Mittwoch, 23. September 2015

Theologen fordern Änderung des synodalen Arbeitspapiers

Vorwurf: Konstruierter Gegensatz verfälsche die Lehre der Kirche
60 Theologen und Philosophen haben eine Überarbeitung des Arbeitspapiers für die Bischofssynode über Ehe und Familie gefordert. Das sogenannte Instrumentum laboris konstruiere einen Gegensatz zwischen persönlichem Gewissen und Moralgesetz, könne die Gläubigen verwirren und müsse korrigiert werden, heißt es in dem im konservativen US-Magazin "First Things" veröffentlichten Appell.

Die Unterzeichner fordern die Überarbeitung von Absatz 137 des in der deutschen Fassung 47 Seiten umfassenden Arbeitspapiers. Dieser verfälsche die Lehre der katholischen Kirche. Die Theologen kritisieren in ihrem Appell sowohl die Darstellung des Gewissens, die zweideutig und unvollständig sei, als auch die Auffassung, die moralische Norm entspreche "nicht den Erfordernissen" des Menschen. Beide Annahmen stünden in Widerspruch zur katholischen Lehre und könnten unter den Gläubigen Verwirrung hervorrufen.
Da Gewissen und Moralgesetz als Gegensatz gesehen würden, könne keines von beidem ein Kriterium für die Zusammenführung liefern. Die im Arbeitspapier vorgeschlagene Unterstützung eines "kompetenten geistlichen Führers" mache das Fehlen dieses Entscheidungskriteriums zusätzlich deutlich, kritisieren die Verfasser Stephan Kampowski und David Crawford.

Auch Unterzeichner aus Deutschland und Österreich dabei
Zu den Unterzeichnern des Appells zählen unter anderen der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, die Theologen Peter Schallenberg (Paderborn), Helmut Prader (Heiligenkreuz), Josef Spindelböck (Sankt Pölten) sowie die Philosophen Robert Spaemann (München), Walter Schweidler (Eichstätt), Kevin Flannery (Rom) und Veronique Gay-Crosier (Freiburg/Schweiz).
Das Instrumentum laboris, das den Leitfaden für die anstehende Bischofssynode (4.-25. Oktober) bildet, besteht aus dem Abschlussdokument der vorherigen Synode im Oktober 2014 sowie aus Ergänzungen, die auf Grundlage der Rückmeldungen der Bischofskonferenzen auf einen Fragenkatalog erstellt wurden. Die Bischofssynode berät darüber, wie die katholische Kirche Ehe und Familie angesichts der großen Kluft zwischen kirchlicher Lehre und Lebenspraxis vieler Katholiken stärken kann. Einzelthemen sind etwa der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. (KNA)


Absatz 137:
Angesichts des in Humanae Vitae enthaltenen Reichtums an Weisheit ergeben sich im Hinblick auf die in ihr behandelten Fragen zwei Pole, die beständig miteinander zu verbinden sind: Auf der einen Seite die Rolle des Gewissens, das als Stimme Gottes verstanden wird, die im menschlichen Herz wiederhallt, das dazu erzogen ist, auf sie zu hören; auf der anderen Seite die objektive moralische Anweisung, welche es verbietet, die Zeugung als etwas zu verstehen, über das willkürlich, unabhängig vom göttlichen Plan zur menschlichen Fortpflanzung, entschieden werden kann. Wenn die Bezugnahme auf den subjektiven Pol vorherrscht, riskiert man leicht egoistische Entscheidungen; im andern Fall wird die moralische Norm als eine untragbare Last erlebt, die nicht den Erfordernissen und der Möglichkeit des Menschen entspricht. Die Zusammenführung der beiden Aspekte, die mit der Begleitung eines kompetenten geistlichen Führers gelebt wird, könnte den Eheleuten dabei helfen, Entscheidungen zu treffen, die zutiefst menschlich sind und dem Willen des Herrn entsprechen.

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