Mittwoch, 31. August 2011

"Ägidiusförderer" Schönborn

Karikatur von Robert Szinovatz, Hornstein
Titel: Ägidiusförderer Schönborn

Dienstag, 30. August 2011

Ergebnisse der Umfrage "Kirchenstreit 2011"



Informationen zur OEKONSULT-Repräsentativumfrage "Kirchenstreit 2011" auf der OEKONSULT-Homepage >>

Norbert Leser: Wenn Aufrufe zum Gehorsam plötzlich ungehört verhallen


Die bloße Berufung auf den Gehorsam reicht in der heutigen Welt nicht mehr aus, um sich Loyalität zu sichern. Aktuelle Beispiele.
Kommentar von NORBERT LESER in der Presse >>

"Ungehorsame" Priester erhalten mehr Rückhalt

Mehr als 12.000 Laien haben sich bereits hinter die Laieninitiative gestellt, die ähnliche Auffassungen vertritt wie die Pfarrerinitiative von Helmut Schüller, die zu "Ungehorsam" gegenüber der Amtskirche aufruft.

Rund 120 Priester sind bisher der "Aufforderung zum Ungehorsam" der Pfarrerinitiative gefolgt und bekennen sich in der Öffentlichkeit dazu, gegen kirchliche Vorschriften zu verstoßen. Ihr medienerfahrener Frontmann, der ehemalige Caritas-Chef und Wiener Generalvikar Helmut Schüller, hat die Initiative am Wochenende mit einem Auftritt im "Journal zu Gast" auf Ö1 und mit einer "Profil"-Titelgeschichte neuerlich gegen die Positionen der Amtskirche abgegrenzt.
Im Rücken hat Schüller dabei nicht nur eine aktuelle Market-Umfrage, die am Samstag im Standard veröffentlicht worden ist. Unterstützung bekommt er auch von der Laieninitiative, die bis Sonntag 12.660 Gläubige hinter sich versammelt hat. Ihr Sprecher Peter Pawlowsky hat in einem Kommentar für den Standard der kirchenamtlichen "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände" (AKV) deren Kritik an der Pfarrerinitiative um die Ohren geschlagen: Wenn der "Aufruf zum Ungehorsam" als "klare Form von Gewalt" qualifiziert werde, "kann man sich ausrechnen, was man in der AKV von Zivilcourage hält. Das ist in Bezug auf die Kirche bedauerlich, in Bezug auf die Politik sogar gefährlich."

Montag, 29. August 2011

Umfrage: Pfarrer-Initiative genießt breite Unterstützung

Die kirchenkritische Pfarrer-Initiative genießt mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam breite Unterstützung in der Bevölkerung: 71,7 Prozent der Österreicher halten laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OEKONSULT im Auftrag der APA das Aufbegehren für richtig und angemessen, 76,5 Prozent stehen auf der Seite der Initiative. Bei den Reformbegehren selbst ist den Menschen die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt (30,7 Prozent) am wichtigsten, gefolgt von der Abschaffung des Zölibats (24,1 Prozent).

Zur Umfrage >>

Mehrheit vertraut der Kirche nicht mehr

Nur jeder fünfzigste Österreicher folgt der katholischen Kirche vollständig, nur 21 Prozent geben an, sich in der Kirche zu engagieren - Der Vetrauensverlust trifft Kleriker wie engagierte Laien, am wenigsten die Pfarrerinitiative

Unter dem Strich ist Helmut Schüller in den Augen der Österreicher derzeit der vertrauenswürdigste Exponent der katholischen Kirche

Market-Umfrage für den Standard >>

Nebensächlichkeit Kommunionsempfang?

Univ.-Prof. Dr. Franz Nikolasch, Salzburg in einer Nachricht an die Laieninitiative:
In der gesamten Kirche des Altertums war die Handkommunion und nicht die Mundkommunion üblich. Beleg dafür: Mystagogische Katechesen des Cyrill von Jerusalem V/21: "Wenn du dann hingehst, komm nicht mit vorgestreckten Handflächen oder gespreizten Fingern. Mach die Linke zum Thron für die Rechte, die den König empfangen soll. Mach die Hand hohl, empfange so den Leib Christi und sage "Amen" dazu. Im Übrigen war, wie es auch heute vorgesehen ist, in der Kirche des Altertums die Grundhaltung beim Gottesdienst das Stehen, "da wir der Auferstehung Jesu Christi gedenken".

Die Gegenwart:
Pfarrer Rudolf Schermann in "Kirche In" 08/2011:
...Unser Herr (Anm.: Jesus Christus) hat zwar, seiner irdischen Umgebung entsprechend, bildhaft von Schafen und Hirten gesprochen. Aber nicht im Traum wäre ihm eingefallen, beim letzten Abendmahl seine Freunde mit seinem Leib und Blut wie Schafe abzufüttern.
Was aber tut unser Papst Benedikt XVI.? Kaum zitiert er bei der Wandlung der Eucharistiefeier die Jesusworte richtig - "Nehmt und esst, nehmt und trinkt" - missachtet er bereits nach einigen Minuten die Gesinnung und das Wollen Jesu Christi. Missachtet er die Würde des erwachsenen Menschen, lässt sie nicht das Brot des Lebens nehmen, sondern füttert seine Mitgläubigen wie Schafe oder unmündige Kinder ab.
Eine Nebensächlichkeit? Keineswegs. Denn wenn es um die Gesinnung Jesu Christi geht, die wir laut Apostel Paulus "anziehen sollen", gibt es keine Lappalien.......

Sonntag, 28. August 2011

NEIN möchte ich sagen

NEIN

NEIN möchte ich sagen, mit dir, mein Gott,
zu allem, was lähmt,
zu allem, was krank und depressiv macht.
Gib mir Kraft, mein Gott,
dass ich NEIN sage zu allem,
was blind macht,
zu allem, was die Sprache verschlägt.

NEIN möchte ich sagen mit dir, mein Gott,
zu allem, was zerstört,
zu allem, was nach
Verdrängung und Abtötung ruft,
zu allem, was Angst macht.
Gib mir Kraft, mein Gott,
dass ich NEIN sage zu allem,
was trennt, was krumm macht,
zu allem, was schwächt.

NEIN möchte ich sagen mit dir, mein Gott,
zu allem, was blendet,
zu allem, was knechtet und unterdrückt.
Gib mir Kraft, mein Gott,
dass ich NEIN sage zu allem,
was tödlich ist,
zu allem, was verwundet.


Übersetze, mein Gott, dein NEIN
in die Sprache meiner Tat
und lass durch dieses NEIN
dein JA hörbar werden,
dein erfülltes Leben für mich
und für alle Menschen,
Gott.

Rotzetter Anton,
in: Gebetsmappe der Burg Altpernstein, S. 246

Samstag, 27. August 2011

Mystik mit offenen Augen


Metz, Johann B.
Wenn Spiritualität aufbricht. Herausgegeben von Reikerstorfer, Johann
260 S., geb., Herder, ISBN 978-3-451-29890-5, 25,70 €

J. B. Metz steht für eine Theologie, die Mystik und politisches Leben, Christentum und Öffentlichkeit, Glaubensgeschichte und Lebensgeschichte in einer neuen Weise zu verbinden sucht.

Mit seinem Buch greift er aus theologischer Perspektive in die heute ebenso verbreitete wie weithin unbestimmte Rede von Spiritualität und Spiritualitäten ein. Sein Vorschlag einer Mystik der offenen Augen bringt nicht nur ein unverzichtbares Profil christlicher Spiritualität zur Sprache. Vielmehr schaltet sich Metz auch in die gegenwärtigen Krisendiskussionen um Gott und Kirche, Religionen und säkulare Welten ein - mit der ihm eigenen gedanklichen Präzision, die festgefahrene Vorstellungen aufbricht.


Kommentar im KulturMag.de
Katholizismus jenseits von Krawall und Misstrauen

Zum Thema eine Sendung auf Radio DRS:
Mystik mit offenen Augen
Das europäische Christentum steckt in einer tiefen Krise. Die kirchliche Sprache erreicht die Menschen kaum mehr, die Glaubensinhalte sind fragwürdig geworden. Der Glaube muss deshalb von Grund auf neu buchstabiert werden, fordert der renommierte Religionspädagoge Hubertus Halbfas.
Neue Impulse erhofft er sich dabei von der Religionskritik des Atheismus und von einer auf die Lebenspraxis bezogenen Mystik.
Zur Sendung auf DRS >>

Freitag, 26. August 2011

NEWS: Schüller fordert radikale Reform der Kirche

Zahlreiche Geistliche revoltieren, sie lechzen nach einer neuen katholischen Kirche. Die Pfarrer-Initiative rund um den ehemaligen Wiener Generalvikar Helmut Schüller ruft zum Ungehorsam auf und fordert die Umsetzung von sieben Thesen zur Kirchenreform: Darunter fallen die Abschaffung des Zölibats, die Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete, Frauen als Priester und Laienprediger. NEWS hat Helmut Schüller zum Interview getroffen und dabei lässt der Pfarrer mit neuen Forderungen aufhorchen.
Weiter im NEWS >>

Gottes greise Gehilfen müssen in die Bresche springen

10vor10 vom 08.08.2011
Gottes greise Gehilfen
Der 90-jährige Priester Anton Roos muss immer noch Messen lesen. Zurzeit sind es drei pro Sonntag. Dieser Einsatz ist nötig, weil der Priestermangel immer akuter wird. Bereits sterben dreimal so viele Priester wie neue dazu kommen.
Quelle: Schweizer Fernsehen

Da nützt alles Beten nichts
Die katholische Kirche hat zu wenig Pfarrer. Längst pensionierte Priester müssen in die Bresche springen – so auch der 79-jährige Max Herger.
Weiter in Südostschweiz >>

Donnerstag, 25. August 2011

Langjähriger Freund von Dolezal: "Ihr bekommt unseren besten Mann!"

