Montag, 22. Oktober 2012

Bischof Gmür für eine kirchliche Beauftragung von Laien in der Pastoral

Vor einigen Tagen habe ich über die sehr eigenartige Wortmeldung von Bischof Zsifkovics bei der Weltbischofssynode in Rom geschrieben.

Gott sei Dank gibt es auch andere Beiträge bei dieser Synode. Heute möchte ich die Wortmeldung vom Baseler Bischof Felix Gmür vorstellen. Der Vergleich der beiden Wortmeldungen zeigt den Unterschied. Das ist wie Tag und Nacht - sowohl in Sprache und vor allem im Inhalt.

Da zeigt sich einmal mehr wie recht Paul Zulehner hatte, als er im Juli 2010 zur Bestellung von Ägidius Zsifkovics zum Nachfolger von Bischof Paul Iby meinte: "Die Diözese hat jetzt 30 Jahre Winter. In der jetzigen Situation der österreichischen Kirche ist das eine vertane Chance. Man hätte auf Erneuerung setzen können und sollen."

"Ist die Kirche nicht glaubwürdig, sind die Anstrengungen vergeblich"

Rom-Zürich, 20.10.12 (Kipa) Die Bischöfe müssten mehr auf das hören, "was die Christen uns sagen", unterstrich der Basler Bischof Felix Gmür am 16. Oktober in seinem Redebeitrag an der Weltbischofssynode in Rom. Auch regte er an, die "evangelisierenden Laien" mit einem offiziellen Auftrag der Kirche zu versehen. Felix Gmür ist der Vertreter der Schweizer Bischofskonferenz an der Bischofssynode. - Die Presseagentur Kipa dokumentiert seinen italienischen Redebeitrag in einer Übersetzung mit Zwischentiteln der Redaktion.
Kipa.ch >>

Rede von Bischof Felix Gmür an der Bischofssynode in Rom

Der Bischof von Basel, Felix Gmür, sprach sich an der Bischofssynode in Rom für eine kirchliches Mandat aus für Laien, die Verantwortung in der Pastoral wahrnehmen.
„Um glaubwürdig zu sein, muss man zuerst sich selber evangelisieren. Der Aufruf zur Bekehrung ergeht an die Personen und an die Institution. Die Bekehrung der Person findet ihre Entsprechung in der Reform der Institutionen. Beide zielen auf die auf den Glauben gegründete geistliche Erneuerung ab.Viele Gläubige legen Zeugnis ab für ihren Glauben, zeigen anderen das menschliche und personale Antlitz Jesu. Wie können wir das Evangelisierungswerk dieser Laien herausstellen und ihre Kompetenz anerkennen? Nehmen wir ihre Erfahrungen, ihre Fragen und konkreten Vorschläge ernst – vor allem, was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht? Ich habe den Eindruck, dass wir den Laien mehr Gehör schenken, und das, was sie zu sagen haben, mit Wohlwollen beurteilen müssen.Eine Herausforderung liegt darin, zu verstehen, welche Reformen notwendig sind. Die Ortsgemeinden, die oft ohne Priester sind, versammeln sich um Laien, die bereit sind, verschiedene Verantwortungen zu übernehmen. Es wäre wichtig, darüber nachzudenken, ob es nicht ein kirchliches Mandat gibt, der ihnen – Männern und Frauen – eine Beauftragung gibt für der Pastoralarbeit, die sie auf der Grundlage ihrer Taufwürde ausüben.Mehr Gehör und ein offizielles Mandat für die Laien: das sind die beiden konkreten Zeichen, die uns als Kirche glaubwürdiger machen könnten.“
Die Rede von Bischof Felix Gmür wurde auf Italienisch gehalten. Hier finden Sie den integralen Text seiner Ansprache.
Schweizer Bischofskonferenz >>


Hier möchte ich noch eine Bemerkung anfügen: Uns wird immer vorgehalten, Reformen seien nicht möglich, denn da müsste die "Weltkirche" zustimmen. Sehen wir uns doch an, was für  gravierende Unterschiede es allein im deutsch sprechenden Bereich gibt: die oben erwähnte erfreuliche Wortmeldung von Bischof Gmür und im Gegensatz die von Bischof Zsifkovics.
  • In der Schweiz haben die Laien weitaus mehr Rechte der Mitbestimmung. 
  • In Deutschland versuchen zumindest einige Bischöfe auf die Forderungen der Laien positiv einzugehen.  
  • In Österreich stehen wir vor härtestem Beton, da Rom meinte, uns durch die Vorsetzung von Hardlinern gefügig machen zu können.  Weltkirche?

Ergänzung:


Synode: Osnabrücker Bischof fordert mehr Rechte für Laien
Franz-Josef Bode für mehr Möglichkeiten zur kirchlichen Beauftragung für Männer und Frauen
Vatikanstadt, 16.10.2012 (KAP) Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat sich vor der Weltbischofssynode im Vatikan dafür ausgesprochen, Laien in der Kirche eine größere Verantwortung zu übertragen. Eine vitale Seelsorge erfordere heute das Zusammenspiel von "Getauften, Gefirmten, Beauftragten, Gesendeten und Geweihten", sagte Bode laut dem am Dienstag veröffentlichten Rede-Manuskript. Zudem sei eine Qualifizierung der ehrenamtlichen Katecheten und Katechetinnen notwendig. "Dazu wäre es wünschenswert, die Möglichkeiten zur kirchlichen Beauftragung von Verantwortlichen in Liturgie, Katechese und Diakonie für Männer und Frauen zu erweitern."
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2 Kommentare:

Ameleo hat gesagt…

Aber gerade anlässlich der Weltbischofssynode ist auch der Blick auf die Weltkirche erhellend: Wieviele Themen, denen gerne eine gewisse allein deutschsprachige Relevanz zugeschrieben wird, entpuppen sich dort als weltweite!

Schillebeeckx hat gesagt…

Die Schweiz war und ist schon immer anders, nicht nur in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Man nehme nur das Mitbestimmungsrecht von Gemeindevertretern bei der Bestellung (und meines Wissens auch Versetzung) von Pfarrern, davon kann man in der Diözese Eisenstadt nur träumen!

Und sie sind selbstbewusst, eine gute Eigenschaft, die auch vor Diözesanbischöfen nicht Halt macht, wie dieses Beispiel zeigt.

Inhaltlich möchte ich zu den Äußerungen von Bischof Gmür nur anmerken, dass das, was er einfordert, vom Kirchenrecht her schon jetzt umsetzbar wäre. Aber das sehen überängstliche, rückwärtsgewandte, klerikalistische und - in den schlimmsten Fällen - machtbesessene Bischöfe leider anders. Und welche Bischöfe sich bei dieser Synode durchsetzen werden, wird sich schon in einigen Tagen zeigen.

Nichtsdestotrotz: Das Konzil lebt!