Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits am Feiertag Maria Empfängnis am 08.12.2010:
Liebe ChristInnen!
„Erwählung Mariens“, das war der Vorschlag während des II. Vat. Konzils für die Bezeichnung des heutigen Festes. Geblieben ist leider der sperrige und theologisch höchst komplizierte Titel: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Was möchte uns der heutige Marienfeiertag nicht in der Sprache des 1854 verkündeten Dogmas, sondern für uns Menschen des 21. Jhs. sagen oder wozu möchte er uns einladen? Wer war also diese Maria?
Gleich vorweg: Der biblische Befund ist in Bezug auf Äußerungen zu Maria äußerst dürftig. In den paulinischen Briefen, den frühesten Dokumenten des NT, ist ohne Namensnennung nur lapidar von der Geburt des Sohnes „aus der Frau“ (Gal 4,4), nicht aber aus „der Jungfrau“ die Rede. Von Mirjam bzw. Maria hören wir beim Evangelisten Markus (dem ältesten Evangelium, um ca. 70 n. Chr. verfasst) – außer einer Namensnennung zusammen mit den Namen der vier Brüder und den Schwestern Jesu – nur ein einziges Mal: als nämlich die Mutter mit ihren Söhnen Jesus, den sie für verrückt hielten, mit Gewalt nach Hause holen wollten.
Matthäus und Lukas fügen zwischen 80 – 90 n. Chr. eine Geburts- und Kindheitsgeschichte in ihren Evangelien ein. Den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas zufolge fehlt Maria unter dem Kreuz genauso wie in den Ostergeschichten. Nur das spät – um 100 n. Chr. - verfasste Johannesevangelium berichtet von der uns so bekannten Szene Marias unter dem Kreuz. In der Apg schließlich wird Maria als Mitglied der ersten christlichen Gemeinschaft erwähnt; soweit der biblische Befund.
Ich verbinde mit dem heutigen Fest der „Erwählung Mariens“ folgendes; Andrea Schwarz formuliert es folgendermaßen (Aus: Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr leben. Ein Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.):
„Erwählung Mariens – von Maria lernen: Mensch sein - bereit für Gottes Ruf, für sein Einbrechen in den Alltag. Stehen bleiben, auf Gott schauen, ihn auf mich zukommen lassen - und »Ja« sagen - voll Zweifel, voll Hoffnung und doch voll Liebe. Sehnsüchtig sein nach dem, was noch nicht ist, suchen, hoffen, erwarten. Lauschen, hinschauen, zu verstehen versuchen, Neues probieren, mich berühren lassen - aufbrechen. Meinen Weg gehen im Namen dessen, der mit mir geht. Das Leben probieren, weil es mir einer zugesagt hat. Die Lebendigkeit nicht verkaufen, bloß weil es dann einfacher und billiger wäre. Mich berühren lassen auf die Gefahr hin, dass ich verletzt werde. Zart sein können, weil Gott selbst mich umarmt. Mit meinen Schwächen stark sein, weil Gott mich liebt. Mich von meiner Angst nicht überwältigen lassen, weil meine Hoffnung größer ist. Glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Vertrauen, weil die Liebe immer noch lebt.
Der Grund ist Gott. Der Grund ist ein Kind. Der Grund ist, dass Gott sich ganz klein macht, damit er in unser Leben hineinpasst. Der Grund ist, dass ER unser Leben weit macht und zu neuen Horizonten führt, unsere Grenzen übersteigt. Der Grund ist, dass Gott Mensch wird, damit wir Menschen endlich Mensch sein können. Und das allein ist Grund genug.“
Das hat Maria in ihrem Leben erfahren. Sie möchte auch uns einladen, uns von Gott erwählen zu lassen, bereit zu sein für Gottes Ruf, für sein Einbrechen in unseren, in meinen Alltag. Gott möchte auch unser Leben weit machen und zu neuen Horizonten führen heute und jeden Tag bis in Ewigkeit.
Liebe ChristInnen!