Da die Kommentare aus Erfahrung nicht von allen gelesen werden, erlaube ich mir hier die Veröffentlichung eines besonderen über die Person des neuen Dom- und Diözesanmusikdirektors der Diözese Eisenstadt Thomas Dolezal.


"Anonym" schrieb am 22. August 2001, 20:54 Uhr: 

Da die Kommentare hier sehr einseitig und verhetzend sind, möchte ich, als jemand, der thomas Dolezal lange Jahre sehr gut kennt - in seinen Licht- und Schattenseiten, die wohl niemand nicht hat - einiges zurechtrücken:
Die Vorwürfe (Intrigant, musikalische Mittelmäßigkeit) sprechen eher über deren Urheber denn über Dolezal. Fakt ist: Dolezal hat die Pflege jener Musik, die in den Dom wirklich gehört, wiederum nach langer Pause fulminant zum Leben erweckt: die Musik der Wr. KLassik und Romantik. Ist das mittelmäßig?

Dolezal hält seine Arbeit nicht für einen Job wie jeden anderen. Er ist immer darum bemüht, Liturgie und Volksfrömmigkeit (die man in der Wiener Kirchenmusikmafia natürlich nciht schätzt) musikalisch einfühlsam und feierlich auszubauen. Was hat er nicht alles für Feste im Wr. Dom neu eingeführt! Und: mit welchem Erfolg!

Dolezal ist eben nicht jemand, der die Leute im Gottesdienst zur modernen Musik erziehen will - es zeugt von Arroganz und einem Verfehlen seines Berufes, wenn man meint, die Leute mit Gewalt zur wahren Neuen Musik unserer Zeit zwingen zu müssen.

Auch als Kirchenmusikkomponist - auch von Liedern - ist Dolezal eine wirkliche Begabung, die all jene, die ständig über ihn meckern und auch in ihrer Musik Tritonüsse und die Unbestimmtheit "grauer Akkorde" lieben, in den Schatten stellt. Jeder, der durch ein verbildendes Studium noch der Ansicht ist, dass Gemeindekehrverse kantabel, eingängig und mitreißend sein sollen, wird dies bestätigen. Er schreibt pompöse und harmonisch wie kontrapunktisch großartig gearbeitete Überchöre, die freilich immer auch auf Wirkung ausgelegt sind. Ist das denn musikalisch Sünde? Muss die Krichenmusik so blutleer klingen, wie ein Satz von Quack oder eine Messe von Britten?

Und: keineswegs mittelmäßig ist sein Orgelspiel, v.a. das liturgische. Er weiß jedenfalls worauf es liturgisch ankommt, er hat wie sonst niemand, den ich kenne, ein Gespür für die Liturgie, die Stimmung, die es gerade musikalisch einzufangen gilt.

Man könnte dazu noch vieles sagen. Liebe Freunde im Burgenland: ich freue mich für euch, dass ihr unseren besten Mann bekommt. Ich freue mich auch für ihn, dass er diese eifersüchtige Schlangengrube in Wien hinter sich lassen kann.

Mittwoch, 24. August 2011

Puls4-Talkshow: "Rebellion gegen Rom – können 300 österreichische Pfarrer die Kirche verändern?"


Zurück aus der Sommerpause diskutiert Manuela Raidl mit ihren Gästen Weihbischof Andreas Laun, Pfarrer Helmut Schüller, Rudolf Gehring und Michael Fleischhacker
zum Thema: "Rebellion gegen Rom – können 300 österreichische Pfarrer die Kirche verändern?"
Link zur TV-Sendung >>


"Es gibt keine Reform der Kirche ohne Gehorsam"
Andreas Laun und Helmut Schüller offenbarten im "Puls4"-Studio tiefe Gräben zwischen katholischer Obrigkeit und Pfarrer-Initiative
Beitrag im Standard zur TV-Sendung >>

Dabei haben sie noch Glück, unsere Bischöfe...

Bitte um Veröffentlichung des folgenden Leserbriefes! – Danke!

Dabei haben sie noch Glück, unsere Bischöfe, dass sie es nicht mit Luther zu tun haben. Der hat längst nicht so besonnen agiert wie Schüller. Sein Temperament war impulsiv und ließ ihn schonungslos alles anprangern, was an Mängeln zu beklagen war. Er hatte unbestreitbar in vielem recht, und die Bischöfe hätten gut daran getan, die längst überfälligen Reformen in Angriff zu nehmen. Damit wäre damals das Problem zu lösen gewesen und die Spaltung wäre unterblieben. Spaltung ist diesmal nicht zu befürchten, weil sie niemand will.

Nach einem Gespräch gibt es nun eine Nachdenkpause. Nachdenken ist immer gut. Dafür hätten die Bischöfe allerdings schon 16 Jahre Zeit gehabt und im „Dialog für Österreich“ wurde sogar miteinander in guter Weise gesprochen und zwar sogar mit klaren Ergebnissen. Unglücklicherweise (aber erwartungsgemäß) waren die Ergebnisse nicht nach dem Geschmack der Bischöfe und so sind weitere Gespräche unterblieben.

Alle Versuche vonseiten der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, scheiterten. Es bedurfte nur eines Wortes, um die Blockade zu brechen: Ungehorsam! Da fürchten die Bischöfe offenbar, ihre Macht einzubüßen. (Alles andere können sie hinnehmen, das nicht!) Was 505.000 Unterschriften nicht bewirken konnten, das bewirkte nun ein einziges Wort. Dabei behauptet Michael Prüller, der Sprecher der Erzdiözese Wien, in einem Interview mit Kathpress: Tatsächlich habe Kardinal Schönborn „mit den Forderungen der Initiative kein Problem, sondern mit dem ostentativen Ungehorsams-Aufruf“. Da fragt man sich, was das bedeutet: „Mit den Forderungen kein Problem haben“? Wo liegen dann noch die Schwierigkeiten? Da muss Schüller nur den Aufruf zum Ungehorsam zurücknehmen und alles ist palletti? – Schön wäre es, aber spielen tun sie´s nicht! Prüller ist nicht im Bild. Die Forderungen sind nach wie vor das Problem! Über sie muss (und wird) verhandelt werden.

Der bisher landauf landab tatsächlich geübte aber nicht benannte Ungehorsam war den Obrigkeiten kein Problem, war es aber den in der Seelsorge stehenden Pfarrern, denn für sie war es eigentlich ein unzumutbarer Zustand, anders handeln zu müssen, als es von der (Amts)kirche vorgesehen war. Sie mussten erkennen, dass z.B. die Verweigerung der Kommunion bei Menschen in Zweitehe arge Verbitterung auslöst und dementsprechend nicht zu verantworten ist. Selbst wenn es sich um „treue Fernstehende“ (Richard Rohr) handelt: „Den glimmenden Docht nicht löschen“ kann so nicht aussehen! Laufend im Widerspruch zur kirchlichen Regelung zu handeln, kann kein Dauerzustand sein. Die Pfarrer wollen ja nicht ungehorsam handeln, müssen es aber, wenn sie ihrer aus der seelsorglichen Praxis gemachten Erfahrung folgen wollen, wie es doch dem Geist Christi und ihrem eigenen Gewissen entspricht.

Jesus ging immer Bruder-Schwesterliebe vor Gesetzestreue. (Eindrucksvolles Beispiel die Ehebrecherin u. a.)

Dieser Zwiespalt ist für die Seelsorger auf Dauer nicht tragbar. Jetzt haben sie es unüberhörbar gesagt. Nun muss die Angelegenheit geklärt werden und eine ganze Reihe anderer Dinge ebenso. Endlich!

Mag. J. Georg Simmerstätter
Unholzen 23
6320 Angerberg
josef.georg@aon.at

Dienstag, 23. August 2011

"Die Einheit ist längst dahin"

Dopler: „Vielleicht wird der dramatische Einbruch, in dem wir uns befinden, zu einer Änderung führen.“
Klaus Dopler, der Pfarrer von Gallneukirchen, redet Klartext. Es gebe einen spürbaren Rückschritt, der Bezug zur Basis wurde verloren.

Mehr als 80 Priester der Diözese Linz haben die Pfarrerinitiative "Aufruf zum Ungehorsam" von Helmut Schüller unterzeichnet. Unter ihnen der Pfarrer von Gallneukirchen, Klaus Dopler.

Kurier: Was war Ihre Motivation, den Aufruf zu unterzeichnen?
Klaus Dopler: Es ist wichtig, dass es einmal eine Initiative von den Priestern gibt. Von den Laien gab es schon verschiedene Aktionen.
Zum ganzen Interview >>

Montag, 22. August 2011

Jahrmarktstimmung in Wallfahrtsort?

Da soll sich jemand, der gläubig und sogar gutgläubig ist, auskennen: einerseits wird kirchlicherseits die Allianz für den freien Sonntag beworben und die Sonntagsarbeit kritisiert, und dann liest man von Zuständen an einem Marienfeiertag in einem Wallfahrtsort, wo es äußerts geschäftstüchtig zugegangen sein muss.
Natürlich wird geatwortet werden, dass das zwei Paar Schuhe wären, die Gottesdienste und der Jahrmarkt. Aber es ist halt nur ein Feiertag...


