P. Alfons Jestl verlässt unsere Diözese mit 31. August und wird eine neue Aufgabe in der Redemptoristenpfarre in Wien-Hernals übernehmen. Erst dann erlischt sein Amt als Dechant, weil sein Rücktritt von Bischof Ägidius Zsifkovics nicht angenommen wurde.
Hier die Ansprache von Dietmar D. Stipsits - es gilt das gesprochene Wort:
Lieber Alfons!
„Mit Vergangenheit in die Zukunft schreiten“ – Mit diesen Worten hast du in deinem aktuellen Pfarrblatt Abschied genommen von deinen Pfarrangehörigen in Mariasdorf und Bernstein. Dieser Satz „Mit Vergangenheit in die Zukunft schreiten“ bringt es für mich auf den Punkt, wie auch ich mein Leben gestalten möchte. Meine Vergangenheit nicht verdrängen, sie ganz bewusst annehmen mit allen Höhen und Tiefen, die sie hatte, und mit dem Blick nach vorne in die Zukunft gehen.
Keine Sorge, Alfons, auch ich werde jetzt nicht eine umfassende Auflistung machen von dem, was du als Dechant seit 2005 in unserem Dekanat Pinkafeld alles geleistet hast. Treffend schreibst du auch darüber im Pfarrblatt: „Vieles gelang, vieles gelang nicht. Erreichtes und Gelungenes stehen neben Nichterreichtem und Nichtgelungenem. Hoffnungen gereichen an Erfüllungen, anderes stürzt in den Bereich der Enttäuschungen und des Unterbleibens.“
Verschweigen möchte ich nicht, die gravierenden Schwierigkeiten, die du vor allem ab 2010 zu meistern hattest und deinen Rücktritt als Dechant Ende Juni 2010. Obwohl sofort und in regelmäßigen Abständen verschiedene MitarbeiterInnen unseres Dekanates beim Bischöflichen Ordinariat Vorschläge unterbreitet haben, um für unser Dekanat Pinkafeld rasch einen neuen Dekanatsleiter zu erhalten, wird dein Rücktritt als Dechant erst 13 Monate danach, nämlich mit dem Ausscheiden aus dem Dienst der Diözese, also mit 31. Aug. 2011 von unserem hochwürdigsten Herrn Diözesanbischof angenommen.
Mit dieser Vorgangsweise wurde auch die mündliche Zusage des hochwürdigen Herrn Generalvikares Mag. Lang mir gegenüber bei der Dekantsvesper im März d. J. nicht eingehalten, nämlich spätestens im April d. J. einen neuen Dekanatsleiter einzusetzen.
Notwendig wäre hier wohl eine Änderung der Statuen in der Dekanatsordnung, wo es derzeit heißt: „Das Amt des Dechanten bzw. seines Stellvertreters erlischt (u. a. 3.) durch den vom Bischof angenommenen Rücktritt“ in: „Das Amt des Dechanten bzw. seines Stellvertreters erlischt durch seinen Rücktritt“.
„Mit Vergangenheit in die Zukunft schreiten“ lautet deine Lebenspraxis, lieber Alfons. Was das für dich persönlich bedeutet, formulierst du folgendermaßen im Pfarrblatt: „Ich weise hin, es geht um Offenheit, Neues und Anderes heranzulassen, einbrechen und wirken zu lassen. Es darf Gestalt annehmen, was etwa bis dato nicht vorstellbar war. Dies ist Zukunftsoffenheit.“
Lieber Alfons, im Namen unseres Dekanates möchte ich dir schlicht und einfach Danke sagen für alles, was du in unserem Dekanat getan hast. Danke auch für dein Da-Sein und dein So-Sein. Wir wünschen dir viel Kraft, Mut und Zuversicht in deinen neuen, verschiedenen Aufgaben innerhalb deiner Ordensgemeinschaft in Wien als Provinzvikar. Wir wünschen auch dir, Offenheit und Begeisterung auf Zukunft hin in und von Gott.
Ich darf schließen mit einem Text von Pierre Stutz, der mir persönlich derzeit viel Kraft schenkt:
Hingabe leben
weil ich weiß
dass ich angenommen bin
und liebenswert
auch in all meiner Zerbrochenheit
Ja sagen zu meiner Geschichte
ich habe keine andere
trotz allem konnte
unendlich viel Gutes wachsen
auch in allem Verletztsein
Nicht Vergangenem nachtrauern
und nicht von Zukunftssorgen
mich bestimmen lassen
sondern im Augenblick
Licht und Schatten annehmen
Aufatmen
weil ich mich lassen kann
DIR überlassen
Pierre Stutz, Der Stimme des Herzens folgen,
Verlag Herder, Fr. i. Br. 2005, 145.
Lieber Alfons, alles, alles Gute!
1 Kommentar:
P. Alfons Jestl wird mir als edler Priester, Theologe, Seelsorger und Mensch in dankbarer Erinnerung bleiben, vor allem in Anbetracht dessen, was er als Dechant geleistet hat. Pfarrer Dietmar Stipsits hat das exzellent formuliert, mir spricht er aus der Seele. Schön auch, dass ein Großteil des Dekanatsklerus ihm auf diese Art und Weise Solidarität erwiesen hat.
Traurig, bisweilen sogar wütend macht mich allerdings, wie die Diözesanleitung mit ihm umgegangen ist, und sich in den tragischen dekanatsinternen Konflikten blind auf die Seite des Stadtpfarrers von Oberwart gestellt hat, anstatt sich, was einem Hirtendienst entsprochen hätte, um Vermittlung und Lösung zu bemühen. Leitungskompetenz schaut anders aus. SCHANDE!
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