„Erwählung Mariens“, das war der Vorschlag während des II. Vat. Konzils für die Bezeichnung des heutigen Festes. Geblieben ist leider der sperrige und theologisch höchst komplizierte Titel: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Was möchte uns der heutige Marienfeiertag nicht in der Sprache des 1854 verkündeten Dogmas, sondern für uns Menschen des 21. Jhs. sagen oder wozu möchte er uns einladen? Wer war also diese Maria?
Gleich vorweg: Der biblische Befund ist in Bezug auf Äußerungen zu Maria äußerst dürftig. In den paulinischen Briefen, den frühesten Dokumenten des NT, ist ohne Namensnennung nur lapidar von der Geburt des Sohnes „aus der Frau“ (Gal 4,4), nicht aber aus „der Jungfrau“ die Rede. Von Mirjam bzw. Maria hören wir beim Evangelisten Markus (dem ältesten Evangelium, um ca. 70 n. Chr. verfasst) – außer einer Namensnennung zusammen mit den Namen der vier Brüder und den Schwestern Jesu – nur ein einziges Mal: als nämlich die Mutter mit ihren Söhnen Jesus, den sie für verrückt hielten, mit Gewalt nach Hause holen wollten.
Matthäus und Lukas fügen zwischen 80 – 90 n. Chr. eine Geburts- und Kindheitsgeschichte in ihren Evangelien ein. Den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas zufolge fehlt Maria unter dem Kreuz genauso wie in den Ostergeschichten. Nur das spät – um 100 n. Chr. - verfasste Johannesevangelium berichtet von der uns so bekannten Szene Marias unter dem Kreuz. In der Apg schließlich wird Maria als Mitglied der ersten christlichen Gemeinschaft erwähnt; soweit der biblische Befund.
Ich verbinde mit dem heutigen Fest der „Erwählung Mariens“ folgendes; Andrea Schwarz formuliert es folgendermaßen (Aus: Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr leben. Ein Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.):
„Erwählung Mariens – von Maria lernen: Mensch sein - bereit für Gottes Ruf, für sein Einbrechen in den Alltag. Stehen bleiben, auf Gott schauen, ihn auf mich zukommen lassen - und »Ja« sagen - voll Zweifel, voll Hoffnung und doch voll Liebe. Sehnsüchtig sein nach dem, was noch nicht ist, suchen, hoffen, erwarten. Lauschen, hinschauen, zu verstehen versuchen, Neues probieren, mich berühren lassen - aufbrechen. Meinen Weg gehen im Namen dessen, der mit mir geht. Das Leben probieren, weil es mir einer zugesagt hat. Die Lebendigkeit nicht verkaufen, bloß weil es dann einfacher und billiger wäre. Mich berühren lassen auf die Gefahr hin, dass ich verletzt werde. Zart sein können, weil Gott selbst mich umarmt. Mit meinen Schwächen stark sein, weil Gott mich liebt. Mich von meiner Angst nicht überwältigen lassen, weil meine Hoffnung größer ist. Glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Vertrauen, weil die Liebe immer noch lebt.
Der Grund ist Gott. Der Grund ist ein Kind. Der Grund ist, dass Gott sich ganz klein macht, damit er in unser Leben hineinpasst. Der Grund ist, dass ER unser Leben weit macht und zu neuen Horizonten führt, unsere Grenzen übersteigt. Der Grund ist, dass Gott Mensch wird, damit wir Menschen endlich Mensch sein können. Und das allein ist Grund genug.“
Das hat Maria in ihrem Leben erfahren. Sie möchte auch uns einladen, uns von Gott erwählen zu lassen, bereit zu sein für Gottes Ruf, für sein Einbrechen in unseren, in meinen Alltag. Gott möchte auch unser Leben weit machen und zu neuen Horizonten führen heute und jeden Tag bis in Ewigkeit.
1 Kommentar:
Geniale Predigt, Alter! Und eine der personellen Ehrenrettungen des leidgeprüften Dekanates Pinkafeld, das in Summe auch besser ist als sein Ruf, und auf keinen Fall auf den (Noch-)Stadtpfarrer von Oberwart reduziert werden soll.
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