40.000 Besucher beim Kirtag in Loretto
Das perfektes Wetter hat am Marienfeiertag rund 40.000 Besucher in den Wallfahrt sort Loretto (Bezirk Eisenstadt Umgebung) gelockt. Neben den Gottesdiensten in der Basilika zieht vor allem der große Jahrmarkt die Menschen an.
Drei Mal im Jahr im Ausnahmezustand
Loretto ist eine 400-Seelen-Gemeinde. Dreimal im Jahr ist der Ort im Leithagebirge im Ausnahmezustand. Denn dreimal im Jahr pilgern hunderte Menschen in die Basilika, um Kirtag zu feiern.

Fünf Messen
Insgesamt fünf Mal wird am Marienfeiertag ein Gottesdienst zelebriert. Auch Burgenlands Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics feierte eine heilige Messe mit den Pilgern. Die meisten sind traditionell zu Fuß unterwegs, andere kommen mit dem Auto oder Motorrad.

Trubel auf dem Jahrmarkt
Am Fuße der Kirche tummeln sich zeitgleich an die 40.000 Menschen auf dem Jahrmarkt. Zu kaufen gibt es hier so ziemlich alles, was man brauchen kann - von Kleidung und Geschirr über Spielsachen und Sonnenbrillen bis hin zu Handtaschen und Duft-Kugeln.
Ganzer Beitrag auf burgenland.ORF.at >>

Sonntag, 21. August 2011

Nur ein Traum?

eine hörende Kirche
die nicht schon die Antworten weiß
Gesetz und Weisung nicht verwechselt
die auf Macht verzichtet
in der Geschwisterlichkeit lebt
in der die Vielfalt sein darf
die keine Angst vor dem Fremden hat
die vertrauen kann
sich dem Wirken des Hl. Geistes überlassen kann

eine fragende Kirche
die Lust zum Leben macht
Freude an der Begegnung vermittelt
in der das Gespräch lebt
Befehle nicht denkbar sind
Kritisches als Chance gesehen wird
die sich als Pilgerin aufmacht
keine feste Burg mehr ist
sondern das Leben sucht

eine offene Kirche
in der meine Meinung gefragt ist
die sich mitgestalten lässt
in der Demokratie kein Reizwort ist
und Geld nicht die Pastoral bestimmt
in der man streiten darf
und sich versöhnen kann
in der das Leben lebt

eine politische Kirche
die Partei ergreift für die Zukurzgekommenen
die Stimme ist für die wortlos Gemachten
die Optionen trifft und sich festlegt
die sich einsetzt in Wort und Tat
und sich nicht kaufen lässt
die klar und deutlich Stellung bezieht
und nicht durch Diplomatie glänzt
die sich angreifbar macht

eine gottesfürchtige Kirche
die lebt was sie sagt
und sagt was sie lebt
die vertraut und hofft und liebt und hört
herausruft und protestiert
die sich Gott überlässt
und nicht an die eigene Machbarkeit glaubt
die Gott gehorcht
und auf die Menschen hört

Grün A., Und alles lassen... (gekürzt),
Herder-Verlag, Fr. i. Br., 31996, 56f.

Samstag, 20. August 2011

Aktuelle Beiträge zum Aufruf der "Pfarrer-Initiative"

Morgenjournal, 19.8.2011
Zulehner gibt Schüller recht
Unterstützung für "Pfarrer-Initiative"
Die "Pfarrer-Initiative" fordert offen zum Ungehorsam gegenüber der Kirchenleitung auf. Ihr Proponent Helmut Schüller bekräftigte im Ö1-Interview die Forderung, die Kirchenleitung solle endlich auf die Reformrufe des Kirchenvolks hören. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner pflichtet ihm darin bei.

Mittagsjournal, 18.8.2011
"Pfarrer" schlagen "Experiment" vor
Schüller drängt die Bischöfe zu Klarheit
Die "Pfarrer-Initiative" mit dem früheren Wiener Generalvikar Helmut Schüller an der Spitze ruft zum Ungehorsam gegenüber Rom auf und fordert, dass Priester heiraten, Frauen Priesterinnen sein dürfen und dass Laien predigen sollen. Im Ö1 Interview beharrt Schüller unbeirrt auf den Forderungen und schlägt ein "Experiment" für Österreich vor.

Was wollen die "Pfarrer"?
Zugespitzter Konflikt
Vor kurzem waren Vertreter der "Pfarrer-Initiative" bei Kardinal Christoph Schönborn vorgeladen, der die aufbegehrenden Pfarrer zum Gehorsam mahnte. Doch die Pfarrer-Initiative bleibt bei ihrem Kurs.


Tiroler Pfarrer für Initiative des Ungehorsams Österreichweit folgen bereits 300 Pfarrer der Initiative "Aufruf zum Ungehorsam". In Tirol sind es bisher zwölf, die damit der katholischen Amtskirche ganz offen die Stirn bieten. Einer von ihnen ist Dekan Franz Neuner aus Breitenwang. ORF-Tirol bringt ein Interview mit ihm.
Beitrag auf tirol.ORF.at >>

Lassen wir den „Ungehorsam“ doch einmal beiseite!
Im Streit um den „Aufruf zum Ungehorsam“ der Pfarrer-Initiative wird fast nur über den Titel diskutiert. Es mag aus Sicht der Bischöfe notwendig sein, über „Ungehorsam“ zu reden. Destruktiv wäre es aber, sich darauf zu beschränken.
Beitrag in den Oberösterreich-Nachrichten >>

Gehorsam bis in den (Kirchen-)Tod ...
... oder doch ungehorsam sein müssen, bis wieder Leben in diese Kirche kommt?
Leser-Kommentar im Standard vom 18. August 2011 >>

Pfarrer müssen vom "Übermensch-Image" weg
Gerald Gump, 41, ist Gründungsmitglied der "Pfarrer-Initiative", die den "Aufruf zum Ungehorsam" startete. Er ist seit 1999 Pfarrer in Schwechat und ein kircheninterner Querdenker.
Interview mit Pfarrer Gump im Kurier >>

Herbert Kohlmaier antwortet in einer Aussendung dem Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück, der in einem Interview mit dem „Standard“ fürchtet, ein selbständiges Handeln von Priestern ohne Abstimmung mit dem Bischof könne schismatische Folgen haben:
Kohlmaier: Legt die Spaltungskeule endlich weg!

Aktuelles Interview mit Paul M. Zulehner über die neue Qualität des kirchlichen Protests und mögliche Lösungen:
"Beide Seiten brauchen Erfolg, um einen Crash zu vermeiden"
Interview in der Wiener Zeitung vom 19.8. >>

Freitag, 19. August 2011

Unterstützung für "Pfarrer-Initiative" aus dem Burgenland

Unterstützung für "Pfarrer-Initiative"
Auch burgenländische Priester unterstützen die 2006 in St. Pölten gegründete "Pfarrer-Initiative". Sie wollen Bewegung in die katholische Kirche bringen und auf aktuelle Probleme aufmerksam machen. Es fielen deutliche Worte.

Luisser: Sprachrohr der Gläubigen und "Geschwisterliche Kirche"
Der Jennersdorfer Stadtpfarrer Alois Luisser ist bisher nicht als großer Revoluzzer in der burgenländischen Kirche aufgefallen. Aber die Pfarrer-Initiative unterstützt er gerne.
Er sieht sich als Sprachrohr seiner Gläubigen. Die Kirche müsse sich bewegen und den modernen Gegebenheiten anpassen. Es soll eine geschwisterliche Kirche geben und nicht wie bisher eine Kirche, in der Bischöfe die Linie vorgeben, so Luisser.

Herowitsch: Unehrlichkeit auf vielen Ebenen
Wesentlich schärfer formuliert der pensionierte Pfarrer von Lockenhaus - Josef Herowitsch - seine Wünsche an die katholische Kirche. Er fordert mehr Offenheit im Umgang miteinander: "Wo Menschen sind geht es menschlich zu, aber man darf nicht so tun, als ob das alles nicht wahr wäre. Das kaufen einem die Menschen nicht ab, diese Unehrlichkeit auf vielen Ebenen in der katholischen Kirche".

Kornfeind: Engagement ist kein Ungehorsam
Eine Handvoll burgenländischer Pfarrer unterstützt die Pfarrer-Initiative, unter ihnen ist übrigens auch der Parndorfer Pfarrer Branko Kornfeind, der sein Engagement aber nicht als Ungehorsam verstanden wissen will.

Bischofshof: "Kein Kommentar"
Von Seiten des Bischofshofes hieß es dazu am Donnerstag gegenüber dem ORF Burgenland: "Kein Kommentar".
Beitrag auf burgenland.ORF.at >>

Der Beitrag wurde am 18.8. in Burgenland-HEUTE ausgestrahlt >>


Kurier, 19.08.2011:

Pfarrer Schüller fordert Kardinal Schönborn heraus


Pfarrer Helmut Schüller im großen  Kurier-Interview über Ungehorsam und Scheinheiligkeit und seinen Appell an Kardinal Christoph Schönborn >>

Donnerstag, 18. August 2011

Bischof Zsifkovics zu "Nikitsch": Alles hat seine Zeit

Die Pfarrumbesetzung in Nikitsch und Kroatisch Minihof hatte (wie übrigens auch in vielen anderen Pfarren)  bei den Gläubigen großen Unmut ausgelöst. Vor allem die Dialogverweigerung seitens des Bischofs wurde von vielen aktiven MitarbeiterInnen beklagt.

Bischof Ägidius Zsifkovics hat am 22. Juli darauf in einem Brief geantwortet. Darin zeigt er zunächst "Verständnis für Verunsicherung, Trauer oder Enttäuschung bei vielen Gläubigen", um dann aber auch Verständnis zu verlangen, dass er "in seiner Verantwortung als Bischof für die Gewährleistung der Seelsorge in der ganzen Diözese... auch manchmal auf den ersten Blick hin unpopuläre Maßnahmen setzen muss".

