzt worden. Ihm wurde in der Folge ein Titularbischofssitz zugewiesen, den Gailllot als "virtuelle Diözese" bekannt machte. An dem Gespräch in Santa Marta nahm ein enger Vertrauter Gaillots, Abbé Daniel Duigou - Pfarrer von Saint-Merri in Paris -, teil. Franziskus habe im Blick auf kirchenrechtlich nicht konforme Gemeinschaften gesagt, dass der Segen Gottes für alle da sei, so die Berichte.
Gegenüber der französischen Zeitung "Le Figaro" sagte Duigou nach der Audienz, der Papst habe durch "Nähe, Authentizität und Einfachheit" beeindruckt. Er habe sich für sein schlechtes Französisch entschuldigt. Im Blick auf die Segnung von wiederverheiratet Geschiedenen oder homosexuellen Paaren habe der Papst gelächelt und gesagt: "Der Segen Gottes ist für alle da." Zum Thema der Sorge für die Flüchtlinge und Migranten - eine der zentralen Aufgaben Gaillots seit seiner Absetzung - habe Franziskus betont: "Die Migranten waren und sind immer das 'Fleisch' der Kirche."
Kathpress >>
"Flüchtlinge sind das Fleisch der Kirche"
Bischof Jacques Gaillot wurde vor 20 Jahren seines Amtes enthoben. Jetzt traf er mit dem Papst zusammen und spricht im Interview mit Joachim Frank über Reformen in der katholischen Kirche und Amtsbrüder, die auf der Bremse stehen.
Frankfurter Rundschau >>
Suspendierter Bischof Gaillot bei Papst
Nach Informationen der französischen Zeitung „La Croix“ trifft Papst Franziskus heute den amtsenthobenen Bischof Jacques Gaillot. Wird er ihm zum 80. Geburtstag am 11. September ein Geschenk machen und ihn rehabilitieren?
BR.de >>
Bischof Jacques Gaillot (Video)
Roter Rebell und schwarzes Schaf
Bayerisches Fernsehen >>
Aktualisiert:
Deutscher Kirchenrechtler: Causa Gaillot "kein einmaliger Fall"
Bonner Kirchenrechtsexperte Lüdecke: Fall Gaillot belege, dass beschworene konziliare Aufwertung der Bischöfe ein "strukturell nicht abgesicherter theologischer Wunsch" sei
Kathpress vom 18.9.2015
Bei Gaillot-Absetzung vieles bis heute unklar
Für den Kirchenrechtler Lüdecke bleibt die Amtsenthebung von Jacques Gaillot hoch spannend. Wurde etwa gegen Kirchenrecht verstoßen? Er ist der Sache als Wissenschaftler einmal auf den Grund gegangen.
KNA, 8.9.2015
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