Und weiter:
"Was mich als Bischof im Zusammenhang mit Pfarrbesetzungen aber traurig stimmt ist, dass oft von Seiten einzelner Gemeindemitglieder, die sich als gute und gläubige Christen bezeichnen, mit Unterschriftsaktionen, Kirchenaustritt und dem Gang in die Medien gedroht wird. Das hat mit Glaube und Kirche nichts zu tun! Das ist keine Haltung echten und reifen Christseins, eines Christen nicht würdig! Es verwundert, dass sich auch die Politik in kirchliche Belange einmischt."

Weiter zum ganzen Brief >>

Mittwoch, 17. August 2011

"Nach Gott ist der Priester alles"

Regelmäßigen Lesern der Kirchenzeitung "martinus" fällt schon seit einiger Zeit eine neue Blattlinie, eine "Kurskorrektur" auf. Unter anderem sichtbar dadurch, welche Leserbriefe veröffentlicht werden.

"Nach Gott ist der Priester alles" heißt es im Leserforum vom 07. August 2011.


Welches Kirchenbild wird hier kultiviert und propagiert? Ist das etwa die viel gepriesene Neuevangelisierung?
Was würde wohl unser Herr Jesus dazu sagen? In den Evangelien steht jedenfalls nichts von derartigen Sichtweisen, die Kirchenrecht und Lehramt über die Botschaft Jesu stellen.

Dienstag, 16. August 2011

Einladung zum Kirchenfrauen-Kabarett: "Uns reicht's - ganz einfach!"


Herzliche Einladung!
Das bekannte "Kirchenfrauen-Kabarett" aus Vorarlberg kommt mit seinem Programm "Uns reicht's - ganz einfach!"  auch ins Burgenland:

Pinkafeld, Rathaussaal
Mittwoch, 28. September 2011, 19:30 h (Saaleinlass 18:30 h - freie Platzwahl)
Veranstalter: Laieninitiative, Plattform "Wir sind Kirche"
Vorverkauf: 15,-- (Bäckerei Ringhofer - Pinkafeld & Oberwart)
Abendkasse: 18,--
Kontakt: edi.posch@bnet.at

Jennersdorf, Arche
Freitag, 30. September 2011, 19:30 h (Saaleinlass 18:30 h - freie Platzwahl)
Veranstalter: Pfarre Jennersdorf
Vorverkauf: 15,-- ((Pfarramt, Die Erste, Raika)
Abendkasse: 17,--
Kontakt: info@ankerplatz.at


Zur Homepage vom Kirchenfrauen-Kabarett >>

Montag, 15. August 2011

Maria

Maria, du zeigst dich uns
als die Frau, die sagt,
Gott stürzt die Mächtigen vom Thron,
als die Mutter auf der Herbergssuche,
auf der Flucht nach Ägypten,
als die Mutter,
die besorgt ist
über die ungewöhnlichen Wege ihres Kindes,
die lernen muss,
dass das Kind sich ablöst
und selbstverantwortlich entscheidet,
als die Mutter, die erlebt,
dass ihr Kind
durch seinen geraden Weg scheitert.

Wenn ich an deinen Lebensweg denke, Maria,
dann merke ich,
er ist auch ein Stück von mir.
Maria, du bist eine von uns – damals und heute.


vgl. Roland Breitenbach, Sechs-Minuten-Predigten (A),
Herder-Verlag, Fr. i. Br. 2004, 178.

Sonntag, 14. August 2011

Anders leben

Anders leben.
Anders als gestern und heute.
Weil ich manchmal zu ersticken glaube
in Hektik und Langeweile,
im Trott des Festgefahrenen.
Weil ich auf der Stelle trete
bei all meinem Strampeln.

Anders leben.
Weil ich glaube,
dass mehr drinnen wäre in dem,
was sie „Leben“ nennen.
Dass auch in meinem Leben
zwischen Wecker und Spätnachrichten,
zwischen Betrieb und Schlafengehen
mehr drinnen wäre
an unausgeschöpften Möglichkeiten.

Anders leben.
Weil ich ungeduldig bin
und nicht warten möchte auf das,
was sie „Himmel“ nennen.
Weil ich jetzt schon,
heute und hier etwas spüren möchte
von Sinn und Erfüllung,
Glück und Zufriedenheit.

Anders leben.
Weil es mich reizt, Neues auszuprobieren,
ungebahnte Wege zu gehen.
Weil ich irgendwie ahne,
dass unter der Kruste der Oberfläche
mehr verborgen liegt,
als meine kurzsichtigen Augen entdecken.

Anders leben.
Weil du es bist,
der mich lockt und einladet und Mut macht!


vgl. H.-J. Coenen, Meine Jakobsleiter. Meditationen,
Patmos Verlag, Düsseldorf 21987.

Samstag, 13. August 2011

Kohlmaier: Ein Kompromiss im (Un)Gehorsams-Konflikt erscheint ausgeschlossen

Herbert Kohlmaier
Grundlsee, im August 2011

Überlegungen zum „Aufruf“ der Pfarrerinitiative

Als Jurist, der im öffentlichen Leben verantwortliche politische Funktionen ausgeübt hat, sehe ich im Konflikt zwischen der Pfarrerinitiative und dem Wiener Erzbischof Schönborn eine Brisanz und eine Tragweite, die offenbar noch nicht überall erkannt werden. Geachtete und beliebte Seelsorger haben sich zu einem bisher einmaligen Schritt entschlossen, der die Auseinandersetzung zwischen den Kräften kirchlicher Erneuerung und dem vatikanischen System an einen entscheidenden Punkt geführt hat.

Kardinal Schönborn beruft sich auf das Prinzip des Gehorsams, gegenüber dem alle anderen Erwägungen zurücktreten müssten. Würde er das nicht durchsetzen, wäre die päpstliche Autorität erschüttert. Auch auf der anderen Seite ist ein Zurückweichen nicht möglich, wollten Helmut Schüller und seine Freunde nicht ihr Gewissen verraten. Ein Kompromiss ist in diesem Präzedenzfall, der mittlerweile weltweite Aufmerksamkeit gefunden hat, wohl ausgeschlossen. Die Niederlage für eine der beiden Konfliktparteien erscheint unausweichlich.

Sie wird ganz sicher Ausgangspunkt weiterer dramatischer Entwicklungen sein. Staats- und naturrechtlich ist unbedingter Gehorsam nur gegenüber Autoritäten zu leisten, die über eine anzuerkennende Legitimation für ihre Machtausübung verfügen. Sie können diese nach heutigem Verständnis nur durch den Souverän Volk und seine Vertreter oder natürliche Gegebenheiten der Obsorgepflicht erhalten haben, wie dies etwa bei Eltern gegenüber ihren Kindern der Fall ist.

In der vordemokratischen Geschichte haben die Herrscher ihre Macht göttlich legitimiert. Auch in der Neuzeit wurde dies auf modifizierte Weise fortgesetzt. Autoritäre Systeme beriefen sich auf historische Notwendigkeit (bei Stalin der Klassenkampf des Marxismus), auf höhere Mächte (Hitlers „Vorsehung“) oder das Interesse der Nation. Eine solche Legitimierung des Wahns führt zwangsläufig zur Willkür. Sie erfolgt immer, um sich der Verantwortung gegenüber den Menschen und deren natürlichen Rechten zu entziehen. Das Prinzip des Dienstes geht verloren.

Doch diesen Weg beschreitet die Kirchenleitung noch immer, indem sie sich auf ihre Einsetzung durch Jesus und eine Stellvertreterrolle Gottes beruft. Dazu ist sie aber nicht berechtigt. Jesus hat keinen Auftrag zur Errichtung von Ämter- und Machtstrukturen erteilt, sondern vor diesen ausdrücklich gewarnt. Im Wissen um den Missbrauch einer angeblich göttlichen Berufung verbietet er, dass Menschen eine Autorität in Anspruch nehmen, die allein seinem heiligen Vater im Himmel vorbehalten sei.

Der aufgebrochene Konflikt hat demnach eine tiefe theologische und menschenrechtliche Dimension. Setzt das klerikale System Vorschriften durch, die sich nicht auf den Willen Jesu berufen können, ist es eindeutig nicht (mehr) christlich. Es verliert dann endgültig seine eigentliche Legitimation der Nachfolge Jesu und degradiert sich selbst zu brüchigem Menschenwerk.

Ein Beharren auf einem bloß formalen Gehorsam – noch dazu unter Berufung auf das von Jesus verworfene Schwören – bedeutet die Missachtung aller Erfordernisse einer tragfähigen Gemeinschaftsbildung und der Prinzipien kluger Menschenführung, wie sie auch in Jesu Lehre deutlich zu Tage treten. Das vatikanische System, in dessen Auftrag Schönborn zu agieren gezwungen ist, würde mit Konsequenzen gegenüber der Pfarrerinitiative seinen Machtanspruch endgültig als einen bloß angemaßten erkennen lassen.

Ein solcher ist unerträglich. Ihm ist nicht Gefolgschaft sondern Widerstand zu leisten. Es mag sein, dass Schönborn dies mit seiner Intelligenz zu erkennen vermag. Er befindet sich in einer ausweglosen Situation, der versuchte Zeitgewinn befreit ihn davon nicht. Die Stunde der Wahrheit kommt unausweichlich. Es ist jene Wahrheit, die bekanntlich frei macht.

Die Entwicklung zur Befreiung von einem Kirchenregime, das in die Irre gegangen ist, erscheint unaufhaltbar. Die Pfarrerinitiative weiß, dass sie in einer Auseinandersetzung, die nun einen Höhepunkt, aber noch keineswegs ihr Ende erreicht, auf der Seite Jesu steht. Ebenso der weitaus überwiegenden Zahl jener, denen heute Glaube und Kirche noch am Herzen liegen. Sie kann daher dem Kommenden getrost entgegensehen.


Zum Thema:

"Nicht die Keule, aber eine Entscheidung steht an"
"Regeln akzeptieren" oder neue Wege gehen: Kardinal Christoph Schönborn bleibt hart, für Helmut Schüller und seine "ungehorsamen" Mitbrüder wird es eng.
Interview mit Kardinal Schönborn im Standard >>


Wir sind Kirche: Kardinal Schönborn möge den Bogen nicht überspannen
Christoph Schönborn „Wir sind Kirche“ rät Kardinal Schönborn in der Auseinandersetzung mit der Pfarrer-Initiative, den Bogen nicht zu überspannen. Mit Machtdemonstration und Sanktionen lassen sich weder Probleme lösen noch Menschen überzeugen. Ein Nachdenkprozess tue auf beiden Seiten gut.
Beitrag auf "Wir sind Kirche" >>

Bericht der Pfarrer-Initiative vom aktuellen Stand der Dinge rund um den „Aufruf zum Ungehorsam“
Pfarrerinitiative-NEWSLETTER 9 vom 10. August 2011

Das Memorandum - Die Positionen im Für und Wider

Lesens- und verwendenswert:

Das Memorandum "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" von katholischen Theologieprofessorinnen und -professoren hat kontroverse Reaktionen hervorgerufen. Der Band versammelt Unterzeichner und Nichtunterzeichner, die ihre Zustimmung bzw. Ablehnung in persönlichen Beiträgen theologisch fundiert darlegen. Deutlich werden der je eigene Blick auf die Situation der Kirche und der Theologie (Stichwort Gotteskrise - Kirchenkrise) und die unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen im Memorandum genannten Punkte wie etwa Zölibat, viri probati, Umgang mit Homosexuellen oder Frauenordination.

"Der Text des Memorandums ist ein Aufschrei, der die fast unerträglich gewordenen Spannungen innerhalb der Katholischen Kirche sinnfällig gemacht hat" schreibt Prof. Dr. Karlheinz Ruhstorfer in dem gerade erschienenen neuesten Buch über das Memorandum "Kirche 2011".  

Leseprobe >>

Das Memorandum
Die Positionen im Für und Wider
Herausgegeben von Könemann, Judith. 200 S. 2011, Herder, Freiburg
ISBN 3-451-30517-8

Freitag, 12. August 2011

Vorstand der Pfarrerinitiative informiert über Gespräch mit Kardinal Schönborn

NEWSLETTER 9 vom 10. August 2011

Liebe Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer !

Hier ein Bericht vom aktuellen Stand der Dinge rund um den „Aufruf zum Ungehorsam“.

Nach seiner ersten öffentlichen Reaktion im MitarbeiterInnenmagazin der Erzdiözese Wien „thema kirche“ hat mich Kardinal Schönborn am 12. Juli kontaktiert und zusammen mit den vier Vorstandsmitgliedern der Pfarrer–Initiative aus der Erzdiözese Wien für 10. August zum Gespräch gebeten. Gestern nun trafen Hans Bensdorp, Gerald Gump, Franz Ofenböck und ich den Kardinal zum Gespräch. Er hatte seinerseits noch den geschäftsführenden Vorsitzenden des Priesterrates, Karl Pichelbauer, den Pressesprecher der ED Wien, Dr. Michael Prüller, und den erzb. Sekretär, Klemens Beirer, als weitere Gesprächsteilnehmer eingeladen.

Auf einige Fragen Kardinals Schönborns stellten wir zunächst klar, dass der „Aufruf…“ eine Initiative des Vorstandes der Pfarrer–Initiative ist und somit von den Mitgliedern der Pfarrer–Initiative nicht „mitunterschrieben“ wurde. Diese daher die Möglichkeit haben, den „Aufruf…“ zu kritisieren, sich von ihm zu distanzieren und diese Aktivität des Vorstandes bei der nächsten Generalversammlung zur Debatte zu stellen (bis hin zu einer Abwahl des Vorstandes). Wir berichteten auch, dass nach der Veröffentlichung des „Aufrufes“ 4 Mitglieder die Pfarrer–Initiative verlassen haben, 21 Priester als Mitglieder neu beigetreten und 2 Priester als Unterstützer dazugekommen sind. Außerdem haben über 160 Laien sich als Unterstützer angemeldet! Die Kritik des Kardinals, über den „Aufruf…“ nicht vorinformiert worden zu sein“, nahmen wir zur Kenntnis.

Dann ging es erwartungsgemäß längere Zeit um das Thema „Un-/Gehorsam“ und Schönborn wiederholte die Kritik seiner offiziellen Stellungnahme von Anfang Juli. Wir bestätigten, dass die Formulierung „Aufruf zum Ungehorsam“ von verschiedener Seite – auch von einigen Mitgliedern der Pfarrer–Initiative – kritisiert worden ist. Zugleich verwiesen wir darauf, dass die im „Aufruf…“ angekündigten pastoralen Praktiken tatsächlich offiziell „Ungehorsam“ sind, - wenn auch von den Bischöfen still geduldet. Und dass die öffentliche Diskussion über den „Aufruf…“ zeigt, wie wenig geklärt das Thema „Gehorsam /Unge­horsam in der Kirche“ ist, - und wie überfällig eine Diskussion darüber.

In der Diskussion über die einzelnen Punkte des „Aufrufes“ nahm dann die über die Zulassung von Verheirateten zum Priesteramt (Pkt.7) den breitesten Raum ein. Dieses Anliegen sei, so Schönborn, - wie die anderen Anliegen auch - kein Lösungsansatz für die Kirchenprobleme, und obendrein werde in Rom darüber entschieden. Auf unsere Bitte, sich in dieser Frage selbst eindeutig zu positionieren und nicht nur auf „Rom“ zu verweisen, stellte er klar: er sei auch ganz persönlich für die Beibehaltung der derzeitigen Zölibatspflicht für Priester, weshalb er eine diesbezügliche Änderung weder in der Bischofskonferenz noch Rom gegenüber betreiben oder unterstützen werde. In einer Zeit, in der gesellschaftlich und politisch das herkömmliche Eheverständnis durch die Legalisierung anderer Partnerschaftsformen untergraben würde, wäre eine Abschaffung des Pflichtzölibates das falsche Zeichen. Auf unseren Hinweis, dass damit u.a. viele zum Priesteramt Berufene und für die Leitung von Gemeinden Begabte der Kirche verloren gehen, antwortete Schönborn, dass der Notstand bei uns nicht so groß sei und wegen verheirateter Pfarrer allein auch nicht mehr Menschen zum Gottesdienst kommen würden.

Schließlich stellte der Kardinal fest, dass er auf einer Klarstellung unsererseits bestehen müsse: ob wir es nun mit unserem Gewissen vereinbaren könnten, den Vorgaben der Kirche und des päpstlichen Lehramtes zu folgen, oder nicht. Im letzteren Fall sollten wir überlegen, ob wir weiterhin mit der Kirche gehen können. Das sei der „springende Punkt“, eine Frage der „confessio“. Dazu überreichte er uns einen Fragenkatalog mit der Bitte, ihm auf die Fragen darin innerhalb angemessener Zeit Antwort zu geben. Das betreffe nur die Pfarrer–Initiative–Vorstandsmitglieder aus der ED Wien. Er spreche hier nicht als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Er überlege noch, den Text – allenfalls überarbeitet – zu veröffentlichen, und würde uns diesbezüglich Bescheid geben. Dann könnten auch wir ihn auf der Homepage der Pfarrer–Initiative veröffentlichen.

Wir verabschiedeten uns mit der Information, dass wir als nächstes im Gesamtvorstand der Pfarrer–Initiative über die Ergebnisse des Gespräches berichten und beraten und anschließend die Pfarrer–Initiative – Mitglieder informieren werden. Letzteres ziehen wir mit diesem Newsletter vor, weil in den Medien über dieses Gespräch Verschiedenes zu lesen ist.

Einige von Euch haben uns ihre Meinung über den „Aufruf“ mitgeteilt, - sowohl zustimmend als auch kritisch. Wir möchten Euch ermuntern, das auch weiterhin zu tun und Euch im Forum unserer Homepage oder auch auf anderen Wegen zu Wort zu melden.

Weiters nütze ich die Gelegenheit, an unsere diesjährige Generalversammlung am 6. November 2011 in Linz zu erinnern (weitere Einzelheiten folgen).

Sonst werden wir Euch im Fall neuer Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Darüber hinaus bleiben wir im Gebet um eine vom Geist Gottes geführte Erneuerung unserer Kirche verbunden.

Im Namen des Vorstandes grüßt Euch
Helmut Schüller

Donnerstag, 11. August 2011

Schönborn droht Pfarrer-Initiative mit Sanktionen

Schönborn droht Schüller: Verlust des Amts?
Der Konflikt um den Aufruf der Pfarrer-Initiative zum Ungehorsam spitzt sich dramatisch zu.
Helmut Schüller war mit drei anderen Priestern der Erzdiözese Wien am Mittwoch (10.8.) zum Frühstück bei Kardinal Christoph Schönborn. Anlass und Thema der Unterredung waren überaus ernst. Der Wiener Erzbischof tadelte seinen früheren Generalvikar und dessen Vorstandskollegen wegen des Aufrufs der Pfarrer-Initiative zum Ungehorsam. Und er drohte mit Konsequenzen, wie Schüller danach im Gespräch mit der „Presse“ erklärte.
Weiter in der Presse >>

Pfarrer-Initiative befürchtet nach Treffen mit Schönborn Sanktionen
Erzbischof sprach mit Vertretern der Pfarrer-Initiative
Kardinal Christoph Schönborn ist am Mittwoch mit Vertretern der kirchenkritischen "Pfarrer-Initiative" zusammengetroffen, die im Juni einen Aufruf zum Ungehorsam gegen Rom veröffentlicht hatte. Laut "Kathpress" verordnete er ihnen eine Nachdenkpause, im Herbst soll es ein weiteres Gespräch geben. Dann könnten auch weitere Maßnahmen drohen, befürchtet der frühere Wiener Generalvikar Helmut Schüller, der an der Spitze der Reformorganisation steht.
Weiter im Standard >>

"Aufruf zum Ungehorsam": Nachdenkpause bis zum Herbst
Wiener Erzbischof traf mit Vertretern der Pfarrer-Initiative zusammen
Nach dem "Aufruf zum Ungehorsam" hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Mittwoch Vertreter der "Pfarrer-Initiative" getroffen. Wie die Erzdiözese Wien mitteilte, habe der Kardinal bei dem Treffen mit jenen Vorstandsmitgliedern der Pfarrer-Initiative, die als Priester der Erzdiözese Wien angehören, deutlich gemacht, dass er als Bischof seiner Diözese den Ungehorsamsaufruf "nicht so stehen lassen" könne.
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"Aufruf zum Ungehorsam": Schönborn trifft "Pfarrer-Initiative"
„Karten auf den Tisch gelegt“
Gerald Gump, Vorstandsmitglied der Pfarrer-Initiative sieht das Gespräch mit dem Erzbischof grundsätzlich positiv. „Die Karten wurden offen auf den Tisch gelegt“, sagt er im Interview mit religion.ORF.at. Schönborn habe den Gesprächsteilnehmern einen Fragenkatalog mitgegeben, über den sie bis zum nächsten Treffen beraten sollten. Inhaltlich habe es beispielsweise beim Zölibat eine deutliche Absage gegeben: „Der Kardinal hat deutlich gemacht, dass er sich in diesem Punkt weder in der Bischofskonferenz noch in Rom für irgendeine Änderung einsetzen werde. So deutlich hatte ich das davor von ihm noch nie gehört“, sagt Gump.
Grundsätzlich habe er das Gefühl, dass die österreichischen Bischöfe die Anliegen der Initiative sehr wohl ernst nehmen würden. „Aber sie schätzen in vielen Punkten die Brisanz deutlich anders ein“, meint Gump. „Wir glauben, dass es so nicht weiter gehen kann. Der Kardinal sieht das etwas entspannter.“ Die Kritik an der Form, die für den Aufruf der Pfarrer-Initiative gewählt wurde, und vor allem an der Wortwahl („Ungehorsam“) kann Gump zwar nachvollziehen, er selbst findet ihn jetzt allerdings sogar noch treffender als bei der Veröffentlichung. „Ich war zu Beginn skeptisch, weil ich selbst ein eher konfliktscheuer Mensch bin, aber mittlerweile bin ich überzeugt, dass der Titel genau das ausdrückt, was Sache ist. Viele Priester tun diese Dinge, die wir angesprochen haben, seit Jahren. Es ist nur ehrlich, das auch zu kommunizieren.“
Ganzer Beitrag auf Religion.ORF.at >>

Mittwoch, 10. August 2011

Für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Kommunionempfang

Beim PGR-Kongress in Mariazell im Mai 2010 wurde seitens der Bischöfe eine Stellungnahme zur Pastoral von wiederverheirateten Geschiedenen versprochen. Bis heute ist nichts geschehen außer der Errichtung einer Arbeitsgruppe.

Die Pfarrer-Initiative hat nun diesbezüglich in ihrem "Aufruf zum Ungehorsam" einen Vorstoß gewagt: WIR WERDEN gutwilligen Gläubigen grundsätzlich die Eucharistie nicht verweigern.

Befremdend wirken dagegen zwei Leserbriefe im martinus vom 31. Juli 2011, die von den wiederverheirateten Geschiedenen Opfer und Kommunionverzicht fordern und dafür eine "Göttliche Ordnung" beanspruchen. Außerdem werden Priester als "weltlich" und "den Weg der Heiligkeit verlassen" diffamiert, die Geschiedene-Wiederverheiratete an der Mahlgemeinschaft teilhaben lassen und - wie Jesus - auch das im Gestrüpp hängen gebliebene Lämmlein suchen und zur Herde bringen. Hier wäre ein klärendes Wort des martinus-Herausgebers notwendig.
Wohltuend und informativ ist hingegen der Beitrag von Eberhard Schockenhoff, seit 1994 Professor für Moraltheologie an der Universität Freiburg, erschienen in  HERDER KORRESPONDENZ Heft 08-2011 >>

Kirche als Versöhnungsgemeinschaft

Für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Kommunionempfang
Das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen im gegenwärtigen kirchlichen Leben stellt einen pastoralen Notstand dar, dessen Ausmaß zu selten wahrgenommen wird. In der Frage einer möglichen Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten bündeln sich dabei Fragestellungen mehrerer theologischer Disziplinen. Die Einladung zur vollen Teilnahme am eucharistischen Mahl wäre auch für die Kirche selbst von großer Bedeutung.

Montag, 8. August 2011

"Scheinwelt der Bischöfe"


Lieber Edi!
 
Mit Bewunderung für seine Analyse und auch seinen tiefen Optimismus habe ich auf Deinem  Blog „Begegnung & Dialog“ die Ausführungen von Herrn em. Univ.Prof. Dr. Anton Kolb gelesen.
 
Ich darf auf einige Punkte besonders hinweisen: 
 
1. Bezüglich „an die eigene Brust klopfen“:  das werden die wenigsten der Bischöfe jemals aus freien Stücken tun. Vermeinen sie doch zumindest subjektiv, der Wahrheit und Gott näher zu sein. Und vermeinen dürfen sie ja. Sie dürfen sich auch kalte Schauer über ihre Bedeutung über den Rücken laufen lassen – so wie „weltliche" VerantwortungsträgerInnen. Bei den „freien Stücken“ gibt’s allerdings eine sehr profane Einschränkung:  die Kirchenbeiträge. Bis jetzt leben sie davon, dass die „Basis“ sich auf Resolutionen u.ä. beschränkt. Noch.
2. „Scheinwelt der Bischöfe“:  es ist eine (noch) staatlich subventionierte „Scheinwelt“. Das kann  bei dem weiteren Rückgang der Mitgliederzahlen sehr schnell ganz anders werden. Die kennen diese „Automatismen“ nur noch nicht.
3. Bei den von Prof. Kolb angeführten Varianten wird die „schlimmste“ kommen: das „einfach ignorieren“. Wetten? Und genau da beginnt halt unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit „dem Herrn“ gegenüber: die Seelsorge, die Caritas, die Substanz der Botschaft zu retten. Wir müssen das tun - auch über so manchen Bischof hinweg. 
 

4. Persönlich: vor kurzem hat mich ein ausländischer Priester gebeten, einen Zweig der Kategorialseelsorge mit österreichischen Mitteln zu unterstützen. Wir werden das tun – um der Seelsorge wegen. Aber den etwas naiven Vorschlag, das über eine diözesane Kommission zu tun – kommt überhaupt nicht in Frage. Es sei denn, der Bischof unterzeichnet einen auch für ihn bindenden Vertrag. Wir haben nichts zu verschenken!

Mit herzlichem Gruß und Dank für Dein /Euer unermüdliches Bemühen, die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit“  dem  „Chef“ gegenüber zu erfüllen!  ER wird den endgültigen Dank aussprechen. Und einige werden sich wohl mit etwas reduziertem zufriedengeben müssen. Auf ewig – dafür durften sie ja im Diesseits formell „hausen“.
Lothar Müller

Gastbeitrag von Lothar Müller, Innsbruck:  

Sonntag, 7. August 2011

Vertrauen schaffen

Hab die Menschen gern,
so wie sie sind.
Es gibt keine anderen.
Sag zum Mann, zur Frau,
zum Freund, zur Arbeitskollegin:
„Für mich musst du nicht vollkommen sein!“

Das schafft eine Atmosphäre des Vertrauens,
der Wärme und Geborgenheit.
Sei ein Mensch,
der mit den Mitmenschen
von Herzen glücklich ist,
selbst wenn es ein Mensch
mit gebrochenen Flügeln ist.


Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz,
Verlag Herder, Freiburg i. Br. 2008, 51.

Samstag, 6. August 2011

Ungehorsam, aber nicht auf Abwegen

Der "Aufruf zum Ungehorsam" der Pfarrer-Iniitative rief bischöflichen Unmut hervor.
Peter Paul Kaspar, u.a. Vorstandsmitglied der Pfarrer-Initiative, verfasste in bewährter Manier für die "Furche" vom 28. Juli 2011, Seite 18, einen Artikel mit der Überschrift: Ungehorsam, aber nicht auf Abwegen.
Diese Aktion ist aber als "Not der Getreuen" zu verstehen und keinesfals als Gefährdung der Einheit der Kirche.

Freitag, 5. August 2011

Pater Sporschill: „Schluss mit den frommen Sprüchen“

In einem beeindruckenden Interview in der PRESSE vom 19.03.2010  nimmt Jesuitenpater Georg Sporschill mit klaren Worten zur Situation der Kirche Stellung. Sporschill ist bekannt durch seine Arbeit für Straßenkinder. Er sieht in der Krise der katholischen Kirche nach den Missbrauchsfällen auch auch die Chance, "dass für das Neue ein Damm bricht."

Unter anderem sagt Sporschill:
"Es kommt jetzt eine größere Ehrlichkeit: Schluss mit frommen Sprüchen, Schluss mit Betulichkeit, Schluss mit Vortäuschung von Machtstrukturen, die keine mehr sind. Wir müssen die Orte in der Welt entdecken, wo das Heil passiert, und nicht glauben, wir produzieren es. Das ist die Lehre Jesu."

"Ich hoffe, dass jetzt auch für das Neue ein Damm bricht. Vielleicht wird im Zuge dieses Dammbruches der Pflichtzölibat aufgehoben, vielleicht kommt auch das Priestertum der Frauen. Das alles kann kommen, wenn der Deckel, der jetzt zerbricht, weg ist.

"Die Initiative, die Revolution, muss immer von unten kommen. Dann erwacht in uns so ein Lebensmut, so ein Überlebenswille, dass wir wieder auf vernünftige Pfade kommen. Wenn wir Glück haben, werden die Bischöfe das akzeptieren und am Schluss sogar segnen. Ich nütze meine Narrenfreiheit. Ein Bischof hat keine Narrenfreiheit. Aber ein Bischof müsste Narren suchen, fördern. Wir haben keine Chance, wenn wir nicht Mutige, freche Hunde, rufen."

Zum ganzen Interview >>

Concordia - Sozialprojekte von Pater Georg Sporschill SJ >>

Donnerstag, 4. August 2011

Sammlung koptischer Handschriften bringt neue Einblicke in Bibel

Der Universität Wien wurde eine der größten Sammlungen von Blättern alter koptischer Bibeln übergeben. Damit sind neue Erkenntnisse möglich. Etwa, wie in früheren Übersetzungen aus Frauen Männer wurden.

Ganzer Beitrag auf religion.orf.at >>

Mittwoch, 3. August 2011

Kolb: "Schönborn, Kapellari & Co betreiben Vertreibungsaktion der Gläubigen"

 
Univ. Prof. Dr. Anton Kolb, der bis zu seiner Emeritierung Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz lehrte, hat der Laieninitiative eine Stellungnahme zur Kritik der Bischöfe Schönborn und Kapellari an der Erklärung der Pfarrer-Initiative zur Verfügung gestellt. Ich gebe sie  hier in geringfügig gekürzter Form wieder:

Bischof Egon Kapellari von der Diözese Graz-Seckau hat „klar und entschieden“ dagegen Stellung genommen: Die Bischöfe und der Papst wüssten über pastorale Nöte Bescheid. Es gäbe in Wirklichkeit aber diesbezüglich „keinen Notstand…, der einen Sonderweg der Kirche in Österreich außerhalb der Weltkirche auch nur rational rechtfertigen würde.“ Man gefährde „auf schwerwiegende Weise die Identität und Einheit der katholischen Kirche.“ Es handle sich um eine „selektive Wahrnehmung“. Man dürfe nicht „gemeinsame Verpflichtungen einseitig aufkündigen.“
Bischof Kapellari betreibt eine alte, immer wiederholte, längst bekannte und weitgehend widerlegte Argumentation der Reformverweigerer. So wäre in der Kirche nie eine Reform zustande gekommen, die de facto immer "von unten" begonnen hat. Das Argument von der "Weltkirche" wird bereits zum Überdruss wiederholt. Die Identität und die Einheit der Weltkirche werden einseitig und eindeutig viel eher von Kapellari & Co., „von oben“, von der Hierarchie bedroht. Die Mitglieder der "Pfarrer-Initiative" können, sollen und wollen sich selbstverständlich "rational rechtfertigen". Die "Ratio", „bestes Wissen“ hat Kapellari nicht gepachtet, auch wenn er sich immer so zu geben versucht, sie anderen nicht ohne weiteres zugesteht.
Die "selektive Wahrnehmung" ist in einem weitaus höheren Maß den Reformverweigerern zuzuschreiben, als den Reformern. Die Verweigerer waren im Verlauf der Kirchengeschichte daran schuld, dass die Kirche Schaden genommen hat. Sie sollten also wenigstens post factum aus der Geschichte lernen, und ihre eigenen „Verpflichtungen“ gegenüber dem reformwilligen Kirchenvolk wahrnehmen, die sie sträflich vernachlässigen. Wer seine Verpflichtungen gegenüber dem Kirchenvolk so vernachlässigt, der soll nicht von den Verpflichtungen der Pfarrer sprechen, die diese unter schwierigen Umständen erfüllen, eine Pastoral der Barmherzigkeit betreiben.
Kapellari & Co. zementieren den Zentralismus sowie den Erhalt und die Ausübung eigener Macht, kompensieren verschiedene eigene (menschliche) Mängel. Es erweist sich weder didaktisch als brauchbar noch ist es sachlich wirklich hilfreich, dass z.B. auch vom Bischof Klaus Küng von St. Pölten im gegebenen Zusammenhang der Gehorsam der Priester herausgestrichen und eingefordert wird. Man wird auch unfolgsamen „Kindern“ nicht mit Erfolg sagen können: Sei schön gehorsam, das bist du den Eltern schuldig! So macht man Pfarrer und Gläubige zu unmündigen Kindern. Solche Argumente und solches Verhalten wirken sich schon lange negativ aus und liefern den Grund und die Rechtfertigung für den „Aufruf zum Ungehorsam“.
Der Papst und die Bischöfe können und wollen offensichtlich nicht begreifen, dass sie selbst an den gegenwärtigen Entwicklungen – wie z.B. auch am „Aufruf“ – schuld sind, weil sie in den letzten Jahrzehnten unbekümmert und mit den immer gleichen Ausreden jede Reform verweigert und verhindert haben. Sie sollten also viel eher an die eigene Brust klopfen und zumindest ihre Mitschuld eingestehen. Sie verwechseln Ursache und Wirkung. 
Gleich einseitig – wenn nicht noch schlimmer – fällt die Argumentation von Kapellari aus, was das Gewissen betrifft. Dieses ist wahrlich ein „hoch geachteter Wert“, aber nicht im Sinne von Kapellari. Es hat nämlich nicht dem „Papst und Bischöfen“, nicht der „weltweiten Gemeinschaft“ der Kirche zu dienen, ist nicht deren Einrichtung, ist nicht von diesen zu instrumentalisieren. Ganz im Gegenteil kann und soll es fallweise gerade auch zu Recht dagegen aufbegehren, wie im vorliegenden Fall. Wenn die pastorale Notsituation „sowohl den Bischöfen wie dem Papst bekannt“ ist – wie Kapellari schreibt -, warum unternehmen sie dann nicht wirklich etwas Greifbares, Sichtbares und Hilfreiches dagegen? Bloße Ankündigungen und Behauptungen genügen nicht. Der bloße und übertriebene Gehorsam der Bischöfe dem Papst gegenüber genügt auch nicht, kann, soll und darf nicht als Vorbild, sondern allenfalls nur als Ausrede dienen. 
Kann man das alles mit „bestem Wissen und Gewissen“ verantworten, die Kapellari dem Papst und den Bischöfen, somit auch sich selbst, zugesteht? Warum dann nicht auch den Pfarrern, die sich schon vorher darauf berufen haben, die den „Aufruf“ befürworten? Es ist wahrlich hypertroph, sich selbst „bestes Wissen und Gewissen“ zuzusprechen, den betreffenden Pfarrern aber gleichzeitig abzusprechen. Wie wäre es mit einer Gewissenserforschung seitens der Hierarchie? Zumindest für die Gläubigen ist das Gewissen auf Gott bezogen, und nicht auf den Papst und die Bischöfe. Man sollte für die eigenen Pfarrer, Diakone und Gläubigen mehr Verständnis haben, ihnen mehr entgegen kommen, ihnen Hilfe anbieten, sie nicht weiter brüskieren und vertreiben, vielmehr ihre geistlichen, geistigen, pastoralen Gaben bzw. Charismen und Kompetenzen wert schätzen und unterstützen. Sie schreiben, reden, predigen und arbeiten aus Liebe zur Kirche. Man möge ihnen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit widerfahren lassen, die um das Wohl und nicht um die Wolle ihrer „Schafe“ besorgt sind. 
Es ist bedauerlich und betrüblich, wie pastoral oberflächlich, rückständig und unbekümmert („kein Notstand“), theologisch dürftig und kirchengeschichtlich betrachtet falsch hier auf eine wirkliche und konkret existierende Notsituation reagiert wird. Das System schlägt zurück. Man steige herab vom Thron, vom hohen Ross, um die Systemkrise nicht weiter zu verschärfen. Man respektiere das Gewissen der Pfarrer. Die Zeit der Bischöfe ist hoffentlich bald vorbei, in der sie wie bisher öffentlich mehr oder minder von den Mitgliedern der eigenen Kirche unbehelligt weiter regieren, ihre „Herrschaft“ ausüben können.
Etwas verspätet hat auch Kardinal Schönborn auf den „Aufruf zum Ungehorsam“ geantwortet. Was ich als Kritik an Kapellari geschrieben habe, gilt ceteris paribus auch für Schönborn, der in ähnlicher Weise wie dieser zu argumentieren versucht. Er hat, wie er selber sagt, „im Zorn und in Trauer“ reagiert. Dem Leser der Aussagen Schönborns bleibt auch nur als einzige Möglichkeit, dass ihm nämlich in tiefer Trauer die Zornesröte in das Gesicht steigt. Schönborn schreibt weiter: „Mich erschüttert der offene Aufruf zum Ungehorsam.“ Sehr viele aber erschüttert noch viel mehr seine Uneinsichtigkeit, seine behauptete eigene Schuldlosigkeit, ja fast Heiligsprechung der eigenen Antwort, die letztlich einer Verantwortungslosigkeit gleichkommt.
 
„Wer das Prinzip des Gehorsams aufgibt, löst die Einheit auf.“ Die „Pfarrer-Initiative“ hat keineswegs das Prinzip des Gehorsams aufgegeben, sondern den falsch verstandenen, überzogenen, bedingungslosen Gehorsam kritisiert. Das tut den Bischöfen weh, weil sie gerne hätten, dass man ihnen weiterhin schön brav gehorcht wie bisher, dass sie weiter „regieren“ können wie bisher. Es ist biblisch und theologisch schlichtweg falsch, die „Einheit der Kirche“ vom Gehorsam abhängig zu machen. Die Pfarrer haben weiters genauso wenig generell den „Ungehorsam zur Tugend erhoben.“ Man sollte also keinen Buhmann aufbauen, es sich nicht so leicht, zu leicht, zu bequem machen. Die „schmerzliche Verwundung der Einheit“ ist Schönborn selbst zuzuschreiben.
Man verteidigt und beschwört eine „Einheit“, die es ohnehin schon lange nicht mehr gibt. In der Österreichischen, der Deutschen wie in anderen Bischofskonferenzen gibt es auch längst keine Einheit mehr, falls es diese je gegeben haben sollte. Man soll also nicht anderen vorschreiben, was man selber nicht zustande bringt. Die Bischöfe sollen untereinander und anderen gegenüber ehrlich und transparent umgehen. Die Scheinwelt der Bischöfe wird vor der Außenwelt zu vertuschen versucht, die ihre eigenen Konflikte in Wahrheit nicht zu lösen vermögen.
Sie sollten vielmehr gegen das Denunziantentum, insbesondere in den Reihen der Restaurativen, auftreten, anstatt es zu tolerieren, zu decken, womöglich selbst zu betreiben. Maulkörbe, Absetzungen, Unterdrückungen, Drohungen, Vertuschungen, Ausgrenzungen, Verleumdungen, Verdrängungen und Schweigen dürfen nicht weiter als legitime Machtmittel und Unterdrückungsmechanismen eingesetzt werden. Es gibt leider eben auch Menschenrechtsverletzungen seitens der Hierarchie der katholischen Kirche. Gegen alle diese Machtmechanismen, gegen Unehrlichkeit, gegen die Wahrung des Scheines, gegen Diktatur und Diskriminierung sollten und müssten die Bischöfe auftreten, in den eigenen Reihen, auch dem Papst gegenüber, anstatt ihm Gehorsam zu geloben, und dies alles unter allen, auch unchristlichen Umständen zu verteidigen. Sie sollten lieber die Füße, als die Köpfe waschen. Nicht die Pfarrer befinden sich in diesem Fall in einer Krise, sondern die Machtstruktur der Kirche. Je mehr Gehorsam, umso weniger Eigenverantwortung und Notwendigkeit eigener Einsicht, eigenen Denkens. Ist es das, was der Papst und die Bischöfe wollen? Bei manchen Fällen der gegenwärtigen Kirchenpolitik scheint das der Fall zu sein. Man soll auch den Pfarrern Meinungs- und Redefreiheit zugestehen. Sie sollen sich nicht auseinander dividieren lassen. 
Die Priester haben keineswegs „aus freien Stücken, von niemandem dazu gezwungen, dem Bischof ‚Ehrfurcht und Gehorsam‛… versprochen“. Diese „Freiwilligkeit“ gleicht vielmehr jener des Pflichtzölibates. „Der christliche Gehorsam ist eine Schule der Freiheit.“ Das gilt nicht für den Gehorsam, wie ihn Schönborn, Kapellari und Gesinnungsgenossen verstehen, sondern nur im biblischen Sinne. Es ist auch völlig unangebracht und inadäquat, im Zusammenhang mit dem Gehorsam auf den „Arbeitsplatz“ und das „Vaterunser“ zu verweisen. Die Bischöfe sollten sich als Priester, Pfarrer, Brüder sehen und verstehen, nicht als Vorgesetzte, nicht als Dienstgeber für einen „Arbeitsplatz“, womöglich unter Androhung der Kürzung des Gehaltes eines Geistlichen, wenn er nicht gehorsam ist, wie es auch schon geschehen ist.
Der weitere Hinweis Schönborns auf das Beispiel seines eigenen, der Bischöfe Gehorsam dem Papst gegenüber geht insofern daneben, weil genau ein blinder und absoluter Gehorsam, der übrigens Gott allein gebührt, wesentlich mit schuld ist an den Fehlentwicklungen der Kirche. Negatives kann und soll kein Vorbild sein. Die Bischöfe hätten es viel mehr als ihre religiöse, moralische und menschliche Pflicht betrachten sollen, sich z.B. über die ungerechte und unfaire Abberufung ihres Kollegen William M. Morris, Bischof in Australien, beim Papst zu beschweren. Sie haben nichts getan, außer geschwiegen. Unter dem Deckmantel des Gehorsams kann man in Unschuld gut schlafen. 
Schönborn schreibt: „Dem Gewissen ist immer Folge zu leisten“. Er respektiert und realisiert aber diesen Satz, diese Einsicht, dieses Prinzip überhaupt nicht, was die betreffenden Pfarrer betrifft. Er zieht keine bzw. falsche Konsequenzen daraus. Beim „Aufruf“ handle es sich um eine Sache, „die zu einer klaren Entscheidung drängt.“ Insofern ja, weil der Papst und die Bischöfe nun endlich Reformen durchführen müssen, um nicht selber weiter daran schuld zu sein, dass Geistliche ihr Amt niederlegen und Gläubige aus der Kirche austreten. Es klingt fast wie ein Hohn, angesichts dieser Tatsachen von dieser Seite die „Einheit“ zu beschwören. Man sieht die Splitter in den Augen der Pfarrer, die Balken in den eigenen Augen werden geflissentlich übersehen. Es besteht die Gefahr der Erblindung. Ein negatives Beispiel in dieser Hinsicht ist auch der neue Bischof des Burgenlandes, Ägidius  Zsifkovics, der seit seinem Amtsantritt mit seiner erzkonservativen Einstellung der Diözese Eisenstatt nur Schwierigkeiten bereitet. Nach Schönborn müssten wir alle „den Willen Gottes“ erfüllen. Genau darum geht es. Genau das will die „Pfarrer-Initiative“. Nicht einmal der Papst und die Bischöfe haben den Willen Gottes gepachtet.
Wenn nicht schon direkt, so wirft Schönborn jedenfalls indirekt der „Pfarrer-Initiative“ vor, „den Weg nicht mehr mit der römisch-katholischen Kirche zu gehen.“ Das kommt beinahe einem Hinauswurf gleich. Mir schiene es richtiger, wichtiger und besser, dass die Reformverweigerer die notwendigen Konsequenzen ziehen. Schönborn hat am 17.07.2011 im Stephansdom in Wien das Requiem für Otto von Habsburg gehalten. Im Sinne des Verstorbenen eine würdige und schöne Feier. Damit hat er sich sicher bei seinen Anhängern weitere Sympathien erworben. Wer ein Requiem gut halten kann, bürgt allerdings noch nicht notwendigerweise für Führungsqualitäten in einem so hohen Amt. Große Inszenierung, Ästhetik, Barock und Weihrauch dürfen nicht über Inhalt, Auftrag, richtige Richtung und Ziel hinweg täuschen.
 
Im weltlichen Bereich würde man – bei allem Respekt vor verschiedenen Leistungen – sagen: Schönborn, Kapellari & Co sollen von ihren Ämtern zurücktreten, auch deshalb, um nicht noch weiteren Schaden anzurichten, um nicht noch weitere Gläubige zum Kirchenaustritt zu veranlassen. Dazu haben sie leider schon über Jahrzehnte viele Gründe geliefert. Sonst wird man sich nicht mehr sehr lange um sie kümmern, über sie nicht einmal mehr aufregen, sondern sie einfach ignorieren. Was entschieden schlimmer wäre. Sie betreiben eine Vertreibungsaktion der Gläubigen, vielleicht auch von Pfarrern, während sie wehleidig und mitleidig von der „Einheit der Kirche“ schwärmen. Man plädiert für „gegenseitige Wertschätzung“ (Schönborn), von der man im gegenständlichen Fall von ihm nichts merkt, für gegenseitige Rücksichtnahme, friedliche Diskussion und eine gemäßigte Sprache, um weiter leichter regieren zu können, hält sich aber selber kaum daran. Man hat Angst vor der Verteilung der Macht.
Vielleicht gelingt es – die Hoffnung ist nicht sehr groß –, die Besagten noch zu einem synodalen, kollegialen, partizipativen, partnerschaftlichen und demokratischen Leitungsstil und zu einem Dialog zu „bekehren“. „Lernen hat noch nie geschadet“, sagte Schönborn beim besagten Requiem. Möge diese Lernbereitschaft auch für ihn und die Seinen gelten. Oder sie verharren weiter in ihrem Zorn, ihrer Trauer, ihrer Angst, ihrer diesbezüglichen Unfähigkeit und ihrer Unglaubwürdigkeit. Sie treten noch immer mit Scheuklappen die Flucht in einen geschützten und abgeschlossenen Innenraum an. Pfarrer, Gläubige und Theologen sind insofern „schuld“, weil sie zu lange mit ihrer Kritik und ihrem Widerspruch gewartet haben, zu zaghaft waren. So haben sich der Papst und die Bischöfe in relativer Sicherheit wiegen und ihre Macht weiter einseitig ausüben können. „Fiat iustitia, pereat mundus.“ Nicht der Gehorsam, sondern die Liebe ist nach dem Evangelium das erste, oberste und wichtigste Gebot der Christen. Sollte es auch in der Kirche sein.